Выбрать главу

»Vielleicht haben sie vergessen, ihr den Schmuck abzunehmen, oder es wurde Geld mit ihr vergraben.«

»Möglich, wenn der oder die Mörder nervös waren. Ja, es ist mög­lich, aber Coty hatte Zeit genug, seine fünf Sinne einzusammeln. Er hat ihr alle Wertsachen abgenommen, darauf geh ich jede Wette ein. Andererseits wissen wir nicht sicher, ob Coty oder der andere Typ sie umgebracht hat.«

»VergißMickey Townsend nicht.«

»Hab ich nicht vergessen.« Murphy wanderte auf und ab, ihr Schwanz zuckte bei jedem Schritt.»Mickey weiß aber, wo Marylou ist. Warum hätte er sonst Coty neulich nachts vom Graben abgehal­ten?« Sie ging noch ein paar Schritte hin und her.»Aber das ist nicht plausibel, Tucker. Mickey hat Marylou geliebt.«

»Vielleicht hat sie sich in letzter Minute überlegt, daß Arthur die bessere Wahl ist. Vielleicht hat sie 's ihm gesagt, und er hat den Kopf verloren und sie umgebracht - Liebhabers Leidenschaft«, sagte Tu­cker nüchtern.

»Ich weiß nicht, aber du mußt nach Camden, Tucker. Mickey wird dort sein. Alle werden dort sein - und das ist es, was mir angst macht.«

»Ich werde mein Bestes tun.«

»Geh ins Schlafzimmer und zieh eine Schau ab.«

Tucker trottete in Harrys Schlafzimmer. Harry hatte ihren Match­sack auf den Boden gelegt. Ihre Kleider lagen auf dem Bett, und sie legte sie gerade zusammen.

Tucker kroch in den Matchsack.»Mom, du mußt mich mitnehmen.«

»Tucker.« Harry lächelte. »Geh da raus.«

Mrs. Murphy sprang aufs Bett.»Nimm sie mit, Harry.«

»Murphy.« Harry scheuchte sie von einer Bluse. Die Katze setzte sich auf eine andere. »Also, das geht zu weit.«

»Tucker muß unbedingt mit dir gehen.«

»Ja, es ist sehr wichtig«, winselte der Hund.

»Wirf den Kopf zurück und heule. Das macht Eindruck«, befahl die Katze.

Tucker warf den hübschen Kopf zurück und stieß ein markerschüt­terndes Geheul hervor.»Ich will mit!«

Harry kniete sich hin und nahm den kleinen Hund in die Arme. »Ach, Tucker, es ist doch bloß fürs Wochenende.«

Tucker wiederholte ihre dramatische Vorstellung.»Ich will mit! Laß mich nicht hier!«

»Aber, aber, komm her«, tröstete Harry den Hund.

»Huu-uu-uu!«

»Das ist gut.« Mrs. Murphy legte sich auf die nächste Bluse. Konn­te sie schon nicht mitkommen, so konnte sie wenigstens so viele Katzenhaare wie möglich auf Harrys Kleidern deponieren.

»Also...« Harry wurde schwach.

»Ach bitte, ich bin der beste kleine Hund der Welt. Ich bettel auch nicht, daß du mit mir Gassi gehst. Ich esse nicht mal. Ich werde ein ganz billig...«

»Jetzt übertreibst du, Tucker«, murrte Mrs. Murphy.

»Sie schluckt es.«

»O Tucker, ich hab so ein schlechtes Gewissen, wenn ich dich hier­lasse.«

»Huu-uu-uu!«

Harry nahm den Hörer vom Telefon am Bett ab und wählte Mims Nummer. »Hallo, Mim, ich habe hier den unglücklichsten aller Hun­de vor mir, er hat sich in meinem Matchsack zusammengerollt. Darf ich Tucker mitbringen?« Sie lauschte auf die zustimmende Antwort. »Danke. Und Dank auch in Tuckers Namen.« Dann rief sie Sally Dohner an, die sich bereit erklärte, im Postamt für sie einzuspringen.

»Ganze Arbeit!« beglückwünschte Murphy ihre Freundin.

»O Mann!« Tucker sprang aus dem Matchsack und rannte in klei­nen Kreisen herum, bis ihr schwindlig wurde und sie hinplumpste.

»Woher weißt du, daß du mitkommst?« sagte Harry lachend zu dem Hund. »Manchmal glaube ich, ihr zwei versteht meine Spra­che.« Sie tätschelte Mrs. Murphy, die sich in einen Pullover kuschel­te. »Tut mir leid, Murphy, aber du weißt ja, wie du dich auf einer langen Fahrt aufführst. Du paßt auf Susan auf - sie wird übers Wo­chenende hier wohnen. Sie sagt, sie freut sich auf eine Pause von ihrem Dasein als Ehefrau und Mutter.« Harry setzte sich aufs Bett. »Ich wette, sie bringt trotzdem die ganze Familie mit. Nun, du kennst sie ja alle.«

»Ja. Ich werde eine brave Mieze sein. Sag ihr nur, ich will massen­haft Brathühnchen.«

»Sie hat sogar versprochen, dir Schweinekoteletts zu braten.«

»Ooh, ich liebe Schweinekoteletts«, schnurrte Mrs. Murphy, dann rief sie Tucker zu:»Tucker, du mußt dir alles einprägen, was du siehst, riechst oder hörst.«

»Kapiert.«

33

Camden, South Carolina, 1758 besiedelt und damals Pine Tree Hill genannt, liegt in einem Thermalgürtel und ist damit ideal geeignet für Reiter und Pferdezüchter. Wird die Luft auch eisig, der Sand gefriert nicht, und im Winter strömen Vollblutzüchter, Trainer, Rennreiter, Jagd- und Springreiter wegen der guten Bodenverhältnis­se und wärmeren Temperaturen herbei. Camden ist zwar nicht so mild wie Florida, aber dafür auch nicht so überlaufen und vor allem nicht so teuer.

Mrs. Marion duPont Scott hatte in Camden überwintert und sich in die Stadt verliebt. Die zwanglosen Menschen, gesegnet mit dem lässigen Naturell, das für South Carolina typisch ist, entzückten sie dermaßen, daß sie beschloß, ihren persönlichen Reichtum zur Grün­dung des Colonial Cup zu verwenden, einem südlichen Gegenstück zu dem großartigen, grandiosen Montpelier. Sie ließ eine Hindernis­bahn so anlegen, daß sie den Zuschauern auf der Haupttribüne er­möglichte, die meisten Sprünge zu sehen, eine Neuheit.

Im Laufe der Jahre nahm die Anzahl der Rennen zu. Die Menschen strömten in Scharen herbei. Die Feste erzeugten manch wilden Skan­dal. Die Taschen der Bürger von Camden füllten sich.

Das einzig Negative, was sich über diese charmanteste aller Städte im Landesinneren von South Carolina sagen läßt, ist, daß sie Schau­platz eines Desasters im Unabhängigkeitskrieg war, als nämlich Ge­neral Horatio Gates am 16. April 1780 mit 3600 Mann Lord Corn­wallis 2000 Mann starker britischer Truppe unterlag. Danach be­schlossen die Briten, sich der Annehmlichkeiten von Camden und der Zuwendung der weiblichen Bevölkerung, die für ihre tadellosen Umgangsformen ebenso berühmt war wie für ihre Schönheit, ausgie­big zu erfreuen.

Harry, begeistert, Gast beim Colonial Cup zu sein, spazierte mit of­fenem Mund durch Camden. Sie und Miranda hatten beschlossen, einen Stadtrundgang zu machen, bevor sie sich auf die Rennbahn begaben. Die Rennen begannen erst am nächsten Tag, und sie waren wie Schulmädchen in der Pause. Harry hatte gewissenhaft Mim, dann Charles, dann Adelia, sogar Fair gefragt, ob sie ihre Hilfe brauchten. Nachdem alle verneint hatten, war sie aus dem Stall ge­stürmt, Tucker ihr auf den Fersen.

»Hieran könnte ich mich gewöhnen.« Harry betrachtete lächelnd eine geschwungene Veranda, die um ein stattliches weißes Holzhaus verlief. Blumenkörbe hingen von der Verandadecke, denn die Tem­peratur hielt sich um achtzehn Grad.

»Ich erinnere mich noch gut, wie Mama auf ihrer Schaukel saß, sich mit Passanten unterhielt und lang und breit erläuterte, warum sie ihren Gehweg mit Hortensien gesäumt hatte und warum ihre Rosen Preise gewannen. Ach, ich wünschte, Didee würde kommen.« Mi­randa benutzte den Kindernamen ihrer Schwester. »Ihr Mann macht einfach zuviel Arbeit.«

»Welcher Mann macht das nicht?«

»Mein George war ein Engel.«

Harry unterdrückte die Bemerkung, daß er jetzt einer sei. Statt des­sen sagte sie: »Er hatte keine andere Wahl.«