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Elias zog sich mit dem gesunden Arm aus dem Cockpit. Dann fiel er auf den Boden. Die Schwerkraft machte sich über ihn lustig. Es kam ihm vor, als würde er immer tiefer in sich selbst hineingetaucht.

Innerhalb dieses Schmerzes trieb eine ferne Ekstase seltsame Blüten. Die ausgerenkte Kniescheibe schnappte in ihr Gelenk zurück - eine Erleichterung von geradezu orgiastischer Intensität.

»O Gott«, stöhnte er. »Gott sei Dank!«

Hektisch keuchend hielt er, mit der Wange im Schlamm liegend, inne und konzentrierte sich auf dieses Glücksgefühl. Er stellte sich eine Tür vor. Wenn er sie nur erreichen könnte, würden alle seine Schmerzen ein Ende haben.

Nach ein paar Minuten fühlte sich Branch ein wenig gestärkt. Die gute Nachricht war die, dass seine Gliedmaßen durch die Übersättigung seines Kreislaufs mit dem Stickstoff taub wurden. Die schlechte Nachricht war das Gas selbst. Das Zeug roch ziemlich übel. Und es schmeckte wie altes Heu.

»... Tango Eins ...«, hörte er.

Branch hob den Blick zur zerdrückten Kabine seines Apache. Die elektronische Stimme kam vom Rücksitz. »Echo . bestätigen .«

Er erhob sich von der schnöden Verlockung des Waldbodens, wobei er nicht einmal nachvollziehen konnte, wie er sich überhaupt bewegen konnte. Aber er musste sich um Ramada kümmern. Er zog und stemmte sich hoch, bis er einigermaßen aufrecht an der kalten Aluminiumhülle lehnte. Sein Schlachtschiff lag auf der Seite und war schwerer beschädigt, als er angenommen hatte. Branch hielt sich an einem Griff fest und warf, auf das Schlimmste gefasst, einen Blick in den hinteren Teil der Kabine.

Der Rücksitz war leer. Ramadas Helm lag auf dem Sitz. Die Stimme meldete sich wieder, jetzt ganz leise und aus weiter Ferne:

»Echo Tango Eins .«

Branch nahm den Helm und stülpte ihn über den Kopf. Er erinnerte sich daran, dass im Inneren des Helms ein Foto des Neugeborenen klebte.

»Hier Echo Tango Eins«, sagte er. Seine Stimme hörte sich in den eigenen Ohren lächerlich an, elastisch und piepsig, wie in einem Zeichentrickfilm.

»Ramada?« Das war Mac, wütend und zugleich erleichtert.

»Hör endlich auf mit dem Scheiß und erstatte Bericht. Seid ihr Jungs in Ordnung? Over.«

»Hier Branch«, identifizierte sich Branch mit seiner absurden Stimme. Hatte er eine Gehirnerschütterung? Der Absturz musste sein Gehör durcheinander gebracht haben.

»Major? Sind Sie das?« Macs Stimme streckte sich quasi nach ihm aus. »Hier Tango Echo Zwo. Wie sieht es bei euch aus? Erbitte Bericht. Over.«

»Ramada ist verschwunden«, sagte Branch. »Die Mühle ist Schrott.«

Mac brauchte einige Sekunden, bis er die Information verdaut hatte. Als er sich wieder meldete, gab er sich absolut professionelclass="underline"

»Wir haben Sie auf dem Thermal scanner lokalisiert, Major. Direkt neben Ihrem Vogel. Bleiben Sie, wo Sie sind. Wir kommen sofort zu Ihnen. Over.«

»Nein«, quäkte Branch mit seinem Vogelstimmchen. »Negativ. Haben Sie verstanden?«

Keine Antwort von Mac und den anderen Hubschraubern.

»Auf keinen Fall, ich wiederhole, auf keinen Fall näher kommen. Eure Maschinen vertragen diese Luft nicht.«

Widerstrebend akzeptierten sie seine Erklärung. »Äh, in Ordnung. Roger«, sagte Schulbe.

Dann wieder Mac: »In welcher Verfassung befinden Sie sich, Major?«

»Meine Verfassung?« Abgesehen von starken Schmerzen und einem Totalschaden? Keine Ahnung. Vergänglich?

»Halb so wild.«

»Major.« Mac machte eine peinliche Pause. »Was ist mit Ihrer Stimme, Major?«

Konnten sie das auch hören?

»Das liegt am Stickstoff«, diagnostizierte Dr. Christie Chambers, die vom Lager aus ebenfalls zuhörte. Woran sonst, dachte Branch. »Besteht die Möglichkeit, dass Sie wieder an Sauerstoff herankommen, Elias? Versuchen Sie es, es ist wichtig.«

Branch tastete sich umständlich an Ramadas Sauerstoffmaske heran, doch sie musste beim Sturz abgerissen sein. »Ganz vorne.«

»Dann gehen Sie dorthin«, wies ihn Christie an.

»Geht nicht«, erwiderte Branch. Dazu hätte er sich wieder bewegen müssen. Schlimmer noch, dazu musste er Ramadas Helm und damit seinen Kontakt zur Außenwelt aufgeben. Nein, die Funkverbindung war ihm wichtiger als der Sauerstoff. Kommunikation bedeutete Information. Information war Pflichterfüllung. Und Pflichterfüllung war seine Rettung.

»Sind Sie verletzt?«

Er sah an seinen Gliedmaßen herunter. Merkwürdige elektrische Farbstreifen huschten über seine Schenkel, und mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass es sich dabei um Laserstrahlen handelte. Seine Schlachtschiffe durchstreiften damit das ganze Gebiet, um Ziele für ihre Waffensysteme zu finden.

»Ich muss Ramada finden«, sagte er. »Habt ihr ihn nicht auf dem Scanner?«

Mac ließ nicht locker. »Können Sie sich bewegen, Sir?«

Was redeten sie da bloß? Branch lehnte sich erschöpft an seinen Hubschrauber.

»Können Sie gehen, Major? Können Sie aus eigener Kraft von dort weg?«

Branch überlegte kurz, zog auch die dunkle Nacht in Betracht.

»Negativ.«

»Ruhen Sie sich aus, Major. Bleiben Sie, wo Sie sind. Wir haben ein BioChem-Team losgeschickt. Hilfe ist unterwegs, Sir.«

»Aber Ramada .«

»Nicht Ihre Aufgabe, Major. Wir finden ihn schon. Am besten, Sie setzen sich einfach hin.«

Wie konnte ein Mann so einfach verschwinden? Selbst wenn er tot war, musste sein Körper noch einige Stunden Wärme ausstrahlen. Branch hob den Blick und versuchte, Ramada irgendwo dort oben in den Ästen zu entdecken. Vielleicht hatte es ihn auch in diesen Grabtümpel geschleudert.

Jetzt meldete sich eine andere Stimme. »Echo Tango Eins, hier Basis.«

Das war Master Sergeant Jefferson mit ihrer üppigen, tiefen Stimme. Elias hätte am liebsten seinen Kopf an diesen volltönenden Busen gelegt.

»Sie haben Gesellschaft«, sagte Jefferson. »Ich muss Sie davon unterrichten, Major, dass LandSat unidentifizierte Bewegungen nordnordwestlich von Ihnen anzeigt.«

Nordnordwestlich? Seine Instrumente waren tot, er hatte nicht einmal einen Kompass zur Verfügung. Aber Branch beschwerte sich nicht.

»Das ist Ramada«, behauptete er zuversichtlich. Wahrscheinlich war der Navigator aus dem geborstenen Hubschrauber geklettert und tat das, was Navigatoren normalerweise tun: die Lage peilen.

»Major.« Jeffersons Stimme klang jetzt anders. Obwohl alle anderen zuhörten, galt diese Nachricht ihm allein. »Machen Sie, dass Sie da wegkommen.«

Branch klammerte sich an die Seitenwand des Wracks. Wegkommen? Er konnte sich kaum auf den Beinen halten.

»Jetzt hab ich’s auch.« Das war Mac. »Ungefähr fünfzehn Meter weg von Ihnen. Kommt direkt auf Sie zu. Aber wo zum Henker ist der hergekommen?«

Branch warf einen Blick über die Schulter. Die dichten Schwaden lichteten sich wie eine Fata Morgana. Die Gestalt kam aus dem Walddickicht auf ihn zugewankt. Laserstrahlen huschten hektisch über ihre Brust, Schultern und Beine, was sie wie mit moderner Kunst überzogen aussehen ließ.

»Ich bin dran«, gab Mac durch.

»Ich auch.« Teagues tonlose Stimme.

»Verstanden«, sagte Schulbe. Als belauschte man Haie auf der Jagd.

»Sagen Sie wann, Major, und er geht in Rauch auf.«

»Bleibt weg!«, befahl ihnen Branch mit gepresster Stimme. Ihre Lichter versetzten ihn in Panik. So fühlt man sich also, wenn man mein Feind ist. »Nicht schießen! Es ist Ramada ...«

»Ich habe noch mehr Ziele auf dem Radar«, berichtete Master Sergeant Jefferson. »Zwei, vier, fünf weitere Wärmesignale, zweihundert Meter in südöstlicher Richtung, Koordinaten Charlie Mike acht drei .«

Mac schaltete sich ein. »Sind Sie sicher, Major? Absolut sicher?«

Die Laserstrahlen lösten sich nicht auf, sondern fuhren fort, den verlorenen Soldaten mit ihren wild zuckenden Mustern zu bekritzeln. Selbst mit Unterstützung ihrer neurotischen Krakel, selbst mit der faktischen Eindeutigkeit der unmittelbaren Nähe zu Ramada, war sich Branch nicht sicher, ob er sicher sein wollte, dass es sich um seinen Navigator handelte. Er identifizierte den Mann anhand dessen, was von ihm übrig war. Seine Freude erlosch. »Er ist es«, sagte Branch düster. »Er ist es.«