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»Wir sind eingesperrt.«

»Dessen bin ich mir durchaus bewusst.«

»Ich meine, der Wachposten ist ausgesperrt. Das hier ist Olivettis Büro. Ich bezweifle, dass irgendjemand anders einen Schlüssel besitzt.«

Langdon schaute zu dem Wachposten jenseits der Tür. »Das Glas ist ziemlich dünn, und diese Pistole ist ziemlich schwer.«

»Was soll er denn machen? Mich erschießen, weil ich versuche zu telefonieren?«

»Wer weiß, verdammt noch mal! Das ist ein merkwürdiger Laden, und wie die Dinge hier laufen.«

»Entweder das«, sagte Vittoria, »oder wir verbringen die nächsten fünf Stunden und achtundvierzig Minuten im Gefängnis des Vatikans. Wenigstens haben wir Sitzplätze in der ersten Reihe, wenn die Antimaterie hochgeht.«

Langdon erbleichte. »Aber der Wachposten wird Olivetti alarmieren, sobald Sie den Hörer anfassen! Außerdem sind zwanzig Knöpfe auf dem Apparat. Ich sehe nirgendwo Schildchen. Wollen Sie etwa jeden einzelnen ausprobieren und hoffen, dass Sie Glück haben?«

»Bestimmt nicht«, entgegnete Vittoria. »Nur einen einzigen.« Sie nahm den Hörer in die Hand und drückte auf den obersten Knopf. »Nummer eins. Ich wette einen von Ihren Illuminati-Dollars, dass es die Nummer des Amtszimmers ist. Was sonst könnte wichtiger sein für den Kommandanten der Schweize rgarde?«

Langdon blieb keine Zeit für eine Antwort. Der Wachposten draußen vor der Tür fing an, mit dem Kolben seiner Waffe gegen das Glas zu hämmern. Er bedeutete Vittoria mit wilden Handbewegungen, das Telefon wieder hinzulegen.

Vittoria zwinkerte ihm zu. Der Wachposten schien außer sich vor Zorn.

Langdon ging von der Tür weg und wandte sich Vittoria zu. »Ich hoffe wirklich, dass Sie sich nicht irren. Der Bursche da draußen sieht nicht aus, als würde er sich amüsieren.«

- 168 »Verdammt!«, sagte sie und lauschte. »Eine

Sprachaufzeichnung!«

»Was?«, rief Langdon. »Der Papst hat einen Anrufbeantworter?«

»Es war nicht das Amtszimmer«, entgegnete Vittoria und legte auf. »Es war der wöchentliche Speiseplan der

vatikanischen Kantine.«

Langdon grinste dem Wachposten draußen vor der Tür verlegen zu, der inzwischen sein Walkie-Talkie hervorgezogen hatte und Olivetti rief.

Kapitel 38.

Die Vermittlungsstelle der Vatikanstadt befand sich im Ufficio di Communicazione hinter dem Vatikanischen Postamt. Es war ein relativ kleiner Raum mit einem Corelco-Vermittlungsapparat und acht Leitungen. Das Büro hatte etwas mehr als zweitausend Anrufe täglich zu bewältigen, und die meisten davon wurden an das automatische Auskunftssystem weitergeleitet.

Der einzige Dienst habende Telefonist saß an seinem Schreibtisch und trank heißen Tee. Er war stolz darauf, dass er als einer der wenigen Angestellten in dieser Nacht in der Vatikanstadt bleiben durfte. Selbstverständlich war die Ehre ein wenig eingeschränkt durch die Anwesenheit der Gardisten, die vor seiner Tür aufmarschiert waren. Mit einer Eskorte auf die Toilette, dachte der Telefonist. Ah, welche Demütigungen wir doch im Namen des Heiligen Konklaves über uns ergehen lassen.

Glücklicherweise hatte es an diesem Abend nur wenige Anrufer gegeben. Oder vielleicht ist es auch kein Glück, dachte der Mann. Das Interesse der Weltöffentlichkeit am Vatikan war in den letzten paar Jahren stark zurückgegangen. Die Zahl der Presseanrufe war gesunken, und selbst die Irren meldeten sich nicht mehr so häufig. Das Presseamt hatte eigentlich gehofft, dass der heutige Abend mehr Aufmerksamkeit wecken würde. Doch obwohl sich auf dem Petersplatz die Übertragungswagen der Medien drängten, waren es hauptsächlich italienische und europäische Medien. Nur eine Hand voll globaler Fernsehstationen war gekommen. ohne Zweifel hatten sie nur ihre giornalisti secundari geschickt, die zweite Garde.

Der Telefonist packte seinen Becher und fragte sich, wie lange der Abend dauern würde. Mitternacht oder so, schätzte er.

Heutzutage wussten die meisten Insider bereits, wer wahrscheinlich der Nachfolger des verstorbenen Papstes wurde, noch bevor sich das Konklave versammelt hatte, daher war das Prozedere mehr ein drei- oder vierstündiges Ritual als eine richtige Wahl. Natürlich konnten Streitigkeiten in letzter Minute unter den Kardinalen die Zeremonie jederzeit bis zum Morgengrauen verlängern. oder auch darüber hinaus. Das Konklave von 1831 hatte vierundfünfzig Tage gedauert. Aber nicht heute Nacht, sagte sich der Telefonist. Den Gerüchten zufolge würde dieses Konklave eine »Rauchwache« werden.

Ein Summen von einem internen Apparat riss den Telefonisten unsanft aus seinen Gedanken. Er starrte auf das blinkende Licht und kratzte sich am Kopf. Das ist eigenartig, dachte er. Ein Gespräch aus dem Inneren des Vatikans. Wer könnte um diese Zeit noch die Vermittlung in Anspruch nehmen wollen? Wer ist an diesem Abend überhaupt noch in der Vatikanstadt?

»Citta del Vaticano«, sagte er, nachdem er den Hörer abgenommen hatte.

Die Frau redete schnell und in fließendem Italienisch. Der Telefonist erkannte den Akzent - er besaß Ähnlichkeit mit dem der Schweizergarde. Flüssiges Italienisch mit einem frankoschweizerischen Einschlag. Die Anruferin jedoch konnte unmöglich ein Mitglied der Schweizergarde sein.

Der Telefonist sprang auf und verschüttete fast seinen Tee. Er starrte auf die Kontrolllampe - er hatte sich nicht vertan. Es ist eine interne Leitung. Der Anruf kam von innen. Das muss ein Irrtum sein!, dachte er. Eine Frau in der Vatikanstadt? Heute Nacht?

Die Frau redete schnell und erregt. Der Telefonist hatte genügend Erfahrung gesammelt, um za wissen, wann er es mit einem pazzo zu tun hatte. Diese Frau klang alles andere als verrückt. Ihr Ton war drängend, doch vernünftig. Überlegt und

effizient. Befremdet lauschte er ihrer Bitte.

»Il Camerlengo?«, fragte der Telefonist, während er immer noch versuchte herauszufinden, woher der Anruf kam. »Ich kann sie unmöglich mit dem Camerlengo verbinden. ja, ich weiß, dass er sich im Amtszimmer des Papstes aufhält, aber. Wer sagen Sie, sind Sie?. und Sie wollen ihn warnen wegen.« Er lauschte immer nervöser. Alle sind in Gefahr? Wie? Und von wo rufst du an? »Vielleicht sollte ich die Schweizergarde.« Der Telefonist hielt inne. »Wo, sagen Sie, befinden Sie sich? Wo?«

Er lauschte schockiert, dann traf er eine Entscheidung. »Bitte bleiben Sie am Apparat«, sagte er und legte die Frau in eine Warteschleife, bevor sie antworten konnte. Dann wählte er die Direktverbindung zu Oberst Olivetti. Diese Frau nimmt mich auf den Arm. Sie kann unmöglich direkt aus dem Büro...

Die Verbindung kam augenblicklich zustande.

»Per l’amore di Dio!«, zeterte eine vertraute Frauenstimme. »Stellen Sie endlich das verdammte Gespräch durch!«

Die Tür des Sicherheitszentrums glitt zischend auf. Die Wachen wichen auseinander, als Kommandant Olivetti in den Raum schoss wie eine Rakete. Er stürmte in Richtung seines Büros und sah mit einem Blick, dass der Posten am Walkie-Talkie die Wahrheit gesagt hatte - Vittoria Vetra stand an seinem Schreibtisch und telefonierte auf der internen Leitung.

Che coglioni ehe ha questa!, dachte er. Die Pest an ihren Hals!

Fuchsteufelswild stapfte er zur Tür und rammte den Schlüssel ins Schloss. Er riss die Tür auf und brüllte: »Was machen Sie da?«

Vittoria ignorierte ihn völlig. »Ja«, sagte sie in den Hörer. »Und ich muss Sie warnen.«

Olivetti riss ihr den Hörer aus der Hand und hob ihn ans Ohr.