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»Da kann ich ja nur hoffen, dass ich dabei bin«, kommentiert Hedwig sehr schmallippig.

»Aber Oma«, lacht Luisa, »natürlich bist du dabei. Du bist doch ganz wichtig.«

Hedwig greift über den Küchentisch und drückt Luisas Hand.

»Danke, mein Kind. Manchmal bin ich mir da nicht mehr so sicher.«

Luisa guckt überrascht, sagt aber nichts. Stattdessen steht sie auf und linst in den Ofen.

»Ich glaube, unser Kuchen ist fertig. Den hol ich mal raus.«

Kurz darauf steht ein dampfender Schokokuchen auf dem Tisch und riecht wirklich verführerisch. Hoffentlich schneidet ihn Hedwig gleich auf. Dann sind meine Chancen auf einen Probierhappen nicht schlecht. Wenn hingegen erst mal Marc zu Hause ist, kriege ich garantiert nichts ab. Er ist der Meinung, dass Schokolade für Hunde sehr schädlich ist. Aber selbst wenn – an einem Stückchen würde ich bestimmt nicht sterben.

Caro kommt wieder in die Küche.

»Hm, das riecht aber lecker ! Gibt es schon was ?«

»Er muss eigentlich noch ein bisschen abkühlen«, erklärt Hedwig. »Aber ich schneide schon mal ein Stück für Marc raus. Das will ich ihm in die Praxis bringen.«

»Ach, lass doch. Keine Umstände. Der ist in einer Stunde sowieso wieder hier.«

Hedwig schüttelt den Kopf.

»Nein, nein, das ist ja keine Mühe. Ich bringe ihm gern ein Stück, solange es noch warm ist.«

Sie verfrachtet ein Kuchenstück auf einen Teller und holt eine Gabel aus der Küchenschublade, dann kramt sie eine Serviette aus dem Regal.

»Ich bin gleich wieder da.«

»Wie du meinst.«

»Ja, warm ist es am leckersten. Außerdem wollte ich Marc sowieso noch etwas fragen.«

Schwupp. Weg ist sie. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich weiß, was Hedwig Marc fragen will. Mit Henri hat es diesmal bestimmt nichts zu tun.

ELF

Sag mal, könntet ihr am Wochenende vielleicht Herrn Beck nehmen ?«

Nina und Carolin haben sich in ihrem Lieblingscafé Violetta getroffen. Eigentlich wollte Caro Nina von unserem Forschungstrip in Sachen Hochzeit erzählen, doch Nina kann sich darauf kaum konzentrieren. Selbst die Geschichte mit den Schafen entlockt ihr nicht einmal ein Lächeln. Kurz: Sie hört offenbar überhaupt nicht zu.

»Wieso ? Willst du wegfahren ?«

»Nein, ich bekomme Besuch. Aber der hat eine Katzenallergie, und ich muss vorher einmal komplett die Wohnung von Becks Haaren befreien.«

»Von mir aus. Beck und Herkules verstehen sich ja gut, das dürfte kein Problem sein. Wer besucht dich denn ?«

»Ach, eine Bekannte aus Stockholm.«

Stockholm – da hat Nina das gesamte letzte Jahr verbracht. Sie ist nämlich Psychologin an der Universitätsklinik und erforscht zusammen mit anderen Psychologen und Ärzten, warum es Menschen gibt, die so viel trinken oder anderes Zeugs nehmen, dass sie davon krank werden. Dort hat sie auch ihren Freund Alexander kennengelernt – also, nicht weil der zu viel trinkt oder so, sondern weil der als Arzt in der gleichen Klinik arbeitet. Nina hat aber nicht nur in Hamburg, sondern eben auch in diesem Stockholm geforscht und war in dieser Zeit nur ab und zu am Wochenende da. Um Herrn Beck hatte sich während Ninas Abwesenheit allerdings immer Alexander gekümmert, ich wundere mich, warum wir den fetten Kater diesmal aufs Auge gedrückt kriegen. Die gleiche Frage scheint sich auch Caro zu stellen.

»Wo ist eigentlich Alexander ? Nimmt der sonst nicht immer die Katze ? Wäre doch fast praktischer – immerhin wohnt er im Stockwerk über dir.«

»Alex ist am Wochenende nicht da, und ich kann Herrn Beck nicht die ganze Zeit allein lassen. Da langweilt der sich doch nur. Zwischendurch um ihn kümmern ist aber auch schwierig, da müsste ich mich dann immer wieder gründlich enthaaren, bevor ich in meine Wohnung zurückgehe. Ich will ja keinen Asthmaanfall bei meinem Besuch riskieren.«

»Nee, klar – wenn es so schlimm ist, ist das auch viel zu gefährlich. Also, einverstanden, ich nehme ihn. Vielleicht packst du mir ein kleines Carepaket für ihn zusammen, sprich, Sachen, die er gern frisst, und sein Körbchen.«

Nina grinst. »Körbchen geht in Ordnung. Fressen tut er alles gern. Da kannst du wirklich nehmen, was gerade wegmuss. Im Umgang ist Herr Beck sehr wählerisch, beim Futter überhaupt nicht.«

Hihi, selten ist der Kater so treffend charakterisiert worden. Aber kein Wunder. Nina ist schließlich Fachfrau. Eine Psychologin, so weiß ich mittlerweile, beschäftigt sich nämlich mit den Sachen, die im Kopf passieren. Natürlich meist im menschlichen Kopf, aber offenbar kann sie sich auch ganz gut in einen Kater einfühlen.

»Ab wann möchtest du denn mit deinem Frühjahrsputz beginnen ?«

»Nun ja, wenn du Beck schon am Freitagvormittag holen könntest, wäre das toll.«

Caro nickt.

»Kein Problem. Mach ich. Ich bin Freitag sowieso in der Werkstatt, ich habe jetzt ein Top-Kindermädchen.«

»Richtig, diese Tagesmutter, Frau Langhagen. Hast du schon erzählt.«

»Hm«, seufzt Carolin tief, »leider nicht. Hedwig kümmert sich momentan um ihn.«

»Echt ? Aber das wolltest du doch auf keinen Fall !«

»Richtig. Diese blöde Tagesmutter hat uns leider im letzten Moment versetzt. Jetzt haben wir zwar einen Krippenplatz für Henri, aber erst ab August. Ich muss allerdings unbedingt jetzt schon wieder arbeiten, sonst geht Daniel und mir ein Mörderauftrag flöten.«

Nina nickt.

»Verstehe. Mit Kindern ist es wahrhaftig manchmal ganz schön kompliziert. Da habe ich es doch deutlich leichter.«

Während Ninas Bekannte eine Katzenallergie hat, hat Nina bekanntermaßen eine Kinderallergie. Sie kriegt zwar nicht gerade Pickel, wenn sie die lieben Kleinen sieht – aber offen gestanden ist es nur so knapp davor. Mit Henri geht sie trotzdem ganz niedlich um, aber das ist auch die große Ausnahme.

»Ja, mit Kleinkind zu arbeiten hatte ich mir deutlich leichter vorgestellt. Also, wenn ich Freitag in die Werkstatt komme, kannst du mir Monsieur gleich vorbeibringen. Hedwig kommt um halb zehn, ich dürfte also um zehn da sein.«

Ein Wochenende mit Herrn Beck. Fast wie in alten Zeiten. Ich ertappe mich dabei, wie ich mich richtig darauf freue !

Als wir am Freitag in der Werkstatt auftauchen, sind wir etwas spät dran. Marc hatte noch irgendetwas Wichtiges mit Caro in der Praxis zu besprechen. Weil es dringend ohne Hedwig sein musste, schätze ich mal, ging es entweder wieder ums Kindererziehen oder ums Heiraten. Langsam wird’s langweilig. Jedenfalls ist Nina schon da und quatscht mit Daniel. Herr Beck lungert vor der Küchentür herum und sieht nicht so glücklich aus, wie ich es erwartet hätte.

»Hey, Kumpel«, raune ich ihm im Vorbeitraben zu, »freust du dich denn nicht wenigstens ein bisschen ? Ein echtes Männerwochenende, nur du und ich ?«

»Ja, großartig«, murmelt der Kater knapp.

Begeisterung klingt anders. Schade, für mich gibt es nur eine Sache, die ich mir noch schöner vorstellen könnte – nämlich ein Wochenende mit Cherie, aber das steht wohl leider nicht zur Diskussion. Ich verkneife mir einen Kommentar und laufe mit Caro in den großen Werkstattraum.

»Hallo, Nina, guten Morgen, Daniel ! Hält dich die Dame von rechtschaffener Arbeit ab ?«, will Caro lächelnd wissen.

Daniel schüttelt den Kopf.

»Nein, nein, sie gewährt mir tiefe Einblicke in die weibliche Psyche. Die kann ich immer gebrauchen, auch wenn ich noch nicht genau weiß, wie ich die geschäftlich ummünze. Privat habe ich da allerdings schon eine Idee.«

»Ach, ihr redet über Yoga.«

Caro grinst.

»Ha, ha. Sehr witzig, Frau Kollegin.«

»Ich habe eine Tüte mit Sachen für Herrn Beck vorne in den Flur gestellt. Wenn du nicht noch irgendwelche Fragen hast, würde ich mich jetzt mal ans Putzen machen.«

Nina dreht sich schon zum Gehen, die scheint es wirklich eilig zu haben.

»Nee, ist okay. Ich komm klar. Außerdem habe ich mit Marc doch den Fachmann par excellence zu Hause.«