Die wichtigsten figuren des romans
DIE AUSSENMÄUSE
TRÖDLER: gelbhalsiger Heckenmäuserich, Held der Geschichte.
TINKER: Trödlers Vetter in der Hecke.
DIDDYCOY: alter gelbhalsiger Weiser aus der Hecke.
STONE: Haselmäuserich, lebt neben dem Gartenklo, ein Grüner, der »Zurück zur Natur!« predigt.
TUNNELGRÄBERIN: gemeine Spitzmaus, die in einem Tunnellabyrinth unter dem Haus lebt, stets schlechtgelaunt und eine unbarmherzige Kämpferin.
ULUG BEG: Abkömmling einer uralten unbekannten Mäuseart, ein Einsiedler, der ein verlassenes Baumhaus im Garten bewohnt.
STAMM DER WILDEN (KÜCHENMÄUSE)
GORM DER ALTE: Hausmäuserich, Anführer der Wilden, ein barbarischer Schurke.
ASTRID: Hausmaus, Hohepriesterin der Wilden, spricht zu den Schatten.
HAKON: Hausmäuserich, Gorms Bruder und dessen wichtigster Doppelgänger.
TOSTIG: Hausmäuserich, Gorms Bruder und dessen zweitwichtigster Doppelgänger.
THORKILS DREIBEIN: Hausmäuserich, ein übellauniger Invalide.
GUNHILD: Hausmaus, der die militärische Disziplin am Herzen liegt, desertiert schließlich zur 13-K-Bande.
JARL GABELBART: Hausmäuserich, Autodidakt im Töten.
Weitere Mitglieder des Stamms der Wilden: Gytha Schönbart, Skuli, Ketil, Elfwin.
BUCHFRESSER-STAMM
FRYCH DIE GEFLECKTE: Hausmaus, Anführerin des BuchfresserStamms, Anhängerin von Hexerei und Schwarzer Magie.
JAGO: Hausmäuserich, Büchergourmet, Experte für Papierverzehr.
GRUFFYDD GRÜNZAHN: Hausmäuserich, selbsternannter Hexenmeister und Magier.
ELISEDD: Hausmäuserich, Jugendlicher, der den Kleinen Prinzen entdeckt.
Weitere Mitglieder des Buchfresser-Stamms: Owain, Hywel der Böse, Ethil die Kahle, Cadwallon, Mefyn, Rhodri, Marredud, Nesta.
DIE TOTENKÖPFE (SPIRITUELLE KRIEGER)
I-KUCHENG: Gelbhalsmäuserich, wandernder Richter, dem die Göttin Unn besondere Aufgaben übertragen hat.
SKRANG: Gelbhalsmaus, Beschützerin von I-KUCHENG.
IBAN: Gelbhalsmäuserich, Anhänger des Gottes Yo und des Weges der Keuschheit, von dem er jedoch beständig abweicht.
DIE UNSICHTBAREN (DACHBODENMÄUSE)
WISPERER: Waldmäuserich, polternder, geräuschvoller Anführer seines Stammes.
LEICHTFUSS: Gelbhalsmaus, schwerfälliges Weibchen mit einer besonderen Beziehung zu Trödler.
NICHTSCHWIMMER: Waldmäuserich, hervorragender Schwimmer, Todfeind von Kellog der Dachratte.
TOLPATSCH: Waldmaus, kann bei starkem Wind über ein Seil balancieren.
TÖRICHT: Waldmaus, Nichtschwimmers Weibchen.
GRIMMIG: Waldmäuserich von schüchternem, sanftem Wesen, Trödlers Freund.
ZAGHAFT: Waldmäuserich, Nichtschwimmers Rivale und politischer Gegner.
LAUSCHERIN: Waldmaus, taub, liebt die Standuhr und das Klavierspiel.
ELEND: Waldmäuserich, Nichtschwimmers Bruder.
STINKMORCHEL-STAMM (KELLERMÄUSE)
FURZ: Hausmäuserich, Anführer seines Zwei-Mäuse-Stammes, flohgeplagter Gewohnheitstrinker, unsittlich und unsolide.
FUSEL: Hausmäuserich, teilt die Laster seines Kumpans Furz.
13-K-BANDE (HOLZSCHUPPEN-REBELLEN)
ULF: Hausmäuserich, Sohn Gorms des Alten, überzeugter Terrorist, Anführer der Bande.
DRENCHIE: Hausmaus, Ulfs Gefährtin.
SEILTÄNZER: Hausmäuserich mit Höhenangst, Rivale Ulfs.
ANDERE BEWOHNER DES HAUSES
NACKTLINGE: menschliche Wesen, große, nutzlose Kreaturen, die ungeheure Mengen an Nahrung verzehren.
KOPFJÄGER: kleiner, todbringender Nacktling, der ohne Unterlaß Mäuse foltert und mordet.
AUGAPFEL: blaue Burmakatze, verbirgt sich im Schatten, unglaublich schnell.
SPUCK: alter, rotgelber Kater, langsamer als Augapfel.
HIRNLOS: vergreister Spaniel.
GNADENVOLL: eiskalte, gefährliche Eule, lebt auf dem Dachboden, erhielt ihren Namen von den Unsichtbaren.
KELLOG: alte Schiffs- oder Dachratte, wohnt jenseits des Wassertanks, Nichtschwimmers Todfeind.
KLEINER PRINZ: weiße Maus, Haustier des Kopfjägers, Kannibale.
DIE SCHATTEN: Astrids Freunde und Vertraute.
1. TEIL.
Von der Hecke zum Haus
Stilton
Mäuse werden ebenso wie ihre alten Feinde, die Katzen, von Neugier geplagt.
Trödler wußte seit seiner Geburt von dem Haus. Es lag drei Felder weiter - zu weit, als daß er es von seiner Hecke aus hätte sehen können -, doch die Geschichten von dem Haus hatten sich mit den Reisenden verbreitet. Wandernde Nager unterhielten die Bewohner der Hecken und Gräben mit ihren Erzählungen von dem Haus.
An diesem Ort lebten die Mäuse angeblich in größter Behaglichkeit und hatten es das ganze Jahr über mollig warm. Zu jeder Jahreszeit, bei jedem Wetter, gab es dort Futter in Hülle und Fülle. Eine Vielzahl verschiedener Mäusearten errichtete dort ihre überirdischen Nester und war trotzdem vor Regen und Wind, vor Fuchs und Wiesel, vor Hermelin und Falke geschützt.
Als sich Trödler jedoch bei seinem älteren Vetter Tinker nach dem Haus erkundigte, warnte ihn dieser: »Da solltest du besser nicht hingehen - es wimmelt dort angeblich von Nacktlingen. Schmutzige Geschöpfe. Waschen sich wohl nie. Können sich schlecht in der Mitte biegen, und ihre Zungen sind viel zu kurz. Habe noch nie von einem Nacktling gehört, der sich auch nur die Zehen geleckt hätte - müssen total verlaust sein. Stell dir mal vor, du kannst dir nicht die Flöhe vom Bauch zupfen - darf man gar nicht dran denken, was?«
»Ich hatte eigentlich nicht an die Nacktlinge gedacht. Jeder weiß, was für aufgeblasene Trottel das sind. Nein, nein, ich meine das Haus selbst. Ich wüßte gern, wie es von innen ist. He, willst du dieses Stück Rübe gegen eine Mehlbeere tauschen?«
Die Leckerbissen wechselten den Besitzer, während Tinker mit seinen Gedanken bei dem Haus war. »Wie soll ein Haus voll schmieriger Nacktlinge wohl aussehen? Habe gehört, die veranstalten Wettsaufen - ja, so blöd sind die -, versuchen, in einem Zug so viel buntes Wasser wie möglich zu kippen. Und sie essen - na, eben wie Nacktlinge.« Tinker konnte sich in dieses Thema richtig hineinsteigern. Angeblich verachtete er die Nacktlinge, redete aber pausenlos über sie. »Ich begreife nicht, wie sie die ganze Zeit auf den Hinterbeinen stehen können«, meinte er, »und das, ohne umzufallen. Ist ja nicht so, als hätten sie den richtigen Körperbau für diese Haltung, oder? Man sollte glauben, sie fallen auf ihre vorspringenden Nasen. Angeblich haben sie auch nur ein winziges Fleckchen Fell -langes Zeug, das wie ein Grasbüschel oben auf ihrem Kopf wächst. Was wohl aus dem Rest geworden ist? Hatten sie vielleicht Federn und wurden gerupft? Könnte auch sein, daß sie als Frösche geplant waren und keinen Teich finden konnten, der groß genug für sie war ...«
Allmählich langweilte sich Trödler bei den Erzählungen von den Nacktlingen. Das Haus schien ihm das eigentlich Interessante zu sein. Also ließ er Tinker weiter über sein Lieblingsthema schwadronieren und grübelte im stillen über das Haus nach. Er hatte gehört, daß Häuser die leeren Wohnungen ausgestorbener Riesenschnecken seien, und es gab keinen Grund, nicht daran zu glauben. Den Berichten zufolge mußten es harte, hohle Panzer sein.
Vermutlich wurde Trödlers Interesse durch den Gegensatz zwischen der Beschreibung des Hauses und seinem Leben in der Hecke geweckt. Zwar mußte das Haus in vielerlei Hinsicht ganz anders sein als seine eigene Welt, doch ahnte er bereits, daß er es einmal betreten und darin seßhaft werden würde wie jetzt in seiner Hecke. In mancher Hinsicht war Trödler mit der Hecke verwurzelt wie der Weißdorn in der Erde: Er gehörte zu ihr, sie gehörte zu ihm. Die Hecke wirkte wie ein Magnet; sie ließ ihre Geschöpfe ein Stück in die Wildnis hinauslaufen, bis sie mit klopfendem Herzen und der neuentdeckten Furcht vor weiten Räumen wieder zu ihr zurückkehrten. Doch Trödler wußte, daß er einmal etwas erfahren würde, das seine Seele aufwecken und ihm einen neuen Weg weisen würde. Er mußte nur die Willenskraft finden, der Hecke zu entfliehen.