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«Was kriegen Sie netto?«fragte Michael gerade.»Ich lege Ihnen das noch mal drauf.«

In diese hochdramatische Szene schlenderte gähnend und in einen seidenen Morgenmantel gehüllt Robin Darcy hinein, wandte sich an den ranghöchsten Polizeibeamten und bat um Entschuldigung dafür, daß seine Gäste den Einbrecheralarm ausgelöst hatten.»Tut mir sehr leid, Lieutenant. Der Alarm, der Sie automatisch ruft, wird über einen Zeitschalter aktiviert. «Darcy versprach, es werde keinen falschen Alarm mehr geben. Seine Gäste hätten wohl etwas wilde Partyspiele gespielt. Es sei allein seine Schuld, daß er vergessen habe, die Anlage auszuschalten. Natürlich werde er gern auch dieses Jahr wieder für den Polizeiball spenden.

Dann führte Robin Darcy mit kleinen, nervös wirkenden Schritten den Lieutenant herum, und ein enttäuschter Polizist folgte ihnen mit dem Schlüssel für die Handschellen. Sie befreiten zuerst die wutschäumende Amy, dann die Galle speiende Evelyn (in meinem eigenen Haus!) und den kehlig knurrenden Arnold.

Michael wurde, obwohl er heftig jedermann mit unbestimmter Rache drohte, ebenfalls befreit.

«Wenn wir Ihre Gäste nicht wegen ungebührlichen Benehmens drankriegen«, sagte der Ranghöchste und steckte Notizbuch und Stift weg,»dann bedanken Sie sich bei Sheila.«

Darcy erinnerte ihn daran, daß ich immer noch geduldig auf den Knien lag, wobei meine Geduld mindestens zur Hälfte darin bestand, daß ich zu fertig war, um etwas anderes zu tun.

«Wer ist Sheila?«fragte Darcy.

Der blau Uniformierte zog die Brauen hoch.»Hurrikan«, sagte er knapp.»Da wollen wir nicht die Zellen voller Schickis haben.«

Sein Helfer nahm mir die Handschellen ab, doch Michael hatte mein Standvermögen fürs erste ruiniert. Der Lieutenant, dem das nicht entging, sagte warnend, wenn es noch mehr Ärger gebe, werde Mr. Ford trotz des Hurrikans in Haft genommen.

Nach getaner Arbeit steckten die Polizisten ihre Waffen wieder ein und gingen, und Evelyn, ganz der Hausdrachen, scheuchte ihre Gäste inklusive Michael zurück in die Villa. Mir warf sie lediglich einen wütenden Blick zu und sperrte mich aus.

Ich setzte mich in einen der Stühle am Pool und sah in den friedlichen Himmel.

Das Unbehagen, das in Wellen durch meinen geschundenen Körper schwappte, ließ sich aushalten; es ließ sich besser aushalten, wenn irgend etwas erreicht worden war, aber das mußte sich erst noch herausstellen.

Irgendwo hinten im Haus klingelte ein Telefon, und jemand ging dran. Der Wachdienst, fiel mir ein, rief ja zur Kontrolle immer noch mal an, wenn es zu einem Polizeieinsatz ohne Festnahme gekommen war.

Wegen Sheila war niemand festgenommen worden.

Robin Darcy kam allein von der Terrasse herunter und setzte sich in den Stuhl neben mir.

«Danke«, sagte ich, und er nickte.

Er saß eine Weile schweigend da und betrachtete mich, als wäre ich eine Art Käfer. Wahrscheinlich sah er nicht viel, außer daß ich voll blauer Flecke war und mich kaum bewegen konnte, das Vermächtnis von Michaels rasenden Fäusten und Füßen.

Ich fragte, ob Michael noch da sei, und Darcy verneinte; nach der Verwarnung durch die Polizei habe er sich verzogen und sei mit Amy zu ihrem Haus nördlich von Miami gefahren.

Wie ein gefütterter Löwe, dachte ich. Satt.

«Er kann brutal sein, wenn er in Rage kommt«, sagte Darcy.

«Ja.«

Minuten vergingen.

Ich sagte:»Fliegen Sie morgen mit mir nach Trox?«

Er stand abrupt auf, als hätte ich ein Messer gezogen, und ging mit unsicheren Schritten einmal um den Pool herum. Als er zurückkam, setzte er sich wieder und fragte zu meiner Überraschung:»Wie sehen Sie mich?«

Ich lächelte unwillkürlich.»Als ich an dem Sonntag bei Caspar Harvey essen war«, sagte ich,»meinte Bell Harvey zu mir, Sie seien ein kluger Kopf und ich solle mich von Ihrem gemütlichen Aussehen nicht täuschen lassen.«

«Bella! So einen Scharfblick hätte ich ihr nicht zugetraut. «Das schien ihn zu ärgern.

«Ich habe auf sie gehört«, sagte ich,»aber an dem Tag kam es mir nicht so vor, als müßte ich auf ihre Worte allzuviel geben.«

«Und ich dachte, für Ihren Beruf hätten Sie gar nicht genug auf dem Kasten.«

Er hörte sich plötzlich geknickt an, unerwartet traurig, als hätte er ein wichtiges Spiel verloren. Er war zu sehr von sich überzeugt gewesen, dachte ich.

«Ich habe auf Bell gehört«, sagte ich,»und während unseres Aufenthalts bei Ihnen und bei Michael und Amy, besonders nach unserem Fiasko mit Odin, als ich von der Unified Trading Company erfuhr, wurde mir klar, daß Sie wissen, wie man sein Ziel erreicht, und weil ich Sie mochte, tat es mir sehr leid, daß Sie mit tödlichen Metallen handeln.«

«Und jetzt glauben Sie nicht mehr, daß ich damit handle?«

«O doch«, sagte ich.»Da bin ich mir sicher.«

«Ich verstehe Sie nicht.«

Ich sagte:»Sie bezwecken aber das Gegenteil.«

«Perry. «Er war zapplig.»Sie sprechen in Rätseln.«

«Sie doch auch. Sie haben mir ausrichten lassen, ich solle mir einen Weg durchs Labyrinth suchen, und — na ja, das habe ich getan.«

Robin Darcy sah wie vor den Kopf geschlagen aus. Ich sagte:»Sie sind John Ruperts Dienstvorgesetzter.«

Ich wartete darauf, daß er es leugnete, aber er ließ es stehen. Er sah blaß aus. Geschlagen. Entsetzt.

«John Rupert und Geist besprechen sich mit Ihnen«, fuhr ich fort,»und Sie sagen ihnen, was zu tun ist. Die beiden sind Teil einer Hierarchie, an deren Spitze Sie stehen.«

Robin Darcy starrte mich an, blinzelte, nahm seine Eulenbrille ab, putzte sie unnötig, setzte sie wieder auf, räusperte sich und fragte, wie ich zu einem solchen Schluß gekommen sei.

Ich sagte nur, daß ich an diesem Morgen verstanden hätte, wie Instinkt und Neigung funktionierten.»Und mir kam einfach der Gedanke«, sagte ich,»daß Sie, wenn ich dem guten Gefühl, das ich Ihnen gegenüber habe, vertraue, nicht schlecht sein können, und wenn Sie nicht schlecht sind, dann schachern Sie auch nicht mit dem Tod. Dann bekämpfen Sie eher diejenigen, die das tun. So gesehen heißt das, wenn Sie die Fäden zu x tödlichen Geschäften in der Hand halten, können Sie die schlimmsten verhindern und das eine oder andere unter den Tisch fallen lassen, aber von Seiten Ihrer Partner fällt kein Verdacht auf Sie. Sie führen ein sehr gefährliches Doppelleben. Michael würde Sie wahrscheinlich umbringen, wenn er dahinterkäme. Deshalb brauchten Sie mich — oder jemanden wie mich —, der, ohne es zu ahnen, für Sie die Augen offenhält. Alles, was ich John Rupert und Geist erzählt habe, ist direkt an Sie weitergegangen. «Ich lächelte kläglich.»Wir wären besser klargekommen, hätten wir offen miteinander gesprochen.«

Robin war geschockt.»Das hätte ich nicht machen können.«

«Wider das Geheimhaltungsgebot?«tippte ich an.

Er hörte zwar meine Ironie, aber er wanderte schon sehr lange auf dem schmalen Grat, wo Geheimhaltung lebenswichtig war.

«Kommen Sie also mit nach Trox?«fragte ich noch einmal.

«Was ist mit Sheila?«

«Es kann schon sein, daß sie mit von der Partie ist.«

«Und wer noch?«fragte er.

«Sie, ich und der Pilot.«

«Was für ein Pilot? Doch nicht Kris?«

«Nicht Kris«, stimmte ich bei.

Wieder schwieg er eine ganze Weile, dann sagte er:»Sie sind nicht in der Verfassung zu fliegen. Warum sollten wir da hin?«

«Hoffnung«, sagte ich nur, aber früh am nächsten Morgen fand er sich wie vereinbart auf dem Miami Airport ein.

Ich machte ihn mit Unwin bekannt und erneuerte seine Bekanntschaft mit dem Flugzeug, derselben Maschine, gechartert von Downsouth, mit der er schon einmal nach Trox geflogen war.

Unwin grinste mich breit an und klopfte Robin Darcy auf den Rücken. Belustigt über den zwiespältigen Ge-sichtsausdruck, den diese kleine Anmaßung hervorrief, verstaute ich meine Tasche in der Kabine und fragte unseren Piloten noch einmal nach dem Flugwetter.