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«Was hat er denn da bloß über Strahlung erzählt?«fragte Will immer noch verwundert, während er Unwins entschwindendem Rücken nachschaute.

Ich sah Will zerstreut an.»Weiß ich auch nicht so genau. Wo wohnt er?«

«In der nächsten Straße rechts, über dem T-Shirt-Laden von so ein paar Hippies. Unwin ist ein komischer Vogel. Ich dachte, er hätte mehr zu bieten. Tut mir leid.«»Er weiß doch viel über die Insel«, sagte ich.

Will nickte kläglich.»Ich hatte von Trox praktisch noch nie gehört, bis Sie mich darauf ansprachen.«

«Ich ja auch nicht. Vergessen wir’s einfach.«

Die Bereitwilligkeit, mit der er die Sache sofort auf sich beruhen ließ, war die Grundlage unserer künftigen Freundschaft: Er wollte nichts ernst nehmen müssen — mit Ausnahme des Wetters eben.

Daher behielt ich für mich, daß ich in eine Art Verschwörung hineingezogen worden war und daß sich die Verschwörer meiner gern wieder entledigt hätten, wie man sagt, zuerst aber sicher sein wollten, daß ich sie nicht erkannt hatte und nicht ahnte, warum sie mir bei meiner Rettung die Augen verbinden mußten. All das hätte Will eher abgeschreckt, als ihn zu einem möglichen Verbündeten gemacht. Wir tranken in bestem Einvernehmen unser Bier aus, und während er mir ohne Wenn und Aber anbot, sich auch weiterhin über die Winde der Welt mit mir auszutauschen, lud ich ihn zu einer Führung durch das Wetterzentrum daheim in Bracknell ein, bevor wir uns trennten.

Unwin, den ich dann aufsuchte, saß wieder unter einem Sonnenschirm und trank Bier.

Ich setzte mich neben ihn. Er zuckte mit den Achseln und meinte:»Früher war es schön auf Trox.«

«Fliegen Sie wieder mit der Dakota hin?«

«Klar.«

«Hatte die Unified Trading Company auch ein eigenes Versorgungsflugzeug für ihre Leute?«

Unwin schluckte gelangweilt sein Bier, gähnte und sagte, meist hätten sie eins gemietet, das sei billiger.

Wußte er, was für ein Flugzeug?

Was für ein Typ, wußte er. Als ich ihm die Registriernummer aufschrieb, nickte er sofort wiedererkennend und mit erwachendem Interesse.»Das ist es. Ein Flieger von Downsouth Air Rentals. Man kann ihn ohne Pilot auf Stunden-, Tages-, Wochen- oder jeder anderen Basis chartern.«

Er ließ sich noch eine Flasche spendieren.

«Wenn sich auf Trox etwas tut«, tippte ich an,»etwas Ungewöhnliches, meine ich, würden Sie dann Will Bescheid sagen, damit er es mich wissen läßt?«Ich steckte ihm mehr Geld zu, als ich mir leisten konnte, und er zählte es ohne Begeisterung.

«Geht klar«, meinte er.

«Ich habe meine Kamera da in einem der Bunker zurückgelassen, sie hängt an einem Balken unter der Decke, damit die Kühe nicht drankommen. Die Kamera ist hin. Sie ist völlig verdreckt. Ich hätte sie aber schon gern wieder, falls Sie darauf stoßen. Wie wär’s mit einem Kasten Bier, und Sie schicken mir das gute Stück mit Dreck und allem?«

«Zwei Kästen«, sagte er. Wir besiegelten unser Geschäft mit Handschlag, und ich notierte ihm die Anschrift meiner Großmutter.

Ich tippte an den Zettel mit der FlugzeugRegistriernummer und fragte ohne viel Hoffnung:»Wissen Sie vielleicht, wo ich das Fangboot finden könnte, das Trox evakuiert hat?«

Unwins gelbes Gebiß teilte sich zu einem breiten Grinsen, und er zeigte mit dem Daumen über seine Schulter.

«Sie sind ein bißchen schlapp zu Fuß«, bemerkte er,»und es ist ein Stück zu gehen. Es ist die >Darnwell Rosec, ganz die Straße runter, dann links, am dritten, nein, vierten Pier. Eigentlich ist das kein Fangboot. Es ist ein Handelsschiff zur beliebigen Verwendung.«

Ich dankte ihm aufrichtig und lief die lange Straße hinunter, und kurz darauf holte er mich ein.

«Ich kenn den Käpten. Er läuft heute nacht aus. Ich schulde ihm noch ein Bier«, sagte er, und ich war froh über seine Gesellschaft und seine Vermittlung.

Der Kapitän der >Darnwell Rosec, massig, mit buschigem Bart und Goldstreifen am Ärmel, nahm Unwin zum Biertrinken mit unter Deck und ließ mich durch seinen unheimlich wetterhart wirkenden Stellvertreter in puncto Trox aufklären.

«Eine Handelsgesellschaft, die Unified Trading, hat die >Darnwell Rose< gechartert, um eine Schiffsladung Haushaltsgüter von Trox nach Grand Cayman zu schaffen«, sagte der Stellvertreter,»und zunächst gab es Komplikationen mit dem Zoll wegen Radon, aber das hat sich dann alles geklärt. Die Sachen waren nicht verstrahlt, also haben wir sie hergebracht.«

Ich sagte:»Erinnern Sie sich auch noch an einen schweren Pappkarton, den Sie nach Trox gebracht haben?«

«Den Tresor, meinen Sie?«

«Ja«, und ich nickte.

«Hören Sie«, sagte er,»wenn ich Ihnen jetzt erzähle, was da abging, dann bleibt das unter uns.«

«Das versteht sich.«

Er schniefte und wischte sich mit dem Handrücken über die Nase.»Also«, sagte er,»der Tresor war ausgepackt, und die Tür war auf — offengehalten durch zusammengeknülltes Papier, damit beim Transport nichts kaputtgeht —, und in der Schublade eines Schreibtischs, der da stand, lag irgend so ein Hefter, und da wir die Möbel alle mitnehmen sollten, hat einer der Matrosen den Hefter in den Tresor gelegt und den Schreibtisch rausgeschafft, und als alles mit dem Geigerzähler überprüft war, haben sie den auch in den Tresor getan, das sollte beides nur für den Moment da bleiben, aber dann warf ein Matrose die Tresortür zu, und sie ging nicht wieder auf; da haben sie das ganze Ding eben in die dafür vorgesehene Wandnische gestellt und fertig, und niemand hat sich je beklagt. Der Kapitän nimmt an, daß die Firma, für die wir gefahren sind, die Tür schon wieder aufgekriegt hat. Ist es das, was Sie wissen wollten?«

«Danke, das reicht völlig.«

Ich gab ihm meine restlichen Dollars, bedankte mich bei Unwin und dem Kapitän und nahm ihr Angebot, mich zum Flughafen zu fahren, mit Freuden an.

Bevor ich zum Nachtflug nach London eincheckte, überlegte ich, wenn ich den Verschwörern schon half, mich auf elegante Weise loszuwerden, daß ich dann auch so höflich sein sollte, mich von Robin Darcy zu verabschieden, der durch unseren Leichtsinn immerhin sein Flugzeug verloren hatte, und rief bei ihm an, bekam aber nur Evelyns Stimme zu hören, die sagte:»Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht.«

«Ich schreibe Ihnen«, sagte ich, froh über den Aufschub, und zog auf dem Heimflug die Knie unters Kinn und versuchte zu schlafen, aber meine schmerzenden Füße und die Erinnerung an Schießeisen und Wirbelsturm hielten mich wach.

Kapitel 7

Als ich am anderen Morgen bei ihr ankam, saß meine Großmutter mit offenem Mund da und fuchste sich über mein Aussehen.

«Tag, Oma«, sagte ich gelassen.»Wie geht’s?«

Sie faßte ihren Unmut in Worte.»Weißt du, daß du heute noch auf den Bildschirm mußt? Du siehst schrecklich aus, Perry.«

«Vielen Dank.«

«Und du hast auch noch die ganzen Sondersendungen wegen des Guy-Fawkes-Feuerwerks.«

«Es gibt Regen«, sagte ich.»Kann ich heute nacht bei dir auf dem Sofa schlafen?«

Konnte ich; sie fragte nicht einmal, warum.

«Und ich möchte mit dir besprechen, was ich tun soll.«

Sie sah mir ernst ins Gesicht. Ich bat sie nicht oft so um Rat, aber wenn, dann führte das zu einem Meinungsaustausch unter Erwachsenen, bei dem Geschlecht und Generationenunterschied keine Rolle spielten. Wir hatten es uns zur Regel gemacht, Entscheidungen, die unser Leben verändern konnten, immer erst reifen zu lassen, statt impulsiv zu handeln, und wir hielten uns daran.

Ihr Entschluß, auch mit Ende Siebzig noch Reiseberichte zu schreiben, war nach Gesprächen mit einer ganzen Reihe von Fachleuten erfolgt, und bevor ich die Physikerlaufbahn aufgab, um fortan live über die Launen von Wind

und Wetter auf den Britischen Inseln zu berichten, hatte sie den Persönlichkeitsexperten einer Casting-Agentur zu Rate gezogen.