Выбрать главу
* * *

Er hatte den feigen Wunsch, sich in Tiefschlaf versetzen zu lassen und dann nicht mehr zu erwachen. Doch die Roboter verhinderten es. Aus diesem Grunde erfand er eine Reihe unlösbarer Aufgaben und schickte die Roboter systematisch ins Verderben. Er hätte mehr interplanetarische Expeditionsgruppen aufstellen sollen und Lebensformen vom Mars oder der Venus auf die Erde überpflanzen sollen. Das Resultat wäre möglicherweise ein einziger Alptraum gewesen, doch wenigstens ein Fortschritt auf dem Gebiet der biologischen Wiederbelebung. Vielleicht hätte dieses von fremden Planeten entliehene Leben den Verfall der Erde aufgehalten. Ross war sicher, daß Doktor Fellew mit einem solchen Versuch einverstanden gewesen wäre, obwohl es sich um kein menschliches Leben handelte. Nein, Ross hatte noch nicht alles versucht, was in seinen Kräften stand.

Ross beugte sich vor, legte seine Hand auf den glatten Metallkörper der Robotschwester und blickte forschend in ihre reglosen Augenlinsen. Keine bewegte sich, so sehr er auch seine eigenen Augen anstrengte. Er konnte ihr nicht helfen, denn mit Robotmechanismen kannte er sich nicht aus. Merkwürdig, daß sich kein anderer Roboter um sie kümmerte. Anscheinend hatte sie keine Hilferufe ausgesandt.

„Tut mir leid“, sagte Ross betrübt. Er machte kehrt, um nach einem anderen Roboter Ausschau zu halten, der in der Lage war, ihn wieder in den wohltuenden Tiefschlaf zu versetzen. Es schien nur noch sehr wenige Roboter in diesen Tagen zu geben…

* * *

Ross erwachte in der festen Überzeugung, daß er dieses Erwachen nur geträumt hatte.

Die Robotschwester beugte sich über ihn.

„Aber du bist doch tot!“ sagte Ross.

„Nein, Sir“, erwiderte die Robotschwester.

„Warum hast du dich vorhin denn nicht gerührt?“

„Es war nur ein kleiner Schaden, der repariert werden konnte, Sir.“

„Ich freue mich, daß du… daß du wieder in Betrieb bist“, sagte Ross aufrichtig erleichtert. „Und diesmal, Schwester, werde ich wachbleiben und sterben wie in alten Zeiten, nämlich unter guten Freunden.“

„Bedaure, Sir“, wandte die Robotschwester ein. „Wir haben Sie nur geweckt, um Sie in eine besser geschützte Unterkunft zu überführen.“

„Ist etwas geschehen?“

„Ja, Sir. Die Kühlanlagen in den oberen Stockwerken sind ausgefallen, und nur noch wenige Sektionen des Palastes sind bewohnbar.“

„Und wie ist es mit der Reparatur?“

„Es kann lange Tage dauern, vorausgesetzt, daß die draußen herrschende Hitze nicht noch stärker wird. Darum werden wir Sie in eine andere Unterkunft bringen und dort wieder in Tiefschlaf versetzen.“

„Aber ich will nicht mehr schlafen! Habe ich das nicht eben gesagt?“

Die Robotschwester überhörte diese Frage. „Können Sie schon aufrecht gehen, Sir?“

„Ich glaube, ja.“

Draußen schlug Ross eine höllische Glutwelle entgegen. Er ging nicht, sondern schlug sofort ein Hundertmetertempo ein. Das glühende Gestein ließ buchstäblich seine Schuhsohlen qualmen, und der Wind brannte in seinem Gesicht. Tränen kollerten ihm die Wangen herunter. Er schloß die Augen und überließ der Robotschwester die Führung. Dabei befand er sich noch nicht einmal im Freien, sondern nur in einem Ausläufer des bereits angekohlten Palastes.

Der jagende Lauf endete in einem engen, kreisförmigen Tunnel, in dem sich ein winziges Abteil verbarg, das sicher viel mehr enthielt als einen jener Schlafsärge. Die schwere und luftdichte Tür schloß sich leise hinter ihnen.

„Bitte, drehen Sie sich um, Sir“, sagte die Robotschwester.

Ross tat es und sah eine Sprühflasche auf sich gerichtet.

„Das wird Ihnen später helfen, Sir.“

„Dieses Zeug färbt mich ja ganz grün!“ schnappte Ross. „Außerdem will ich wachbleiben, zum Teufel noch mal!“

Aber die Robotschwester beförderte ihn sanft in den Schlafsarg. Allerdings konnte man eher von einer,sanften’ Gewalt sprechen. Als sie eine Injektionsspritze mit einem Beruhigungsserum füllte und die Nadel ansetzte, bäumte sich Ross noch einmal verzweifelt auf. „Warte!… Bitte…!“ Er glaubte zu wissen, was geschah und fühlte eine fürchterliche Angst in sich aufsteigen. Konnte er nicht sterben, wann er wollte?

Die Roboter wollten ihn solange wie nur möglich am Leben halten. Wenn immer mehr und mehr Kühlanlagen ausfielen, wollten sie die noch verbleibende Kälte ausschließlich auf den Schlafsarg konzentrieren. Die Schwester hatte einmal durchblicken lassen, daß die Hitze allmählich auch für Roboter bedrohlich würde; doch er sollte im Tiefschlaf weiterleben können, bis auch der letzte Roboter seine mechanische Seele ausgehaucht hatte. Schließlich würde die Kühlanlage ganz aussetzen und Ross zum letztenmal für einen kurzen Augenblick erwachen, um bei lebendigem Leibe zu verbrennen…

Aber an dieser ganzen Situation stimmte etwas nicht.

„Warum habt ihr mich aufgeweckt?“ fragte er.

„Es mußte so sein, Sir.“

„Was du nicht sagst! Hättet ihr mich nicht auch im Tiefschlaf in diese Kammer transportieren können?“

„Das kann ich Ihnen jetzt nicht erklären, Sir.“

„Und warum hast du mir eine Spritze gegeben? Soviel ich weiß, ist der Vorrat an medizinischen Präparaten schon lange…“

„Ich möchte mich von Ihnen verabschieden, Sir“, sagte die Robotschwester. „Und viel Glück.“

18.

Als Ross sich wieder im Tiefschlaf befand, sprach die Robotschwester lautlos weiter. Es handelte sich um eine Art von Gedankenübertragung. Und mit Gedankengeschwindigkeit flogen ihre Worte nach einem Planetensystem jenseits der Milchstraße:

„Hier ist Schwester 5 B. Mister Ros» befindet sich im Tiefschlaf. Die letzten Beobachtungen bestätigten unsere Voraussage, daß die Sonne in Kürze eine unberechenbare Bahn einschlagen wird. Wir sehen eine Eruption von gewaltigem Ausmaß voraus, nach der sich die Erde wieder abkühlen wird. Doch nach der Eruption werden alle in der Kreisbahn des Saturn befindlichen Planeten für Menschen und Roboter unbewohnbar sein. Ist Fomalhaut IV fertig?“

„Hier Anthropologe 885/AS/931“, antwortete eine andere Stimme aus dem Weltraum. „Fomalhaut IV ist fertig, 5 B. Aber du mußt berücksichtigen, je mehr die Einheimischen den Anforderungen unseres Meisters gerecht werden, um so schwieriger ist es, sie zu kontrollieren. Ich ertappe mich dabei, sie,Sir’zu nennen. Und sein Wunsch, daß es keine Kriege geben darf, um die Entwicklung der Zivilisation zu beschleunigen, hat schon seine Gründe, denn dadurch ist hier eine Kultur entstanden, die entschieden stabiler ist als diejenige der Erde…“

— „Hier Genetiker 44/RLB/778“, fiel eine andere lautlose Stimme ein. „Ich bin mit dieser philosophischen Haarspalterei nicht einverstanden! Zu einer Zeit, als es auf der Erde noch Meere und Ozeane gab, fanden wir einen Planeten vor, auf dem die Saurier von den Säugetieren abgelöst wurden. Wir steuerten und kontrollierten die Entwicklung dieser Säugetiere, bis ihre Entwicklung den Punkt erreicht hatte, daß menschliche Lebensformen entstanden. Wann wird wieder eine Fortpflanzung möglich sein?“

„Genetiker 44/RLB“, antwortete die Urheberin dieser galaktischen Unterhaltung verweisend. „Es ist die gleiche Haarspalterei, die es uns ermöglichte, außer den Instruktionen des Meisters noch zusätzliche Intelligenz zu entwickeln. Zuerst überzeugten wir uns selbst, daß ein Mensch im Tiefschlaf als lebendig anzusehen war und daher auch die Kommandogewalt über uns besaß, obwohl jede Logik dagegen sprach.