Выбрать главу

»Es ist auch voreilig, wenn du dich als den letzten Schamanen siehst«, fügte sie hinzu. »Du kannst selbst noch zu deinen Lebzeiten weitere erhabene Tiere und Totemzauberer erschaffen.«

»Ich würde keinen anderen in diesen Zustand bringen, ehe ich mir nicht sicher bin, dass er daraus entkommen kann.«

»Allerdings. Meinst du, die Kirche muss die alte Waldmagie auf ewig ablehnen? Wenn sie auf andere Weise wiederkäme, an unsere neue Zeit angepasst …?«

»Das würde viel Nachdenken erfordern. Wir haben selbst erlebt, was für Probleme der alte Weg mit sich bringen kann.«

»Und doch verfügt die Kirche über ihre eigenen Zauberer, obwohl auch das nicht ohne Probleme verläuft. Denk nur an den bedauernswerten Cumril. Aber sie kommen gut genug damit zurecht, um es weiterhin zu wagen. Und wir kennen Geistliche, die sehr gut nachdenken können.«

»Hm.« Er runzelte die Stirn bei diesem hoffnungsvollen Gedanken.

»Und du bist überheblich, Wolfsherr.« Sie stieß ihn tadelnd an.

»Ach? Wie das, süßes Kätzchen?«

»Wie kannst du sagen, dass all die vielen, die erst noch geboren werden müssen, nicht um dich trauern werden? Es steht dir nicht zu, über ihre Herzen zu bestimmen.«

»Ist das eine Prophezeiung, verehrte Dame?«, fragte er beiläufig, doch während er sprach, überlief ihn ein Schauder, als hätte er eine Zauberstimme gehört.

Sie zuckte die Achseln. »Warum einigen wir uns nicht einfach darauf, dass wir unser Schicksal erdulden und es herausfinden?«

Ihre Lippen waren warm wie der nahende Sonnenaufgang, der den kalten Mond vertrieb. Sie rieb ihr Gesicht gegen das seine und seufzte wohlig. Dann aber meinte sie: »Du hast eine kalte Nase, Wölflein. Und so viele Haare hast du nicht, dass man es als Zeichen guter Gesundheit werten könnte. Wenn wir jemals Vorfahren werden wollen und nicht nur Abkömmlinge bleiben, sollten wir uns vielleicht in das Federbett zurückziehen, das dein Vetter uns versprochen hat.«

Er kicherte und ließ sie los. »Also gut, dann zu Bett, um der Nachwelt willen!«

»Dann kann ich auch meine Füße an deinem Rücken auftauen«, fügte sie hinzu.

Ingrey jaulte in gespieltem Entsetzen auf und wurde von ihrem bisher schönsten Lachen belohnt. Der Laut ließ ihm das Herz aufgehen wie ein Versprechen der Morgendämmerung in dieser längsten Nacht des Jahres.

Arm in Arm stiegen sie die verschneiten Treppen hinunter.

Im Schatten des Wolfes

Ins Deutsche übertragen von Alexander Lohmann

BASTEI LÜBBE TASCHENBUCH

Band 20547

1. Auflage: Oktober 2006

Vollständige Taschenbuchausgabe

Bastei Lübbe Taschenbücher ist ein Imprint der Verlagsgruppe Lübbe

Deutsche Erstveröffentlichung

Titel der amerikanischen Originalausgabe: The Hallowed Hunt

© 2005 by Lois McMaster Bujold

Published by arrangement with Lois McMaster Bujold

© für die deutschsprachige Ausgabe 2006 by Verlagsgruppe Lübbe GmbH Co. KG, Bergisch Gladbach

Scan by Brrazo 12/2008

This book was negotiated through Literary Agency Thomas Schlück GmbH; 30827 Garbsen

Lektorat: Wolfgang Neuhaus/Ruggero Leo

Titelillustration: Arndt Drechsler

Umschlaggestaltung: Gisela Kullowatz

Satz: SatzKonzept, Düsseldorf

Druck und Verarbeitung:

Maury Imprimeur, Frankreich

Printed in France

ISBN-13: 978-3-404-20547-9 (ab 01.01.2007)

ISBN-10: 3-404-20547-2