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Ja, es schien die Türe zu klein, die hohen Gestalten

Einzulassen, die nun zusammen betraten die Schwelle.

Hermann stellte den Eltern sie vor mit fliegenden Worten.

«Hier ist«, sagt' er,»ein Mädchen, so wie Ihr im Hause sie wünschet.

Lieber Vater, empfanget sie gut; sie verdient es. Und liebe

Mutter, befragt sie sogleich nach dem ganzen Umfang der Wirtschaft,

Daß Ihr seht, wie sehr sie verdient, Euch näher zu werden.»

Eilig führt' er darauf den trefflichen Pfarrer beiseite,

Sagte:»Würdiger Herr, nun helft mir aus dieser Besorgnis

Schnell, und löset den Knoten, vor dessen Entwicklung ich schaudre.

Denn ich habe das Mädchen als meine Braut nicht geworben,

Sondern sie glaubt, als Magd in das Haus zu gehn, und ich fürchte,

Daß unwillig sie flieht, sobald wir gedenken der Heirat.

Aber entschieden sei es sogleich! Nicht länger im Irrtum

Soll sie bleiben, wie ich nicht länger den Zweifel ertrage.

Eilet und zeiget auch hier die Weisheit, die wir verehren!»

Und es wendete sich der Geistliche gleich zur Gesellschaft.

Aber leider getrübt war durch die Rede des Vaters

Schon die Seele des Mädchens; er hatte die munteren Worte

Mit behaglicher Art im guten Sinne gesprochen:

«Ja, das gefällt mir, mein Kind! Mit Freuden erfahr' ich, der Sohn hat

Auch wie der Vater Geschmack, der seinerzeit es gewiesen.

Immer die Schönste zum Tanze geführt und endlich die Schönste

In sein Haus als Frau sich geholt; das Mütterchen war es.

Denn an der Braut, die der Mann sich erwählt, läßt gleich sich erkennen,

Welches Geistes er ist, und ob er sich eigenen Wert fühlt.

Aber Ihr brauchtet wohl auch nur wenig Zeit zur Entschließung?

Denn mich dünket fürwahr, ihm ist so schwer nicht zu folgen.»

Hermann hörte die Worte nur flüchtig; ihm bebten die Glieder

Innen, und stille war der ganze Kreis nun auf einmal.

Aber das treffliche Mädchen, von solchen spöttischen Worten,

Wie sie ihr schienen, verletzt und tief in der Seele getroffen,

Stand, mit fliegender Röte die Wange bis gegen den Nacken

Übergossen; doch hielt sie sich an und nahm sich zusammen,

Sprach zu dem Alten darauf, nicht völlig die Schmerzen verbergend:

«Traun! zu solchem Empfang hat mich der Sohn nicht bereitet,

Der mir des Vaters Art geschildert, des trefflichen Bürgers;

Und ich weiß, ich stehe vor Euch, dem gebildeten Manne,

Der sich klug mit jedem beträgt und gemäß den Personen.

Aber so scheint es, Ihr fühlt nicht Mitleid genug mit der Armen,

Die nun die Schwelle betritt und die Euch zu dienen bereit ist;

Denn sonst würdet Ihr nicht mit bitterem Spotte mir zeigen,

Wie entfernt mein Geschick von Eurem Sohn und von Euch sei.

Freilich tret ich nur arm, mit kleinem Bündel ins Haus ein,

Das mit allem versehn die frohen Bewohner gewiß macht;

Aber ich kenne mich wohl und fühle das ganze Verhältnis.

Ist es edel, mich gleich mit solchem Spotte zu treffen,

Der auf der Schwelle beinah mich schon aus dem Hause zurücktreibt?»

Bang bewegte sich Hermann und winkte dem geistlichen Freunde,

Daß er ins Mittel sich schlüge, sogleich zu verscheuchen den Irrtum.

Eilig trat der Kluge heran und schaute des Mädchens

Stillen Verdruß und gehaltenen Schmerz und Tränen im Auge.

Da befahl ihm sein Geist, nicht gleich die Verwirrung zu lösen,

Sondern vielmehr das bewegte Gemüt zu prüfen des Mädchens.

Und er sagte darauf zu ihr mit versuchenden Worten:

«Sicher, du überlegtest nicht wohl, o Mädchen des Auslands,

Wenn du bei Fremden zu dienen dich allzu eilig entschlossest,

Was es heiße, das Haus des gebietenden Herrn zu betreten;

Denn der Handschlag bestimmt das ganze Schicksal des Jahres,

Und gar vieles zu dulden verbindet ein einziges Jawort.

Sind doch nicht das Schwerste des Diensts die ermüdenden Wege,

Nicht der bittere Schweiß der ewig drängenden Arbeit;

Denn mit dem Knechte zugleich bemüht sich der tätige Freie:

Aber zu dulden die Laune des Herrn, wenn er ungerecht tadelt,

Oder dieses und jenes begehrt, mit sich selber in Zwiespalt,

Und die Heftigkeit noch der Frauen, die leicht sich erzürnet,

Mit der Kinder roher und übermütiger Unart:

Das ist schwer zu ertragen, und doch die Pflicht zu erfüllen

Ungesäumt und rasch, und selbst nicht mürrisch zu stocken.

Doch du scheinst mir dazu nicht geschickt, da die Scherze des Vaters

Schon dich treffen so tief, und doch nichts gewöhnlicher vorkommt,

Als ein Mädchen zu plagen, daß wohl ihr ein Jüngling gefalle.»

Also sprach er. Es fühlte die treffende Rede das Mädchen,

Und sie hielt sich nicht mehr; es zeigten sich ihre Gefühle

Mächtig, es hob sich die Brust, aus der ein Seufzer hervordrang,

Und sie sagte sogleich mit heiß vergossenen Tränen:

«Oh, nie weiß der verständige Mann, der im Schmerz uns zu raten

Denkt, wie wenig sein Wort, das kalte, die Brust zu befreien

Je von dem Leiden vermag, das ein hohes Schicksal uns auflegt.

Ihr seid glücklich und froh, wie sollt' ein Scherz Euch verwunden?

Doch der Krankende fühlt auch schmerzlich die leise Berührung.

Nein, es hülfe mir nichts, wenn selbst mir Verstellung gelänge.

Zeige sich gleich, was später nur tiefere Schmerzen vermehrte

Und mich drängte vielleicht in stillverzehrendes Elend.

Laßt mich wieder hinweg! Ich darf im Hause nicht bleiben;

Ich will fort und gehe, die armen Meinen zu suchen,

Die ich im Unglück verließ, für mich nur das Bessere wählend.

Dies ist mein fester Entschluß; und ich darf Euch darum nun bekennen,

Was im Herzen sich sonst wohl Jahre hätte verborgen.

Ja, des Vaters Spott hat tief mich getroffen: nicht, weil ich

Stolz und empfindlich bin, wie es wohl der Magd nicht geziemet,

Sondern weil mir fürwahr im Herzen die Neigung sich regte

Gegen den Jüngling, der heute mir als ein Erretter erschienen.

Denn als er erst auf der Straße mich ließ, so war er mir immer

In Gedanken geblieben; ich dachte des glücklichen Mädchens,

Das er vielleicht schon als Braut im Herzen möchte bewahren.

Und als ich wieder am Brunnen ihn fand, da freut' ich mich seines

Anblicks so sehr, als wär' mir der Himmlischen einer erschienen.

Und ich folgt' ihm so gern, als nun er zur Magd mich geworben.

Doch mir schmeichelte freilich das Herz (ich will es gestehen)

Auf dem Wege hierher, als könnt' ich vielleicht ihn verdienen,

Wenn ich würde des Hauses dereinst unentbehrliche Stütze.

Aber, ach! nun seh ich zuerst die Gefahren, in die ich

Mich begab, so nah dem still Geliebten zu wohnen.

Nun erst fühl ich, wie weit ein armes Mädchen entfernt ist

Von dem reicheren Jüngling, und wenn sie die Tüchtigste wäre.

Alles das hab ich gesagt, damit ihr das Herz nicht verkennet,

Das ein Zufall beleidigt, dem ich die Besinnung verdanke.

Denn das mußt' ich erwarten, die stillen Wünsche verbergend,

Daß er sich brächte zunächst die Braut zum Hause geführet;

Und wie hätt' ich alsdann die heimlichen Schmerzen ertragen?

Glücklich bin ich gewarnt, und glücklich löst das Geheimnis

Von dem Busen sich los, jetzt, da noch das Übel ist heilbar.

Aber das sei nun gesagt! Und nun soll im Hause mich länger

Hier nichts halten, wo ich beschämt und ängstlich nur stehe,

Frei die Neigung bekennend und jene törichte Hoffnung.