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»Ihren Lohn für Ihre Dienste - und Ihr Schweigen?«

»Ja, Ma'am.« Trouts sonniges Gesicht strahlte. »Wissen Sie, ich habe im Telegraphenamt in Dayton, Ohio, gearbeitet, bevor mein Onkel mir diesen Job verschaffte. In sechs Monaten habe ich mehr verdient, als ich mein ganzes Leben lang im Norden oben hätte verdienen können.«

»Der Süden bietet allen große Möglichkeiten, nicht wahr?« sagte Isabel, charmant und selbstzufrieden lächelnd.

Gettys Bros. hat wieder eröffnet. Innen und außen ein neuer weißer Anstrich, frische Waren stapeln sich in Regalen und auf dem Fußboden. Der junge Randall G. thront als Manager inmitten dieses neuen Überflusses. Aufs Dach hat er ein farbenprächtiges Schild gesetzt. Es zeigt eine bunte Flagge - die Schlachtfahne der Konföderier-ten - und einen neuen Namen, the dixie store.

Er weigert sich, über den plötzlichen Wandel seines Schicksals zu sprechen, also haben wir jetzt ein Geheimnis hier. Ich kann es nicht lösen, will aber auch nicht viel Zeit darauf verschwenden. Du kennst meine Ansichten, was den fanatischen Mr. Gettys anbelangt.

7

Ein viel zu kurzer Besuch«, sagte George, seine Stimme über den allgemeinen Lärm erhebend, der durch die Gepäckverladung zwei Waggons entfernt verursacht wurde. Er umarmte Brett. Trotz ihres weitgebauschten Rocks war er sich ihres Bauches bewußt. »Paß auf den Kleinen auf - und schaut zu, daß ihr rechtzeitig in San Francisco ankommt.«

Dampf fauchte um sie herum. Bretts nach Lavendel duftende Wange fühlte sich feucht an, als sie sich gegen die seine preßte. »Keine Sorge. Er wird als Kalifornier geboren werden.«

»Bist du dir sicher, daß es ein Er wird?« fragte Constance.

»Absolut sicher«, erwiderte Billy. Er sah sehr adrett aus in dem neuen dunkelgrauen Mantel, während Hosen und Krawatte von hellerem Grau waren. Er und Constance umarmten sich, dann waren die Damen an der Reihe. George schüttelte seinem Bruder die Hand.

»Ich kann es nicht verbergen, Billy. Mir wäre wohler, du würdest in Pennsylvania bleiben.«

»Zu viele Erinnerungen auf dieser Seite des Mississippi. Ich habe West Point immer geliebt, aber genau wie du habe ich das Armeeleben satt.« George hörte die unausgesprochene Ergänzung: und, was für Armeen jetzt hinausgeschickt werden.

»Gott schütze dich und alle anderen, George«, sagte Billy.

»Und dich und Brett und euern zu erwartenden Sohn. Da Constance das religiöseste Familienmitglied ist, werde ich sie bitten, um ruhige See zu beten, während ihr Südamerika und das Kap umsegelt.«

»Dort unten ist es Winter, aber wir werden's schon schaffen.«

Besser als ich es schaffe, dachte George mit tiefer Melancholie. Sie hielt ihn gepackt seit seiner Konfrontation mit Stevens in Washington und machte ihn in geradezu unvernünftigem Ausmaß nachdenklich und lethargisch.

Constance sagte: »Wenn euer Schiff länger als für ein paar Stunden im Hafen von Los Angeles festmacht, dann besucht bitte die Anwaltskanzlei meines Vaters und richtet ihm ganz liebe Grüße von mir aus.«

»Machen wir auf jeden Fall«, nickte Billy.

Der Schaffner rief: »Alles einsteigen.« Aus einigen Schritten Entfernung winkte Patricia den Abreisenden zu. Williams Blick war auf ein attraktives Mädchen gerichtet, das auf den letzten Wagen zueilte. Durch ihr Lächeln hindurch zischte Patricia: »Wink, du unhöfliches Biest!« William streckte ihr die Zunge heraus und winkte.

Der Lehigh-Valley-Lokalzug setzte sich in Bewegung. George rannte neben Billy und Bretts Waggon den Bahnsteig entlang und rief: »Drängt Madeline, ein weiteres Darlehen anzunehmen, falls sie es nötig hat.«

»Werden wir«, rief Brett zurück.

»Billy, schick eine Nachricht, wenn ihr euch niedergelassen habt.«

»Versprochen«, schrie sein Bruder. Die Dampfpfeife schrillte. »Du gibst mir Bescheid, falls das Kriegsministerium Charles aufspürt.«

Georges Antwort war ein nachdrückliches Nicken. Der Zug rollte davon. Bis jetzt hatte das Ministerium zwei Briefe von Billy unbeantwortet gelassen, in denen er sich nach dem Aufenthaltsort seines besten Freundes erkundigte, der angeblich in der Kavallerie irgendwo im Westen diente.

George rannte schneller, wedelte mit seinem glänzenden Hut und brüllte andere Sachen, die niemand verstand. Constance rief ihn zurück. Der Zug verließ den Bahnsteig und wurde schneller, folgte dem Fluß und dem alten Kanalbett. Billy und Brett verschwanden.

Wie George sie um ihre Jugend, ihre Unabhängigkeit beneidete. Doch er bewunderte auch ihren Mut, in einen Staat aufzubrechen, von dem sie lediglich in einem unzuverlässigen Führer gelesen hatten. Amerikanern ging es allerdings prächtig in Kalifornien. Vier Geschäftsleute sprengten und gruben sich durch die Sierras, um das Teilstück einer transkontinentalen Eisenbahnlinie zu bauen; in wenigen Jahren würde die Pazifikküste mit dem Rest des Landes verbunden sein. Billy war entschlossen, eine Baufirma zu gründen, und selbst Georges Versprechen einer sicheren und lukrativen Zukunft bei Hazards konnte ihn nicht davon abbringen.

»Verdammt«, sagte George und blieb am Ende des Bahnsteigs stehen. Er wischte sich die Augen, bevor er zu seiner Familie zurückkehrte. Er wußte, was sein Bruder mit den Erinnerungen auf der Ostseite des Mississippi meinte. In einer Nacht, als alle schon zu Bett gegangen waren, hatten sie stundenlang darüber gesprochen. Der Krieg hatte sie beide berührt - hatte sie verändert, vielleicht sogar beschädigt, auf eine Art und Weise, die fundamental und in einigen Fällen jenseits jeglichen Verstehens war.

In tiefes Nachdenken versunken, ging George zu seiner Familie zurück. Constance sah, in welcher Verfassung er sich befand. Sie nahm seinen Arm, als sie zu dem lackierten Zweispänner zurückgingen, dessen Dach gegen die Augusthitze aufgeklappt war. Der Kutscher hielt den Hazards die Tür auf, nahm dann seinen Sitz ein und ließ die Peitsche über den Köpfen der beiden stattlichen Braunen knallen.

Meine Stadt, dachte George, als der Zweispänner auf die Hügelstraße zurollte. Er besaß einen Hauptanteil an der Bank von Lehigh Station, das Station-House-Hotel zu seiner Linken und ungefähr ein Drittel des Grundbesitzes innerhalb der Stadtgrenzen. Das meiste lag im Handelsbezirk entlang des Flusses, doch gehörten ihm auch vierzehn große Ziegelhäuser an den höhergelegenen Terrassenstraßen. Vorarbeiter von Hazards und einige reichere Kaufleute hatten sie gemietet.

Als die Kutsche weiterrollte, suchte George die Straßen nach den drei Kriegsopfern der Stadt ab. Er entdeckte den blinden Jungen, der auf dem überfüllten Gehsteig in der Nähe von Pinckney Herberts Laden bettelte. Den Jungen mit dem Holzbein sah er nicht, doch einen Block weiter erspähte er Tom Hassler.

»Stopp, Jerome. Nur für einen Moment.«

Er sprang von der Kutsche. Patricia und William seufzten vor Ungeduld. Georges kurze Beine trugen ihn zu dem Jungen, dem er einen Job bei Hazards gegeben hatte, doch Tom war nicht in der Lage, die einfachsten Aufgaben auszuführen, und so schlurfte er jeden Tag durch Lehigh Station und klapperte mit einer Blechbüchse, in die seine Mutter Steinchen gegeben hatte, damit es sich so anhörte, als hätten andere bereits gespendet. George stopfte einen Zehn-Dollar-Schein in die Büchse. Der Anblick von Toms schlaffem Mund und den toten braunen Augen deprimierte ihn stets. Ebenso wie die beiden anderen verstümmelten Veteranen der Stadt war Tom Hassler noch keine zwanzig.

»Wie geht's dir heute, Tom?«

Der leere Blick des Jungen wanderte von dem dunstigen Fluß zu den lorbeerbedeckten Hängen auf der anderen Seite. »Fein, Sir. Warte auf Befehle von General Meade. Noch vor Anbruch der Dunkelheit werden die Rebs da drüben auf Seminary Ridge angreifen.«

»Das ist richtig, Tom. Du wirst's schon schaffen.«

Er wandte sich ab. Wie beschämend, dieser Drang zu weinen, der ihn in letzter Zeit so oft überfiel. Er kletterte in den Zweispänner und knallte die Tür zu; dem Blick seiner Frau wich er aus. Wie beschämend! Was geht mit mir vor?