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Drei Abende später betrat ein derb gekleideter Weißer die Can-tina. Er hatte einen Schnurrbart mit langen Spitzen und trug einen Revolver an der Hüfte. Er kippte an der Bar zwei schnelle doppelte Whiskys und stelzte dann auf die beiden harten Stühle zu, wo Ashton und Rosa auf Kundschaft warteten. Das dritte Mädchen war oben an der Arbeit.

»Hallo, Miss Gelbschuh. Wie geht's dir denn so?«

»Mir geht's gut.«

»Wie heißt du?«

»Brett.«

Er grinste. »Höre ich da den Akzent einer gefallenen Blume des Südens?«

Sie legte den Kopf schief, flirtete mit den Augen. »Ich falle niemals, außer wenn ich zuvor bezahlt werde. Da du meinen Namen weißt, wie ist deiner?«

»Mein Vorname mag dir ein bißchen komisch vorkommen. Ich heiße Banquo, aus Mr. Shakespeares Tragödie >Macbeth<. Nachname Collins. Wenn ich mir noch ein paar Drinks gegönnt habe, komme ich vielleicht zu dir.«

Er stolzierte zur Bar zurück, während Ashton sich an ihrem Stuhl festklammerte, um nicht herunterzufallen.

Banquo Collins schlug mit der Faust auf den Tresen. »Ich zahle für alle. Ich kann das Zehnfache ausgeben, ohne mir groß Sorgen machen zu müssen.«

Die Senora pirschte sich an ihn heran. »Kühne Worte, mein Lieber.«

»Aber wahr, Mädel. Ich kenne die Mine, wo der Schatz versteckt ist.«

»Ah, ich wußte, daß es nur ein Scherz ist. Hier in der Gegend gibt's keine Minen.«

Collins stürzte ein Glas von dem Fusel hinunter. »Ich buddle in keiner Drecksmine herum; meine Mine sind Wagen.«

»Wagen? Das ergibt keinen Sinn.«

»Für mich schon.«

Er streckte die Arme aus und stampfte mit den Stiefeln auf dem Boden herum. »Warum gibt's hier keine Musik, nach der ein Mann tanzen kann?« Weil ihn alle beobachteten, entging ihnen der wilde Ausdruck auf Ashtons Gesicht. Das war der Mann - Powells Führer.

»Werde reich wie Midas«, erklärte er und kratzte sich zwischen den Beinen. Rosa begann sich heftig zur Schau zu stellen. Ashton holte die Feile aus ihrem Schuh und schob sie unter ihrem linken Arm durch. Rosa japste, als die Spitze sie traf.

»Der gehört mir«, flüsterte Ashton. »Wenn du ihn nimmst, steche ich dir morgen ein Auge aus.«

Rosa wurde weiß. »Nimm ihn. Nimm ihn.«

»Werd' massenhaft Musik haben, wenn ich die Welt seh'. Rom, die Japaner ...« Collins rülpste. »Aber nicht hier. Doch ein bißchen Vergnügen, schätz' ich, krieg' ich hier auch.«

Er schwankte auf die Mädchen zu. Ashton erhob sich. Wieder grinste er, packte ihre Hand und zog sie die Treppe hoch.

Nachdem sie die Tür verriegelt hatte, half sie ihm beim Ausziehen. Sie war so aufgeregt, daß sie an einem Knopf seines Ho-sentürchens zu heftig zerrte. Der Knopf riß ab und klapperte gegen die Wand. Er setzte sich aufs Bett, während sie ihm die Hosen hinunterzog. »War interessant, was du da unten erzählt hast«, sagte sie.

Er blinzelte, als hätte er sie nicht gehört. »Wo kommst du her, Gelbschuh? Du bist doch keine Mexe?«

»Ich bin ein Carolina-Girl. Das Unglück hat mich hierher verschlagen.« Nach einem tiefen Atemzug wagte sie den Sprung ins kalte Wasser. »Ein Unglück, über das wir wohl beide etwas wissen.«

Trotz seiner Trunkenheit und seiner angeregten Verfassung ließen ihn ihre Worte vorsichtig werden. »Quatschen wir, oder ficken wir?«

Sie beugte sich vor und bemühte sich kurz um ihn, um seine Irritation zu verscheuchen. »Ich wollte nur wegen dieser Wagen fragen ...« Seine Hand krallte sich in ihr Haar. »Collins, ich bin auf deiner Seite. Ich weiß, was in diesen Wagen war.«

»Wie das?« Wütend riß er an ihrem Haar. »Ich sagte, wie das?«

»Bitte. Nicht so fest! So ist es besser.« Erschrocken lehnte sie sich zurück. Angenommen, er fühlte sich wirklich bedroht? Angenommen, er beschloß, sie zu töten? Dann dachte sie: Wenn du hierbleibst, bist du ohnehin so gut wie tot.

Sie sagte vorsichtig: »Ich weiß es, weil ich zu dem Mann in Beziehung stand, dem die Wagen gehörten. Er war ein Südstaat-ler, nicht wahr?«

Sein Blick gab es zu, bevor er es mit Worten abstreiten konnte. Sie klatschte in die Hände. »Sicher war er das. Beide waren sie Südstaatler. Und du hast sie von Virginia City aus geführt.«

Sie zog die Schulterträger herunter und zeigte ihm ihre Brüste, jetzt schon gerötet und fest. Herr im Himmel, allein der Gedanke an das Gold versetzte sie in ungeheure Erregung.

»Weißt du, wo die Wagen sind, Collins?«

Er grinste bloß.

»Du weißt es. Und ich weiß, welche Ladung sie hatten. Mehr noch, ich weiß, woher das kam - und wie man an das Hundertfache, vielleicht an das Tausendfache davon herankommt.«

Sie entdeckte einen Schimmer von Interesse und nützte ihren Vorteil aus. »Ich rede von der Mine in Virginia City. Sie gehört mir. Mr. Powell, einer der getöteten Männer, war der Besitzer, und ich bin mit ihm verwandt.«

»Du meinst, du kannst beweisen, daß sie dir gehört?«

Ohne zu zögern oder ihren Gesichtsausdruck zu verändern, sagte sie: »Mit absoluter Sicherheit. Du kriegst die Hälfte von dem, was in den Wagen ist, dann hilfst du mir, nach Nevada zu kommen, und ich teile ein noch wesentlich größeres Vermögen mit dir.«

»Na klar doch - ein wesentlich größeres Vermögen. Und es gibt auch sieben Städte aus purem Gold, die hier in der Gegend nur darauf warten, gefunden zu werden - ganz egal, daß sie niemand entdeckt hat, seit die Spanier vor Hunderten von Jahren danach zu suchen begonnen haben.«

»Collins, mach dich nicht über mich lustig. Ich sage die Wahrheit. Wir müssen unsere Informationen zusammenlegen. Wenn wir das tun, dann werden wir so reich, daß dir schwindelt. Wir können die ganze Welt zusammen erleben. Wäre das nicht aufregend, Liebling?« Ihre Zunge lieferte eine feuchte Demonstration ihrer Erregung.

Sekunden vergingen ohne Reaktion. Ihre Furcht kehrte zurück. Plötzlich lachte er. »Bei Gott, du bist ein schlaues Mädel. Ebenso schlau wie heiß.«

»Sag, daß wir Partner sind, und ich zeige dir ein paar ganz spezielle Liebessachen. Das werde ich für niemanden sonst tun, egal, wieviel er zahlt.« Sie flüsterte wollüstige, obszöne Worte in sein Ohr.

Wieder lachte er. »In Ordnung, Partner.«

»Ich komme«, rief sie, ließ Kleid und Höschen fallen und warf sich auf ihn.

Sie hielt ihr Wort, doch nach zehn Minuten forderten Alter und die Drinks ihren Tribut von ihm, und er fing an zu schnarchen.

Ashton zog die Laken hoch, rieb sich ab und glitt mit pochendem Herzen neben ihn. Endlich war ihre Geduld belohnt worden. Schluß mit der Hurerei. Sie hatte den Mann, der das Gold hatte.

Die Phantasie malte Bilder von einem neuen Abendkleid. Der großartigsten Hotelsuite in New York City. Madeline, die sich krümmte, während Ashton ihr mit einem Fächer ins Gesicht schlug.

Köstliche Visionen. Bald schon würden sie Wahrheit werden. Sie schlief ein.

Sie erwachte, seinen Namen murmelnd. Keine Antwort.

Tageslicht filterte durch die Schlitze im Fensterladen. Sie tastete das Bett neben sich ab.

Leer. Kalt.

»Collins?«

Er hatte eine mit Bleistift geschriebene Notiz auf der alten Kommode zurückgelassen.

Liebe kleine Miss Gelbschuh

Polier Deine Geschichte von der V.-City->Mine< noch ein bißchen auf. Vielleicht schluckt sie jemand. Aber ich weiß ja bereits, was in den Wagen war, weil ich's habe; allerdings habe ich nicht die Absicht zu teilen. Trotzdem schönen Dank für die Sonderbehandlung.

Goodbye,

BC

Ashton kreischte. Sie kreischte, bis sie das ganze Haus aufgeweckt hatte - Rosa, die dritte Hure, die Senora, die hereingestürmt kam und sie anbrüllte. Ashton spuckte ihr ins Gesicht. Die Senora schlug sie. Ashton schluchzte und kreischte weiter.