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»Das also ist dein großartiges Geschenk?«, fragte Doomhammer. »Leichen aus Kriegern, die von deinen toten Akolythen beseelt sind?« Sein Gesicht verzog sich vor Ekel.

»Du wolltest Krieger haben«, erinnerte ihn Gul’dan. »Ich habe sie dir geliefert. Sie sind perfekt geeignet für alles, was die Menschen ihnen entgegenstellen können – und noch viel mehr. Und wenn auch ihre Körper aus verwesendem Fleisch bestehen, so sind sie doch von Geist und Gesinnung her immer noch Orcs. Überleg nur, wie sie sich im Kampf machen werden!«

Doomhammer nickte langsam, weil er die Vorteile erkannte. »Wirst du mir dienen?«, fragte er Gorefiend und offenbarte dabei etwas, das Gul’dan als verhängnisvolle Schwäche wertete.

Kriegshäuptlinge fragten nicht, sie befahlen. Obwohl man Kreaturen wie diese hier besser nicht verärgerte.

Gorefiend überlegte einen Moment lang, und seine glühenden Augen musterten den Kriegshäuptling. Schließlich nickte er. »Gul’dan hat Recht«, sagte er mit kratziger Stimme. »Ich bin immer noch ein Orc, trotz dieser Hülle. Und ich werde dir und unserem Volk dienen.« Er grinste und schnitt dabei eine schreckliche Grimasse. »Du hast mich getötet, aber das nehme ich dir nicht übel. Weil es mich zu diesem neuen mächtigen Körper geführt hat. Ich bin mit dem Tausch zufrieden.« Die anderen Leichen hinter ihm nickten beipflichtend.

»Gut!« Doomhammer trat vor und schlug dem überraschten Gorefiend auf die Schulter. Eine Geste, die sich eher für gleichrangige Personen geziemte, nicht für Höherstehende gegenüber vergebenen. »Ihr sollt meine Todesritter sein. Die Spitze unserer großartigen Horde«, erklärte er den wiederbelebten Kreaturen. »Zusammen werden wir die Menschen vernichten, ihr Land erobern und diese Welt für unser Volk sichern!« Damit wandte er sich Gul’dan zu. »Du hast dein Versprechen gehalten, Gul’dan«, räumte Doomhammer ein. »Du hast mir eine mächtige Streitmacht gegen unsere Feinde verschafft. Ich danke dir dafür.«

»Alles für unser Volk, geschätzter Doomhammer«, antwortete Gul’dan und hoffte, dass er aufrichtiger klang, als er es meinte.

Dummkopf, dachte er für sich, während er Doomhammer nachschaute, der wegging. Die neu erweckten Ritter schritten neben ihm. Nimm sie und geh, ja, geh zurück in deinen Krieg. Ich muss mich anderen Aufgaben widmen. Und nachdem ich dich jetzt zufrieden gestellt habe, verfüge ich endlich über die Freiheit, mich auf diese wesentlicheren Dinge zu konzentrieren. Ich werde den loyalen Hexenmeister noch ein Weilchen mimen, aber nicht für immer. Denn schon bald besitze ich, wonach ich gesucht habe, und dann können du und deine Horde meinetwegen zu Staub zerfallen. Ich werde eine neue Rasse erschaffen – um euch alle zu ersetzen. Eine Rasse, die nur mir allein treu ergeben ist. Und mit ihr werde ich die Welt aus den Angeln heben!

Eine Woche später sprach Doomhammer zu der versammelten Horde. Sie hatten sich vor einer Festung versammelt, die, wie Zul’jin ihm verraten hatte, Schwarzfelsspitze genannt wurde. Ein mächtiges Bauwerk, aus demselben glatten schwarzen Stein errichtet, wie er die gesamte Landschaft dominierte.

Sie standen auf dem Blackrock, dem höchsten Berg der Brennenden Steppe, deren Ausläufer sich über den ganzen Kontinent erstreckten.

Zuluhed hatte sie hierher geführt. Er hatte die Macht, die diesen Bergen innewohnte, gespürt.

Nachdem er eine Handvoll Zwerge besiegt hatte, nahm Doomhammer die Festung ein. Er hielt es für ein gutes Omen, dass der Ort, den er als Basis für die Horde gewählt hatte, denselben Namen trug wie sein Clan.

Unterhalb von ihm hatten sich Orcs jedes Clans versammelt und warteten ungeduldig darauf, was er zu sagen hatte. Sie hatten das Land für sich erobert. Doch obwohl es ihnen bessere Jagdgründe bot und fruchtbarer war als ihre Heimat, reichte seine Fläche immer noch nicht aus, um die Horde bequem unterzubringen.

Außerdem war Rache zu erwarten: Sie hatten zwar die Menschen von diesem Kontinent vertrieben, doch es gab keinerlei Garantie, dass sie nicht mit Verstärkung oder gar Verbündeten zurückkehren würden.

Doomhammer grinste. Jetzt hatte auch er starke Verbündete.

»Mein Volk!«, brüllte er und riss seinen Hammer hoch über sich. »Hört mich an!«

Die Menge wurde still, alle Blicke waren auf ihn gerichtet.

»Wir haben dieses Land erobert, und das ist gut!«

Jubel brandete auf, und Doomhammer wartete ab, bis er wieder erstarb, bevor er weiterredete.

»Diese Welt steckt voller Leben, und wir können hier mächtige Familien gründen!« Wieder Jubel. »Trotzdem gibt es noch genügend einheimische Verteidiger! Die Menschen sind stark und wehrhaft. Und sie kämpfen hart um ihr Eigentum.«

Zustimmendes Raunen zog sich durch die Horde. Es war keine Schande, einen starken Feind anzuerkennen. Und das waren die Menschen ganz gewiss. Genügend Orcs hatten inzwischen gegen sie gekämpft, um das bestätigen zu können.

»Wir müssen unseren Feldzug fortsetzen!«, teilte Doomhammer seinen Leuten mit und wies mit dem Hammer Richtung Norden. »Ein weiteres Land, Lordaeron, liegt jenseits von diesem hier. Und wenn wir das erst kontrollieren, können unsere Clans endlich ausreichend Gebiete beanspruchen, sich niederlassen, Häuser bauen und neue Familien gründen. Aber zuerst müssen wir uns dieses neue Land von den Menschen nehmen! Sie werden es nicht einfach hergeben.«

Die Menge brummte wie ein einziger titanenhafter Orc und bekundete damit ihren unbedingten Willen, weiterzukämpfen. Doomhammer brachte sie mit seiner erhobenen Hand zum Verstummen.

»Ich weiß, dass ihr stark seid«, versicherte er ihnen. »Ich weiß, dass ihr Krieger seid und keinem Kampf ausweicht. Doch die Menschen sind zahlreich, und dieses Mal… sind sie auf uns vorbereitet.« Er stützte sich auf seinen Hammer. »Aber auf unsere Verbündeten sind sie nicht vorbereitet!«

Er wies hinter sich, und Zul’jin trat vor. Der Waldtroll hatte hundert seiner Leute zu dem Treffen mitgebracht. Nun standen sie geordnet hinter ihm und Doomhammer, trugen dabei ihre Äxte, Kurzschwerter und Speere.

»Das sind die Waldtrolle«, sagte Doomhammer. »Sie gehören ab sofort zur Horde und werden mit uns kämpfen! Sie sind so stark wie ein Oger, aber zugleich behände wie ein Orc. Und in Sachen Waidmannskunst sind sie unübertrefflich! Sie werden unsere Führer sein, unsere Kundschafter – und unsere Waldkrieger!«

Zul’jin trat vor. Sein langer Schal bewegte sich im Wind. »Wir der Horde verpflichtet«, erklärte er, und seine Stimme war gut zu verstehen, obwohl ein Stück Stoff seinen Mund verhüllte. »Wir mit ihr kämpfen und gemeinsam wir schlagen Menschen, Elfen und alle anderen, die uns in Weg stehen!«

Die Orcs jubelten auf diese Worte hin ebenso lautstark wie die Waldtrolle. Zul’jin nickte zufrieden, bevor er zurücktrat.

»Doch sie sind nicht unsere einzigen Verbündeten«, verkündete Doomhammer. Er drehte sich leicht, und Gorefiend trat vor. Die restlichen Todesritter standen neben ihm. Sie hatten sich maskiert, um ihre abscheulichen Fratzen zu verbergen. Schwere Stoffe waren um Kopf und Gesichter gewickelt, man konnte nur ihre glühenden Augen sehen. Gorefiend hielt seinen Stab hoch. Die Edelsteine in der Waffe leuchteten heller als die Sonne.

»Wir sind die Todesritter«, sprach Gorefiend. Seine merkwürdige Stimme überzog die Menge wie Frost das Land. »Wir haben uns der Horde und Doomhammer verschrieben. Wir werden wie ihr kämpfen und die Feinde der Orcs von dieser Welt tilgen!«

Er hatte Doomhammer gebeten, ihre wahre Natur nicht preiszugeben. Und Doomhammer hatte zugestimmt. Vielen hätte nicht gefallen, dass diese neuen Krieger eigentlich Orcs waren, ehemalige Hexenmeister, die er getötet hatte und die Gul’dan nun für ihn in verwesende menschliche Körper gebannt hatte.