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Polizeihauptwachtmeister

Hotzenplotz fasste sich an den Kopf. Dreimal mussten ihm Kasperl und Seppel vorlesen, was da in schwarzer Schrift unter seinem Bild stand, bevor er es ihnen glaubte – dann lief ihm die Galle über.

„Wie kommt dieser Dimpfelmoser dazu, einen solchen Quatsch zu schreiben? Der Schlag soll mich treffen, wenn ich das Haus von Frau Schlotterbeck je betreten habe! Aber die Polizei weiß ja alles besser, verdammt nochmal – dafür ist sie die Polizei!"

Kasperl versuchte ihm Mut zu machen.

„Wenn Sie es nicht waren, Herr Hotzenplotz, der die Kugel gestohlen hat, muss ein anderer es gewesen sein. Seppel und ich werden alles tun, um die Wahrheit ans Licht zu bringen!"

„Wirklich?"

„Und wenn wir die halbe Welt auf den Kopf stellen mussten!"

Hotzenplotz drückte den Freunden gerührt die Hand, im Voraus dankte er ihnen für alle Mühe.

In diesem Augenblick hörten sie eine Fahrradklingeclass="underline" Der Herr Polizeihauptwachtmeister Alois Dimpfelmoser kam um die Ecke geradelt.

„Rasch!", sagte Kasperl zu Hotzenplotz. „Er darf Sie auf keinen Fall sehen, bevor wir mit ihm gesprochen haben – sonst nimmt er Sie auf der Stelle fest!"

Herrn Dimpfelmoser ist alles klar

Hotzenplotz kniete nieder, er stützte sich mit den Ellbogen auf den Boden und duckte sich. Kasperl und Seppel nahmen auf seinem Rücken Platz wie auf einer Bank, sie lehnten sich gegen den Bauzaun. Herr Dimpfelmoser erspähte sie, stieg vom Fahrrad und richtete seine Taschenlampe auf sie.

„Bist du das, Kasperl?"

„Ich denke: ja."

„Und Seppel ist auch dabei?"

„Warum fragen Sie?", meinte Seppel. „Wo Kasperl ist, bin ich auch."

„Dann ist es ja gut!" Herr Dimpfelmoser knipste die Lampe aus. „Großmutter ist in tausend Ängsten um euch."

„Wieso?", fragte Kasperl.

„Weil sie seit heute Morgen nichts von euch weiß."

„Von Kasperl und mir?", fragte Seppel.

Herr Dimpfelmoser war drauf und dran die Geduld zu verlieren.

„Habt ihr die Steckbriefe nicht gelesen? Sonst müsstet ihr wissen, dass Hotzenplotz bei Frau Schlotterbeck einen Einbruch verübt hat. Nicht auszudenken, wenn euch der Bursche gefangen hätte – das wäre euch schlecht bekommen!"

„Sie sehen ja selbst, dass wir heil und ganz sind", erwiderte Kasperl. „Wie kommen Sie übrigens ausgerechnet auf Hotzenplotz? Ist er beobachtet worden, wie er Frau Schlotterbecks Kugel gestohlen hat?"

„Das tut nichts zur Sache, der Fall ist ja sonnenklar. Für mich kommt als Täter nur er in Frage. Die Kugel ist weg – also kann ihm die Polizei nicht mehr auf die Finger schauen. Wenn überhaupt jemand einen Grund hatte bei Frau Schlotterbeck einzubrechen – dann er!"

Kasperl und Seppel versuchten Herrn Dimpfelmoser zu widersprechen.

„Das wissen wir zufällig besser! Wir schwören Ihnen, dass Hotzenplotz mit dem Raub der Kristallkugel nichts zu schaffen hat. Er ist unschuldig!"

„Papperlapapp!"

Herr Dimpfelmoser fuhr ihnen über den Mund, er ließ sie nicht ausreden.

„Marsch nach Hause mit euch – zu Großmutter! Es wird Zeit, dass ich mich aufs Ohr lege. Morgen früh ziehen Wasti und ich miteinander los: Und wo Hotzenplotz dann auch steckt – wir werden ihn finden und seiner gerechten Strafe zuführen. Das verspreche ich euch, so wahr man mich außer der Reihe zum Hauptwachtmeister befördert hat."

Er rasselte mit dem Säbel.

„Versprecht ihr mir hoch und heilig, dass ihr sofort nach Hause lauft?"

„Hoch und heilig, Herr Wachthauptmeister."

Herr Dimpfelmoser bestieg das Fahrrad. Kräftig trat er in die Pedale und fuhr davon. Die Freunde warteten, bis das Rücklicht verschwunden war, dann erhoben sie sich.

„Die Luft ist jetzt wieder rein, Herr Hotzenplotz."

Ächzend und stöhnend richtete sich der ehemalige Räuber auf und rieb sich das Kreuz.

„Ihr beiden seid ganz schön schwer, muss ich sagen. Und Dimpfelmoser hätte euch wenigstens anhören können! Wenn er mit Wasti Schlotterbeck auf mich Jagd macht, sitze ich bald wieder hinter Schloss und Riegeclass="underline" Darauf könnt ihr Gift nehmen."

„Abwarten!", meinte Kasperl. „Sie dürfen natürlich auf keinen Fall in den Wald zurück ..."

„Wohin sonst?", fragte Hotzenplotz.

„Kommen Sie doch mit uns!", schlug ihm Kasperl vor. „In Großmutters Haus wird Sie niemand suchen: Dort sind Sie einstweilen sicher – und Seppel und ich haben Zeit um herauszukriegen, was mit Frau Schlotterbecks Kugel wirklich geschehen ist."

Knoblauch und Schnupftabak

Großmutter saß in der Fensternische und strickte. Sie machte sich große Sorgen um Kasperl und Seppel. Hoffentlich hatte es mit den beiden kein Unglück gegeben!

Von Zeit zu Zeit blickte Großmutter auf die Pendeluhr an der Wand. „Schon halb neun – und noch immer kein Lebenszeichen von ihnen! Langsam kommt mir die Sache spanisch vor."

Großmutter strickte weiter – zwei glatt, zwei verkehrt –zwei glatt, zwei verkehrt.

Da klopfte es an das Fenster. Sie griff sich ans Herz und legte das Strickzeug weg.

„Ist da wer?"

„Ja", sagte Kasperl draußen. „Wir haben uns leider ein bisschen verspätet. Nicht böse sein!"

Großmutter öffnete ihnen die Haustür.

„Dass ihr nur endlich da seid! Ihr könnt einem aber auch richtig Angst machen!"

Kasperl fiel Großmutter um den Hals und küsste sie ab, dass sie kaum noch Luft bekam.

Unterdessen schlich Seppel mit Hotzenplotz heimlich die Treppe hinauf.

„Aufhören, Kasperl, aufhören!"

Großmutter rümpfte die Nase und wand sich los von ihm.

„Nicht genug, dass man halbe Nächte lang auf euch warten muss - jetzt stinkst du auch noch nach Knoblauch! Wo habt ihr euch bloß herumgetrieben?"

„Das ist eine lange Geschichte, Großmutter: Morgen ist auch ein Tag."

Kasperl gähnte so herzzerreißend, dass Großmutter meinte, er werde den Mund überhaupt nicht mehr zukriegen.

„Wollt ihr nicht wenigstens einen Happen zu Abend essen? Ihr müsst doch hungrig sein."

„Hungrig? Wir sind bloß müde und wollen ins Bett – das ist alles."

„Dann also gute Nacht", sagte Großmutter. „Und vergiss nicht die Zähne zu putzen! Ich werde noch ein paar Nadeln herunterstricken, dann mache ich auch Schluss."

Seppel erwartete Kasperl mit Hotzenplotz in der Schlafstube. „Hat sie Verdacht geschöpft?"

„Großmutter?" Kasperl legte von innen den Riegel vor. „Großmutter hat gemerkt, dass ich Knoblauch gegessen habe, sonst nichts."

Hotzenplotz hängte den Räuberhut an den Kleiderhaken neben der Tür. Er löste den Gürtel, er knöpfte die Weste auf.

„Wenn ich nur wüsste, wie ich euch danken soll!"

Ehe die Freunde ihn daran hindern konnten, zog er die Schnupftabaksdose hervor und bediente sich nicht zu knapp daraus.

Es geschah, was geschehen musste.

Hotzenplotz nieste aus Leibeskräften. Die Fenster klirrten, die Lampe schepperte, Großmutter kam die Treppe heraufgekeucht.

„Kasperl!", rief sie. „Bist du es, der da so schrecklich niest?"

Kasperl hielt sich mit Daumen und Zeigefinger die Nase zu.

„Entschuldige bitte!" Es hörte sich an, als hätte er starken Schnupfen. „Ich muss mich erkältet haben."

Hotzenplotz nieste weiter.

„Soll ich dir etwas zum Schwitzen eingeben?", fragte Großmutter draußen. „Wie wäre es mit Kamillentee?"

„Nein, nein", wehrte Kasperl ab. „Ich fühle mich schon bedeutend besser ..."