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»Den Termin haben wir zwar sicher, aber was bringt uns das ? Dann traut uns der Standesbeamte im Konventsaal, aber wir können dort nicht feiern. Schon ein kleiner Empfang danach wird schwierig, wenn zeitgleich eine andere große Party stattfindet.«

»Scheiße. Was machen wir jetzt ?«

»Ich werde morgen mal alle Hamburger Standesämter anrufen und fragen, ob irgendjemand noch einen Termin am 15. Juni vergibt. Wenn das nicht klappt, dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als erst in Uetersen zu heiraten und dann zur Feier wieder nach Hamburg zu fahren. Irgendein nettes Restaurant werden wir hier schon finden. Am Datum würde ich jedenfalls nicht mehr rühren.«

Marc nickt.

»Ach, Mist, wir hätten mal bei dem Plan mit der kleinen Feier bleiben sollen. Für ein größeres Fest sind wir schon viel zu spät dran.«

»Bedank dich bei deiner Mutter«, erwidert Caro trocken. »Die große Sause war schließlich ihre Idee. Immerhin könnten wir noch auf den Michel ausweichen. Da passen wir mit fünfundzwanzig Leuten auch locker rein.«

Gut. Ich gehe da jetzt rein. Und ich bin souverän und witzig. Äh, hab ich was vergessen ? Ach so: gelassen. Ich bin selbstverständlich gelassen. JAUL ! Ich kann das nicht. Ich kann nicht einfach in meine Werkstatt spazieren, wenn ich genau weiß, dass Cherie auch dort ist.

»Herkules, was machst du da ?«

Herr Beck kommt um die Ecke gebogen und sieht, wie ich vor dem Hauseingang sitze, mich hinlege, wieder aufstehe, mich dann wieder hinsetze, schließlich wieder liege. So geht das schon seit einiger Zeit, aber ich kann mich nicht aufraffen, einfach durch die Tür zu marschieren. Ich kann es nicht.

Carolin ist nicht einmal aufgefallen, dass ich ihr nicht gefolgt bin. Gut, ich bleibe oft im Vorgarten und komme dann durch die Terrassentür nach, vor allem, wenn so schönes Wetter ist wie heute. Aber gerade jetzt finde ich sie da trotzdem reichlich unsensibel. Gut, dass ich wenigstens noch einen wahren Freund hier habe, dem auffällt, dass etwas mit mir nicht stimmt.

»Ich habe Angst, Beck.«

Beck legt sich neben mich und wedelt mit dem Schwanz hin und her.

»Wovor ?«

»Vor Cherie. Genauer gesagt, davor, wie es mit uns weitergeht. Noch genauer gesagt davor, dass es überhaupt nicht weitergeht.«

»Eines kann ich dir mit Sicherheit sagen: Wenn du hier draußen liegen bleibst, geht es garantiert nicht weiter. Und wenn du drinnen rumliegst und nichts machst, bestimmt auch nicht.«

Ratlos lege ich die Schnauze auf die Vorderläufe.

»Aber was soll ich denn machen ? Was kann ich überhaupt machen ?«

Beck überlegt einen Moment, bevor er antwortet.

»Du musst dich interessant machen.«

»Aha.«

Ein super Tipp. Und so leicht umzusetzen …

»Nee, mal im Ernst – wenn es irgendwie geht, mach dich mal ein bisschen rar.«

»Wie denn ? Ich wohne quasi in der Werkstatt, und sie auch !«

»Ja, dann eben im übertragenen Sinne. Ignoriere Cherie einfach. Frau Wiese hat immer gesagt: Willste gelten, mach dir selten. Und ich glaube, da ist was dran.«

Rar machen. Cherie ignorieren. Ich glaube nicht, dass ich dazu in der Lage bin. Da müsste ich schon mit Augenbinde in der Werkstatt aufkreuzen. Sehr unauffällig.

Beck scheint zu merken, dass ich mehr als skeptisch bin.

»Am besten wäre es natürlich, du könntest sie eifersüchtig machen. Das ist immer ein probates Mittel.«

»Was ist das ?«

Gott, red doch nicht so geschwollen daher, Kater. Vor dir sitzt ein liebeskranker Hund !

»Ein besonders wirksames Mittel. Mach sie eifersüchtig. Dazu bräuchten wir allerdings eine andere Hündin. Ich glaube nicht, dass Cherie deine Liebe zu einem alten, fetten Kater besonders beeindrucken wird.«

Großartig ! Eine andere Hündin. Die zu besorgen ist überhaupt kein Problem. Da stelle ich mich doch einfach schnell in den Park, belle einmal laut und eindrucksvoll, schon werden sie in Heerscharen kommen. Die sind dann alle hinter mir her, Cherie erkennt ihren Fehler, und die Sache ist geritzt. Ha, ha ! Guter Witz !

»Echt, Beck. Hast du keine anderen Tipps auf Lager ? Wo soll ich denn jetzt so schnell eine Hündin herkriegen, die mich anbetet und auf die Cherie dann eifersüchtig ist ?«

»Hm. Guter Punkt. Es wäre aber schon sehr praktisch. Würde auch reichen, wenn du ganz offensichtlich die Hündin anbetest. Cherie müsste eben merken, dass es neben ihr auch andere schöne Frauen gibt.«

Andere schöne Frauen. Woher nehmen, wenn nicht stehlen ? Ich habe leider wegen Cherie in letzter Zeit auch überhaupt nicht mehr auf andere Damen geachtet. Könnte fast schwören, dass mir keine begegnet sind. Wobei – stimmt ja gar nicht ! Stimmt überhaupt nicht !

Ich springe hoch und schüttle mich. Auf geht’s ! Erst ignorieren, dann eifersüchtig machen.

»Beck, du bist einfach genial !«

Der schaut mich völlig verwirrt an.

»Äh, bin ich ?«

»Bist du.«

Und schon sause ich Richtung Werkstatt. Attacke !

ZWANZIG

Manchmal braucht man nur ein Quäntchen Glück. Kaum habe ich Cherie einen Tag lang mehr schlecht als recht ignoriert – was im Wesentlichen nur bedeutete, dass ich ihr nicht mehr auf Schritt und Tritt gefolgt bin –, schon kündigt sich am nächsten Morgen genau der Besuch an, den ich für meine Taktik brauche. Und zwar tut er das durch hektisches Aufräumen und Putzen der Werkstatt seitens Carolin. Selbst Daniel wundert sich, warum Carolin auf einmal anfängt, im Flur staubzusaugen, und schaut von seiner Werkbank auf.

»Sag mal, habe ich irgendetwas verpasst ?«

»Ja, hast du. Frau Hohwenser hat vorhin angerufen. Sie ist gerade in der Nähe und will kurz vorbeikommen. Ich möchte nicht, dass sie den Eindruck erhält, ihre wertvollen Instrumente würden demnächst in einer ollen Rumpelbude liegen. Du könntest übrigens schnell mal die Küche in Ordnung bringen.«

Hohwenser. Bienes Frauchen ! Mit einem Mal bin ich wie elektrisiert: Das ist meine Chance ! Ich werde Cherie zeigen, dass sie nicht die einzige attraktive Frau auf diesem Planeten ist. Und dass ein schneidiger Kerl wie ich alle Möglichkeiten hat, wuff ! Begeistert springe ich von meinem Platz neben Carolins Bank und schmeiße mich in Position. Wenn Biene durch die Tür kommt, soll sie gleich sehen, wie sensationell gut ich eigentlich aussehe.

»Wirst du eigentlich irgendwie krank, Herkules ?«

Cherie mustert mich.

»Nein. Warum ?«

»Du bist seit gestern so komisch.«

»Komisch ?«

Sehr gut ! Es ist ihr also schon aufgefallen.

»Na, so abwesend.«

»Findest du ?«

»Ja. Finde ich. Du hast gestern kein Wort mit mir gesprochen. Hast du Halsschmerzen ?«

Ich könnte mich kringeln ! Es funktioniert tatsächlich – Cherie macht sich meinetwegen Gedanken. Das sollte ausbaufähig sein.

»Nee, ich hab keine Halsschmerzen. Ich bin gedanklich ganz woanders. Habe da neulich jemanden kennengelernt.«

»Aha.«

Mehr sagt Cherie dazu nicht. Gut, war vielleicht ein bisschen platt. Egal. Hauptsache, die Botschaft kommt an.

Kurze Zeit später klingelt es an unserer Tür. Ich überlege, ob ich gleich nach vorne stürzen soll, bleibe dann aber auf meinem Platz. Schließlich will ich möglichst lässig wirken. Hoffentlich ist Biene überhaupt mitgekommen. Dass ich Cherie nur durch Erzählungen von meiner neuen Bekanntschaft eifersüchtig machen kann, wage ich zu bezweifeln.

Als Caro die Tür öffnet, weiß ich sofort, dass meine Sorge unbegründet ist. Noch bevor ich Biene sehen kann, habe ich sie erschnuppert. Los geht es mit der Operation Herzensbrecher ! Offenbar hat Biene auch gleich gemerkt, wo sie sich befindet, denn schon kommt sie in den Werkraum gelaufen und begrüßt mich freudig.

»Hey, Herkules ! Du wohnst wirklich hier, wie toll !«