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Das war schon ein vergnüglicher Gedanke, vor allem, wenn man in der Nähe eines sehr anziehenden und leicht bekleideten Mädchens stand. In solchen Situationen waren die Frauen den Männern gegenüber im Vorteil, dachte Pat. Sue sah immer noch adrett aus, trotz der Tatsache, dass von ihrer Uniform bei dieser tropischen Hitze nur noch wenig übriggeblieben war. Er fühlte sich, wie die anderen Männer an Bord, mit seinem drei Tage alten Bart gar nicht wohl, aber er konnte nichts dagegen tun.

Sue schien gegen die Stoppeln jedoch nichts zu haben, als er die Arbeit Arbeit sein ließ und so nahe herantrat, dass er ihre Wange berührte. Auf der anderen Seite zeigte sie aber keinerlei Begeisterung. Sie blieb einfach vor dem halbleeren Wandschrank stehen, als hätte sie mit diesem Verhalten gerechnet. Es war eine sehr merkwürdige Reaktion, und nach ein paar Sekunden gab Pat es auf.

»Sie halten mich wohl für einen skrupellosen Schürzenjäger«, meinte er, »der jede Situation auszunützen versucht.«

»Eigentlich gar nicht«, erwiderte Sue. Sie lachte müde. »Kein Mädchen hat etwas dagegen, wenn ein Mann Annäherungsversuche macht. Nur wenn er nicht aufhört, gibt es Ärger.«

»Soll ich denn aufhören?«

»Wir sind doch nicht ineinander verliebt, Pat. Für mich ist das sehr wichtig. Selbst jetzt.«

»Wäre es immer noch wichtig, wenn Sie wüssten, dass wir hier nicht mehr herauskommen?«

Sie runzelte die Stirn. »Ich weiß es nicht genau — aber Sie haben selbst gesagt, wir müssten glauben, dass sie uns finden. Wenn wir das nicht tun, können wir ebenso gut gleich aufgeben.«

»Verzeihung«, sagte Pat. »Unter diesen Umständen lieber nicht. Dafür hab ich Sie viel zu gern.«

»Danke, Pat. Sie wissen, dass ich immer gern mit Ihnen zusammengearbeitet habe — ich hätte schließlich jederzeit eine andere Stellung bekommen können.«

»Pech für Sie«, erwiderte Pat, »dass Sie's nicht versucht haben.«

»Jetzt sind Sie schon wieder pessimistisch«, sagte Sue. »Das ist eigentlich Ihr Hauptfehler, wissen Sie. Sie lassen sich zu leicht unterkriegen. Und Sie setzen sich nicht durch — jeder kann Sie herumkommandieren.«

Pat sah sie überrascht an. »Ich hab gar nicht bemerkt, dass Sie bei mir Seelenkunde betreiben.«

»Das hab ich auch nicht getan. Aber wenn man sich für einen Menschen interessiert und mit ihm zusammenarbeitet, dann lernt man ihn recht gut kennen.«

»Nun, ich glaube nicht, dass mich die Leute herumkommandieren.«

»Nein? Wer führt denn jetzt hier den Befehl?«

»Wenn Sie den Commodore meinen, dann ist das etwas anderes. Er ist für diesen Job tausendmal besser geeignet als ich. Außerdem hat er sich absolut korrekt verhalten — er bat mich bei jeder Gelegenheit um meine Zustimmung.«

»Jetzt nicht mehr. Außerdem ist das nicht die Hauptsache. Sind Sie nicht in Wirklichkeit froh, dass er das Kommando übernommen hat?«

Pat überlegte ein paar Augenblicke, dann sah er Sue nachdenklich an. »Vielleicht haben Sie recht. Ich habe mich nie gern wichtig gemacht oder auf meine Autorität gepocht, wenn ich so etwas besitze. Deswegen bin ich wohl auch Fahrer eines Mondbusses und nicht Kapitän eines Raumschiffes. Es ist schon ein wenig spät, dagegen noch etwas tun zu wollen.«

»Sie sind ja noch nicht einmal dreißig.«

»Vielen Dank für die Blumen. Ich bin zweiunddreißig. In der Familie Harris sieht man bis ins hohe Alter hinein jung aus. Das ist unser einziger Vorzug.«

»Zweiunddreißig — und keine feste Freundin?«

Ha!, dachte Pat — alles weißt du doch nicht über mich. Aber es hatte wohl keinen Sinn, von Clarissa und ihrem kleinen Appartement in Copernicus City zu sprechen. Aber wie wenig wird sich Clarissa jetzt aufregen. Mit wem tröstet sie sich? Vielleicht hat Sue doch recht.

»Das wird sich alles noch legen«, meinte er.

»Vielleicht sagen Sie das auch noch, wenn Sie vierzig — oder fünfzig sind. Das ist bei vielen Raumfahrern so. Sie kommen einfach nicht zur Ruhe. Sehen Sie sich den Commodore an.«

»Was ist mit ihm?«

»Er hat sein ganzes Leben im Weltraum verbracht. Er hat keine Familie, keine Kinder. Die Erde kann ihm nicht viel bedeuten, er war nur selten dort. Er muss sich ganz verloren vorgekommen sein, als er die Altersgrenze erreichte. Unser Unfall war ein Glück für ihn — er fühlt sich in seinem Element.«

»Na bitte — er hat es verdient. Ich werde froh sein, wenn ich in seinem Alter nur ein Zehntel von dem erreicht habe, was er geleistet hat.«

Pat bemerkte, dass er immer noch die Inventarlisten in der Hand hielt. Sie erinnerten ihn an die dahinschrumpfenden Vorräte, und er starrte sie angewidert an.

»Zurück an die Arbeit«, sagte er. »Wir müssen an die Passagiere denken.«

»Wenn wir noch lange hierbleiben«, meinte Sue, »werden die Passagiere an uns denken.«

Sie kam der Wahrheit näher, als sie ahnte.

12

Dr. Rawsons Schweigen hatte lange genug gedauert, dachte der Chefingenieur. Es war höchste Zeit, sich wieder mit ihm in Verbindung zu setzen.

»Alles in Ordnung, Doktor?«, erkundigte er sich mit seiner freundlichsten Stimme.

Er hörte nur ein kurzes, wütendes Fauchen — aber der Zorn war nicht gegen ihn gerichtet.

»Es funktioniert nicht«, erwiderte Rawson bitter. »Das Wärmebild ist zu kompliziert. Man sieht Dutzende von Hitzeflecken, nicht den einen, nach dem ich suche.«

»Lassen Sie Ihren Schlitten anhalten, ich komme herüber und sehe mir das selber an.«

Staubschlitten Zwei kam zum Stillstand. Schlitten Eins glitt heran, bis sich die beiden Fahrzeuge fast berührten. Trotz der Behinderung durch den Raumanzug schwang sich Lawrence gewandt auf den anderen Schlitten. Er trat zu Rawson und starrte über seine Schulter auf das Bild, das sich durch das Infrarotauge bot.

»Jetzt verstehe ich, was Sie meinen. Ein völliges Durcheinander. Aber warum war es auf Ihren Fotografien anders?«

»Es muss sich um eine Wirkung des Sonnenaufgangs handeln. Das Meer wird wärmer, und aus irgendeinem Grund ist der Temperaturanstieg nicht an allen Stellen gleich.«

»Vielleicht können wir aus dem Muster doch irgendetwas entnehmen. Ich sehe, dass es auch ein paar helle Gebiete gibt — man muss doch eine Erklärung dafür finden.«

Tom Rawson nahm sich zusammen. Er fühlte sich sehr müde.

»Es kann ein Dutzend Erklärungen geben«, erwiderte er matt. »Der Staub sieht überall gleich aus, aber es kann Stellen mit verschiedenartiger Leitfähigkeit geben. Das Meer ist auch nicht überall gleich tief — das wirkt sich auf die Wärmeströmung aus.«

Lawrence starrte immer noch auf das Bild. »Einen Augenblick«, sagte er. »Das klingt recht vernünftig.« Er wandte sich an den Piloten. »Wie tief ist das Meer hier?«

»Das weiß niemand. Systematische Echolotungen sind nie vorgenommen worden. Aber es ist hier sehr seicht — wir sind in der Nähe des Nordufers. Manchmal verlieren wir an einem der Riffs sogar eine Schraube.«

»So seicht? Na bitte, da haben Sie Ihre Antwort. Wenn nur ein paar Zentimeter unter der Oberfläche Fels liegt, wird die Wärmeverteilung natürlich ganz unregelmäßig sein. Wenn wir größere Tiefen unter uns haben, wird sich das Bild vereinfachen.«

»Vielleicht haben Sie recht«, meinte Tom. »Wenn die Selene untergegangen ist, muss das in einem Gebiet gewesen sein, wo der Staub eine große Tiefe erreicht. Sind Sie sicher, dass es hier seicht ist?«

»Das lässt sich sofort feststellen. Ich habe eine zwanzig Meter lange Sonde auf meinem Schlitten.«

Ein einziges Teilstück des Teleskopstabes reichte aus. Als Lawrence es im Staub versinken ließ, traf es schon nach zwei Metern auf ein Hindernis. »Wie viel Ersatzschrauben haben wir bei uns?«, fragte er.

»Vier — also zwei Garnituren«, erwiderte der Pilot. »Wenn wir gegen einen Felsen stoßen, bricht der Sicherungsbolzen ab, und die Schrauben bleiben unbeschädigt. Außerdem sind sie aus Gummi gefertigt. Ich habe im vergangenen Jahr nur drei Stück verloren.«