Babcock zeitweilig verkaufte, oder die abgepackten Süßigkeiten, die gerade eingetroffen waren. Diesmal liebäugelte Mrs. Allison auch mit einem Set gläserner Backformen, das sich völlig unverhofft in der Mode-, Haushalts- und Eisenwarenhandlung fand und scheinbar bloß auf Mrs. Allison gewartet hatte, denn die Landbevölkerung mit ihrem angeborenen Misstrauen gegenüber allem, was nicht so beständig wie Bäume, Felsen und der Himmel aussah, hatte erst vor kurzem damit begonnen, mit Backformen aus Aluminium statt aus Gusseisen herumzuexperimentieren, und in der einheimischen Bevölkerung konnte man sich noch erinnern, wie man irdene Töpfe zugunsten des Gusseisens verworfen hatte.
Mrs.
Allison ließ sich die gläsernen Backformen sorgfältig einpacken, damit sie die unbequeme Heimfahrt über die holprige Landstraße zum Häuschen der Allisons gut überstanden, und während Mr. Charley Walpole — der zusammen mit seinem jüngeren Bruder Albert die Mode-, Haushalts- und Eisenwarenhandlung führte (das Geschäft selbst hieß Johnson’s, weil es sich auf dem Grundstück der ehemaligen Blockhütte des alten Johnson befand, die fünfzig Jahre vor Charley Walpoles Geburt abgebrannt war) — umständlich ein paar Zeitungen entfaltete, um die Backformen darin einzupacken, sagte Mrs.
Allison beiläufig:»Natürlich hätte ich auch warten und die Backformen in New York kaufen können, aber wir fahren dieses Jahr nicht so früh zurück.« «Hab gehört, dass Sie noch bleiben«, sagte Mr. Charley Walpole. Seine alten Finger fummelten nervenaufreibend mit den dünnen Seiten der Zeitung herum, als er versuchte, ein Blatt nach dem anderen abzulösen. Er blickte nicht zu Mrs. Allison hoch, während er fortfuhr:
«Also, ich weiß nicht, ob das so gut ist, oben am See zu bleiben. Nicht nach Labor Day.« «Nun ja, wissen Sie«, entgegnete Mrs. Allison, als wäre sie ihm tatsächlich eine Erklärung schuldig,»wir dachten uns einfach, jedes Jahr sind wir wieder nach New York zurückgeeilt, und dabei war es gar nicht nötig. Sie wissen ja, wie die Stadt im Herbst ist.« Dabei lächelte sie Mr. Charley Walpole vertraulich an.
Mit rhythmischen Bewegungen wand er den Bindfaden um das Päckchen. Er überlässt mir ein Stück, das lang genug ist, um es aufzuheben, dachte Mrs. Allison und wandte den Blick rasch ab, um nur ja kein Anzeichen von Ungeduld zu vermitteln.»Für mich fühlt es sich irgendwie so an, als gehörten wir dann mehr hierher«, sagte sie.
«Wenn wir dableiben, nachdem alle anderen abgereist sind.« Als wollte sie dies untermauern, lächelte sie eine andere Frau im Laden freundlich an, deren Gesicht ihr bekannt vorkam und bei der es sich vielleicht um die Frau handelte, die den Allisons in einem Jahr Beeren verkauft hatte, oder um die Frau, die gelegentlich im Lebensmittelladen aushalf und bei der es sich vermutlich um Mr. Babcocks Tante handelte.
«Hm«, machte Mr. Charley Walpole. Er schob das Päckchen ein Stück über den Verkaufstresen, um anzudeuten, dass es fertig und er jetzt bereit war, für einen gut abgeschlossenen Verkauf und ein gut verschnürtes Päckchen die Bezahlung entgegenzunehmen.
«Hm«, machte er wieder.»Sommerleute waren noch nie am See, nicht nach Labor Day.« Mrs. Allison reichte ihm einen Fünfdollarschein, und er gab ihr wohl überlegt Wechselgeld heraus, wobei er selbst die Cents bedächtig abzählte.»Nie nach Labor Day«, sagte er, nickte Mrs. Allison grüßend zu und ging ernst und gesetzt durch den Laden, um sich zwei Frauen zu widmen, die die baumwollenen Hauskleider begutachteten.
Als Mrs. Allison beim Hinausgehen an ihnen vorbeikam, hörte sie, wie eine der beiden Frauen spitz bemerkte:
«Wieso kostet eins von den Kleidern eigentlich einen Dollar neununddreißig und das hier bloß achtundneunzig Cent?« «Großartige Leute«, sagte Mrs. Allison zu ihrem Mann, als sie nach ihrem Treffen an der Tür der Eisenwarenhandlung zusammen den Bürgersteig entlang gingen.»So solide, so vernünftig und so ehrlich. « «Da wird einem ganz wohl, wenn man weiß, dass es solche Orte noch gibt«, sagte Mr. Allison.
«Weißt du«, meinte Mrs. Allison,»in New York hätte ich vielleicht ein paar Cent weniger für die Backformen gezahlt, aber dafür wäre der Kauf auch nicht so persönlich gewesen.« «Bleiben Sie noch am See?«, wollte Mrs. Martin im Zeitungs- und Sandwichladen von den Allisons wissen.
«Ich hab gehört, Sie bleiben noch.« «Wir dachten uns, wir wollen dieses Jahr mal das schöne Wetter ausnutzen«, sagte Mr. Allison.
Mrs. Martin war verhältnismäßig neu im Ort. Sie hatte von einer benachbarten Farm in den Zeitungs- und Sandwichladen eingeheiratet und war nach dem Tod ihres Mannes dageblieben. Sie servierte Limonadengetränke in echten Glasflaschen und Sandwiches aus gebratenem Ei mit Röstzwiebeln auf dicken Brotscheiben, die sie im rückwärtigen Teil des Ladens auf ihrem eigenen Herd herstellte. Gelegentlich, wenn Mrs. Martin ein Sandwich servierte, kam der üppige Duft nach Eintopf oder Schweinerippchen, Mrs.
Martins Abendessen, herübergeweht.
«Ich glaube nicht, dass schon mal jemand so lang draußen geblieben ist«, bemerkte Mrs. Martin.»Jedenfalls nicht nach Labor Day.« «Am Labor Day fahren sie ja sonst alle ab«, erfuhren die Allisons später vor Mr. Babcocks Laden von Mr. Hall, ihrem nächsten Nachbarn, als sie gerade ins Auto einstiegen, um nach Hause zu fahren.»Wundert mich ja, dass Sie noch bleiben.« «Wir fanden, es wäre ein Jammer, so früh zu gehen«, erwiderte Mrs.
Allison. Mr.
Hall wohnte drei Meilen entfernt und versorgte die Allisons mit Butter und Eiern, und gelegentlich konnten die Allisons am frühen Abend oben von ihrem Hügel aus die Lichter in seinem Haus sehen, bevor die Halls zu Bett gingen.
«Normalerweise fahren sie am Labor Day ab«, sagte Mr. Hall.
Die Heimfahrt war lang und anstrengend; es wurde allmählich dunkel, und Mr. Allison musste ganz vorsichtig über den Feldweg am See fahren. Mrs. Allison hatte sich in den Sitz zurückgelehnt, angenehm entspannt nach einem Tag, der ihr im Vergleich zu ihrem sonstigen Alltag wie Einkaufen im Wirbelwindtempo vorkam. Ihre Gedanken verweilten behaglich bei den neuen gläsernen Backformen, dem halben Scheffel rotbackiger Tafeläpfel und dem Päckchen mit bunten Reißzwecken, mit denen sie in der Küche die neue Regalbordüre befestigen wollte.
«Ach, ist es schön, nach Hause zu kommen«, sagte sie leise, als sie in Sichtweite ihres Häuschens gelangten, das sich über ihnen vom Himmel abhob.
«Wie gut, dass wir beschlossen haben zu bleiben«, pflichtete Mr. Allison ihr bei.
Mrs. Allison verbrachte den nächsten Morgen damit, liebevoll ihre Backformen zu waschen, obwohl der gute Charley Walpole es in aller Unschuld versäumt hatte, die angeschlagene Stelle am Rand zu bemerken. In einem Anfall von Verschwendungssucht beschloss sie, zum Abendessen einige der roten Tafeläpfel zu einem Kuchen zu verarbeiten, und während der Kuchen im Ofen war und Mr. Allison die Post holen ging, setzte sie sich auf den kleinen Rasen, den die Allisons auf dem Hügel oben angelegt hatten, und betrachtete das Wechselspiel des Lichts auf dem See, mal grau, mal blau, während die Wolken an der Sonne vorbeizogen.
Als Mr. Allison zurückkam, war er leicht irritiert; es ärgerte ihn immer, wenn er die eine Meile bis zum Briefkasten laufen musste und mit leeren Händen zurückkam, obwohl ihm der Spaziergang natürlich gut tat.