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»Ich verstehe.« Faol war bleich geworden, wahrte aber Haltung. »Ich werde für sie beten.« Er schwieg, tief in Gedanken versunken, und Lothar und Khadgar warteten respektvoll ab, bis er sich wieder gesammelt hatte. Nach einer Weile schaute der Erzbischof zu ihnen auf, und in seinen Augen lag eine neue Entschlossenheit.

»Ihr werdet Offiziere für Eure Armee brauchen«, sagte er. »Ich denke, es ist das Beste, wenn einige nicht aus den Königreichen kommen, sondern von der Kirche abgestellt werden. Ich habe da schon eine Idee. Ein neuer Orden könnte sich nützlich für die Allianz erweisen. Ich brauche ein paar Tage, um die Details auszuarbeiten und die geeigneten Kandidaten dafür auszuwählen. Treffen wir uns in vier Tagen von heute an auf dem Burghof, nach dem Mittagsmahl? Ich bin mir sicher, Ihr werdet nicht enttäuscht sein.« Er nickte freundlich und entfernte sich dann ohne Eile, aber festen Schrittes.

Einer blieb noch da. Antonidas hatte sie wortlos beobachtet. Jetzt näherte sich der alte Zauberer. »Macht und Weisheit der Kirin Tor stehen Euch zur Verfügung«, sagte er an Lothar gewandt. »Ich weiß, dass Ihr mit dem Tun unserer Brüder in Stormwind vertraut wart. Deshalb wisst Ihr, wozu wir in der Lage sind. Ich werde einen von uns benennen, der Euch assistieren soll und als Kontaktmann dient.« Der mächtige Zauberer legte eine Pause ein. Seine Augen huschten so kurz zur Seite, dass Lothar es fast nicht mitbekommen hätte. Er musste lächeln.

»Ich würde Khadgar für diese Rolle vorschlagen«, sagte er und freute sich über das Lächeln, das über das Gesicht des Erzmagiers flog. »Er ist bereits ein vertrauter Begleiter und hat den Orcs mehr als einmal gegenüber gestanden.«

»Selbstverständlich.« Antonidas wandte sich an den jungen Mann. Dann griff er plötzlich nach vorne, fasste Khadgar mit einer Hand am Kinn und hob seinen Kopf an, um sein Gesicht zu studieren. »Du hast viel erlitten«, sagte der Erzmagier leise. Lothar erkannte die Sorge und die Sympathie in den Augen des älteren Mannes. »Deine Erfahrung hat dich gezeichnet, und das nicht nur äußerlich.«

Khadgar zog sanft seinen Kopf zurück. »Ich tat, was getan werden musste«, antwortete er und rieb sich abwesend über das Kinn, wo Antonidas die weißen Barthaare berührt hatte, die dort zu sprießen begannen.

Antonidas furchte die Stirn. »Wie wir alle es müssen.« Er seufzte, dann schien er die schwermütigen Gedanken abzuschütteln. »Du sollst uns über die Vorgänge in der Schlacht auf dem Laufenden halten, junger Khadgar, und uns Fürst Lothars Bedürfnisse und Anforderungen überbringen. Und das so schnell wie möglich. Du sollst außerdem die Aktionen der anderen Magier koordinieren. Ich vermute mal, dazu bist du in der Lage?«

Khadgar nickte.

»Gut. Ich erwarte dich dann in Dalaran, wo wir andere wichtige Dinge besprechen und entscheiden werden, wie wir der Allianz am besten dienen können.« Der Edelstein auf seinem Stab glühte auf, und wie als Antwort geisterte ein Leuchten von dem Edelstein an der Spitze seines Knochenhelms abwärts, genau zwischen den Augen. Dann schien Antonidas zu verblassen, und schließlich war er tatsächlich weg.

»Er will wissen, was mit Medivh passiert ist«, sagte Khadgar, nachdem der Erzmagier verschwunden war.

»Natürlich.« Lothar drehte sich und führte den jüngeren Mann aus dem Thronsaal, zurück in den Palast und in Richtung Speisesaal.

»Was soll ich ihnen sagen?« Der junge Zauber ging neben ihm.

»Sagt ihm die Wahrheit«, antwortete Lothar, zuckte mit den Achseln und hoffte, dass die Geste beiläufig wirkte. In seinem Magen rumorte es. »Sie müssen wissen, was geschehen ist.«

Khadgar nickte, obwohl er unzufrieden wirkte. »Ich werde es ihnen erzählen«, sagte er schließlich »Aber das kann bis nach dem Mittagsmahl warten.« Er grinste, was sein tatsächliches Alter verriet. »Nicht einmal die Horde selbst könnte mich jetzt vom Essen abhalten…«

Ein paar Tage später kehrten Lothar und Khadgar zum Hof zurück und warteten jetzt auf Erzbischof Faol. Er erschien wenige Minuten später und trat ruhig auf sie zu.

»Danke für Eure Nachsicht«, sagte der Erzbischof, als er sie erreichte. »Ich wollte Euch nicht länger als nötig warten lassen und ganz gewiss nicht Eure Zeit stehlen. Doch ich glaube, es hat sich gelohnt, und dies hier wird sich für Euch und die Allianz als große Hilfe erweisen. Aber zuerst sollt Ihr wissen, dass sich die Kirche verpflichtet hat, Stormwind zu helfen. Wir werden Geld sammeln, damit Euer Königreich wieder aufgebaut werden kann, sobald diese Krise erst einmal überwunden ist.«

Lothar lächelte so offen und herzlich, wie Khadgar es bislang nur selten bei ihm gesehen hatte, seit Stormwind gefallen war. »Danke, Vater«, sagte er mit bewegter Stimme. »Das bedeutet mir sehr viel – und natürlich auch Prinz Varian.«

Faol nickte. »Das Heilige Licht wird Euer Heim neu erfüllen«, versprach er freundlich. Dann machte er eine Pause und betrachtete sie beide. »Als wir uns das letzte Mal unterhielten«, begann Faol und schritt vor ihnen auf und ab, »habt Ihr mir von der Zerstörung der Abtei von Nordhain erzählt. Ich war bestürzt und fragte mich, wie der Rest meiner Kleriker den Krieg überleben könnte, der sich so schnell nähert. Diese Orcs sind schon eine Herausforderung für gestandene Krieger wie Euch selbst. Wie kann da ein einfacher Priester sich und seine Gemeinde verteidigen?« Er lächelte. »Als ich diese Bedenken hatte, kam mir zugleich eine Idee, als wäre sie mir vom Heiligen Licht selbst eingeflüstert worden: Es musste einen Weg geben, dass Krieger für das Licht und mit ihm kämpfen. Sie sollten die Gabe und ihr kriegerisches Können nutzen und sich trotzdem so benehmen, wie es die Kirche erwartet und gutheißen kann.«

»Und Ihr habt diesen Weg gefunden?«, fragte Lothar. »Ja, davon bin ich fest überzeugt«, stimmte Faol zu. »Ich werde einen neuen Zweig der Kirche gründen, die Paladine. Ich habe bereits die ersten Kandidaten für diesen Orden ausgewählt.

Einige waren zuvor Ritter, andere Priester. Ich erwählte diese Männer wegen ihre Frömmigkeit und ihrer kämpferischen Fähigkeiten. Sie werden nicht nur in der Kriegskunst ausgebildet, sondern auch im Gebet und der Heilung. Und jeder dieser tapferen Kämpfer wird die militärischen und spirituellen Voraussetzungen besitzen, um sich selbst und andere mit der Kraft des Heiligen Lichts zu segnen.«

Er drehte sich um und winkte. Vier Männer erschienen aus einem nahe gelegenen Gang und schritten schnell auf Faol zu. Sie trugen glänzende Rüstungen mit dem Zeichen der Kirche auf Brust, Schild und Helm. Jeder besaß ein Schwert. An der Art, wie sie sich bewegten, konnte Lothar erkennen, dass diese Männer auch mit ihren Waffen umgehen konnten, obwohl ihre Ausrüstung noch neu und makellos war. Sie verfügten über das notwendige Wissen und die Ausbildung – doch Lothar fragte sich, ob einer dieser Männer sich je in einem echten Kampf hatte beweisen müssen.

Diejenigen, die zuvor Krieger gewesen waren, mussten das eigentlich. Obwohl sie vielleicht nicht gegen menschliche Feinde hatten bestehen müssen.

Die ehemaligen Priester hingegen waren wahrscheinlich nur in Übungskämpfen gegen ihre Kameraden erfahren. Und nun würden sie praktisch ohne Übergang gegen Orcs antreten müssen.

»Darf ich Euch Uther, Saidan Dathroban, Tirion Fordring und Turalyon vorstellen?« Faol strahlte wie ein stolzer Vater. »Das werden die Ritter der Silbernen Hand sein.« Auch Lothar und Khadgar stellte er vor. »Das ist Fürst Anduin Lothar, Held von Stormwind und Oberkommandierender der Allianz. Und sein Begleiter ist der Zauberer Khadgar aus Dalaran.« Faol lächelte. »Ich überlasse euch sechs jetzt euch selbst.«

Und so geschah es.

Er ließ Lothar und Khadgar, umringt von den Paladin-Anwärtern, zurück. Einige von ihnen, wie Turalyon, schienen regelrecht überwältigt zu sein. Andere, wie Uther und Tirion, sahen alles entspannter.

Uther erhob das Wort, während Lothar noch darüber nachdachte, was er ihnen sagen sollte. »Mein Fürst, der Erzbischof hat uns von der bevorstehenden Schlacht erzählt. Wir stehen zu Euren Diensten und denen des Volkes. Setzt uns dort ein, wo Ihr es für richtig erachtet. Wir schlagen unsere Feinde und vertreiben sie. Wir beschützen dieses Land mit dem Heiligen Licht.« Er war ein großer, kräftig gebauter Mann, mit markanten, vage vertrauten Gesichtszügen und ernsten Augen, die die Farbe des Ozeans hatten. Lothar konnte die Frömmigkeit des Mannes spüren, als wäre sie greifbar. Sie glich der des Erzbischofs, ließ es aber an Wärme mangeln.