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Das einzige unbehütete blonde Haupt in der Gruppe gehörte Fair, der im Wohnmobil hergefahren war. Er gesellte sich zu seiner Exfrau und Miranda.

»Darf ich den Damen etwas zu trinken holen? Oder ein Sand­wich?«

»Nein, aber ich würde mich gern ein bißchen hinsetzen. Dieser Rummel macht müde.« Miranda ließ sich auf eine Parkbank fallen.

»Stellen Sie sich vor, wie den Pferden zumute sein muß.« Fair setz­te sich neben sie.

»Fair, mach, daß sie mich losläßt«, flehte Tucker.

Er bückte sich und kraulte ihr die großen Ohren. »Du bist so dicht unten am Boden, Mädchen, die vielen Schuhe und Beine machen dich bestimmt ganz verrückt.«

»Nein, machen sie nicht.«

»Achte nicht auf sie. Sie winselt und wimmert seit dem Moment, wo wir angekommen sind.« Harry wackelte streng mit dem Zeige­finger.

»Weißt du, als wir verheiratet waren, wollte ich immer mit dir hier­her, aber irgendwie hatte ich nie die Zeit dafür.«

»Jetzt bin ich hier.«

»Gefällt es dir?«

»Es ist herrlich. Miranda und ich haben einen Rundgang durch die Stadt gemacht. Ich hatte keine Ahnung, daß sie so schön ist.«

»Die Leute hier verstehen was vom Gärtnern.« Neben Chorgesang und Backen war Gärtnern Mirandas Leidenschaft. »Ich würde am liebsten um Ableger bitten.« »Ich bin sicher, man würde sie Ihnen geben.« Fair lächelte. Er legte seinen Arm um Harrys Schultern.

»Wo ist Mim?« fragte sie. »Wir waren mit ihr aufgebrochen.«

»Wir sind mit ihr und Jim hierher gefahren. Das ist nicht dasselbe wie aufbrechen.« Miranda kicherte. »Diese Mim, kaum hatten wir geparkt, da ist sie auch schon aus ihrem Wagen geschossen.«

»Keine Bange. Arthur hat sie abgefangen, bevor sie zu Addie und Chark gehen konnte. Und Jim ist ihr nicht von der Seite gewichen. Er ist der einzige von uns, der imstande ist, Mim von ihren Vorhaben abzubringen.«

»Es liegt nicht in ihrer Absicht, die jungen Leute zu bedrängen.« Mrs. Hogendobber streckte die Beine von sich und wackelte mit den Zehen. Sie war in den letzten vierundzwanzig Stunden mehr gelaufen als im vergangenen Monat. »Oh, das tut gut.«

»Die Nerven«, sagte Harry lakonisch.

»Es gibt eine Menge Pferdebesitzer, die schlimmer sind als Mim. Seinerzeit mußten wir Marylou Valiant praktisch ruhigstellen.« Fair lachte.

Harry kicherte. »Wenn ich mit Mickey Townsend zusammengewe­sen wäre, hätte man mich auch ruhigstellen müssen.«

»Ich dachte, Sie mögen Mickey.« Miranda ließ endlich ihre Hand­tasche los, die sie mit eisernem Griff umklammert gehalten hatte, und stellte sie neben sich auf die Erde.

»Ich mag Mickey. Er ist voller Elan. Er hat viel von diesem bulli­gen männlichen Charme, dem Marylou nie widerstehen konnte. Aber er verliert Geld beim Rennen und bezahlt seine Leute erst, wenn er es zurückgewonnen hat.«

Fair verschränkte die Arme. »Hätte er Marylou geheiratet, hätte er diese Sorgen nicht. Rennen ist nichts für Leute, die auf einen wö­chentlichen Gehaltsscheck angewiesen sind. Außerdem braucht man Nerven aus Stahl. Die hat er. Sein Temperament macht mir mehr Sorgen als das Geld. Irgendwie kriegt er es zusammen.«

»DasIrgendwie ist es, das mir Sorgen macht«, sagte Harry.

»Wieso?«

»Fair, zwei Jockeys sind unter der Erde und.« Sie blickte auf und platzte dann heraus: »Was zum Teufel.?«

Miranda, Fair und Tucker wandten die Köpfe nach links und folg­ten Harrys erstauntem Blick. »Meine Güte!« rief Miranda aus.

»Ihr habt mich wohl in Zivil nicht erkannt«, scherzte Cynthia Coo­per.

Fair, ganz Gentleman, stand auf und bot Cynthia Cooper seinen Platz an, als sie und Rick Shaw näher kamen.

»Na, wie sehe ich aus?« Rick trug eine karierte Schirmmütze, ein Tweedsakko und eine weite Hose.

»Sie sind wohl inkognito hier?« Harry lächelte ihn an.

»Sie sehen blendend aus«, lobte Miranda den Sheriff, einen Mann, mit dem sie wohl Unstimmigkeiten haben mochte, für den aber ihre Zuneigung nie erlahmte.

Harry senkte die Stimme. »Die Virginia-Truppe wird euch erken­nen.«

Cynthia erwiderte: »Klar, das wissen wir. Wir waren noch nie bei einem Hindernisrennen, und der Chef hier hatte plötzlich diese Idee, und. voila!«

Harry, die kein Wort davon glaubte, lächelte nur. Rick und Cynthia wußten genau, daß keiner von den dreien ihnen glaubte; Tucker ver­mutlich auch nicht, aber sie würden es erst mal schlucken.

Laute Stimmen im Führring erregten ihre Aufmerksamkeit.

»Du steckst dahinter.« Chark hob die Stimme.

Er verstummte, als Mickeys Faust in seinen Mund knallte.

Binnen Sekunden droschen die zwei Männer aufeinander ein, daß die Fetzen flogen.

Fair, Cynthia und Rick rasten hinüber, Tucker machte einen Satz, um zu Hilfe zu eilen, doch Harry hielt sie fest an der Leine.

»Ich mach dich kalt, du blöder Arsch«, fluchte Mickey, dann lande­te er eine Rechte in Charks Magen. »Du bist zu dämlich, um zu mer­ken, wer auf deiner Seite steht und wer nicht.«

»Mit dir als Freund brauch ich keine Feinde.« Chark stöhnte, dann erwischte er Mickey mit einem Schlag am Kopf. Der taumelte, sank auf ein Knie. Das Christopherusmedaillon fiel mit dem Gesicht nach unten aus seiner Tasche ins Gras.

Rick und Cynthia traten flink zwischen die beiden Männer. Rick packte Mickey, und Cynthia zog Charks linken Arm hinter seinen Rücken und umfaßte seinen Hals mit einem Ringergriff.

»Immer mit der Ruhe, Chark. Machen wir Schluß, bevor es noch viel schlimmer wird.« Cynthias Dienstwaffe, eine 357er Magnum, blitzte auf, als sich ihr Blazer öffnete. Chark konnte sie nicht sehen, aber als sie sich gegen ihn drückte, konnte er sie fühlen. Er hörte augenblicklich auf, sich zu wehren.

Mickey jedoch nicht. Fair trat hinzu, und er und Rick überwältigten Mickey gemeinsam.

»Verdammt, Mann.« Fair schüttelte den Kopf. »Es sieht so schon schlimm genug aus.«

Mickey versuchte, die Männer abzuschütteln. »Schlimm ist gar kein Ausdruck. Lassen Sie mich los.« Er sah das Medaillon und wollte es aufheben. Fair hielt ihn fest. Rick hob das Medaillon auf und gab es Mickey.

Chark bemerkte es, doch er registrierte den Gegenstand in diesem Moment nicht richtig.

Zwei uniformierte Polizeibeamte trafen am Schauplatz ein und wiesen Cynthia, Rick und Fair barsch an, zurückzutreten. Dann be­merkte der Dünne Cynthias Waffe.

»Haben Sie einen Waffenschein dafür, Ma'am?«

»Deputy Cynthia Cooper, Sheriffbüro Albemarle County. Ich wür­de Ihnen gern die Hand geben, aber ich bin beschäftigt. Solange Sie diesen Mickey Townsend nicht zur Vernunft bringen können, werde ich beschäftigt bleiben. Wir können uns später offiziell bekannt ma­chen.«

»Brauchen Sie Hilfe?« fragte der Polizist Cynthia.

»Ich werde schon mit ihm fertig, danke.«

»Coop, ich mach keine Dummheiten. Ich hab die Beherrschung verloren.« Chark seufzte. »Warum sollte ich sonst auf ein Stinktier pissen?«

»Dazu kann ich nichts sagen. Kommen Sie, ich begleite Sie zur Waage, okay?«

»Ja. Auf dem Weg dahin können Sie mir sagen, was Sie hier tun.«

»Ein Hosenscheißer erster Güte!« Ohne auf die Menge ringsum zu achten, spuckte Mickey diese Worte aus, als Chark fortging.

Fair flüsterte: »Mickey, halten Sie den Mund.«

»Hm?« Fairs Worte sickerten durch den Hammer, der in Mickeys Kopf schlug.

»Zwei Jockeys, die Ihnen Geld schuldeten, sind tot. Kein Mensch glaubt, daß Sie Schwarzer Peter gespielt haben. Regen Sie sich ab «, warnte Fair.