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Später, auf eine Frage Peters, sagte Yolles: »Ja, wir werden sie wegen Beihilfe belangen. Nach dem Begräbnis wird sie verhaftet. Was danach mit ihr geschieht - ob die Geschworenen sie verurteilen, falls die Verteidigung behauptet, ihr Mann hätte das Komplott geschmiedet, und er ist tot... Also, das wird sich zeigen.«

Ogilvie sei bereits unter Anklage gestellt, berichtete der Captain. »Auch wegen Beihilfe. Vielleicht kommt später noch mehr dazu. Das entscheidet der Staatsanwalt. Sollten Sie seinen Posten für ihn freihalten, dann rechnen Sie jedenfalls nicht damit, daß Sie ihn vor fünf Jahren wiedersehen.«

»Bei uns ist er abgeschrieben.« Die Gruppe der Hoteldetektive stand auf Peters Reorganisationsplan ganz oben. Es war eine der vordringlichsten Aufgaben.

Als Captain Yolles gegangen war, wurde es im Büro still. Inzwischen war es Abend geworden. Nach einer Weile hörte Peter, wie sich die Tür zum Vorzimmer öffnete und schloß. Gleich danach klopfte es leise an seine Tür. Er rief: »Herein!«

Es war Aloysius Royce. Der junge Neger brachte ein Tablett mit einem Krug Martini und einem einzelnen Glas.

»Ich dachte mir, daß Sie gegen eine kleine Stärkung vielleicht nichts einzuwenden hätten.«

»Danke«, sagte Peter, »aber ich trinke nie allein.«

»Mir schwante schon, daß Sie das sagen würden.« Royce zog aus einer Rocktasche ein zweites Glas.

Sie tranken schweigend. Nach allem, was sie heute erlebt hatten, war ihnen nicht nach Scherzen oder Trinksprüchen zumute.

»Haben Sie Miss Lash abgeliefert?«

Royce nickte. »Ich habe sie direkt zum Krankenhaus gefahren. Wir mußten zwar verschiedene Eingänge benutzen, trafen drinnen aber wieder zusammen, und ich brachte sie zu Mr. O'Keefe.«

»Danke.« Nach Curtis O'Keefes Anruf wollte Peter jemanden zum Flughafen schicken, auf den er sich verlassen konnte. Deshalb hatte er Royce darum gebeten.

»Sie waren gerade mit der Operation fertig, als wir ankamen. Wenn keine Komplikationen eintreten, wird die junge Dame -Miss Lash - bald wieder okay sein.«

»Das freut mich.«

»Mr. O'Keefe erzählte mir, sie würden heiraten. Sobald Miss Lash wieder einigermaßen gesund ist. Ihre Mutter war von der Idee anscheinend sehr angetan.«

Peter lächelte flüchtig. »Das wären wohl die meisten Mütter, nehme ich an.«

Ein Schweigen folgte, und dann sagte Royce: »Ich hörte von der Konferenz heute morgen. Von Ihrem entschlossenen Auftreten. Und wie die Sache schließlich ausging.«

»Ja«, Peter nickte, »im Hotel ist die Rassentrennung aufgehoben. Völlig. Von heute an.«

»Sie erwarten vermutlich, daß ich Ihnen danke, weil Sie uns etwas gegeben haben, was uns rechtmäßig zusteht.«

»Nein«, sagte Peter. »Und Sie sticheln schon wieder. Aber ich frage mich, ob Sie sich nicht doch dazu entschließen könnten, bei W. T. zu bleiben. Ich weiß, daß er sich darüber freuen würde, und Sie wären völlig unabhängig. Im Hotel fällt immer eine Menge Arbeit für einen Anwalt an, und ich würde dafür sorgen, daß einiges davon auf Ihren Schreibtisch flattert.«

»Danke«, sagte Royce, »aber die Antwort ist nein. Ich habe heute nachmittag mit Mr. Trent gesprochen - gleich nach der Abschlußprüfung gehe ich fort.« Er schenkte neu ein und betrachtete sein Glas. »In gewisser Weise stehen wir beide auf entgegengesetzten Seiten. Wir werden das Ende des Kampfes auch nicht mehr erleben. Ich will meinen Leuten mit dem, was ich gelernt habe, helfen. Uns stehen noch eine Menge Auseinandersetzungen bevor - rechtliche und auch ein paar von der anderen Sorte. Es wird nicht immer fair zugehen, weder auf unserer Seite noch auf Ihrer. Aber wenn wir ungerecht, intolerant, unvernünftig sind, denken Sie dran - wir haben das von euch gelernt. Es wird für uns alle richt einfach sein. Und Sie werden hier auch einiges zu spüren kriegen. Sie haben die Rassentrennung aufgehoben, aber das ist nicht das Ende. Die Probleme kommen erst - mit den Leuten, denen das, was Sie getan haben, nicht paßt; mit Farbigen, die sich nicht anständig aufführen, die Ihnen auf die Nerven fallen, weil sie eben so sind, wie sie sind. Was werden Sie mit dem farbigen Großmaul, dem farbigen Neunmalgescheiten, dem angetrunkenen farbigen Romeo machen. Bei uns gibt's diese Typen auch. Solange es sich um Weiße handelt, die sich danebenbenehmen, schlucken Sie krampfhaft, zwingen sich zu einem Lächeln und sehen meistens darüber hinweg. Aber wenn es Farbige sind - was werden Sie dann machen?«

»Es wird vermutlich nicht leicht sein«, sagte Peter. »Ich werde versuchen, objektiv zu sein.«

»Sie ja. Andere aber nicht. So wird sich der Krieg jedenfalls abspielen. Er hat nur ein Gutes.«

»Ja?«

»Daß es dann und wann zu einem Waffenstillstand kommt.« Royce nahm das Tablett mit dem Krug und den leeren Gläsern und wandte sich zum Gehen. »Ich schätze, das war einer.«

Nun war es Nacht.

Im Hotel hatte wieder ein Arbeitstag seine regelmäßige Bahn durchlaufen und leigte sich dem Ende zu. Obwohl er sich von den meisten anderen Tagen unterschieden hatte, war die alltägliche Routine, von den unvorhergesehenen Ereignissen kaum berührt, wie ein Uhrwerk abgeschnurrt. Reservierung, Empfang, Verwaltung, Installation, Garage, Kasse, Technik, Küche..., sie alle hatten gemeinsam eine einzige simple Funktion erfüllt: den Reisenden freundlich aufzunehmen, zu verpflegen, mit einem Bett zu versorgen und weiterzuschicken.

Bald würde der Zyklus von neuem beginnen.

Müde machte sich Peter McDermott zum Aufbruch bereit. Er knipste die Lampen im Büro aus und ging von der Verwaltungssuite aus durch die ganze erste Etage. Kurz vor der Treppe zur Halle sah er sich in einem Spiegel. Zum erstenmal bemerkte er, daß sein Anzug zerknittert und fleckig war. Die Spuren stammten von dem Trümmerhaufen unten am Fahrstuhlschacht, wo Billyboi gestorben war.

Er strich das Jackett, so gut es ging, mit der Hand glatt. Ein leises Rascheln veranlaßte ihn, in die Tasche zu greifen, wo ihm ein gefaltetes Papier zwischen die Finger geriet. Als er es herauszog, erinnerte er sich wieder. Es war das Briefchen, das Christine ihm in die Hand gedrückt hatte, als er die Konferenz verließ - die Konferenz, bei der er um eines Prinzips willen seine Karriere aufs Spiel gesetzt und das Spiel gewonnen hatte.

Im Trubel der Ereignisse hatte er den Brief völlig vergessen. Er faltete ihn neugierig auseinander. Der Text lautete: »Es wird ein großartiges Hotel werden - genauso großartig wie der Mann, der es leitet.«

Lächelnd rannte er in langen Sätzen die Treppe hinunter in die Halle seines Hotels.