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Ross hatte den Plan gehabt, einen windgeschützten Wassertümpel zu suchen und ihn mit organischem Leben jeder Art zu füllen, wenn — ja, wenn ein solches Leben noch irgendwo existierte.

Doch diese Wasserpfützen waren durch Staub und Aschenregen verschlammt, und selbst dann, wenn Ross das Wasser filtrieren ließ, hätte eine Sturzwoge alles zunichte gemacht und die Organismen wieder ins Meer zurückgespült. Auch die Roboter mußten wieder neue Kenntnisse aufspeichern und begreifen, daß es hier nicht allein um die Rettung von Menschenleben ging. Kleintiere jeder Art, Insekten, Pflanzen und so weiter mußten gemeldet und die Stelle ihres Vorkommens gekennzeichnet werden. Gleichzeitig mußten Schritte unternommen werden, um ihre weitere Existenz sicherzustellen.

Die Vorbereitungen zu dieser ersten Expedition nahmen zwei Wochen in Anspruch. Dann gab Ross den Befehl zum Aufbruch.

Das Vielzweckfahrzeug bot einen imposanten Anblick, als es wie ein Urwelttier aus der dreißig Fuß hohen Öffnung des großen Zeltes rollte. Wenn Ross überlegte, daß dieses Fahrzeug seinem Geist entsprossen war, kam er sich selber fast unheimlich vor. Es hatte eine Plattform, auf der die Arbeits- und Betreuungsroboter Platz fanden. Weiter befanden sich dort die für die Nachrichtenübermittlung benötigten Geräte nebst Antennen, Scheinwerfern, Kameras und Tiefenlotgeräte, die Metallvorkommen anzeigen sollten. Die ersten Bohrversuche verliefen zufriedenstellend. Es war schon ein monströses und furchterregendes Fahrzeug. Ross gab die Anweisung, es mit einem weit sichtbaren roten Kreuz zu versehen.

Ross inspizierte noch einmal die vorbeiziehende Kavalkade und blickte ihr nach, bis er sie aus den Augen verlor. Vor zwei Tagen hatte es zum letztenmal geregnet; jetzt war der Boden fast schon wieder trocken, und der Wind wirbelte die Asche auf. Ross machte kehrt und ging auf das kleinere Kontrollzelt zu. Hier waren die Geräte installiert, die Ross gestatteten, all das zu sehen, was die ausgesandten Roboter sahen. So konnte er ihnen weitere Anweisungen erteilen. Und in diesem Zelt verbrachte Ross die nächsten fünf Tage. Er beobachtete den Radarschirm und prüfte halbstündig, ob sich der Schlepper noch immer auf Fahrt befand. Gelegentlich fragte er an, ob die Expedition schon etwas gefunden hätte, obwohl man ihm das auch ohne Anfrage sofort mitgeteilt hätte. Er langweilte sich bald, war ungeduldig und die ganze Zeit in übler Laune.

* * *

So manches, was er gesagt und geleistet hatte, war kaum der Rede wert. Er wußte es und schämte sich ein wenig vor sich selbst, aber trotzdem spielte er den Allwissenden. Alles funktionierte — nur nicht die Konservenbüchsen!

„Ich bin es langsam satt, dauernd mit diesem Mist bepflastert zu werden!“ hatte er getobt. „Ich fürchte mich ja vor jeder Mahlzeit. Ihr habt doch auch eine Abneigung gegen schlechtes öl — oder? Prüft jede Büchse nach, ob ihr Inhalt noch gut oder schon in Verwesung übergegangen ist. Dann bringt mir ab sofort nur noch die guten! Mein Gott, das sollte für euch doch selbstverständlich sein!“

„Das würde bedeuten, daß wir jede Büchse öffnen müßten, Sir“, erwiderte die Robotschwester.

„Na, und?“

„Wenn wir jede Büchse öffnen, können Sie nicht alles essen, Sir, und sie würden auch schlecht werden. Darum ist es unmöglich…“

„Ist es das?“ unterbrach Ross scharf.

„Das ist es, Sir.“

„Dann friert die Büchsen eben ein, und wenn sie benötigt werden, taut ihr sie wieder auf. Ihr könnt dazu die Tiefschlaf-Installation benutzen! Für ein bißchen intelligenter hätte ich euch doch gehalten, meine Herrschaften. Eure Gehirnzellen haben noch große Lücken, muß ich sagen. Außerdem gibt es eine fabelhafte Möglichkeit, die schlechten von den eßbaren Konserven zu unterscheiden. Wenn die Büchsen beim öffnen einen zischenden und gurgelnden Laut von sich geben, sind sie schlecht, und wenn nicht, sind sie gut. Das mag zwar nicht immer die Regel sein, aber es vermindert jedenfalls die Überraschungseffekte. Ist das klar?“

Wie immer richtete die Robotschwester sich nur nach den Anweisungen, und der in den Worten steckende Spott und Sarkasmus machten ihr nicht das geringste aus. Sie tickte ein paarmal und teilte Ross mit, daß sie seine Anweisung bereits weitergegeben habe und eine,Vollzugsmeldung’ erwarte. Dann machte sie ihn auf den Bildschirm aufmerksam, dessen Szene sich verändert hatte…

Vierhundert Meilen in Richtung Nordwesten begann es zu regnen, und die Sicht betrug nur noch eine knappe Meile. Das Fernsehauge des Transporters übermittelte Ross das verzerrte Bild einer engen Schlucht mit Aschenmorast und großen, flachen Steinen. Vielleicht war das einmal eine Straße gewesen. Weiter hinten verbreiterte sich die Schlucht. Das mußte wohl ein See sein, dessen schwarze Wellen allerdings kaum vom Land zu unterscheiden waren. Dann blinkten Lichter auf, die große Erzvorkommen anzeigten.

Dieser Fund kam für Ross völlig überraschend, denn er hatte die Expedition auf eine ehemalige Stadt achtzig Meilen nördlich dirigiert. Es handelte sich anscheinend um eine Rüstungsfabrik, die auf den später herausgegebenen Landkarten nicht verzeichnet war. Wichtig allein war das Metall, das diese Fabrik in sich barg. Ross hatte allen Grund, sich zu freuen und hoffte, daß diese Glückssträhne weiter anhielt.

„Baut einen Schacht von einer halben Meile Tiefe!“ befahl Ross und hatte Mühe, seine Aufregung zu verbergen. „Der Schacht soll weit genug von der Küste entfernt sein, um etwaige Überflutungen zu verhindern.“

* * *

Die Bohrmaschine wurde in Stellung gebracht, eine Fontäne von Erde und Asche stieg fast kerzengerade in die Luft, als der Bohrer sich langsam tiefer fraß. Die Entfernung zwischen Ross und der Roboterbesatzung des Raupenschleppers betrug vierhundert Meilen, doch die Funk- und Sichtverbindung war ausgezeichnet.

Nach fünf Stunden intensiver Arbeit zeichnete sich deutlich das Bild ab. Auf diesem Platz war früher einmal eine Raketenabschußbasis gewesen, nicht sehr tief unter der Erde, doch auf einen ziemlich großen Bezirk verteilt. Die Bombe, die den Krater des vermeintlichen Sees verursacht hatte, war über der Basis detoniert und hatte auch die unterirdischen Bunker und Befestigungsanlagen flach gedrückt. Es gab keine Überlebenden, außerdem hatte die Abschußbasis vollautomatisch gearbeitet.

Als die Bohreinheit wieder an die Erdoberfläche zurückkehrte, sagte Ross: „Ich habe über alles nachgedacht. Wir werden unser Produktionsprogramm dort starten, wo es die größten Metallvorkommen gibt. Damit ersparen wir uns den zeitraubenden Transportweg. Aus diesem Grunde werde ich euch so viele Roboter schicken, wie hier entbehrlich sind. Unterdessen könnt ihr weiterarbeiten. Ihr kennt euch ja in der Metallurgie aus. Ihr habt mir berichtet, daß fünfzig Fuß unterhalb der Erdoberfläche große Metallvorkommen lagern. Um das Metall zu heben, müßt ihr den Schlepper in einen Bulldozer umbauen, und wenn ihr dann später…“

„Mister Ross“, unterbrach ihn die Robotschwester mit sanfter Stimme. „Sie müssen jetzt wieder zu Bett gehen.“

„Zum Teufel, wie lange soll ich noch Patient bleiben?“ schrie Ross. Er protestierte noch eine Weile, aber das nützte ihm nichts.

Doch diesmal kehrte er glücklicher in sein unterirdisches Zimmer zurück. Er hatte wieder Hoffnung geschöpft. Noch war er weit von seinem Endziel, jeden Quadratmeter Boden untersucht zu haben, entfernt. Aber der Anfang war gemacht. Er kannte die Fähigkeiten seiner Roboter; sie würden in der Lage sein, das Rohmaterial zu bearbeiten und daraus weitere Fahrzeuge zu bauen. Und sie würden kaum länger als eine Woche dazu benötigen.