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Och nö ! Das finde ich richtig doof !

»Nun ja, wir haben hier auch manchmal Trauungen im ganz kleinen Kreis«, mischt sich Frau Holtrop wieder ein. »Da können Sie anschließend im Kaminzimmer feiern, das hat genau die richtige Größe für eine kleinere Gesellschaft. Soll ich es Ihnen mal zeigen ?«

»Ja«, Caro nickt, »das ist eine gute Idee.«

»Obwohl – ich finde, wir sollten auch die größere Variante noch mal diskutieren«, beharrt Marc.

»Selbstverständlich zeige ich Ihnen auch gern die größeren Räume. Sie können es sich ja auf jeden Fall noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Man heiratet schließlich nur einmal im Leben.«

Carolin kichert.

»Da liegen Sie im Hinblick auf meinen Zukünftigen leider falsch, Frau Holtrop. Der ist Wiederholungstäter.«

Frau Holtrop lacht ebenfalls, aber es klingt ein bisschen unsicher. Marc lacht nicht. Täusche ich mich, oder findet er das überhaupt nicht komisch ?

»Ich hoffe doch sehr«, sagt er dann säuerlich, »dass ich nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit heiraten muss, weil es für mich das zweite Mal ist.«

Nein, ich täusche mich nicht. Marc findet es nicht komisch. Offenbar ist seine erste Ehe nicht gerade sein Lieblingsthema. Das wundert mich freilich nicht. Sabine, seine Exfrau, ist wirklich furchtbar. Ich kenne niemanden, der sie mag. An die würde ich auch nicht gern erinnert werden.

Carolin gibt sich ungerührt.

»Also wirklich, nun stell dich mal nicht an. Du weißt genau, wie ich das gemeint habe.«

Marc wirft ihr einen bösen Blick zu, sagt aber nichts mehr. Luisa hingegen scheint das kleine Scharmützel auf eine Idee gebracht zu haben.

»Jetzt weiß ich, wen ihr noch einladen müsst – Mama !«

Ich muss mich korrigieren: Ich kenne doch jemanden, der Sabine mag. Aber ich finde, die eigene Tochter zählt nicht.

ACHT

Auf der Fahrt zu unserem nächsten Besichtigungsziel ist Carolin nicht mehr ganz so gut gelaunt. Ich schätze mal, dass die Aussicht, Sabine auf ihrer eigenen Hochzeit zu begegnen, daran schuld ist. Auch Marc ist auf einmal ganz still. Ob er überlegt, wie er Luisa das mit Sabine wieder ausreden kann ? Ich ahne es schon: Die Einladungspolitik bei einer menschlichen Hochzeit ist sehr diffizil. Ich sollte meinem Schöpfer immer wieder danken, dass ich nur ein kleiner Hund bin, der glücklich ist, wenn sein Napf gut gefüllt ist und ihn jemand ab und zu am Bauch krault.

»Also«, bricht Marc schließlich das Schweigen, »vielleicht ist der Plan mit dem ganz engen Kreis doch ziemlich gut. Und unser nächstes Ziel würde perfekt dazu passen. Ich glaube, da passen überhaupt nur elf Leute ins Trauzimmer.«

»Da bin ich aber mal gespannt.«

Ich kann es zwar nicht sehen, aber an ihrer Stimme höre ich, dass Caro wieder lächelt. Sehr schön ! Ich hatte schon Angst um unseren Ausflug. Wenn von drei Menschen – Henri zähle ich in diesem Zusammenhang nicht mit – einer schlecht gelaunt ist, sind es meiner Erfahrung nach bald alle.

Marc nimmt eine Hand vom Lenkrad und legt sie vorsichtig auf Caros Knie.

»Ein bisschen musst du dich gedulden. Es ist noch ein ganzes Stückchen hin. Ein wunderschöner Ort. Ich hatte sowieso überlegt, ob wir unsere Trauung nicht mit einem kleinen Kurzurlaub verbinden, und auch dazu würde diese Location hervorragend passen.«

Die Fahrt dauert tatsächlich noch eine ganze Weile. Ich merke, wie mein Magen zu knurren anfängt. Hoffentlich kommt als Nächstes der Picknickkorb zum Einsatz ! Nur gut, dass dort auch ein Tütchen für mich drin schlummert.

Als wir endlich ankommen und ich aus dem Auto hüpfe, sehe ich erst einmaclass="underline" nichts ! Also, jedenfalls nichts, was so aussieht, als ob man dort als Mensch heiraten könnte. Denn es gibt absolut kein Gebäude, sondern nur sehr viel Gras. Genau genommen stehen wir auf einer riesigen Wiese. Am Horizont scheint die Wiese sogar von einer Mauer umgeben zu sein, die ebenfalls aus Wiese besteht. Auf der Mauer stehen und liegen Tiere herum, dem Geruch nach Schafe. Interessant. Will Marc etwa vorschlagen, auf Hochzeitsgäste zu verzichten und stattdessen ein paar Schafe einzuladen ?

Auch Carolin schaut sich erstaunt um.

»Was wollen wir denn hier ? Am Deich ?«

Stimmt. Die grüne Mauer heißt Deich. Das weiß ich noch aus meinem Urlaub in St. Peter-Ording. Marc nimmt Caro an die Hand.

»Genau hier wollen wir nichts. Es ist noch ein bisschen zu laufen. Guck mal, dahinten ist es !«

Marc zeigt auf etwas, und ich folge mit dem Blick der Richtung, in die seine Hand zeigt. Dort steht ein sehr, seeehr hoher Turm, links und rechts von ihm zwei Häuser.

»Zu dem Leuchtturm ?«

Marc nickt.

»Genau.«

Aha, ein Leuchtturm. Was das wohl ist ? Na, ich werde es ja gleich aus der Nähe sehen. Allerdings ist das noch ein ganzes Stück weit weg. Ich wäre dann doch erst mal für ein ausgedehntes Picknick. Nicht auszudenken, einer von uns könnte auf dem Weg zu diesem Turmdings einen Schwächeanfall erleiden. Zwischen lauter Schafen ! Ich setze mich auf meinen Po und beginne zu jaulen. Luisa hockt sich neben mich.

»Herkules hat bestimmt Hunger. Ich übrigens auch. Wollen wir nicht erst einmal unser Picknick machen ?«

»Das ist eine gute Idee. Wir haben ohnehin noch ein wenig Zeit. Wir können den Turm erst in einer Stunde besichtigen.«

Kurz darauf sitzen wir auf der Picknickdecke und genießen die mitgebrachten Köstlichkeiten, wobei sich Henri auf Bananenstückchen beschränkt und ich mich auf Trockenfutter. Caro und Marc trinken noch ein Glas Sekt. Versonnen schaut Carolin zum Leuchtturm rüber.

»Toll, das ist der Leuchtturm, über den ich gelesen habe. Das ist ja wie im Märchen.«

»Das Trauzimmer ist auf der vierten Plattform. Also, es sind ziemlich genau fünfundsechzig Stufen zum Glück.« Er lächelt und gibt ihr einen Kuss. »Zu Fuß müsste es von hier aus ungefähr eine Dreiviertelstunde sein, na ja, mit Henri wahrscheinlich eher eine gute – aber man kann auch eine Kutsche mieten.«

Caro hält ihm ihr Glas zum Nachfüllen hin.

»Ich hätte nicht gedacht, dass du so kreativ bei der Hochzeitsvorbereitung wirst ! Das gefällt mir gut ! Sehr gut sogar.«

Sie beugt sich zu Marc hinüber, und dann küssen sie sich wieder.

Während die beiden mit Romantik beschäftigt sind, mache ich mir ganz andere Gedanken. Fünfundsechzig Stufen ! Ich hoffe, die liegen nicht zu weit auseinander. Für mich als Fast-Dackel kann das zum Problem werden. Meine Beine sind zwar nicht so kurz wie die meiner Mama – aber richtig lang sind sie eben auch nicht. Ab einem gewissen Stufenabstand kann ich nicht mehr laufen, sondern muss richtig springen. Und das fünfundsechzigmal – keine schöne Vorstellung ! Misstrauisch äuge ich zu dem Turm – ob mich Luisa vielleicht tragen kann ? Und apropos tragen: Was ist eigentlich mit Henri ? Dass der bis zum Sommer noch laufen lernt, wage ich zu bezweifeln.

»Na, ihr seid ja ganz schön früh dran mit eurem Picknick ! Riecht aber lecker !«

Ein großer, zotteliger Hund ist neben uns aufgetaucht und betrachtet uns interessiert.

»Wieso früh ? Es ist bestimmt schon Mittag. Da gibt es bei uns immer etwas zu futtern.«

»Nein, ich meine: früh im Jahr. Normalerweise ist es jetzt Menschen doch noch zu kalt, um so lange draußen zu sitzen. Im Sommer sind immer ganz viele von ihnen hier, aber momentan ist Besuch nicht so häufig. Der Schäfer hat es auch nicht gern um diese Jahreszeit. Wir haben viele Lämmer, und die Muttertiere sind schnell genervt von Besuch.«

Zottel ist hier also der Schäferhund. Mittlerweile haben ihn auch meine Menschen gesehen.

»Oh, der ist aber niedlich ! Guck mal, Papa ! Meinst du, der hat Hunger ? Vielleicht will er ein paar von unseren Hundeleckerlis ?«

Bitte ? Spinnt Luisa jetzt völlig ? Finger weg von meinen Leckerlis ! Ich knurre ein bisschen. Zottel stellt überrascht die Ohren auf.