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»Wir treten ein«, sagte Nekros und hielt die Dämonenseele vor sich.

Die merkwürdige Kreatur spie wieder einen Funkenschauer aus, der durch den Raum stob. Und der verkrüppelte Orc nickte seinem Häuptling zu, weiterzumachen.

Zuluhed schritt weiter, anfangs vorsichtig, für den Fall, dass das Monster doch nicht verschwunden war. Aber es war weg. Nekros Schutz schien zu funktionieren. Glücklicherweise, denn sie hatten beide erlebt, was sonst passieren konnte.

Eines ihrer Clanmitglieder war mit einer Botschaft von Doomhammer in die Halle gestürmt und hatte nicht auf Nekros gewartet, bis dieser den Wächter vertrieben hatte. Die Kreatur war wie aus dem Nichts erschienen, und ihre langen feurigen, skelettierten Klauen hatten den Kopf des unachtsamen Orcs gepackt. Flammen waren entstanden und hatten den unglückseligen Boten verzehrt. Innerhalb weniger Sekunden erstarben die Schreie, sein Körper wurde schlaff, und der Kopf fiel in sich zusammen. Übrig blieb nur ein Häufchen Asche.

Jetzt dagegen konnte der Häuptling unbehelligt in die Höhle treten, und er näherte sich der Drachenkönigin. Außerhalb der Reichweite ihrer Ketten blieb er stehen. Ihr schwerer dreieckiger Kopf drehte sich. Ihre großen gelben Augen schauten ihn an, während er sie beobachtete.

»Bist du gekommen, um deine Häme auszuschütten, kleiner Orc? Hast du mich noch nicht genug gefoltert und meinen Kindern Schmerzen zugefügt?«, fragte Alexstrasza. Ihre Zähne schnappten wütend, aber die Kette hielt sie in Schach. Deren normale Festigkeit wurde durch das Artefakt noch erhöht.

»Nein, ich will dich nicht demütigen«, sagte Zuluhed, der immer noch von ihrer schieren Größe und Kraft beeindruckt war. »Ich wollte nur sicher gehen, dass alles vorbereitet ist. Du weißt, was passieren wird, wenn du dich uns verweigerst?«

»Das wurde mir sehr deutlich gemacht«, antwortete sie. Ihre Worte klangen gereizt vor Wut und Kummer. Sie blickte in die Ecke der Höhle. Ein paar bleiche Gegenstände lagen dort verstreut. Und obwohl er sie von hier aus nicht erkennen konnte, wusste Zuluhed, dass sie dünn wie Papier oder Blattgold waren. Es waren die Überreste eines riesigen Eis, das so groß wie der Kopf eines Orcs gewesen sein musste.

Ein Drachenei.

Als sie Alexstrasza gefangen genommen hatten, hatte sie es abgelehnt, mit ihnen zu kooperieren. Nekros hatte das Problem gelöst, indem er eines ihrer noch nicht ausgebrüteten Eier nahm, es der gefangenen Königin vor das Gesicht hielt… und es mit seiner Faust zerstörte. Dabei spritzte Eidotter auf ihn und sie.

Ihre Schreie hatten ihn fast taub gemacht, und ihr Wüten hatte mehrere Orcs zu Boden geworfen. Zwei hatten sich dabei etwas gebrochen. Aber die Ketten hatten gehalten, und danach hatte sie mit ihnen zusammengearbeitet, wenn auch nur widerstrebend. Sie tat alles, damit nicht noch weitere ihrer ungeborenen Kinder getötet wurden.

»Du wirst damit nicht durchkommen«, prophezeite ihm Alexstrasza. »Du kannst mich anketten, aber meine Kinder werden dich vernichten und ihre Freiheit zurückerringen.«

»Nicht, solange wir dies hier haben«, antwortete Nekros und zeigte ihr die Scheibe. Er legte die Stirn in Falten, konzentrierte sich offensichtlich, und die Drachenkönigin wand sich vor Qual. Ein schwaches Fauchen drang durch ihre zusammengepressten Zähne.

»Ich… werde… dich… eines… Tages… töten«, warnte sie ihn. Sie wand sich immer noch vor Pein, und ihre Augen verengten sich vor Schmerzen und Hass.

Nekros lachte. »Vielleicht«, sagte er leichthin. »Aber bis dahin werden du und die Deinen der Horde dienen.«

Zuluhed machte ein Zeichen, worauf Nekros nickte und ihm in die Höhle folgte. Die Zähne der Königin schnappten in die Luft. Ihr Ausdruck von Verachtung war unbedeutend, solange sie nur ihre Macht demonstrierte – in Zuluheds Sinne.

Er führte sie einen Gang hinunter in einen anderen Korridor und in eine zweite, noch größere Kammer. Diese war zu einer Seite des Berges hin offen. Draußen flogen leuchtende Gestalten – wie bunte Funken am sich verdunkelnden Himmel.

»Lasst sie frei!«, verlangte eines dieser Wesen und rauschte mit ausgestreckten Krallen, die Zähne weit aufgerissen, nah heran. »Lasst unsere Mutter frei!«

»Niemals!« Nekros hielt die Dämonenseele hoch, und der sich nähernde Drache schrie vor Qual und geriet ins Trudeln, weil sein Körper zitterte und zuckte. Die anderen Drachen zogen sich erkennbar zurück, kreisten aber weiter über ihren Köpfen.

»Eure Mutter ist unsere Gefangene, so wie ihre Gefährten«, rief Zuluhed. Er wusste, dass die Drachen ihn selbst in großer Höhe verstehen konnten. »Das wird auch so bleiben. Du und all ihre Kinder werden uns dienen, werden der Horde dienen, oder eure Mutter wird brüllend an demselben Schmerz verenden, den du eben gespürt hast. Und damit wird ihre Linie aussterben, weil es ohne Alexstrasza keine weiteren roten Drachen geben wird. Ihr wärt dann die letzten eurer Art.«

Die Drachen schrien vor Wut, doch Zuluhed wusste, dass sie gehorchen würden. Er hatte das Band zwischen der Mutter und ihren Kindern gesehen, es war stark, stark genug, um sie alle zum Gehorsam zu zwingen. Solange Alexstrasza glaubte, dass es noch Hoffnung für ihre Brut gab, würde sie weiter neue Dracheneier produzieren. Und solange sie und ihre drei Gefährten ihre Gefangenen waren, würden die Kinder ihnen dienen – in der Hoffnung, ihre Mutter eines Tages befreien zu können.

Zuluhed grinste, als er die jungen Leviathane über sich emporschnellen sah. Seine Orcs schufteten hart daran, passendes Sattelzeug herzustellen.

Schon bald würden sie den ersten roten Drachen in die Höhle bringen und ihn mit Geschirr und Sattel ausstatten. Er würde es natürlich hassen. Drachen waren unglaublich freiheitsliebend, und niemand hatte es jemals zuvor gewagt, auf ihnen zu reiten.

Aber sein Clan würde es wagen. Das hatte er Doomhammer versprochen.

Der Kriegshäuptling war begeistert von dieser Idee gewesen. Die Drachen würden ihre Geheimwaffe sein. Die Menschen hatten Fußsoldaten, Kavallerie und Schiffe, aber nichts Schlagkräftiges für die Lüfte.

Mit den Leviathanen unter ihrer Kontrolle und loyalen Orcs, die sie ritten, konnte Zuluhed die Menschen aus der Luft angreifen und sich ebenso rasch wieder aus ihrer Reichweite entfernen.

Die Drachen waren mit ihren Krallen, Zähnen und Schwänzen schon rein physisch imposante Kreaturen. Doch ihr feuriger Atem würde den eigentlichen Unterschied ausmachen, den größten Schaden anrichten. Sengendes Feuer würde auf die Menschen herabregnen, würde sie und all ihre Ausrüstung zerstören.

Und es gab nichts, was sie dagegen tun konnten. Mit den Drachen auf ihrer Seite war die Horde unbesiegbar.

Und er, Zuluhed vom Dragonmaw-Clan, hatte all dies vollbracht. Ohne die Visionen hätte er niemals die Dämonenseele gefunden. Und ohne deren und Nekros Kräfte, der sie entdeckt hatte, hätten sie Alexstrasza nicht versklaven können. Aber es war gelungen, und schon bald würden die ersten Drachenreiter die Lüfte durcheilen, sich mit dem Rest der Horde vereinen und auf Doomhammers Befehle warten.

Zuluhed grinste. Alles verlief genau nach Plan.

10

»Dort, Thane! Schau, dort!«

Kurdran Wildhammer riss Sky’ree herum und blickte nach unten, in die Richtung, die Farand wies.

Ja, dort! Seine scharfen Augen machten eine Bewegung aus, und er trat Sky’ree leicht mit den Füßen. Sein Greif krächzte leise als Antwort, bevor er die Flügel anlegte und in den Sturzflug überging. Der Wind zerrte an ihnen beiden.

Ja, jetzt konnte er die Gestalten besser erkennen, die durch den Wald liefen. Waren es Trolle? Sie waren jedenfalls genauso grün wie die verhassten Waldtrolle. Aber sie gingen auf dem Boden, statt sich durch die Äste zu bewegen. Und ihre Schritte waren viel zu schwer, zu sorglos, um Trolle zu sein, die den Wald fast so gut wie die Elfen kannten.