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»Mein Bein schmerzt, aber ich glaube nicht, dass es was Ernstes ist.«

»Diese Fliegerei ist einfach nichts für mich. Das war das letzte Mal!«

Sie sprangen ins sumpfige Gras und schleppten sich mit letzter Kraft noch ein paar Meter weiter, um sich ein Bild von ihrer Lage zu machen.

Doch es gab keine Lage.

Es war eine einzige Katastrophe.

Ein Wrack, das nicht einmal mehr qualmte, endloser Regen und eine weite Ebene ohne Horizont.

Der Mut eines Menschen zeigt sich nicht in seiner Fähigkeit, den Sieg zu verkraften, sondern darin, mit Niederlagen fertig zu werden.

Und dies war eine Niederlage in jeder Hinsicht.

Ungeschminkt und brutal.

All ihre Träume und Ersparnisse lagen in dem vom Öl und Benzin verschmutzten sumpfigen Gras verstreut.

Doch es gab keinen einzigen Zeugen für das Ausmaß dieser Tragödie. Nicht einmal einen roten Ibis oder einen traurigen Rabengeier. Nichts.

Sie holten ihre Waffen, den Kompass und ihre wenigen Habseligkeiten aus der Maschine und marschierten los, in Richtung Norden.

Durchnässt, humpelnd, mit gesenkten Köpfen.

Hätte es im Bergland von Guayana einen Zeugen gegeben, er hätte angesichts der furchtbaren Tragödie dieser beiden Männer tiefes Mitleid empfunden.

Sie waren entkräftet und übel zugerichtet, vor allem aber völlig demoralisiert, denn sie wussten, dass sie Tausende von Kilometern von zu Hause entfernt waren und jetzt wieder bei null anfangen mussten.

Alles, was sie noch besaßen, war eine Hand voll zerknitterter Geldscheine, zwei Revolver, ein Gewehr und das, was sie am Leib trugen.

Alles andere, vor allem aber der alte Doppeldecker, in den sie all ihre Träume investiert hatten, verlor sich in der Ferne allmählich aus dem Blickfeld.

Es wurde eine lange Nacht im Regen.

Am folgenden Morgen erreichten sie zitternd vor Kälte, Fieber und Hunger das Ufer eines Flusses, wo sie eine Wildente schossen.

Sie folgten dem Flusslauf Richtung Norden. Nachdem sie mehrere gewaltige Wasserfälle umgangen hatten, die sich hinter einem Schleier aus Gischt verbargen, gelangten sie schließlich zu einer ruhigen Lagune, an deren Ufer ein kleiner Grabhügel aus Steinen mit einem Kreuz auftauchte.

Sie gingen darauf zu.

Auf dem Grabstein konnte man mit Mühe und Not einen Namen erkennen: All Williams.

»Großer Gott!«, flüsterte der König der Lüfte beeindruckt. »Hier also hat alles begonnen.«

»Hast du ihn gekannt?«

»Nur vom Hörensagen. Wir hätten in seinem Namen an den Wohltätigkeitsverein spenden sollen.«

»War das der Freund von McCracken?«

»Ja. Was er mir erzählt hat, ist also wahr. Sie müssen diesen Wasserfall hinuntergestürzt und dann gegen die Felsen dort geprallt sein. Das heißt, dass wir auf der richtigen Spur waren. Der Heilige Berg muss irgendwo da im Süden liegen.«

»Wir werden ihn finden!«

Jimmie setzte sich neben Williams Grab und musterte seinen Freund.

»Du gibst dich also noch nicht geschlagen?«

»Niemals!«

»Du hast aber doch geschworen, nie wieder in ein Flugzeug zu steigen?«

»Möglich, dass ich es mir noch einmal überlege. Aber vielleicht kann man ja auch zu Fuß hinauf.«

»Zu Fuß?«, wiederholte der Pilot überrascht. »Dann kannst du nicht auf mich zählen. Laut McCracken haben die beiden fast eine Woche gebraucht, um an der steilen Felswand hinaufzuklettern. Oder hast du etwa vor, sämtliche Tafelberge im Bergland von Guayana zu besteigen?«

Curry dachte ein paar Minuten nach und setzte sich schließlich achselzuckend neben Jimmie.

»Warum nicht? Aber jetzt müssen wir erst einmal zusehen, dass wir hier wegkommen. Dein Freund McCracken hat es immerhin auch geschafft. Morgen werden wir dem Flusslauf folgen und ich bin sicher, dass er uns früher oder später zum Orinoco führt.«

»Lieber früher als später. Lange halte ich die Schmerzen im Bein nicht mehr aus.«

Es dauerte vier Tage.

Erschöpft, zerlumpt, hungrig und barfuß schafften sie es schließlich bis zu den ersten Häusern von Puerto Ordaz. Dort mieteten sie in einer heruntergekommenen Pension ein Zimmer, ließen sich auf das schmutzige Bett fallen und schliefen drei Tage durch.

Eine Woche später setzte sich Curry Jimmie gegenüber, der mit einem Bier auf dem Tisch und der unvermeidlichen Pfeife im Mundwinkel die gewaltige Strömung des Orinoco beobachtete. Keine dreißig Meter von ihnen entfernt rauschte er vorüber.

»Ich habe gerade Antwort auf mein Telegramm an Sam Meredith erhalten«, erklärte Curry. »Er ist damit einverstanden, mir die Hälfte der letzten Rate für das Lokal sofort zu zahlen, wenn ich ihm den Rest erlasse.«

»Aber du hast mit diesem Geld gerechnet, falls etwas schief läuft und wir noch mal von vorn anfangen müssen«, protestierte sein Kamerad.

»So ist es ja auch gekommen, oder etwa nicht? Wir müssen von vorn anfangen. Aber nicht erst in einem Jahr, sondern jetzt gleich. Du kannst nach Hause fahren und ich werde trotzdem noch genug haben, um hier zu warten, bis die Regenzeit vorbei ist.«

»Du willst hier bleiben?«

Sein Gegenüber nickte fast unmerklich.

»Ich will es zu Fuß versuchen, wenn du nichts dagegen hast. Natürlich sind wir weiterhin Partner. Du kannst sicher sein, dass du von allem die Hälfte bekommst.«

Der König der Lüfte zögerte mit der Antwort. Sein Blick verharrte auf dem dunklen Wasser, das träge Richtung Ozean floss. Als es schon nicht mehr so aussah, als würde er noch etwas sagen, legte er bedachtsam die Pfeife neben sich und wandte sich Curry zu.

»Nein«, sagte er leise. »Ich habe nichts dagegen, wenn du es allein versuchst. Aber ich kann auch nicht verheimlichen, dass ich Angst um dich habe. Du sprichst ja nicht einmal Spanisch. Trotzdem, es ist deine Entscheidung. Und ich respektiere sie.« Er lächelte traurig. »Wenn du die Diamanten findest, dann bring mir eine Hand voll mit, ich will nicht die Hälfte, das wäre nicht gerecht.«

»Was gerecht ist oder nicht, solltest du mir überlassen.«

»Jetzt hör mir mal gut zu!«, fiel Jimmie ihm schroff ins Wort. »Die Lage hat sich verändert und du schlägst mir etwas vor, das ich nicht annehmen kann. Ich will weiterhin einen Anteil haben, aber nicht die Hälfte. Er wird erheblich kleiner sein. Und für diesen Anteil werde ich dir jetzt genau erklären, wo du suchen musst, sobald du auf dem Tafelberg bist. Das Geheimnis ist nur zwei Männern auf der Welt bekannt. McCracken und mir.«

»Ich bin einverstanden«, erklärte Curry. »Und ich finde, dass du dir dafür einen Anteil von mindestens dreißig Prozent redlich verdient hast.« Er streckte ihm die Hand entgegen. »Abgemacht?«

Der Pilot sah ihn an und drückte ihm schließlich die Hand.

»Abgemacht!«, sagte er und hob den Zeigefinger. »Aber unter der Bedingung, dass wir wieder Partner mit gleichen Anteilen werden, wenn ich zurückkomme und du den Schatz noch nicht gefunden hast.«

»Das ist nur fair. Abgemacht!«

»Und wirst du dann auch wieder fliegen?«

»Das entscheiden wir, wenn es so weit ist.«

»Das genügt mir nicht«, ermahnte ihn der Pilot. »Wenn ich schon mein Leben mit dem Transport von Nitroglyzerin riskiere, will ich wenigstens wissen, dass wir ein Team bleiben. Ich habe keine Lust, mutterseelenallein durch den Dschungel zu fliegen.«

Eine Woche später kam das Geld von Sam Meredith und wenige Tage danach gelang es Jimmie, eine Passage auf einem alten Holzfrachter zu buchen. Dieser sollte zu einem »unbestimmten Datum« Miami anlaufen, von wo Jimmie es nicht mehr schwer hätte, nach Colorado zu gelangen.

Währenddessen mietete Curry ein kleines Zimmer bei der Witwe eines alten Goldschürfers, der von einer Mapanare gebissen worden war, als er wie so viele andere dem sagenhaften Traum von El Dorado nachjagte.