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»Ziemlich gut«, sagte er.

Er stieg noch eine Stufe herunter und stand jetzt bis zu den Oberschenkeln im Wasser.

»Wie geht's dir?«, fragte ich. Ich war bereit ihn an den Haaren aus dem Wasser zu zerren.

»Komisch«, meinte er. »Echt komisch.«

Das war's dann also. Ich streckte den Arm aus, um ihn am Nacken zu packen und herauszuziehen, aber bevor ich ihn erreichte, hatte Justin sich flach ins Wasser ge schmissen. Mit einem Platsch verschwand er unter Was ser und schoss von mir weg.

»Justin!«, rief ich. »Justin, nicht! Warte einen Moment!

Warte auf mich! Warte!«

Aber Justin hätte mich sowieso nicht gehört.

Wo sein Kopf gewesen war, sah ich einen Wasserpfeil wegschnellen und durchs Schwimmbecken flitzen, schnel ler, als ich es je bei irgendjemandem gesehen hatte. Dann tauchte er unter dem Sprungbrett auf.

»Juchhu!«

Ihr habt nie in eurem Leben tatsächlich jemanden

»Juchhu« rufen hören, stimmt's? Nun, ich auch nicht.

Aber genau das rief Justin. Dann sprang er aus dem Was ser. Und als er erst eineinhalb, dann drei Meter in die Luft sprang, sah ich, dass es nicht mehr Justin war.

Aus meinem Freund war ein dunkles stromlinienförmi ges Wesen geworden, das mit glattem braunem Fell be deckt war. Es sah menschlich aus - so wie ein Mensch aussehen würde, der für ein Leben im Wasser bestimmt ist.

Das Wesen erreichte den höchsten Punkt seines Sprungs, beschrieb einen anmutigen Bogen, platschte ins Wasser und kam auf mich zugeschossen.

»Das ist einfach großartig!«, sagte Justin. »Ich wünschte, ich hätte das schon vor Jahren gemacht. Komm schon!«

Aber ich hatte nicht die geringste Chance, mit ihm mitzuhalten. Er schoss durchs Wasser, hin und her, be schrieb in langen Schwüngen große Bögen, schwamm im Zickzack, sprang, tauchte. Es war, als würde er vom Schwimmbecken Besitz ergreifen.

Ich blieb einfach in der Mitte und rief Dinge wie: »Jus tin, vielleicht solltest du nicht ...«, »Vielleicht brauchst du ...« und »Es ist dein allererstes Mal«.

Aber er war für das geboren, was er da gerade machte.

Schließlich tauchte er neben mir auf, lächelte und sagte: »Jetzt hast du mich zum dritten Mal gerettet.«

»Was?«

»Zuerst hast du mich vor Gregor gerettet, dann davor, Ileanas Party zu versäumen. Und jetzt hast du mich davor gerettet, niemals herauszufinden, wer ich wirklich bin«, sagte er.

»Weißt du, es wird spät«, erwiderte ich. »Wir trocknen uns besser ab.«

»Ich möchte nie wieder trocken sein.«

»Mach schon. Die Wachleute werden vorbeikommen, um das Schwimmbad zu schließen und Underskinker aufzuwecken.«

»Okay«, sagte Justin zögernd. Er glitt in eine Ecke des Beckens und sprang aus dem Wasser.

Als er sich abtrocknete, wurde er wieder zu dem Jus tin, den ich kannte. Aber es gab einen Unterschied. Er lächelte und es lag keine Scheu darin. Er war glücklich und er wusste, dass niemand ihm dieses Glück nehmen konnte. Er bewegte sich sogar anders.

Wir zogen uns an und gingen in die frühe Dämme rung hinaus. Der Schnee hatte sich jetzt in die Ecken und an die schattigen Plätze zurückgezogen. Er leuchtete schwach.

»Also«, sagte Justin, als hätte er darüber nachgedacht,

»was muss ich tun, um in die Wasserballmannschaft auf genommen zu werden? Als regulärer Spieler, meine ich.«

Diese Idee war so einfach, dass sie genial war. U n d ich war mir sicher, Horvath würde sie hassen. Aber dann kam mir selbst eine Idee, die entweder genauso genial wie die von Justin oder idiotisch war. Ich wusste, wie ich Justin in die Mannschaft bringen und die Zulassung der Schule retten konnte. Und wie ich Horvath davon abhal ten würde, sich einzumischen.

Es gab da nur einen möglichen Haken.

»Das hab ich schon gelöst«, sagte ich. »Aber das wird nicht reichen. Wir brauchen noch zwei oder drei andere Spieler. Justin - glaubst du, es gibt hier noch mehr Jenti, die das Gleiche können wie du?«

»Könnte sein«, meinte Justin nach ein paar Minuten.

»Dieses Mädchen, das ich erwähnt habe, Helen, die mit den Guppys. Und ihr Bruder Carlton. Man sagt, dass er mit drei in ein Planschbecken gefallen ist. Hat seiner Mom einen fürchterlichen Schreck eingejagt.«

»Das wären mit dir dann drei«, sagte ich.

»Mir fallen noch ein paar ein, die in Frage kommen könnten«, meinte Justin. »Das Komische daran ist — sie sind alle so wie ich. Irgendwie klein und braunhaarig.

Oder fast blond. Und sie haben alle das gleiche Problem wie ich - sie brauchen manchmal zusätzliches Blut. Und keiner von ihnen verwandelt sich. Aber jeder von ihnen macht irgendwas mit Wasser. Und wenn sie nur den Ra sensprenger einschalten.«

»Okay«, sagte ich und versuchte an alles gleichzeitig zu denken. »Es ist wichtig, dass Horvath nichts davon er fährt. Das heißt, wir müssen die Probespiele irgendwo anders abhalten. Kennst du irgendwen mit einem eige nem Swimmingpool?«

»Ja, das tue ich tatsächlich«, erwiderte Justin. »Es gibt da einen Jungen, der Thornton Arnes heißt. Den könnte ich fragen. Seine Familie hat seit Jahren einen Swim mingpool, nur zum Anschauen. Natürlich benutzen sie ihn nie. Aber sie halten ihn in Stand und alles. Du weißt schon, um dazuzugehören.«

»Könnten wir ihn diesen Samstag benutzen? Ohne dass Erwachsene dabei sind?«, fragte ich.

»Das wird kompliziert«, sagte Justin. »Aber wir werden sehen.«

Probespiele

Manchmal fügt sich einfach alles zusammen. Es stellte sich heraus, dass Thornton Ames' Eltern an diesem Samstag zu einer Nachmittagsvorstellung nach Boston fuhren, also konnten wir ihren Swimmingpool benut zen. U n d Thornton hatte Interesse. Ebenso wie Helen und Carlton Danforth.

Wir trafen uns alle um zwei Uhr nachmittags bei den Ames. Es war ein schöner, windiger Tag und Wasser dampf schwebte in Schleiern über dem Becken. Justin und ich zitterten in unserer Badekleidung, als die drei anderen uns ansahen wie eine Tür, von der sie nicht ge wusst hatten, dass es sie gab, und bei der sie nicht sicher waren, ob sie durchgehen wollten.

Genau wie Justin gesagt hatte, waren sie alle der glei che Typ wie er. Sie waren so klein und sahen so un scheinbar aus, dass man, wenn sie alle drei nebeneinan derstanden, beim schnellen Hinschauen das Gefühl hatte, es wären nur zwei. Ich fragte mich, ob diese Unschein barkeit ein weiterer Schutzmechanismus von Vampiren war — für jene, die nicht wegfliegen oder sich nach Belie ben in einen Wolf verwandeln konnten.

»Okay«, sagte Justin. »Ihr wisst alle, worum es hier geht. Cody hat mir gezeigt, wie ich mich in etwas ver wandeln kann, das schwimmt. Es ist das großartigste Ge fühl, das ich je hatte, und ihr habt wohl auch alle Inte resse daran, sonst wärt ihr nicht hier. Nur damit ihr es wisst: Cody und ich sind auf jeden Fall da, um euch -

nun, sollte sich herausstellen, dass das Ganze nicht euer Fall ist, werden wir euch helfen.«

Ganz in der Nähe war ein Haufen Handtücher, die Justin und ich von der Vlad mitgebracht hatten. Helen Danforth betrachtete sie mit ernster Miene. Sie sah aufs Wasser. Dann ging sie zu einer Ecke des Swimming pools, beugte sich hinunter und tauchte den Finger hinein.

»Nett und warm«, meinte sie nachdenklich.

»Zeig uns, wie du es machst, Justin«, sagte Carlton.

Justin ging zum anderen Ende des Swimmingpools und sprang hinein. Fast im selben Moment, als das Was ser über seinem Kopf zusammenschlug, verwandelte er sich in - in was auch immer er da wurde.

Ich hörte ein Aufkeuchen von Helen.

»Oh.« Carlton holte tief Luft.

»Okay«, sagte Justin, als er wieder auftauchte. »Jetzt kommt Cody zu mir rein und wir helfen jedem von euch, der es versuchen möchte.«

Die drei starrten uns bloß an. Wer hätte ihnen daraus einen Vorwurf machen können?