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Jetzt fällt’s mir wieder ein! Auf Eiern, auf angebrüteten Hühnereiern, haben die da in Krakau die Erreger einer Krankheit gezüchtet …

»Ich sage Ihnen, die Eier können nicht bei uns runterkommen, Major! … Warum nicht? Herrgott, wegen der Begleitpapiere! Die sind aus Versehen in New York auf dem Flughafen liegengeblieben! New York sah keine andere Möglichkeit, als den Text nach Frankfurt Rhein Main Control durchzufunken …«

»Dringendes Staatsgespräch Washington! … Dringend Staat Washington!«

»…Rhein Main Control hat den Text sofort weiter nach Tulln gefunkt. … Nein, Tulln, das ist der Wiener Ausweichflughafen. … Was? … Natürlich liegt Tulln in der Sowjetischen Zone! Das ist ja die Sch … die Schwierigkeit! Die Sowjets akzeptieren den gefunkten Text nicht! Sie wünschen die Papiere! Und eine beglaubigte russische Übersetzung! Die ist auch in New York liegengeblieben! Aber die Eier müssen nach Wien, ist das endlich klar, Major, oder bin ich von lauter Idioten umgeben?«

Fleckfieber-Erreger! Jetzt weiß ich es wieder! Weil doch so viele arme Landserschweine an Fleckfieber verreckt sind …

»Hören Sie, Major! Wenn diese Sowjets glauben, sie können mit uns machen, was sie wollen, dann haben sie sich aber geschnitten!« Um Himmels willen, dachte Jakob. Der Verrückte will die ›Fliegende Festung‹ tatsächlich gegen den Widerstand der Russen nach Wien durchbrechen lassen! Das muß ich verhindern, unter allen Umständen! Vierzigtausend Eier, an die muß ich ran! Die Eins-acht-eins mit den Eiern, das wird jetzt meine Sache! Übel, übel, diese Waffenbrüderschaft der vier Alliierten. Wir können uns einen Dritten Weltkrieg so ohne jede Atempause – gut, gut, daß wir alle fünfundzwanzig Jahre einen anfangen, daran haben wir uns schon gewöhnt –, doch so ohne jede Atempause können wir uns einen Dritten Weltkrieg nicht leisten! Hauptsache aber: die vierzigtausend Eier …

»…Treibstoff noch für einunddreißig Minuten …«

»Na und wenn schon, Eins-acht-eins! Der Colonel spricht jeden Moment mit Washington!«

Wie komme ich an die vierzigtausend Eier ran, verdammt?

»Bedaure, Sir, Colonel, Sir, aber Vermittlung Washington sagt, General Eisenhower ist zum Golfspielen gefahren.«

»Golfspie … Ungeheuerlich! Hat der Mann denn überhaupt kein Pflichtbewußtsein? Geben Sie mir den Präsidenten!«

»Den Pr … Pr … Präsidenten, Sir, Colonel, Sir?«

»Etwas nicht klar, Jim?«

»Do … do … doch, Sir, Colonel, Sir, alles klar. Ver … Ver … Verbindung mit dem Pr … Pr … Präsidenten …«

»Washington? Washington? Hier Colonel Hobson, Hörsching Airfield bei Linz, Austria … Nein, nicht Australia! Austria! Habe hier einen schweren Krisenfall … Muß unbedingt Mister President sprechen! … Eine Minute warten? …Ich danke, Mister Secretary of State, ich danke …«

»Hörsching Tower! Chierr Vienna Center … chierr Vienna Center …«

»Was ist, Vienna Center? Hier ist Dolmetscher Hörsching Tower!«

»Freundschaft, Genosse Dolmetscher, Freundschaft! Chabben gefunden Genosse Tschurasjew auf Semmering … chabben gerade gesprochen mit ihm …«

»Ja. Ja. Ja. Und?«

»Genosse Generaloberst Tschurasjew chatt telefoniert von Semmering mit Moskau … Wir chierr chabben abgechörrt und auf Band genommen alle Ihre Gespräche! Wissen, Sie stehen in Verbindung mit Weiße Chaus! Treiben Konflikt auf Spitze! Bitte serr, können chabben! Befehl von Genosse Generaloberst Tschurasjew nach Blitzgespräch mit Genosse Stalin: Wenn ›Fliegende Festung‹ eindringt in sowjetischen Luftraum, wir werden antworten auf diese schwerste Provokazje! Befell an Genossen Oberbefehlschabber Sowjetische Luftwaffe Austria: Sofort zehn Jaks gestartet, um abfangen ›Fliegende Festung‹ und zur Landung zwingen …«

Danach:

»Boy, o Boy, da sind sie schon! Guck mal auf meinen Radarschirm! Die hellen Punkte da entlang der Luftstraße … Eins … zwei … drei … zehn, tatsächlich. Na, das wird fröhlich!«

»Hörsching Tower … Hörsching Tower … Colonel Hobson?«

»Jawohl!«

»Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika ist jetzt sprechbereit für Sie!«

»Ich … oh … äh … äh …«

»Bitte??«

»Ich danke! Hat sich erledigt! Nicht mehr nötig, Mister Secretary of State! Bin absolut Herr der Lage …«(Geräusch eines fallenden Hörers.) »Los, los, los, Jim, Joe, Tommy, holt die verfluchte Eins-acht-eins runter!«

»Eins-acht-eins! Lande-Information: Sie haben Landebahn fünfnull … Starker Seitenwind von links! Mit Böen!«

»Scheiß auf den Seitenwind! Hauptsache, wir landen endlich!«

Jetzt aber nichts wie ran, dachte Jakob bebend. (»Gib mir die Zeit von vier Jahren, und dann urteile und richte mich!«) Und fuhr zu dem kleinen Colonel herum. »Sir!«

Der Colonel fuhr auch herum. Vor Schreck.

»Wahnsinnig geworden, Mann?«

»Ladung muß natürlich sofort nach Landung verbrannt werden, Sir!« sagte Jakob.

Scharf. Sehr scharf.

»Ladung muß was?« Der Colonel starrte ihn an.

»Verbrannt werden! So schnell wie möglich!« Gott, wie ich es hasse, dieses Kommandogebrüll, aber jetzt muß es her, es geht um meinen Krieg, um meine Zukunft! Alle im Kontrollraum des Tower starren mich an! Ich muß von hinten anfangen, um sie meschugge zu machen, dachte Jakob und schnarrte los: »Schon mal was von Enteneiern gehört, Gentlemen?«

Die Herren nickten.

»Darf ich als bekannt voraussetzen, daß man Enteneier ohne Gefahr für Leib und Leben keinesfalls roh essen darf?«

»Was soll das, Formann!« schrie der Colonel. »Daß man Enteneier nicht roh essen darf, weiß jeder Trottel!«

»Eben! Und zwar, weil sie Bakterien enthalten. Gefährliche Bakterien! Von Typhus, zum Beispiel!« schrie Jakob. »Erreger von Flecktyphus, zum Beispiel!« Ich bin ein Genie. Wie gut, daß mir doch noch eingefallen ist, was mir damals Friederike in Krakau erzählt hat, vom Fleckfieber und von den Eiern. »Unbeschreiblich gefährlich, Sir!« Hobson nickte, plötzlich stumm und bleich, die Lippen zusammengepreßt.

»Eins-acht-eins, Sie nähern sich dem Gleitpfad …«

»Deshalb so gefährlich, Sir, weil es genügt, daß ein einziger Mann sich ansteckt, um eine Seuche ausbrechen zu lassen! Sie wissen, so eine Fleckfieber-Epidemie …«

Epidemie!

Ich bin wirklich ein Genie!

Vor nichts haben die Amerikaner und die Russen und die anderen Sieger so viel Angst wie vor Epidemien! Gerade jetzt! Jakob sah mit Genugtuung, daß der Colonel sich setzen mußte.

»Eins-acht-eins! Gut auf Gleitpfad … Jetzt gehen Sie über den Gleitpfad … Bringen Sie Ihre Maschine nach unten!«

»Ich war mal im Lazarett in Krakau, Sir. In der Universitätsklinik. Da hat es eine Versuchsstation gegeben, gleich nebenan …«

»Ver … ver …«

»Versuchsstation, ja! Diese Erreger brauchen einen Nährboden, wenn man sie züchten will!«

»Wer wollte sie denn züchten, um Gottes willen?«

»Na wir, die Deutschen! War ganz streng isoliert, das Versuchsgelände!«

»Aber … aber warum denn das Zeug auch noch züchten, wenn es schon in der Natur vorkommt?«

»Eins-acht-eins, Sie sind immer noch zu hoch … Bringen Sie Ihre Maschine langsam tiefer … Nun sind Sie auf …«

»Weil … nein, andersherum, Sir!« (Jetzt muß ich höllisch aufpassen!) »Also: Es sind so viele Soldaten an Fleckfieber gestorben, es hat so viele Epidemien gegeben« (immer noch mal drauf rumtrampeln, er hat wieder gezuckt!), »daß die Ärzte versucht haben, Fleckfieber-Erreger zu züchten, um daraus ein Serum gegen das Fleckfieber zu gewinnen. Alles klar?«

»Absolut«, flüsterte der Colonel. Er verstand kein Wort. Nur Epidemie.