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«Sie finden das auffallend?«, sagte der Mann in seiner irritierenden Weise, alles in Frage zu stellen, worüber immer man auch mit ihm redete.»Tja — ich weiß nicht.

Vielleicht ist es wirklich so. Aber es war immer schon ein ziemlich häufiger Unfall.« «Kann sein, dass ich seit unserer Unterhaltung damals im Zug mehr darauf achte. «Pender lachte ein wenig selbstbewusst.»Sie wissen, wie das ist. Ich habe mich nur gefragt, ob nicht etwa doch noch jemand anders diese – diese Formel — wie heißt sie gleich wieder — kennt?« Der Mann ignorierte die Frage.

«Das glaube ich nicht«, meinte er überzeugt.»Ich bilde mir ein, der einzige Mensch zu sein, der darüber Bescheid weiß. Ich bin selber nur zufällig darauf gekommen, als ich etwas anderes suchte. Es ist unwahrscheinlich, dass es gleichzeitig in so vielen Teilen des Landes entdeckt worden sein sollte. Übrigens — alle diese gerichtlichen Urteile zeigen deutlich, was für ein todsicherer Weg es wäre, wenn jemand einen Menschen beseitigen wollte.« «Sie sind also Chemiker?«, fragte Pender, in der Hoffnung, auf diese Weise etwas aus ihm herauszubringen.

«Oh — ich bin ein wenig von allem. Ein ›Hans-Dampf-in-allen-Gassen‹, gewissermaßen. Ich befasse mich mit allen möglichen Dingen. Sie haben hier einige recht interessante Bücher, wie ich sehe.« Pender fühlte sich geschmeichelt. Für einen Mann in seiner Position — er hatte in einer Bank gearbeitet, bevor er zu seinem kleinen Vermögen gekommen war — konnte man schon sagen, dass er sein Wissen beachtlich erweitert hatte. Er wusste, dass seine Sammlung von modernen Erstausgaben eines Tages wertvoll sein würde. Nicht ohne Stolz ging er zu seinem Bücherschrank hinüber und holte einige Werke heraus, um sie seinem Gast zu zeigen.

Der Mann gab vor, sich dafür zu interessieren, und trat an seine Seite.

«Habe ich Recht, wenn ich annehme, dass diese Ihren persönlichen Geschmack repräsentieren?«Er zog einen Band von Henry James heraus und warf einen Blick auf das Vorsatzblatt.»Ist das Ihr Name? E. Pender?« Pender bestätigte es.»Sie haben sich noch nicht vorgestellt«, fügte er hinzu.

«Ach so! Ich bin einer von der großen Smith-Familie«, erklärte der andere humorlos.»Bloß einer von den vielen, die sich ihr tägliches Brot verdienen müssen. Sie scheinen sich hier sehr nett eingerichtet zu haben.« Pender informierte ihn kurz über seinen Bankberuf und über die Erbschaft.

«Sehr angenehm, nicht wahr?«, sagte Smith.»Nicht verheiratet? Nein. Sie sind ein Glückspilz. Sieht nicht so aus, als ob Sie in nächster Zeit irgendein Sulfat von — oder eine andere nützliche Droge benötigen werden. Und Sie werden nie in die Verlegenheit kommen, wenn Sie sich an das halten, was Sie haben, und sich vor Frauen und Spekulationen in Acht nehmen.« Er lächelte Pender von unten herauf an. Jetzt, da er seinen Hut abgelegt hatte, war eine Menge klein gelockter grauer Haare zum Vorschein gekommen. Er wirkte älter als damals in dem Eisenbahnabteil.

«Nein. Ich denke, dass ich vorerst noch nicht um Ihren Beistand zu bitten brauche«, stimmte Pender lachend zu.

«Abgesehen davon — wie könnte ich Sie finden, für den Fall, dass ich es wünschte?« «Das haben Sie gar nicht nötig«, sagte Smith.» Ich würde Sie finden. Das ist keine Schwierigkeit. «Er grinste merkwürdig.

«Well, ich denke, es ist besser, wenn ich nun gehe.

Vielen Dank für die Gastfreundschaft. Ich nehme nicht an, dass wir uns noch einmal begegnen werden — aber es ist natürlich möglich.« Als er weggegangen war, kehrte Pender wieder zu seinem Sessel zurück. Er nahm das Glas mit Whisky in die Hand, das vor ihm auf dem Tisch stand. Es war noch beinahe voll.

«Komisch«, redete er laut mit sich selbst.»Ich kann mich nicht erinnern, dass ich es eingeschenkt habe. Ich muss es mechanisch getan haben. «Während seine Gedanken sich mit Smith beschäftigten, trank er langsam das Glas leer.

Was hatte Smith in Skimmings Haus zu tun gehabt?

Alles in allem eine merkwürdige Geschichte. Wenn nun Skimmings Haushälterin doch von dem Geld gewusst hatte … Aber sie hatte es nicht, und wenn, wie wäre sie dann an Smith und seine Sulfate des — der Name lag ihm nun auf der Zunge.

«Sie haben es nicht nötig, mich zu finden. Ich würde Sie finden.« Was der Mann nur damit gemeint hatte? Das ist ja purer Unsinn! Smith war aller Wahrscheinlichkeit nach nicht der Teufel persönlich. Doch wenn er tatsächlich über diese geheimnisvolle Zusammensetzung der Droge verfügte – wenn er sie um einen bestimmten Preis verriet …

Blödsinn!

Geschäfte in Rugby — eine kleine geschäftliche Angelegenheit in Skimmings Haus … Was für eine Idiotie!

«Niemand ist so beschaffen, dass man ihm trauen könnte. Absolute Macht über das Leben eines anderen Menschen … die Idee wächst in einem.« Das ist ja Wahnsinn! Und wenn etwas daran sein sollte, dann war dieser Mann irrsinnig, mit ihm darüber zu sprechen. Wenn er, Pender, sich einfallen ließe zu reden, dann konnte der Kerl aufgehängt werden. Seine Existenz wäre mehr als gefährlich für diesen Burschen.

Der Whisky!

Je mehr er darüber nachdachte, umso überzeugter wurde Pender, dass er ihn sich niemals selber eingegossen hatte.

Smith musste es in einem Moment getan haben, da er ihm den Rücken zugewandt hatte. Warum dieses plötzliche Interesse an dem Bücherschrank? Es hatte in keinem Zusammenhang mit der Unterhaltung vorher gestanden.

Nun, da Pender es sich überlegte, stellte er fest, dass es ein sehr starker Whisky gewesen war. War es nun Einbildung, oder hatte er tatsächlich einen seltsamen Nachgeschmack gehabt?

Auf Penders Stirn brach kalter Schweiß aus.

Eine Viertelstunde später, nachdem er ein großes Glas Milch getrunken hatte, ging Pender hinunter und setzte sich so nahe an das Kaminfeuer als möglich. Er fühlte sich kalt bis auf die Knochen. Mit knapper Not war er noch einmal davongekommen. Wenn er es wirklich war. Er hatte keine Vorstellung, wie das Zeug wirkte, aber er würde einige Tage kein heißes Bad nehmen. Man konnte nie wissen.

War es nun die Milch gewesen, die ihre Wirkung getan hatte, oder war es tatsächlich so, dass das heiße Bad ein unentbehrlicher Teil der Todbringenden Methode war – auf jeden Fall war Penders Leben für dieses Mal gerettet.

Aber er fühlte sich immer noch beunruhigt. Ängstlich sorgte er dafür, dass seine Haustür mit einer Sicherheitskette verschlossen blieb, und warnte außerdem noch seine Haushälterin, keine Fremden in das Haus zu lassen.

Er bestellte zwei Tageszeitungen mehr und obendrein noch die News of the World für den Sonntag. Mit Sorgfalt studierte er täglich die Berichte. Todesfälle im Badezimmer wurden für ihn zu einer fixen Idee. Er gewöhnte sich daran, bei den gerichtlichen Nachuntersuchungen dabei zu sein.

Drei Wochen später befand er sich in Lincoln. Ein Mann war in einer Sauna vom Herzschlag getroffen worden. Das Gericht hatte, nachdem es zu dem Schluss gekommen war, dass es sich um einen Unglücksfall gehandelt habe, noch hinzugefügt, es sei Pflicht der Direktion, die Badegäste künftig einer genaueren Kontrolle zu unterziehen und außerdem dafür zu sorgen, dass sich niemals jemand unbeaufsichtigt in dem heißen Raum aufhalte.

Als Pender sich seinen Weg durch die Menschenmenge im Flur bahnte, entdeckte er plötzlich in einiger Entfernung vor sich einen schäbigen Hut, der ihm bekannt vorkam. Er drängte sich durch und erwischte Mr. Smith gerade in dem Augenblick, da er in ein Taxi einsteigen wollte.

«Smith!«, schrie er, ein wenig nach Luft schnappend. Er griff hart nach seiner Schulter.

«Was, schon wieder Sie?«, sagte Smith.»Sie haben sich wohl mit diesem Fall beschäftigt, wie? Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?« «Sie — Sie Teufel!«, kreischte Pender.»Sie haben die Finger dabei im Spiel! Sie versuchten mich damals zu ermorden!« «Was Sie nicht sagen? Warum sollte ich das tun?« «Dafür werden Sie hängen!«, schrie Pender drohend.