Выбрать главу

»Elfische Zerstörer«, flüsterte Proudmoore. »Schneller als unsere und leichter. Sie tragen weniger Waffen, aber gleichen das durch Geschwindigkeit wieder aus. Eine wahrhaft exzellente Ergänzung für unsere Streitkräfte.« Der Admiral runzelte die Stirn. »Aber nur so wenige? Ich zähle nur vier große und acht kleinere Boote. Das ist ein einziges Geschwader…«

»Vielleicht kommt der Rest noch«, vermutete Turalyon.

Proudmoore schüttelte den Kopf. »Das ist nicht ihre Art. Sie würden alle zugleich eintreffen.«

»Ein Dutzend Schiffe sind immer noch ein Dutzend mehr, als wir vorher hatten«, merkte Khadgar an. »Außerdem befinden sich auch noch Kämpfer an Bord.«

Lothar nickte. »Wir sollten ihnen entgegengehen und sie begrüßen«, sagte er, und alle anderen stimmten zu.

Gemeinsam schritten sie durch das Tal. Perenolde und Graymane waren an solche Anstrengungen nicht gewöhnt und keuchten binnen weniger Minuten. Aber der Rest hatte eine gute Kondition, sodass sie rasch vorankamen. Sie erreichten die Docks mit dem Anlegen des ersten Schiffes.

Eine große, geschmeidige Gestalt ging von Bord und landete leichtfüßig auf der hölzernen Kaizunge. Das lange goldene Haar fing das Sonnenlicht ein, und Lothar hörte, wie jemand hinter ihm nach Luft schnappte. Als die Gestalt näher kam, erkannte Lothar, dass es eine Frau war, eine sehr schöne Frau. Ihre sanften Gesichtszüge waren fein geschnitten und ausdrucksstark. So wie ihr ganzer gertenschlanker Körper. Sie trug waldgrüne und eichenbraune Kleidung, einen auffällig leichten Brustpanzer, ein Überhemd und Stiefelhosen und einen langen Umhang mit zurückgeschlagener Kapuze. Lederhandschuhe bedeckten ihre Arme bis zu den Ellbogen, so wie ihre Stiefel ihre Beine bis zu den Knien schützten. Ein schlankes Schwert hing an einer Seite, ein Beutel und ein Horn an der anderen. Über ihrem Rücken trug sie einen Langbogen und einen Köcher für die Pfeile.

Lothar hatte über die Jahre viele Frauen kennengelernt, einige so schön wie die Elfe, die auf ihn zukam. Doch er hatte nie eine erlebt, die Stärke und Anmut so in sich vereinte wie sie.

Er konnte verstehen, warum einigen seiner Begleiter das Herz schneller schlug.

»Milady«, rief Lothar, als sie nur noch ein paar Schritte weit entfernt war. »Willkommen. Ich bin Anduin Lothar, Kommandeur der Streitkräfte von Lordaeron.«

Sie nickte und blieb nur eine Handbreit von ihm entfernt stehen. Er konnte ihre spitzen Ohren erkennen, die durch ihre Haare stachen. Und die großen, grünen Augen, die wie Edelsteine wirkten und nach oben hin schräg wurden. »Ich bin Alleria Windläufer, und ich überbringe Euch die Grüße von Anasterian Sonnenläufer und dem Rat von Silbermond.« Ihre Stimme war angenehm und volltönend. Lothar vermutete, dass sie selbst dann noch angenehm klang, wenn sie wütend war.

»Danke.« Er drehte sich um und bedeutete den Männern, sich um ihn zu versammeln. »Erlaubt mir, Euch mit den Königen der Allianz und meinen Offizieren bekannt zu machen.« Nachdem er alle vorgestellt hatte, wandte er sich ernsteren Belangen zu. »Vergebt meine Direktheit, Lady Alleria«, sagte er, und bekam ein Lächeln von ihr geschenkt für den Titel. »Aber ich muss fragen… ist das die ganze Hilfe, die Euer Volk aufbieten kann?«

Sie furchte die Stirn. »Ich will Euch offen antworten, Fürst Lothar«, sagte sie. Dabei achtete sie darauf, dass niemand zuhörte.

Einige andere Elfen, sowohl Männer als auch Frauen, hatten die Schiffe nun verlassen und sammelten sich am entfernten Ende des Piers. Sie warteten offensichtlich auf Allerias Erlaubnis, sich zu nähern.

»Anasterian und die anderen waren nicht sonderlich besorgt ob des Berichts, den Ihr uns sandtet. Diese Horde ist für uns sehr weit weg und scheint nur das Land der Menschen erobern zu wollen, nicht unsere Wälder. Die Ratsmitglieder hielten es für besser, diesen Kampf den jüngeren Völkern zu überlassen. Stattdessen verstärken wir unsere eigenen Grenzen, um einen feindlichen Einfall zu verhindern.« Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen, wodurch zu erahnen war, was sie persönlich von dieser Entscheidung hielt.

»Immerhin seid Ihr hier«, sagte Khadgar. »Das hat doch sicherlich einen Grund?«

Sie bejahte. »Der Bote von König Terenas…« Sie nickte in dessen Richtung. »… informierte uns, dass Ihr, Fürst Lothar, der Letzte der Blutlinie der Arathi seid. Unsere Vorfahren schworen König Thoradin und all seinen Nachfahren ewigen Beistand. Anasterian konnte sich dem nicht verweigern. Er schickte deshalb diese Kampfgruppe, um unserer Verpflichtung nachzukommen.«

»Und Ihr?«, fragte Lothar, der bemerkt hatte, dass sie nur die Schiffe erwähnt hatte.

»Ich bin hier auf meinen eigenen Wunsch«, verkündete sie stolz. Dabei warf sie ihren Kopf zurück wie ein temperamentvolles Wildpferd, wenn es herausgefordert wurde. »Ich bin eine Waldläuferin. Ich entschloss mich, meine eigene Abteilung mitzubringen und Euch unsere Unterstützung anzubieten.«

Sie schaute an Lothar vorbei. Ihre Augen suchten die Gegend ab. Er wusste, dass sie die Armee inspizierte, die hinter ihm stand.

»Ich spürte, dass dieser Konflikt weit ernster ist, als meine Herrscher erkennen wollen. Solch ein Krieg könnte sich leicht auf uns alle ausweiten. Und wenn die Horde so bösartig ist, wie Ihr sagt, werden unsere Wälder nicht lange verschont bleiben.« Sie sah Lothar an. Er erkannte, dass sie nicht nur eine schöne, sondern auch starke Frau war, geübt im Gefecht. »Wir müssen sie aufhalten.«

Lothar nickte. »Dem stimme ich zu.« Er verbeugte sich. »Seid willkommen, Milady. Ich bedanke mich bei Euren Regenten für ihre Unterstützung. Aber ich bin noch viel dankbarer für Eure Gegenwart und die Eurer Waldläufer.« Er lachte. »Wir besprachen gerade unsere nächsten Schritte. Ich wäre erfreut, Eure Meinung dazu zu hören. Und wenn Eure Leute sich ausgeruht haben, möchte ich Euch bitten, sie auszuschicken, damit wir sicher sein können, dass der Feind nicht schon nahe ist.«

»Wir brauchen keine Pause«, versicherte ihm Alleria. »Ich werde sie sofort aussenden.« Sie gab ein Zeichen, und die Elfen näherten sich. Jedes dieser Geschöpfe war wie sie gekleidet und bewegte sich ebenso lautlos – auch wenn Lothar der Meinung war, dass sie nicht über ihre einzigartige Anmut verfügten.

Alleria redete mit ihnen, ihre Worte klangen melodisch, wohltönend, aber auch völlig fremd in Lothars Ohren. Die anderen Elfen nickten, liefen mit einem kurzen Nicken an ihnen vorbei und verschwanden während des Laufs von den Docks durch das Tal.

»Sie werden kundschaften und berichten«, erklärte Alleria. »Wenn die Horde sich bis auf zwei Tage genähert hat, werden wir es erfahren.«

»Ausgezeichnet.« Lothar fuhr sich abwesend mit der Hand über die Stirn. »Wenn Ihr uns dann zurück zum Kommandozelt begleiten wollt, Milady? Ich zeige Euch, was wir bislang wissen, und wir werden Eure Ansichten dazu hören.«

Sie lachte. »Natürlich. Aber Ihr müsst aufhören, mich ,Milady’ zu nennen. Sagt einfach Alleria.«

Lothar nickte, wandte sich um und führte sie von den Docks weg. Dabei fiel ihm Turalyons Mienenspiel auf.

Lothar unterdrückte ein Schmunzeln. Jetzt wusste er auch, wer da eben nach Luft geschnappt hatte.

Zwei Tage später hatte Lothar nichts mehr zu lachen. Allerias Kundschafter waren zurückgekehrt, genauso wie die Schiffe, die Proudmoore ausgeschickt hatte. Beide hatten dasselbe zu berichten.

Die Horde hatte Khaz Modan eingenommen und das Erz der Zwergenminen dazu benutzt, selbst Schiffe zu bauen. Massige, plumpe Eisenschiffe, die sich nur ungelenk vorwärts bewegten. Aber sie konnten Tausende Orcs in ihren tiefen Bäuchen befördern.

Diese Schiffe hatten die Horde schnell über das Wasser gebracht und waren unterwegs zur südlichen Küste Lordaerons, nicht in Graymanes Herrschaftsbereich. Es sah so aus, als wollte die Horde bei den Hügellanden von Bord gehen, auf halber Strecke zwischen hier und Gilneas. Wenn die Allianz nicht zögerte, konnte sie die Horde dort erwarten.