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»Kochtöpfe. Aus Metall, die glänzen. Wenn sie welche haben, heißt das, dass sie ihre Felle dagegen eingetauscht haben. Dann sind es wahrscheinlich tatsächlich guaharibos

Sie versuchten, etwas zu erkennen, mussten aber bald einsehen, dass es zwecklos war.

»Ich sehe nur, dass sie große Körbe dabeihaben. Möglich, dass Töpfe drin sind, aber sehen kann man sie nicht.«

Jimmie erinnerten sie an die Gruppe von Indianern, die sich um die alte Gipsy Moth versammelt und sie drei Tage lang angestarrt hatte, während Curry und er sich vor Angst beinahe in die Hosen gemacht hatten.

Jedenfalls war ihr Verhalten ähnlich. Sie saßen im Halbkreis und starrten auf die Gruppe der vier Weißen auf dem Felsvorsprung des heiligen Tepui, als beobachteten sie ein einmaliges Schauspieclass="underline" vier Weiße auf dem Felsvorsprung eines Heiligen Berges.

Nach einer Stunde war ihm klar, dass sie offensichtlich dieselbe endlose Geduld hatten.

»Was machen sie?«, wollte Mary wissen.

»Nichts«, antwortete Delgado. »Diese Wilden haben es nie eilig. Sie beobachten erst, was wir hier oben so treiben.«

»Was glauben die wohl, was wir hier oben treiben? Tanzen?«

»Vermutlich ahnen sie nicht einmal, dass wir gefangen sind. Wahrscheinlich nehmen sie an, dass wir aus Spaß heraufgeklettert sind.«

»Dann müssen sie verrückt sein.«

»Verrückt?«, entgegnete Delgado empört. »Bestimmt nicht! Sie sind völlig normal. Sie können sich nur nicht vorstellen, dass jemand so verrückt ist, mit einer Maschine auf einem Berg zu landen, von dem er dann nicht mehr herunterkommt.«

»Da hast du nicht so Unrecht, fürchte ich.«

»Deshalb werden sie so lange da unten bleiben, bis sie anfangen, sich zu langweilen.«

»Was können wir machen?«

»Nichts. Kein Weißer hat es je geschafft, ein paar Brocken ihrer Sprache zu lernen. Wie sollen wir sie bitten, uns zu helfen?«

»Du willst mir doch nicht weismachen, dass sie nicht mal auf die Idee kommen könnten, dass wir in Not sind?«, warf Jimmie ein.

»Für die meisten Indianerstämme sind wir Weiße besondere Wesen. Wir besitzen riesige Boote, bauen Städte aus Stein und haben Maschinen, die fliegen können. Trotzdem halten sie alles, was wir tun, für absurd. Zum Beispiel, dass wir unser Leben für eine Hand voll Diamanten riskieren, die zu nichts gut sind.« Er zuckte die Achseln, als wollte er andeuten, dass sie wahrscheinlich Recht hatten. »Bestimmt denken sie jetzt, dass sie wieder einmal Zeugen einer verrückten Laune sind, deren Sinn ihren Horizont übersteigt.«

»Verdammte Hundesöhne!«, rief Jimmie. »Was ist, wenn wir schreien? Vielleicht könnten wir ihnen mit Zeichen verständlich machen, dass wir runter wollen?«

»Wenn wir sie anschreien, werden sie gekränkt sein und verschwinden«, erklärte Henry überzeugt.

»Warum denn das?«

»Weil sie andere Gewohnheiten haben als wir. Sie schreien sich nur an, wenn sie es auf einen Kampf auf Leben und Tod anlegen. Sie werden annehmen, dass wir sie fortjagen wollen, damit sie nicht sehen, was wir hier oben treiben.«

»Schöne Aussichten! Diese Wilden sind uns zu nichts nütze!«

»Wären es guaharibos, sähe die Sache anders aus«, beharrte Delgado. »Man nennt sie Langbeine, weil sie Nomaden sind, die es nie lange an einem Ort hält. Und weil es in ihren Bergen so viele Stromschnellen gibt, haben sie ausgeklügelte Techniken entwickelt, um tiefe Schluchten zu überwinden. Sie klettern wie die Eichhörnchen. Ich bin sicher, dass sie es bis hierher schaffen könnten.«

»Lieber Himmel!«, jammerte Mary. »Und es gibt wirklich keine Möglichkeit, ihnen mitzuteilen, dass wir hier runter wollen?«

»Sie sind zu weit weg. Mir jedenfalls fällt nichts ein«, gab Henry entmutigt zu.

Eine weitere Stunde verging.

Nichts veränderte sich.

Die Wilden bewegten keinen Muskel.

Die Weißen warteten.

Ihre Verzweiflung wuchs von Minute zu Minute.

Plötzlich rief Delgado nervös: »Wir müssen uns ausziehen!«

»Was sagst du da?«, fragte Jimmie verblüfft.

»Wir müssen uns ausziehen«, wiederholte Delgado. »Wenn wir Kleider und Schuhe hinunterwerfen, deuten sie es vielleicht als Zeichen dafür, dass wir keine Übermenschen mehr sein wollen, sondern ganz gewöhnliche Geschöpfe wie sie. Vielleicht kommen sie dann eher dahinter, dass ein Häuflein nackter und unbewaffneter Menschen hier oben in Not ist.«

»Aber…«

»Kein Aber! Wir müssen es wenigstens versuchen.«

Zuerst zogen sie die Stiefel aus und warfen sie den Abgrund hinunter. Dann folgten die Hemden, Hüte und Hosen, die Waffen und schließlich die Unterwäsche, bis sie so waren, wie sie auf die Welt gekommen waren. Je mehr Kleidungsstücke vom Himmel fielen, umso verwirrter schienen die Indianer.

Aufgeregt begannen sie, untereinander zu beratschlagen. Doch als schließlich keiner von ihnen Anstalten machte, etwas zu unternehmen, rief Delgado Mary zu: »Steh auf und zeig dich ihnen. Sie sollen deine Brüste sehen, damit sie erkennen, dass du eine Frau bist.«

»Wozu soll denn das nun wieder gut sein?«

»Vielleicht unternehmen sie dann endlich was. Für sie sind Frauen und Kinder heilig. Sie würden sie niemals im Stich lassen, wenn sie in Gefahr sind. Wenn sie dich sehen, kommen sie vielleicht auf die Idee, dass etwas nicht in Ordnung ist. Bitte!«

Mary zögerte nur kurz, dann ließ sie sich von ihrem Mann auf die Beine helfen und zeigte sich in ihrer Nacktheit und Verletzlichkeit der Gruppe von Wilden.

Erneut wurde beratschlagt.

Endlos.

Plötzlich brach Mary in Tränen aus. Sie schrie und raufte sich verzweifelt die Haare, um zu zeigen, welche Todesangst sie ausstand.

Ein letztes Mal wurde beratschlagt, dann schienen die Indianer eine Entscheidung getroffen zu haben, denn jetzt teilten sich die Krieger blitzschnell in zwei Gruppen auf.

Die einen verschwanden im nahe gelegenen Wald, aus dem man bald laute Machetenhiebe hörte.

Die anderen eilten zur Felswand und untersuchten sie mit größter Aufmerksamkeit.

»Es sind guaharibos!«, rief Delgado mit erstickter Stimme. »Dem Himmel sei Dank! Es sind tatsächlich guaharibos

»Woher weißt du das?«

»Weder waicas, pemones noch sonst ein Stamm würde sich erst die Mühe machen, eine Stelle zu suchen, an der sie hochklettern könnten. Weil sie nämlich gar nicht wüssten, wie!«

Sie warteten.

Aus Minuten wurden Stunden, aus Stunden fast ein Leben.

Schließlich hörten sie, wie ein Indianer, etwa hundert Meter von dem Schacht entfernt, wo sie ausharrten, die anderen herbeirief, die ohne Eile zu ihm traten.

Der Krieger deutete auf die Felswand und machte eine kreisförmige Bewegung mit dem Arm.

Dann hockte sich die Gruppe erneut hin und musterte den Berg, während sie auf die anderen Indianer wartete, die im Wald verschwunden waren. Es dauerte eine Weile, bis diese mit spitzen, etwa fünfzig Zentimeter langen Pfählen aus dem Wald wieder auftauchten.

»Da sind sie!«, rief Delgado, der sich weit über den Abhang gebeugt hatte, ohne darauf zu achten, dass er jeden Moment abstürzen konnte. »Da sind sie. Sie werden es versuchen! Großer Gott! Sie wollen tatsächlich versuchen, uns zu retten!«

Die guaharibos hatten in der Tat beschlossen, einen Versuch zu wagen, doch sie ließen sich viel Zeit.

Es dauerte eine weitere halbe Stunde, bis alle darin übereinstimmten, dass die ausgesuchte Stelle tatsächlich geeignet war, um den Berg zu besteigen. Erst dann begannen sie, mit Hilfe einer schweren Keule den ersten Pfahl in den Felsen zu schlagen.

Etwa einen Meter über dem Boden hämmerten sie den gespitzten Pfahl so lange in einen Spalt, bis nur noch dreißig Zentimeter herausragten.