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Mickey hielt den Mund.

Rick wandte sich an die zwei uniformierten Polizisten. »Dieser Mann wohnt in meinem Bezirk. Kein Grund zur Beunruhigung.« Die beiden Polizisten nickten und sahen Rick und Fair nach, als sie da­vongingen, Mickey zwischen ihnen, während die Menge darüber zu schnattern anfing, was sie soeben beobachtet hatte.

»Erzählen Sie mir keinen Scheiß«, sagte Mickey leise zu Rick. »Sie wissen ja nicht mal, was bei einem Pferd vorne und hinten ist.«

»Mickey, Sie sind sich selbst Ihr schlimmster Feind.« Fair schüttel­te den Kopf.

»Ist doch klar, oder?« Mickey sprach zu dem Tierarzt, den er be­schäftigte und dem er vertraute. »Rick Shaw ist hier, um mir nachzu­spionieren. Alle denken, ich habe Nigel und Coty umgebracht. Ver­dammt noch mal! Warum zum Teufel hätte ich meinen eigenen Jockey umbringen sollen?«

»Das will ich ja gerade von Ihnen hören«, sagte Rick.

»Ich war's nicht! Ein für allemal!« Mickeys ansehnliches Gesicht sackte in sich zusammen, und er wirkte plötzlich alt.

»Lügen kostet so viel Kraft. Sagen Sie einfach die Wahrheit«, sagte Rick gelassen. »Sie wußten, daß Nigel keine Arbeitserlaubnis hatte. Fangen wir da an.«

»Ach, Mann, kommen Sie mir nicht damit.« Mickey straffte die Schultern; er sah jetzt wieder so alt aus, wie er war, nämlich fünf­undvierzig. »Es ist mir scheißegal, ob der Kerl einen grünen, ge­streiften oder gepunkteten Wisch bei sich hatte. Er konnte reiten. Und sparen Sie sich diesen Schwachsinn von wegen Schutz der ame­rikanischen Arbeiter oder Schutz der ausgenutzten Einwanderer. Ich habe keinen ausgenutzt, und wenn ein amerikanischer Arbeiter den Job so gut machen kann wie der Tommy, hey, dann ist er engagiert. Scheiß auf die Regierung.«

Er war einfach unverbesserlich. Rick und Fair mußten lachen.

»Mickey, wenn Sie mir bloß reinen Wein einschenken würden, müßte ich in Ihnen nicht den Hauptverdächtigen sehen.«

Mickey sah Fair flehend an. »Verdächtigen? Weswegen?«

»Sagen Sie dem Mann einfach die Wahrheit«, sagte Fair gelassen.

Mickey blickte über ihre Köpfe, über die Wipfel der Bäume bis hinauf zu dem rotkehlcheneierblauen Himmel.

»Na gut.«

37

Eine halbe Stunde vor dem ersten Rennen fragte Mickey Townsend, ob er seinem Jockey, einem Neuling im Geschäft, Anweisungen geben dürfe.

Fair war zum Führring zurückgekehrt.

Cynthia und Rick gingen mit Mickey, Cynthia schlug ihr Notiz­buch auf, als sie sich auf den Weg zu seinen Pferden machten.

»Ich werde Ihnen alles sagen, aber ich muß die Rennen sehen.«

»Das geht klar«, sagte Rick. »Sie stehen nicht unter Arrest - noch nicht. Sie haben vor dem ersten Rennen genug Zeit, mit dem Reden anzufangen.«

Mickey atmete tief aus, schloß die Augen und öffnete sie dann wieder. »Nigel Danforth schuldete mir um die tausend Dollar, keine Pferdewette - Poker. Coty Lamont schuldete mir über siebentausend von der letzten Saison. Ich schulde Harvey Throgmorton fünfeinhalb Riesen. Seine Frau hat ihr erstes Kind bekommen, er hatte ein schlechtes Jahr mit den Pferden, und er braucht das Geld. Ich möchte es ihm zurückzahlen. Ich habe Nigel nicht umgebracht, und ich habe Coty Lamont nicht umgebracht.« Er atmete wieder tief durch, rang unwillkürlich die Hände. »Ich bin ein bißchen durchgedreht. Ich dachte daran, sie zu vermöbeln, und von Coty hatte ich echt die Schnauze voll. Er hat versprochen, zu zahlen, also - das war in der Nacht, als er ermordet wurde, oder am frühen Morgen. Ich hab eine Lüge zuviel zu hören gekriegt. Ich weiß nicht - als er um zehn Uhr abends nicht wie vereinbart in meinem Stall erschien, bin ich zu ihm nach Hause gedüst. Kurz und gut, ich hab ihm gedroht, hab meine Pistole gezogen, hab ihm gesagt, entweder er zahlt bis zum Morgen, oder er gehört der Vergangenheit an.« Er ging zur Kühltasche und nahm sich ein Sodawasser heraus. »Noch jemand was?«

»Nein danke.«

»Das viele Reden macht mich durstig.« Mickey ließ den Verschluß aufschnappen und trank. »Ich bin weggegangen. Er hatte nicht damit gerechnet, daß ich auf ihn warten würde. Ich wartete am Ende der Einfahrt hinter einem großen Busch, die Scheinwerfer hatte ich aus­geschaltet. Als er eine Stunde später wegfohr, hab ich mich an ihn drangehängt. Hab wohl zu viele Krimis gesehen. Jedenfalls, ich bin ihm zu Mim Sanburnes Stall gefolgt. Er ist aber nicht hingefahren, das war ja das Verrückte. Er hat seinen Lieferwagen hinter der alten Amoco-Tankstelle etwa achthundert Meter von Mims Haupttor ent­fernt abgestellt. Aber was mich echt gewundert hat - er hat sein Nummernschild mit einem Lappen oder so was verdeckt. Josh von der Tankstelle repariert ständig Autos, das Gelände steht immer voll, aber Coty verdeckt das Nummernschild.

Er hat mich nicht gehört, weil ich weit hinter ihm geblieben bin, weit genug, um meinen Motor zu drosseln, und dann hab ich ihn abgestellt. Nach etwa zwanzig Minuten war ich mit meiner Geduld am Ende, und ich bin auf Mims Grundstück gegangen. Meine Pistole hatte ich bei mir. Ich traf ihn im Stall an. Er hatte ihr Jagdpferd auf der Querschwelle. Ich bin zur Box gegangen, hab ihn zu Tode er­schreckt. Er hatte in der Ecke der Box rumgegraben. Ich hab ihn gefragt, was zum Teufel er da macht, und er sagte, mein Geld besor­gen. Ich hab gefragt, was da unten ist, und er sagte, ein Piratenschatz. Dieser Klugscheißer. Ich hatte eine Stinkwut, und ich hab gesagt: >Mach das Loch wieder zu, du willst mich wohl verscheißern, wenn da unten was Wertvolles wäre, hättest du es dir längst geholt. < Coty hat alle Leute für blöd gehalten, er dachte, er könnte ihnen immer einen Schritt voraus sein. Er wollte mir was sagen, aber dann hat er den Mund gehalten, und wir haben beide einen kleinen Schreck ge­kriegt, weil wir ein Geräusch hörten. Waren aber bloß Mäuse auf dem Heuboden. Wissen Sie, wenn es nachts sehr still ist, kann man ihre Füße hören, die kleinen Krallen. Total verrückt.

Also, er hat das Loch wieder zugeschüttet. War sowieso nicht sehr tief gekommen. Hat das Pferd wieder in die Box gebracht. Ich bin mit ihm zu meinem Wagen an der Straße gegangen, hab ihn dann zu seinem Lieferwagen gefahren und ihm gesagt, er hat bis fünf Uhr Zeit, bevor ich seinen Lieferwagen als Sicherheit nehme.

Das war das letzte, was ich von Coty Lamont gesehen habe.« Bleich trank er sein Sodawasser aus und fügte nach einer Pause noch hinzu: »Sieht nicht gut aus für mich, was?«

»Nein«, sagte Rick.

»Wenn Sie die Wahrheit sagen, passiert Ihnen nichts«, fügte Cyn­thia hinzu.

»Wissen Sie was von dem Koks?« Rick lauschte, weil soeben das erste Rennen angekündigt wurde.

»Äh.« Mickey zögerte.

»Haben die zwei gekokst?« fragte Rick.

»Ja.«

»Und Sie?«

»Ich hätte in diesem Geschäft nicht lange durchgehalten, wenn ich süchtig nach dem Zeug wäre.«

»Wissen Sie, wer es verkauft?«

»Sheriff, da ist nicht schwer dranzukommen.«

»Danach habe ich nicht gefragt.«

»Linda Forloines.«

»Danke, Mickey. Nach den Rennen kehren Sie am besten nach Al­bemarle County zurück und verlassen den Bezirk nicht ohne vorheri­ge Absprache. Gehen Sie, das erste Rennen startet gleich.«

Mickey streckte sich, seine Knie knackten. Er ging zur Rennbahn, die Hände tief in den Taschen, die Finger um Marylous Medaillon geschlossen. Er war versucht, Cynthia und Rick davon zu erzählen, aber er wollte das Christopherusmedaillon noch ein Weilchen ge­heimhalten.

Cynthia klappte ihr Notizbuch zu. »Glauben Sie ihm?«

»Sie wissen genau, daß Sie mich so was nicht fragen dürfen.«

»Ja, aber ich tu's immer wieder, nicht?«

38

Die leichte Brise ließ Arthur Tetricks himmelblaues Richterband flattern. Durch seinen forschen Gang wehte es noch mehr.