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Chark und Addie saßen hinter der Waage. Da sie kein Pferd im er­sten Rennen hatten, beobachteten sie die anderen.

»Alles in Ordnung?« fragte Arthur, der Charks geschwollene bluti­ge Lippe bemerkte.

»Es ist mir so peinlich.« Chark achtete nicht auf das Blut, das von seiner Lippe tropfte.

»Was ist passiert?«

»Das war wieder mal typisch Mickey Townsend«, sagte Chark trübsinnig. »Ich kam aus dem Funktionärszelt und bin mit ihm zu­sammengestoßen. Versehentlich. Ich hab nicht geguckt, wo ich hin­ging. Ich hatte nur Ransom Mine im Kopf, verstehst du. Mickey hat einen blöden Witz gemacht, wie gut ich im Rempeln und Abhauen bin. Er ist immer noch stinkwütend wegen dem Maryland Hunt Cup letztes Jahr. Klar, ich bin ein bißchen angespannt.«

»Das ist die Untertreibung des Jahres«, sagte Addie aus dem Mundwinkel heraus.

Er hob flehend die Hände. »Ich hab Rot gesehen. Keine Ausrede. Ich war im Unrecht. Ich hab mich blamiert.«

»Ist ja nichts Schlimmes passiert. Ich gehe Mim abfangen, wenn ich kann.« Arthur sah auf die Uhr. »Hmm. Zu spät. Ich sehe mal, ob ich Harry und Miranda finden kann. Vielleicht können sie Mim ab­lenken, damit du die ganze Geschichte nicht noch mal durchgehen mußt. Oder einen Anraunzer kriegst.«

Chark zuckte zusammen, als Addie ihm mit einem Taschentuch die Lippe abtupfte. Sie konnte das tropfende Blut nicht mehr ertragen. »Ich schäme mich so.«

»Wenn ich eine Chance hätte, würde ich ihn gern selbst verdre­schen.«

Addie sah Arthur an. »Ich hab Mickey immer noch gern. Ihr zwei laßt ja nie ein gutes Haar an ihm.«

Arthur brauste auf: »Mickey Townsend interessiert sich für nie­manden außer Mickey Townsend. Aus Gründen, die ich mir nie wer­de erklären können, fliegen die Weiber auf ihn.« »Ja, sicher.« Addie ließ das Taschentuch fallen. »Arthur, ich weiß, daß du bei Richter Parker warst.«

Arthurs Miene umwölkte sich. »Bloß eine Formalität.«

»Nein, das ist nicht wahr. Du hast einen Antrag auf Verlängerung der Treuhandschaft eingereicht.«

»Ich habe nichts dergleichen getan.« Er funkelte sie an. »Du trittst dein Erbe an deinem Geburtstag um Mitternacht an. morgen nacht. Der Papierkram wird am Montag erledigt. Deswegen war ich bei Richter Parker.«

»Du denkst, ich bin unfähig. Wegen der Drogen.«

Arthur senkte die Stimme. »Jetzt ist weder die Zeit noch der richti­ge Ort dafür! Aber Adelia, ich bin zu dem traurigen Schluß gekom­men, daß ichnichts tun kann, um dir zu helfen. Du glaubst mir viel­leicht nicht, aber ich werde erleichtert sein, wenn ich nicht mehr dein Treuhänder oder der Testamentsvollstrecker deiner Mutter bin. Ich lehne jede weitere Verantwortung ab.« Er atmete einen Schwall linde Luft ein. »Ich hoffe nur, daß deine Mutter mir vergibt, falls sie auf uns herabsieht.«

»So ein Quatsch.« Addie ließ die Männer stehen. Sie mußte alles und jeden aus ihren Gedanken verbannen, um sich auf die Pferde und die Bahn zu konzentrieren. Jedesmal, wenn sie Arthur sah oder mit ihrem Bruder sprach, fühlte sie rasende Wut in sich aufsteigen. Dies war das erste Rennen ohne Nigel, und das traf sie härter, als sie ge­dacht hatte.

Arthur sah ihr nach, dann sagte er traurig: »Hm, ich habe sie aufge­regt. Das wollte ich nicht, aber.«

»Sie hat angefangen.«

»Das schon, Charles, aber ich bin alt genug, um darüberzustehen.«

»Aber was Mickey angeht, hast du recht. Er hat Mom um den klei­nen Finger gewickelt, und Addie dachte, er könnte nichts Unrechtes tun. Weißt du, was ich auch nicht kapiere?« Chark stand auf, stellte fest, daß er ein bißchen zittrig war, und setzte sich wieder.

»Komm, Chark, du bist verletzt.« Arthur schob seine Hand unter Charks Arm, um ihn zu stützen.

»Ich bin durcheinander, nicht verletzt. Ich kann's nicht fassen, daß ich dermaßen die Beherrschung verloren habe.«

»Du gehst zu streng mit dir ins Gericht.« Arthur sah unauffällig auf seine Armbanduhr, dann setzte er sich für einen Augenblick neben Chark. »Na, was ist es, was du nicht kapierst? Du hast den Faden verloren.«

»Wenn Mom Mickey so sehr geliebt hat, warum hat sie sich dann geweigert, ihn zu heiraten?«

»Äh.« Arthur warf den Kopf zurück. »Ich möchte annehmen, weil sie wußte, daß es auf die Dauer nicht gutgehen würde.«

»Addie sagt, weil ich Mickey nicht leiden konnte. Da krieg ich ein verdammt schlechtes Gewissen.«

»Ach, aber. «

»Du weißt, wie sie war. Sie hätte alles für Addie getan. Ich habe sie gebeten, dich zu heiraten. Komisch, nicht?«

»Für mich nicht«, sagte Arthur traurig.

»Ich hab sie angeschrien, daß Mickey nur hinter ihrem Geld her sei. Wenn ich daran denke, was für Sachen ich zu meiner Mutter gesagt habe«, er ließ den Kopf hängen und hielt sich die Augen zu, »fühl ich mich ganz elend.«

Arthur legte seinen Arm um Chark. »Aber, aber. Du bist überreizt. Du warst jung. Sie hat dir verziehen. Mütter verzeihen immer, weißt du.«

Chark schüttelte den Kopf. »Ich weiß, aber.«

»Reden wir von was Angenehmem. Ich habe Adelias Geburtstags­torte abgeholt. Sie ist dreistöckig, weil ich mir dachte, daß sich am Ende sowieso alles bei Mim trifft. Obendrauf ist eine Jockeykappe, in Mims Farben, mit zwei gekreuzten Peitschen. Innen Schokolade, außen Vanilleglasur. Ihr Lieblingskuchen.«

»Das ist toll, Arthur - wirklich toll.«

»Ist ja auch ein großer Geburtstag, der einundzwanzigste.« Sein ei­gener einundzwanzigster war nur noch ein warmer Schemen in der Erinnerung. »Ich muß gehen. Ich werde mein Bestes tun, um Harry oder Mim zu finden, bevor ich meinen Posten beziehe.«

»Danke.«

»Keine Ursache.« Arthur ging, der sandige Boden knirschte unter ihm.

39

Addie fand Mickey unter einem großen Styraxbaum an der Rückseite der Bahn. Verstohlen verglich er die Stoppuhr in seiner Hand mit der Anzeigentafel.

»Bist du auch wütend auf mich?« fragte er.

»Nee.« Sie trat neben ihn.

»Noch circa fünf Minuten«, sagte er.

»Du könntest dieses Rennen gewinnen.«

»Oh, ich könnte jedes Rennen gewinnen.« Er lächelte matt. »Hängt bloß davon ab, auf wen die Götter gerade herablächeln, stimmt's?«

»Ich glaube, es hängt vom Können des Jockeys und vom Mut des Pferdes ab.«

»Das erleichtert die Sache.« Er verlagerte das Gewicht von einem Fuß auf den anderen. »Weißt du, warum Nigel und Linda bei den Rennen von Montpelier aufeinander eingeprügelt haben? Er wollte es mir nicht sagen, aber ich denke, das könnte es sein, weshalb er tot ist.«

»Nigel hat ein Kilo Kokain von Linda gekauft. Zumindest dachte ich, er hätte es gekauft. Er wollte es verkaufen, um Schulden zu be­zahlen, auch die, die er bei dir hatte, und sich dann ein kleines An­wesen kaufen und anfangen, selbst Pferde zu trainieren. Er sagte, er könnte nicht ewig Jockey bleiben.«

»Hm, aber man kann nicht so mir nichts, dir nichts von Jockey auf Trainer umsatteln.« Mickey verschränkte die Arme. »Glaubst du, er war drogensüchtig?«

»Nein.«

»Hast du das dem Sheriff erzählt?«

»Am Ende ja. Ich sitz ziemlich in der Patsche, weil ich das Kilo in meinem Banksafe deponiert hab.«

»Addie!«

»Na ja, das hab ich ihnen auch erzählt. Sie haben es sichergestellt.«

Mickey kaute auf der Innenseite seiner Lippe. »Was hast du ihnen sonst noch erzählt?«

»Nicht mehr, als ich mußte. Hör zu, bloß weil du ein Glücksspieler bist, heißt das noch lange nicht, daß du jemanden umgebracht hast. Es war nicht genug Geld, um jemanden dafür umzubringen.«

»Und was glaubst du?« »Nie und nimmer.« Sie grinste.

»Ich will dir was sagen, meine Hübsche.« Er hegte fürsorgliche Ge­fühle für Addie, die ihn stark an Marylou erinnerte. »Wir brauchten einen Wahrsager, der uns hilft.«