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Das fehlte gerade noch, dass sich Hotzenplotz über sie lustig machte!

„Werden Sie bloß nicht albern!", rief Kasperl. „Seppel und ich wissen haargenau, was mit Ihnen los ist, Herr Plotzenhotz!"

„Und zum Glück", sagte Seppel, „weiß auch die Polizei Bescheid!"

Hotzenplotz tat, als könnte er nicht bis drei zählen.

„Ich weiß wirklich nicht, was ihr meint."

„Dann denken Sie doch an gestern Abend!", half Kasperl ihm nach. „Ich sage bloß: Ameisenhaufen!"

Der Räuber maß ihn mit einem erstaunten Blick.

„Meint ihr das halbe Dutzend Pistolen?"

„Es waren auch mindestens sieben Messer dabei – und außerdem zwei Fass Schießpulver. Sollten Sie das vergessen haben, Herr Klotzenmotz?"

Hotzenplotz patschte sich auf die Schenkel.

„Wenn das alles ist, könnt ihr beruhigt sein, hö-hö-hö-höööh!"

„Sie!", brauste Kasperl auf. „Wir finden das gar nicht lustig!"

Hotzenplotz lachte, dass ihm die Tränen über die Wangen kullerten: echte, wirkliche, dicke Räubertränen.

„Ich hab ja den ganzen Plunder bloß ausgegraben, weil ich ihn loswerden wollte, verdammt nochmal!"

„Loswerden?", fragte Seppel.

„Weil man als ehrlicher Mensch für Pistolen und Messer und Schießpulver keine Verwendung hat – klar?"

Durften die Freunde den Worten des Räubers trauen?

„Was haben Sie mit dem Zeug denn getan?", wollte Kasperl wissen.

„Vorläufig nichts", meinte Hotzenplotz. „Weil es mir gestern Abend zu finster war."

„Und jetzt?", fragte Kasperl.

„Jetzt werden wir reinen Tisch machen", antwortete ihm der Räuber. „Steht auf – und kommt mit!" Er knuffte sie in den Rücken. „Vorwärts!"

Sie brauchten nicht weit zu laufen. Nach wenigen Schritten erreichten sie eine kleine Lichtung im Wald, dort lagen in einer Mulde die beiden Pulverfässer.

„Da wären wir", sagte Hotzenplotz. „Alles ist vorbereitet – gleich haben wir's hinter uns gebracht!"

Kasperl und Seppel ließen die Köpfe hängen und wünschten, sie wären im Hottentottenland. Was auch der Räuber mit ihnen vorhaben mochte: Es konnte nichts Gutes sein.

„Seht ihr den grauen Faden da, auf dem Waldboden?"

„Ja", sagte Kasperl nach einigem Suchen.

„Es ist eine Zündschnur, sie führt zu den Pulverfässern.

Ich wollte die Dinger gerade hochgehen lassen: Da sind mir zwei große Räuber Jäger dazwischengekommen – Glück muss man haben!"

Kasperl bekam eine weiße Nase.

„Sie werden uns – in die Luft sprengen?"

„Unsinn!", rief Hotzenplotz. „Zusehen sollt ihr mir bei dem Feuerwerk, weiter gar nichts."

Die Freunde mussten sich neben ihn auf den Boden legen.

„Schön flach machen!", schärfte er ihnen ein, bevor er das Ende der Lunte mit einem Streichholz in Brand setzte. Zischend und knisternd fraß sich ein blaues Flämmchen mit Windeseile durch Gras und Heidekraut auf die Fässer zu.

„Runter jetzt!"

Hotzenplotz packte Kasperl und Seppel am Kragen, er drückte sie mit den Nasen ins Moos.

Dann hörten sie einen Knall wie zwölf Böllerschüsse auf einmal. Erde und Holzsplitter wirbelten durch die Luft, dass es nur so prasselte.

Als sich die Freunde getrauten den Kopf zu heben, waren die Pulverfässer verschwunden. Ein schwarzer Fleck im Gras, nackt und kahclass="underline" Das war alles, was davon übrig geblieben war.

Dreimal weg damit!

„War das Ihr ganzes Schießpulver?", fragte Kasperl.

„Bis auf den letzten Krümel", versicherte Hotzenplotz. „Glaubt ihr mir nun, dass ich ehrlich beschlossen habe die Räuberei an den Nagel zu hängen?"

„Jetzt schon", meinte Seppel.

„Und du, Kasperl?"

„Meine Hand drauf, Herr Hotzenplotz!"

Somit war alles klar – bis auf eines. Und dies war ein Punkt, der dem ehemaligen Räuber zu schaffen machte.

„Ob auch Herr Dimpfelmoser mir endlich glauben wird?"

„Unbedingt", sagte Kasperl. „Frau Schlotterbeck wird ihm genau berichten, was mit dem Pulver geschehen ist – falls er es nicht mit eigenen Augen beobachtet hat."

„Wie das?", fragte Hotzenplotz.

Kasperl und Seppel verrieten ihm, welche Bewandtnis es mit Frau Schlotterbecks magischer Kugel hatte.

„Ein tolles Patent, muss ich sagen!"

Hotzenplotz kratzte sich hinter dem linken Ohr und räusperte sich; dann rief er mit lauter Stimme, um sicherzugehen, dass man es in Frau Schlotterbecks Wohnstube nicht überhören konnte:

„Wie Sie bemerkt haben dürften, geschätzte Zuschauer, habe ich meinen restlichen Vorrat an Schießpulver ratzeputz in die Luft gejagt – und nun geben Sie bitte Acht, was Kasperl, Seppel und ich mit den Messern und den Pistolen tun werden! Wenn Sie mich dann noch immer für einen Halunken halten ist Ihnen nicht zu helfen. Schließlich, verdammt nochmal, hat man ja eine Ehre im Leib, nicht wahr? Das sollten Sie nicht vergessen, Herr Dimpfelmoser – auch wenn Sie tausendmal von der Polizei sind!"

Er winkte den Freunden und sagte:

„Los jetzt – wir wollen es ihnen zeigen!"

Sie gingen gemeinsam zur Räuberhöhle, der Sack mit den Waffen lag griffbereit hinter der Eichentür. Hotzenplotz lud ihn sich auf die Schulter, dann führte er Kasperl und Seppel durch Wald und Gestrüpp an den Rand des Moores.

„Dicht hinter mir geblieben!", wies er sie an. „Die Wege und Stege hier draußen sind schmal, schon mancher hat einen falschen Tritt getan – und dann ist er im Moor versunken, als ob es ihn nie gegeben hätte. Aber wenn einer sich hier zurechtfindet, ist es der alte Hotzenplotz."

„Hoffen wir's!", dachte Kasperl und Seppel spuckte zur Sicherheit dreimal aus.

Auf schwankenden Pfaden folgten sie Hotzenplotz in das Moor hinaus. Es gab Stellen, da quatschte der Boden, als müssten sie jeden Augenblick stecken bleiben. Das Wasser drang ihnen in die Schuhe – doch allemal fanden sie wieder auf festen Grund zurück.

An einem besonders schwarzen und einsamen Tümpel blieben sie stehen.

„Wollen wir anfangen?"

Hotzenplotz kramte eines der sieben Messer aus seinem Sack und reichte es Kasperl.

„Weg damit!"

„Dreimal weg damit!"

Kasperl streckte den Arm aus, dann ließ er das Messer fallen. Glucksend und blubbernd versank es auf Nimmerwiedersehen im Wasser.

„Wer will, mag es sich herausholen – weiter jetzt!"

Kreuz und quer durchwanderten sie das Moor, von Tüm-

pel zu Tümpel. Kasperl und Seppel durften sich abwechseln. Sie versenkten die Waffen einzeln, jede an einer anderen, unzugänglichen Stelle.

„Weg damit!", riefen sie, wenn die schwarze Tunke darüber zusammenschwappte. „Weg damit – dreimal weg damit!"

Und wie geht es weiter?

Es dauerte seine Zeit, bis der Sack geleert war. Dann kehrten sie zu der Räuberhöhle im Wald zurück.

„Wisst ihr was?", meinte Hotzenplotz. „Lasst uns ein Feuer machen, da können wir unsere Strümpfe und Schuhe trocknen. Außerdem hab ich einen Bärenhunger."

„Wir auch", sagte Kasperl.

„Großartig!" Hotzenplotz klopfte sich auf den Magen. „Ich glaube, dem lässt sich abhelfen ..."

Unweit der Höhle stand eine knorrige alte Eiche, eine von mehreren.

„Soll ich euch mal was zeigen?"

Hotzenplotz drückte auf eine bestimmte Stelle an ihrem Stamm, da öffnete sich die Eichenrinde wie eine Schranktür. Dahinter befand sich ein Vorratslager an Lebensmitteln: Schmalztöpfe, Speckseiten, einige Büchsen Pökelfleisch, mehrere Säcke Zwieback, sechs Ringe Salamiwurst, sieben Käselaibe und acht oder neun geräucherte Heringe.