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«Nicht nach Labor Day, Mrs. Allison«, sagte Mr. Babcock nachdrücklich,»Sie waren ja noch nie hier nach Labor Day, da können Sie’s natürlich nicht wissen.« «Ach so«, sagte Mrs. Allison hilflos. Innerlich sagte sie sich immer wieder vor: keine Großstadtallüren bei Landbewohnern, sich ärgern bringt nichts.

«Sind Sie sicher! «, fragte sie schließlich.»Könnten Sie uns nicht einfach heute noch eine Lieferung rausschicken, Mr. Babcock?« «Ehrlich gesagt«, meinte Mr. Babcock,»könnte ich das nicht, Mrs. Allison! Es lohnt sich ja kaum, jetzt wo sonst niemand mehr draußen am See ist.« «Was ist mit Mr. Hall?«, erkundigte sich Mrs. Allison unvermittelt,»die Leute, die hier etwa drei Meilen von uns wohnen? Mr.

Hall könnte es mitbringen, wenn er rausfährt.« «Hall?«überlegte Mr. Babcock.»John Hall? Die sind nach Norden gefahren, Mrs.

Allison, Verwandte besuchen.« «Aber die bringen uns doch immer unsere Butter und die Eier«, sagte Mrs. Allison entgeistert.

«Sind gestern gefahren«, sagte Mr. Babcock.»Haben wohl nicht gedacht, dass Sie noch oben bleiben.« «Aber ich sagte doch noch zu Mr. Hall …«Mrs. Allison hielt inne.»Ich schicke Mr. Allison morgen wegen der Lebensmittel vorbei«, sagte sie.

«Bis dahin haben Sie ja alles, was Sie brauchen«, sagte Mr. Babcock zufrieden. Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.

Nachdem sie aufgehängt hatte, ging Mrs.

Allison langsam nach draußen, um sich neben ihrem Mann wieder in den Liegestuhl zu setzen.»Er liefert nicht«, sagte sie.

«Du wirst morgen in den Ort fahren müssen. Wir haben gerade noch genug Petroleum, bis du zurückkommst.« «Das hätte er uns früher sagen sollen«, sagte Mr. Allison.

Doch an einem solchen Tag konnte man sich nicht lange grämen. Nie hatte die Landschaft einladender gewirkt, der See unter ihnen bewegte sich still zwischen den Bäumen, lag da in der fast unglaublichen Lieblichkeit eines Bilderbuchsommertags. Mrs.

Allison seufzte tief auf, voller Freude, dass sie diesen Seeblick für sich hatten mit den grünen Hügeln hinten in der Ferne und dem leichten Wind, der zart durch die Bäume strich.

Das schöne Wetter hielt an. Am nächsten Morgen ging Mr. Allison, gebührend bewaffnet mit einer Einkaufsliste, auf der ganz oben in Großbuchstaben» Petroleum «stand, den Fußweg zur Garage hinunter, und Mrs. Allison machte sich erneut daran, in ihren neuen Backformen einen Kuchen zu backen. Sie hatte den Teig für den Boden gemischt und wollte gerade anfangen, die Äpfel zu schälen, als Mr. Allison den Pfad heraufgestürmt kam und die Fliegengittertür zur Küche aufstieß.

«Der verdammte Wagen springt nicht an«, verkündete er im genervten Tonfall eines Mannes, der auf einen Wagen ebenso angewiesen ist wie auf seinen rechten Arm.

«Was fehlt ihm denn?«Mrs. Allison blieb mit dem Schälmesser in der einen und einem Apfel in der anderen Hand wie angewurzelt stehen.»Am Dienstag war er doch noch in Ordnung.« «Schön«, stieß Mr. Allison zwischen den Zähnen hervor, «und am Freitag ist er nicht mehr in Ordnung.« «Kannst du ihn reparieren?«, fragte Mrs. Allison.

«Nein«, erwiderte Mr. Allison,»kann ich nicht. Da muss ich wohl jemanden kommen lassen.« «Wen?«, fragte Mrs. Allison.

«Den Kerl, der die Tankstelle führt, denk ich.« Mr. Allison ging entschlossen auf das Telefon zu.»Der hat ihn letzten Sommer schon mal repariert.« Etwas besorgt schälte Mrs.

Allison geistesabwesend weiter ihre Apfel, während Mr.

Allison am Telefon lauschte, wie es klingelte. Er wartete, es klingelte, er wartete, bis er die Nummer schließlich der Vermittlung nannte, dann wieder wartete und wieder die Nummer nannte, die Nummer ein drittes Mal nannte und schließlich den Hörer aufknallte.

«Niemand da«, verkündete er, als er wieder in die Küche kam.

«Vermutlich ist er einen Augenblick rausgegangen«, sagte Mrs. Allison nervös. Weshalb sie so nervös war, wusste sie nicht recht, es sei denn, weil ihr Mann wahrscheinlich gleich komplett ausrasten würde.»Ich denke mir, er ist allein, und wenn er raus muss, ist keiner da, der ans Telefon geht.« «So wird’s wohl sein«, sagte Mr. Allison tief ironisch.

Er ließ sich auf einen Küchenstuhl fallen und sah Mrs. Allison beim Äpfelschalen zu. Nach einer Weile sagte Mrs.

Allison besänftigend:»Du könntest doch runtergehen und die Post holen und ihn dann noch mal anrufen!« Mr. Allison überlegte und sagte dann:»Könnte ich vielleicht.« Er erhob sich schwerfällig, und als er an der Küchentür war, drehte er sich um und sagte:»Wenn aber keine Post da ist …«Eine schreckliche Stille hinterlassend, ging er den Weg entlang davon.

Mrs. Allison beeilte sich mit ihrem Kuchen. Zweimal trat sie ans Fenster und schaute zum Himmel, um zu sehen, ob Wolken aufzogen. Der Raum schien ungewohnt dunkel, und sie fühlte sich seltsam angespannt wie vor einem Gewitter, doch beide Male, als sie nachschaute, war der Himmel klar und heiter und lächelte gleichmütig auf das Sommerhaus der Allisons und den Rest der Welt herunter. Als Mrs. Allison den Kuchen ofenfertig hatte und ein drittes Mal hinüberging, um hinauszublicken, sah sie ihren Mann den Fußweg heraufkommen. Er wirkte fröhlicher, und als er sie sah, winkte er heftig und hielt einen Brief hoch.

«Von Jerry«, rief er, sobald er nah genug war, dass sie ihn hören konnte,»endlich — ein Brief!«Voller Besorgnis bemerkte Mrs. Allison, dass er den leicht ansteigenden Pfad nicht heraufkam, ohne ins Keuchen zu geraten, doch dann stand er in der Tür und streckte ihr den Brief entgegen.»Ich wollte ihn noch nicht aufmachen«, sagte er.

Mit einer Begierde, die sie selbst überraschte, blickte Mrs. Allison auf die vertraute Handschrift ihres Sohnes.

Sie konnte sich nicht denken, weshalb der Brief sie so aus dem Häuschen brachte, außer dass es der erste war, den sie seit langem bekommen hatten. Es wäre bestimmt ein netter, pflichtbewusster Brief, voll mit Berichten über das, was Alice und die Kinder so machten und wie er in seinem Job vorankam, mit Kommentaren über das Wetter in Chicago in letzter Zeit und am Schluss lieben Grüßen von allen. Sowohl Mr. als auch Mrs. Allison konnten, wenn sie wollten, einen Musterbrief von jedem ihrer Kinder auswendig hersagen.

Ganz bedächtig schlitzte Mr. Allison den Brief auf, breitete ihn dann auf dem Küchentisch aus, und gemeinsam beugten sie sich darüber und lasen.

« Liebe Mutter, lieber Dad«, begann er in Jerrys vertrauter, ziemlich kindlicher Handschrift.» Bin froh, dass der Brief wie gewöhnlich an den See geht, wir fanden immer, ihr kommt zu früh zurück und solltet droben bleiben, so lange ihr könnt. Alice meint, jetzt, wo ihr nicht mehr so jung seid wie früher und in der Stadt keine Verpflichtungen habt, weniger Freunde usw., solltet ihr euch amüsieren, so lang es noch geht. Nachdem ihr beide euch dort oben wohl fühlt, ist es doch eine gute Idee, dass ihr noch bleibt. « Mrs.

Allison warf ihrem Mann einen beklommenen Seitenblick zu. Während er aufmerksam las, streckte sie die Hand nach dem leeren Briefumschlag aus, unschlüssig, wonach sie suchte. Er trug wie üblich die Anschrift in Jerrys Handschrift und war in Chicago abgestempelt.

Selbstverständlich war er in Chicago abgestempelt, fuhr es ihr durch den Kopf, wieso sollte man ihn woanders abstempeln? Als sie wieder auf den Brief hinuntersah, hatte ihr Mann umgeblättert, und sie las mit ihm weiter:» – und wenn sie die Masern usw. jetzt kriegen, sind sie natürlich später besser dran. Alice geht’s natürlich gut und mir auch. Wir spielen in letzter Zeit ziemlich viel Bridge mit ein paar Leuten, die ihr nicht kennt, Carruthers heißen sie. Nettes junges Ehepaar etwa in unserem Alter.

Also, ich schließe jetzt, denn wahrscheinlich langweilt es euch, von Sachen zu hören, die so weit weg sind. Sag Dad, der alte Dickson in unserer Niederlassung in Chicago ist gestorben. Er hat sich oft nach Dad erkundigt. Viel Spaß da oben am See, und beeilt euch nicht mit der Rückreise.