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Plötzlich schlug Caxton mit der Faust auf den Tisch.

„Sie werden ihn doch wohl nicht so einfach davonkommen lassen!“ brüllte er mit puterrotem Gesicht. „Waring weiß einfach nicht, was er manchmal sagt.“

„Mister Caxton!“ unterbrach ihn der Major scharf. „Sämtliche uns zur Verfügung stehenden Beweise belegen, daß man Mister O’Mara nichts vorwerfen kann, sowohl was den Unfall angeht als auch die spätere Pflege des Kindes. Trotzdem bin ich mit ihm hier noch nicht fertig. Vielleicht wären Sie beide deshalb jetzt erst einmal so freundlich und gehen hinaus.“

Caxton ließ sich nicht lange bitten und stürmte wütend nach draußen.

Waring folgte ihm gemächlich. Dann drehte er sich an der Tür noch einmal um, warf O’Mara einen druckreifen und drei nicht druckreife Ausdrücke an den Kopf und verschwand schließlich mit einem zufriedenen Grinsen.

Der Major seufzte nur und sagte streng: „O’Mara, Sie haben wieder einmal Ihren Job verloren. Zwar gebe ich in der Regel keine ungebetenen Ratschläge, möchte Sie aber an einige grundlegende Dinge erinnern. In wenigen Wochen wird hier das Personal samt Wartungsingenieuren für dieses Hospital eintreffen, und es wird praktisch aus sämtlichen bekannten Spezies dieser Galaxis zusammengesetzt sein. Meine Aufgabe besteht nun darin, allen bei der Eingewöhnung behilflich zu sein und eventuell auftretende Reibereien gleich im Keim zu ersticken, damit sie letztendlich als Team zusammenarbeiten werden. Bis jetzt gibt es noch keine schriftlich fixierten Verhaltensmaßregeln für dieses Problem, aber meine Vorgesetzten haben mir vor meiner Abreise gesagt, daß es einen guten, praxisorientierten Psychologen mit einer Menge gesundem Menschenverstand erfordere, der sich nicht scheut, hin und wieder ein kalkuliertes Risiko einzugehen. Ich brauche Ihnen gegenüber wohl nicht zu erwähnen, daß zwei solche Psychologen weit mehr erreichen könnten als einer und.“

O’Mara hörte dem Monitor nur mit einem Ohr zu, weil er daran denken mußte, wie Waring ihn beim Hinausgehen angegrinst hatte. Sowohl das Kind als auch Waring waren jetzt auf dem Weg der Besserung, dessen war er sich sicher, und in seinem gegenwärtigen Zustand der Glückseligkeit konnte er niemandem etwas abschlagen. Aber anscheinend hatte der Major seine Geistesabwesenheit falsch gedeutet.

„…verdammt, O’Mara! Ich biete Ihnen einen Job an. Sie gehören und passen hierher! Kapieren Sie das nicht, Mann? Das hier ist ein Hospital, und Sie haben unseren ersten Patienten geheilt.!“

Zweiter Teil

Das Orbit Hospital

I

Was aus der Ferne wie ein mißgestalteter Weihnachtsbaum aussah, waren die strahlenden Lichter des Orbit Hospitals, die sich im galaktischen Sektor zwölf vor dem nebelhaften Hintergrund der Sterne nach allen Seiten ausbreiteten. Aus den Sichtfenstern schienen gelbe, rotorangefarbene und hellgrüne Lichter, andere leuchteten in einem grellen Blau, das in den Augen stach. An einigen Stellen war es auch dunkel. Dort waren strahlenundurchlässige Stahlplatten angebracht worden, hinter denen entweder Abschnitte lagen, in denen das Licht derart grell war, daß die Augen der anfliegenden Raumpiloten davor geschützt werden mußten, oder aber Abteilungen, in denen es völlig dunkel und kalt war, weil nicht einmal das Sternenlicht die Augen der Bewohner erreichen durfte.

Für die Insassen des Telfischiffs, das gerade aus dem Hyperraum glitt und etwa dreißig Kilometer von dieser gewaltigen Konstruktion entfernt im Raum schwebte, war diese auffallende Beleuchtung dennoch zu schwach, um ohne den Einsatz von Instrumenten wahrgenommen zu werden. Die Telfi waren Kernenergieverwerter. Der Schiffskörper schimmerte in einem fließenden, blauen radioaktiven Licht, und das Innere war mit hochgradiger harter Strahlung angefüllt, was aber durchaus normal war. Lediglich im Heck des kleinen Schiffs herrschten ungewöhnliche Bedingungen. Hier im Maschinenraum hatte sich der aktive Kern eines Reaktors in unterkritische und unabgeschirmte Massen aufgelöst, und dort war selbst für einen Telfi die radioaktive Strahlung zu stark geworden.

Das denkende Gruppenwesen, das den Kapitän und die Besatzung in einem verkörperte, aktivierte den Kurzstreckenkommunikator und redete in der abgehackten und dröhnenden Sprache, in der man sich mit jenen rückständigen Wesen unterhielt, die unfähig waren, sich mit einer Telfigestalt zu verschmelzen.

„Hier meldet sich eine Hundert-Einheiten-Telfigestalt“, sagte das Wesen langsam und deutlich. „Wir haben Verletzte an Bord und benötigen Ihre Hilfe. Unsere Klassifikation als ganze Gruppe lautet VTXM. Ich wiederhole: VTXM.“

„Bitte Einzelheiten und Dringlichkeitsstufe“, fuhr eine Stimme energisch dazwischen, als die Telfigestalt seine Mitteilung gerade wiederholen wollte. Die Rückmeldung wurde in dieselbe Sprache übertragen, die der Kapitän benutzt hatte. Die Gestalt lieferte umgehend die geforderten Einzelheiten und wartete ab. Sie bestand aus hundert spezialisierten Einheiten, die sowohl ihren Verstand als auch ihren Körper bildeten. Einige der Einheiten waren blind, taub und vielleicht sogar tote Zellen, die keinerlei Sinneseindrücke empfangen oder aufzeichnen konnten, wohingegen andere solch unerträgliche Schmerzenswellen ausstrahlten, daß sich das Gruppenwesen krümmte und sich in stiller Anteilnahme wand. Wollte diese Stimme denn niemals antworten, fragten sich die Telfigestalt, und wenn ja, würde man ihr helfen können?

„Sie dürfen sich dem Hospital höchstens bis auf zehn Kilometer nähern“, meldete sich die Stimme plötzlich. „Andernfalls würden Sie den von radioaktiven Strahlen unabgeschirmten Verkehr in der unmittelbaren Umgebung des Sektors zwölf oder die Wesen mit einer geringen Strahlungstoleranz innerhalb des Orbit Hospitals gefährden.“

„Wir verstehen“, sagte die Telfigestalt.

„Sehr gut“, antwortete die Stimme erleichtert. „Außerdem müssen Sie bedenken, daß es uns bei Ihnen im Schiff zu heiß ist, um direkt eingreifen zu können. Ferngesteuerte Geräte sind bereits zu Ihnen unterwegs. Sie können die Sache vereinfachen, wenn Sie sich darum kümmern, daß Ihre Verletzten so nahe wie möglich zur größten Einstiegsluke gebracht werden. Keine Sorge, falls das nicht möglich ist, besitzen wir die technischen Hilfsmittel in Ihr Schiff einzudringen und die Verletzten zu bergen.“ Die Stimme schloß mit den Worten, daß man zwar hoffe, den Patienten helfen zu können, man aber gegenwärtig noch nicht imstande sei, eine genaue Prognose zu stellen.

Die Telfigestalt dachte darüber nach, daß zwar die Schmerzen, von denen ihr Verstand und ihr verästelter und vielgliedriger Körper heimgesucht wurde, bald verschwunden sein würden, aber ebenso fast ein Viertel ihrer gesamten Struktur.

Mit jenem Glücksgefühl, das man nur hat, wenn man nach acht Stunden Tiefschlaf ein reichhaltiges Frühstück genossen und eine interessante Arbeit vor sich hatte, begab sich Conway gutgelaunt zu seiner Abteilung. Es war natürlich nicht wirklich seine Abteilung — falls auf irgendeiner Krankenstation etwas Ernsthaftes passieren sollte, wurde allenfalls von ihm erwartet, Hilfe herbeizurufen. Aber angesichts der Tatsache, erst seit zwei Monaten hier zu sein, störte ihn das genausowenig wie die Begleiterscheinung, daß noch einige Zeit vergehen würde, ehe man ihm Fälle anvertrauen wollte, die mehr als nur mechanischer Behandlungsmethoden bedurften. Lückenloses Wissen über die Physiologie einer beliebigen Spezies konnte man innerhalb weniger Minuten durch Schulungsbänder erlangen, aber das Geschick, dieses Wissen auch praktisch anzuwenden — erst recht in der Chirurgie —, brauchte seine Zeit. Conway jedenfalls freute sich mit unverhohlenem Stolz darauf, von nun an sein Leben damit zu verbringen, sich diese Fähigkeiten anzueignen.