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»Sargent Wilcox.« Tuckers Augen wurden weit, als der kleine Hund fortfuhr:»Ich hoffe inständig, daß meine Mutter nicht in Ge­fahr ist. Wilcox hat nur ein Weilchen für Mom gearbeitet. Er war ihr zu wild.«

Tucker hoffte es ebenso, denn allmählich erschloß sich ihr das Bild, nicht das ganze Bild, aber immerhin ein Anfang, und das war beäng­stigend.

41

Das Colonial-Cup-Rennen, auf das sie gewartet hatten, stand kurz bevor.

Mim gesellte sich zu ihrem Mann, Harry, Mrs. Hogendobber und Fair in der Loge auf der Haupttribüne. Sie war vom Führring herü­bergelaufen, wo sie Addie zugelächelt und ihr Glück gewünscht hat­te, wobei sie ihren Blick die ganze Zeit auf das Christopherusmedail­lon richtete. Als Chark seiner Schwester in den Sattel half, ging Mim zur Haupttribüne, aus Angst, die Valiants mit ihrer Nervosität anzu­stecken. Ihr beigefarbenes Wildlederkostüm, von ihrem unvermeidli­chen Hermesschal gekrönt, wies nicht einen Knitter, Krumpel oder Flecken auf, obwohl sie unentwegt hin und her hetzte. Sie setzte sich hin, die Kiefer zusammengepreßt. Little Marilyn hätte ihrer Mutter den Schal am liebsten um den Hals geschnürt. Sie konnte es nicht ausstehen, wenn Mim so angespannt war, deshalb setzte sie sich ein Stück weit den Gang hinunter zu ZeeZee Thompson.

Niemand sprach. Nicht mal Tucker, die reglos auf Harrys Schoß saß.

Addie, schimmernd im purpurfarbenen Seidendreß, ging auf Ba­zooka im Kreis, kam dann an den Start. Das gelbe Startband war straff über die Bahn gespannt. Die Pferde nahmen Aufstellung, seit­wärts stolzierend und schnaubend. Dann schnellte das Band - schnapp - zurück, und sie rannten los.

Bazooka ging in Führung. Chark, der in der Nähe des Starts war, lief zur Haupttribüne, um besser sehen zu können, und stieß auf dem Weg dorthin wieder mit Mickey Townsend zusammen. Er entschul­digte sich und ging weiter, ließ Mickey stehen, der sich den Staub abklopfte. Das Pferd, das Mickey trainierte - es gehörte einem Kun­den aus West Virginia -, lief im Mittelfeld.

»Sie hat ein zu schnelles Tempo«, murmelte Mim durch den span­nungsschmalen Schlitz, der ihr Mund war.

»Keine Bange, Schatz. Addie weiß, was sie tut.«

Arthur Tetrick, während dieses Rennens oben in der Loge des Rennbahndirektors, stand dort mit heruntergeklappter Kinnlade. Er spähte über Colbert Masons Schulter auf die große Digitalanzeige. »Das schafft sie nie.«

»Wie ein Teufel«, erwiderte Colbert lakonisch.

Bazookas Schritte wurden mit jedem Ausgreifen seiner schwarzen Hufe größer. Addie saß nahezu reglos auf ihm, sie bewegte sich nur, wenn sie nach jedem gelungenen Sprung auf der Erde landeten.

Sosehr sie sich auch anstrengten, kein anderes Pferd kam an sie heran. Das Rennen, das absolut perfekt war, wirkte auf Addies Fans wie ein Traum. Die Menge kreischte ebenso aus Fassungslosigkeit wie vor Aufregung.

Am vorletzten Zaun schwang Bazooka sich hinüber, landete wieder perfekt, und vier Längen hinter dem Zaun rutschten Addie und der Sattel herab und unter Bazooka. Sie schlug mit einem dumpfen Knall auf der Erde auf.

Wäre sie während eines Sprungs gestürzt, sie wäre regelrecht ab­geworfen worden. Doch der Sattel rutschte links herunter und geriet ein wenig unter Bazooka. Sein linker Hinterhuf streifte Addies Kopf. Sie kugelte sich zusammen.

Ein widerspenstiges Pferd, das Addie auf der Erde sah, drehte durch. Der Reiter gab sich alle Mühe, doch das Tier stürmte direkt über den gestürzten Jockey hinweg.

Bazooka ging als erster durchs Ziel, gerade als der Krankenwagen bei der bewußtlosen Addie auf der Bahn eintraf.

42

Chark raste auf die Grasbahn, Mickey Townsend war nicht weit hin­ter ihm. Arthur Tetrick schoß aus der Loge und lief die Betonstufen der Haupttribüne schneller hinunter, als irgend jemand für möglich gehalten hätte.

Der riesige Jim Sanburne lief direkt hinter ihnen. Fair war bereits auf der anderen Seite der Ziellinie auf der Bahn. Ein Begleitreiter führte Bazooka zu ihm.

Rick Shaw faßte Cynthia Cooper am Arm, als sie von dem Bereich, in dem die Wohnwagen und Kombis abgestellt waren, hinüberliefen.

»Ich hätte es kommen sehen müssen. Verdammter Mist!« fluchte er. »Sie bleiben hier. Sie wissen, was Sie zu tun haben. Ich fahre im Krankenwagen mit.«

»Ich mache später auf der Hampstead Farm weiter.«

»Gut.« Er hielt einem erschrockenen Bahnrichter sein Abzeichen hin und sprintete zum Krankenwagen, wo Addies bewußtlose Gestalt vorsichtig ins Heck geschoben wurde. Mit Tränen in den Augen sprang Chark zu ihr hinein.

Arthur langte zur gleichen Zeit wie Rick am Krankenwagen an. »Sheriff.« Rick zeigte der Ambulanzbesatzung sein Abzeichen. »Ar­thur, gehen Sie in die Loge und besorgen Sie mir ein Video von die­sem Rennen. Sofort!«

»Ja, natürlich.« Arthur machte kehrt, zurück zur Haupttribüne, vor­bei an den zwei trägen Camdener Polizisten.

»Jim, holen Sie den Sattel. Passen Sie auf, daß niemand sonst ihn berührt. Beeilen Sie sich, damit nicht irgend so ein wohlmeinender Hampelmann Ihnen zuvorkommt«, wies Rick an.

Ohne Kommentar schritt Jim zum vorletzten Hindernis.

»Mickey, suchen Sie Deputy Cooper. Sie wird am Führring sein. helfen Sie ihr. Sie kennen diese Leute. Mit Ihnen werden sie reden.«

»Klar.« Mickey zog ab zum Führring und sprang in der Eile über die Barriere.

»Chark, ich komme mit Ihnen.« Rick hievte sich ins Heck des Krankenwagens.

Der Beifahrer schloß die schwere Tür hinter ihnen. Mit eingeschal­teten Blinklichtern fuhr der Wagen auf der Seite der Bahn. Der Fah­rer, der sich mit Pferden auskannte, würde die Sirene erst auf der Schnellstraße einschalten.

»Wer hat das Pferd gesattelt?« Rick winkte den gestikulierenden Polizisten zu.

»Ich.« Chark hielt die Hand seiner Schwester.

»Wo verwahren Sie das Sattelzeug?«

»Bei den Boxen.«

»Hampstead Farm?«

»Nein, nein, die Boxen auf der Rennbahn. Wir lassen uns die Nummerndecken geben, vorher ziehen wir die Startnummer, dann satteln wir auf.«

»Wäre ein Leichtes für jemanden, sich an Sattel und.« Rick hielt inne, weil ihm der Ausdruck nicht einfiel.

»Gurt«, sagte Chark.

»Richtig, Gurt, sich daran zu schaffen zu machen.«

»Ja, aber ich habe Bazooka gesattelt. Ich hätte es gesehen.« Er drückte die Hand seiner Schwester, die Tränen liefen ihm übers Ge­sicht. Er berührte das Christopherusmedaillon und drehte es herum. »Was in Gottes Namen.«, flüsterte er.

»Was ist das?«

»Es ist Mutters. Wir haben es seit dem Tag, an dem sie ver­schwand, nicht mehr gesehen.« Er starrte Rick verständnislos an.

Die Frau vom Rettungsdienst hielt Adelias Kopf fest zwischen ih­ren Händen. Falls Addies Hals gebrochen war, könnte eine einzige Erschütterung eine schlimme Situation noch sehr viel schlimmer machen.

Rick, auf den Knien, beugte sich vor. Er las die Inschrift laut:Er ist mein Stellvertreter. In Liebe, Charley.

»Dad hat es Mom in dem Jahr ihrer Hochzeit geschenkt.«

»Und Sie haben es nicht mehr gesehen, seit Ihre Mutter ver­schwand?«

»Nein.«

Rick ging in die Hocke, als die Ambulanz zum Krankenhaus raste.

»Sheriff.«

»Hm?« Rick war mit seinen Gedanken weit weg.

»Wer immer das gehabt hat, der hat meine Mutter umgebracht.«

Rick legte Charles seine Hand auf die Schulter. Er sagte nichts, aber er betete inständig, betete, daß Adelia am Leben bleiben, betete, daß sie nicht gelähmt sein würde, und betete, daß er die Polizei von Camden dazu bewegen könne, sie rund um die Uhr zu bewachen, bis sie nach Albemarle County verlegt werden konnte.

»Charles, Sie werden verstehen, daß mein Job mich zwingt, anstö­ßige Fragen zu stellen.«