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Jackson beobachtete seinen Gast mit einem fröhlich überlegenen Lächeln. Als er seinen Spaß gehabt hatte, fuhr er fort: »Wir handeln mit den südlichen Cheyenne. Wenn du ihren Namen so ausdrückst, dann versteht es jeder.« Er führte eine Reihe schneller, geschmeidiger Gesten vor, rotierende Faust, ausgestreckte oder gekrümmte Finger.

»Kenne ich«, sagte Charles. »Das ist Zeichensprache. Die Co-manchen in Texas benutzen sie.«

»Jawohl, Sir, die Lingua franca der Stämme. Gerade eben habe ich gesagt: Wir handeln mit Cheyenne im Indianerterritorium. Wir bringen Waren hin und nehmen Indianerpferde mit. Ist ein gutes Geschäft, allerdings nicht so gut, wie es sein könnte. Ich handle nicht mit Waffen oder schlechtem Schnaps.«

Mittlerweile hatte sich Charles einige Gedanken über das Angebot gemacht.

»Ein gutes Geschäft mag es vielleicht sein, aber auch ziemlich gefährlich.«

»Nur gelegentlich. Da draußen gibt's zwei- bis dreihunderttausend Rote, aber weniger als ein Drittel davon sind auf dem Kriegspfad, und das auch nicht immer. Man kann ganz gut mit ihnen zurechtkommen, wenn sie wissen, daß man keine Angst hat.«

Er zupfte die Truthahnfeder aus seinem Haar und fuhr mit seinem Zeigefinger über das breite, eingeschnittene V. »Sie kennen die Bedeutung einer Feder, die auf die Art eingekerbt ist. Es heißt, ich bin mal einem schlechten Indianer begegnet und habe ihm den Skalp genommen, damit er kein Leben nach dem Tod mehr hat, und dann hab' ich ihm die Kehle durchgeschnitten.«

»Das besagt die Feder?«

Jackson nickte.

»Hast du's getan?«

Jacksons sanfte Augen wichen seinem Blick nicht aus. »Zweimal.«

Charles schauderte. Vorsichtig legte Boy seinem Onkel eine Hand auf die Schulter; sein Gesicht verriet Stolz. Fen leckte träge seine Vorderpfoten. Der Regen klatschte auf das Tipi. »Du hast was von einem Vorschlag gesagt.«

»Ich brauche einen Partner, der mir den Rücken freihält. Ich kann ihm alles über das Land beibringen, aber ich muß ihm vertrauen, und er muß ordentlich schießen können.«

»Ich bin ein ganz guter Schütze. Ich habe ein paar Jahre bei General Wade Hamptons Scouts geübt.«

Holzfuß reagierte darauf mit begeistertem Nicken. »Südstaatenkavallerie. Das ist eine erstklassige Empfehlung.«

»Brauchst du einen Mann mehr, oder ersetzt du einen?«

Wieder fuhr sich der Händler mit der Zunge über die Zähne. »Schätze, hat keinen Zweck zu lügen, falls wir zusammen reiten sollten. Beim letzten Trip hab' ich meinen Partner Dean verloren. Hat seine Finger nicht von einer Frau lassen können. Ihr Mann und einige seiner Freunde vom Roten Schild haben Hackfleisch aus Dean gemacht.«

Das Büffelfleisch schien sich in Charles' Magen zusammenzuklumpen. »Was bedeutet Roter Schild?«

»Gemeinschaft der Cheyenne-Krieger. Gibt mehrere davon. Die Schilde, die Bogensehnen, die Hundemänner - Hundesoldaten, wie sie manchmal genannt werden. Zu ihnen gehören ungefähr die Hälfte der Krieger des Stammes. Wenn ein junger Mann fünfzehn oder sechzehn Winter zählt, dann schließt er sich einer Gemeinschaft an, was so ziemlich die wichtigste Sache in seinem ganzen Leben ist. Mit diesen Gemeinschaften -das fing vor langer Zeit an. Die Legende erzählt, daß ein junger Cheyenne-Krieger namens Sweet Medicine, >süße Medizin<, nach Norden zum Heiligen Berg gewandert sei, der womöglich in den Black Hills liegt - niemand ist sich da wirklich sicher. Es heißt, Sweet Medicine traf den Großen Geist oben auf dem Berg, und sie palaverten eine Weile. Der Geist befahl Sweet Me-dicine, zurückzugehen und die Gemeinschaften zum Schutz des Stammes zu gründen. Dann gab ihm der Geist all die Namen für die Gemeinschaften, die speziellen Gesänge für jede Gruppe, wie sie sich zu kleiden haben - den ganzen Kram. Die Gemeinschaften werden immer noch so geführt, wie Sweet Medicine es ihnen gesagt hat. Sie geben den Ton an, und das vergißt man besser nicht. Selbst die vierundvierzig Häuptlinge im Stammesrat furzen nicht in den Wind, ohne daß die Männer der Gemeinschaften ihr Okay dazu geben.«

»Was genau tun diese Männer, außer den Stamm herumzukommandieren?«

»Ihre wichtigste Aufgabe ist es, zur Zeit der Büffeljagd im Camp für Ordnung zu sorgen. Sie halten die jungen Burschen in Reih und Glied, damit keiner plötzlich aufspringt und eine erstklassige Herde verscheucht.«

»Und ich wäre der Ersatz für einen Mann, der von diesen Leuten zerstückelt worden ist?«

»Jawohl, Sir. Ich will gar nicht so tun, als wäre da überhaupt kein Risiko dabei. Aber man kriegt auch seinen Lohn dafür. Der Anblick des saubersten, schönsten Landes, das Gott je erschaffen hat - und einige der schönsten Mädchen. Mit den meisten Cheyenne komme ich gut zurecht. Sie mögen den alten Holzfuß.«

Mit einem zärtlichen Gurgeln kniete Boy neben seinem Onkel nieder und streichelte dessen Bart. Jackson nahm Boys Hand zwischen seine Hände und hielt sie fest. Der Junge sah zufrieden und glücklich aus.

»Um mal die Karten auf den Tisch zu legen«, sagte der Händler. »Im ersten Jahr geb' ich dir zwanzig Prozent von dem, was wir für die Pferde kriegen, die wir zurückbringen. Wenn du deinen Mann stehst, kriegst du pro Jahr zehn Prozent mehr, bis du bei der Hälfte bist. Bis dahin gehören alle Waren mir, und alles geht auf mein Risiko. Oh«, er grinste, »ich meine natürlich mit Ausnahme des Risikos für deinen Skalp und dein Leben. Was sagst du dazu?«

Charles saß still da, unfähig, jetzt schon etwas dazu zu sagen. Der Vorschlag des Händlers brachte große, umfassende Veränderungen mit sich. Die Gegenwart von Boy ließ ihn an seinen Sohn denken. Schloß er sich Jackson an, dann würde er den kleinen Gus manchmal monatelang nicht sehen. Das gefiel ihm ganz und gar nicht. Andererseits brauchte er Arbeit; er mußte Geld verdienen. Und vor dem Krieg, während seiner Dienstzeit in Texas, hatte er geschworen, daß er zurückkehren und sich dort niederlassen würde. Er hatte sich in die Schönheit des Westens verliebt.

»Nun?«

»Ich würde gern darüber schlafen.« Er lächelte. »Ich weiß wirklich nicht, ob ich mich daran gewöhnen kann, einen Mann Holzfuß zu nennen.«

»Das ist mir verdammt egal, solange du nur ordentlich schießt.«

Kurz darauf rollte sich Charles in einem warmen Büffelfellmantel neben dem ersterbenden Feuer zusammen. Er rutschte hin und her, bis er die Lage gefunden hatte, in der seine Wunden am wenigsten schmerzten, und schlief ein.

Anstatt von endlosen Prärieebenen oder wilden Indianern träumte er von Augusta Barclay. In den grauen, konturlosen Landschaften des Schlafes legte er seine Hände auf ihren nackten Körper. Dann drängten sich andere Frauen vor, nahmen ihren Platz ein. Er erwachte, steif und zerschlagen, voller Reue und mit dem ausgebrannten Gefühl der Heimatlosigkeit, schmerzlich verstärkt durch den Abbruch seiner Armeelaufbahn.

Er hatte immer noch seine Zweifel, was Jacksons Angebot betraf. Es war besser als irgendein langweiliger, monotoner Job, aber es war schlicht und einfach auch gefährlich.

In Gedanken daran drehte er sich um. Seine Rippen schmerzten, und er stöhnte auf. Dieser Laut zog einen anderen nach sich; Fen wachte auf, trabte quer durch das Tipi und stellte sich neben seinen Kopf. Charles blieb regungslos liegen. Würde der Hund ihn beißen?

Fen senkte den Kopf. Seine rauhe, warme Zunge leckte dreimal über Charles' zerschlagenes Gesicht.

Große Entscheidungen hängen oft von so kleinen Beweisen der Zuneigung ab.

»Gut, verdammt gut«, rief Holzfuß, als Charles ihm am Morgen zusagte. Der Händler wühlte in einem Haufen Decken und mit Segeltuch umhüllten Packen, bis er zwei geschmeidige Gegenstände fand, die er seinem neuen Partner in die Hände drückte.

»Was ist das?«

»Mokassins aus Büffelleder. Von der Winterjagd. Da haben die Büffel das dickste Fell. Man wendet's nach innen, siehst du? Die werden dich warm halten, dort, wo wir hingeh'n.«