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Einige der Häuptlinge murmelten. So hatten sie das noch gar nicht gesehen. Die Horde war, abgesehen von ein paar Ausnahmen wie den Sturmrächern, immer noch nicht daran gewöhnt, Schiffe zu benutzen.

»Wir hätten die Berge auch umgehen können«, merkte Rend an. »Ein längerer Weg zwar, aber auch einfacher.«

Doomhammer lachte auf. »Hast du Angst vor einer Herausforderung?« Mehrere der Häuptlinge lachten, und Rend sträubte sich.

»Natürlich nicht!«, zischte er und ballte seine Hände zu Fäusten. Er war bereit, jeden, der etwas anderes behauptete, niederzuschlagen. »Ich schaffe das schon. Ich war die ganze Zeit direkt hinter dir!«

Niemand wagte es, ihn darauf hinzuweisen, dass er ein Seil benutzt hatte, während Doomhammer ohne diesen Vorteil ausgekommen war. Die Angehörigen des Blackhand-Clans waren grausame Kämpfer und wurden dafür respektiert. Ein weiterer Grund, warum Doomhammer ihnen so viele Fragen erlaubte.

»Dann willst du dich mit mir messen?«, fragte er ruhig. Dabei senkte sich seine Stimme.

Rend wurde blass, als ihm dämmerte, was er beinahe gesagt hätte. Die Blackhands wollten die Horde anführen, doch dazu mussten sie Doomhammer herausfordern und ihn im ehrlichen Kampf besiegen.

Und sie alle wussten, dass er sie umbringen würde. Selbst wenn sie ihn beide gleichzeitig angegriffen hätten.

Ein Teil von ihm hoffte, dass sie es dennoch wagen würden. Dann konnte er sie durch einen vernünftigeren Black-Tooth-Grin-Häuptling ersetzen. Aber bislang hatten sie immer einen Rückzieher gemacht.

»Drumherumlaufen wäre vielleicht schneller gewesen«, sagte Doomhammer schließlich, als er sah, dass Rend den Köder nicht schluckte. »Aber wir wären auch leichter zu entdecken gewesen. So allerdings haben die Elfen keine Ahnung, dass wir uns ihnen nähern.« Er grinste wieder. »Wenn die Menschen den Kampf im Hinterland überleben und um die Berge herum marschieren, erreichen sie Quel’Thalas vielleicht sogar noch vor uns. Und wenn die Elfen ihnen den Zutritt erlauben, sind sie alle miteinander versammelt, wenn wir angreifen.« Er lachte und zerdrückte den Stein in seiner Hand. Staub wölkte zwischen seinen Fingern auf. »Sie können nirgendwo sonst hingehen. Wir werden sie vernichten und uns das Land aneignen. Und wenn sie doch hinter uns sein sollten, werden sie feststellen, dass wir bei ihrer Ankunft Quel’Thalas bereits eingenommen haben. Wir werden sie zurückschlagen und am Fuß der Hügel zerschmettern.« Er machte eine übertriebene Geste, wie er sich danach die Hände reinigen würde. »Wir gewinnen auf jeden Fall.«

Die anderen murmelten, einige von ihnen grinsten und lachten auch.

Rend konnte sich dem nicht entziehen. »Du bist schlau«, gab er zu. »Das ist ein guter Plan.«

Doomhammer nickte, um das Kompliment anzunehmen. »Jetzt müssen wir weitermachen«, sagte er, an alle gewandt. »Es sind noch einige Gipfel zu überwinden.« Er drehte sich zu Zuluhed um. »Wo sind sie?«, fragte er.

»Unterwegs«, antwortete der Häuptling des Dragonmaw-Clans. Er lachte über das Gemurmel, das hinter ihm aufkam. Keiner der anderen Orcs wusste etwas Genaueres über das, worüber sie gerade sprachen. Ihnen war nur bekannt, dass der Dragonmaw-Clan etwas mit Doomhammers voller Unterstützung plante. »Sie müssen einen langen Weg zurücklegen, doch sie sind schnell. Sie werden bald hier sein, und die Welt wird bei ihrer Ankunft erzittern.«

»Gut.« Doomhammer blickte zu der großen Gestalt, die ein kleines Stück entfernt stand. Ihr langer Schal wehte im Wind. »Wie weit sind wir noch von Quel’Thalas entfernt?«

»Vier Tagesreisen bei diesem Tempo« antwortete Zul’jin. »Aber wir könnten eher da sein.« Die Augen des Waldtrolls strahlten bei dieser Vorstellung, und seine Hand wanderte zur Axt an seinem Gürtel.

»Nein«, befahl Doomhammer und ignorierte die offensichtliche Enttäuschung des Trolls. »Du bleibst bei uns und bringst weiter Seile für die Truppen an.« Er lachte dem Anführer der Trolle zu. »Keine Angst, du bekommst deine Chance, die Heimat der Elfen anzugreifen. Doch nicht, bevor die Horde nicht vollständig hinter dir steht, bereit, sich in die Schlacht zu stürzen.«

Zul’jin dachte einen Moment lang darüber nach. Dann nickte er. »Sie werden wütend sein«, bemerkte er. »Sie werden wie Wespen ausschwärmen, bereit zum Stich. Und ihr werdet wie Ameisen, die alles verschlingen, in den Kampf ziehen.«

»Ja.« Doomhammer gefiel der Vergleich. Ameisen waren industrielle Arbeiter und zäh jenseits aller Vorstellung. Aber sie konnten auch hinterhältig sein und sich zusammenrotten, um weit größere Kreaturen zu überwältigen.

Ja, Ameisen würden sich gut behaupten.

Er gab das Signal zum Aufbruch. Die Horde, die den Berg hinter ihm heraufkletterte, wirkte wie eine Insektenarmee auf einem Eroberungsfeldzug.

Vier Tage später spähten Doomhammer und seine Häuptlinge von einem Hügel hinab, der zwischen dem letzten Gipfel und dem Beginn des großen Waldes lag. Der Rest der Horde rottete sich dahinter zusammen. Sie waren des Kletterns und Marschierens müde, aber mit dem Ziel vor Augen schüttelten sie die Erschöpfung ab.

Doch niemand war aufgeregter als die Waldtrolle.

»Geht es jetzt los?« Zul’jin schaute eifrig zu Doomhammer, der nickte.

»Ja, jetzt geht es los«, stimmte der Kriegshäuptling zu. »Wir bringen den Krieg zu den Elfen. Verschont nichts und niemanden.«

Der Anführer der Waldtrolle grinste und warf den Kopf in den Nacken, um einen trällernden Kriegsschrei auszustoßen.

Ein weiterer Troll erschien dort, wo die beiden Anführer standen. Er bewegte sich so leise und verstohlen wie ein Geist. Ein dritter fiel von den Steinen über ihnen herab, daneben noch einer. Es wurden immer mehr, bis das kleine Tal hinter dem Hügel voller großer, schlaksiger Waldkreaturen war.

Es waren viel mehr, als Doomhammer erwartete hatte. Seine Überraschung musste ihm anzusehen sein, denn der Waldtroll lachte unter seinem stets präsenten Schal hervor.

»Ich habe noch ein paar aufgetrieben«, erklärte er glucksend. »Vom Bleichborkenstamm. Sie sind mit uns verbündet.«

Doomhammer nickte. Er empfand keinerlei Furcht vor ihnen, obwohl ihn die Trolle überragten. Er war schon größeren und stärkeren Feinden ohne Scheu gegenübergetreten – und stets hatte er überlebt. Außerdem hatte ihn Zul’jin in den Monaten seit der Bildung des Bündnisses beeindruckt. Der Waldtroll war nicht nur schlau, sondern auch absolut ehrenhaft. Er hatte der Horde die Unterstützung seines Volks versprochen und würde dazu stehen. Doomhammer wäre bereit gewesen, selbst sein Leben darauf zu verwetten.

Natürlich half es, dass die Waldtrolle diese Hochelfen hassten. Die Trolle waren erpicht darauf gewesen, nach Norden, Richtung Quel’Thalas, zu ziehen, und nun waren sie ebenso versessen darauf, in den Wald einzudringen und die Elfen anzugreifen.

Doomhammer hatte jedoch darauf bestanden, dass sie warteten. Er wollte, dass der Rest der Horde erst richtig in Position gebracht war, bevor die Trolle zuschlugen.

Zul’jin hatte es geschafft, seine Artgenossen im Zaum zu halten. Und das, obwohl er selbst es kaum erwarten konnte, anzugreifen.

Aber jetzt hatte alles Warten ein Ende. Mit Gebrüll sprang Zul’jin los und rannte den Hügel hinunter. Er wurde auch nicht langsamer, als er in den Wald eindrang. Er sprang zwischen die Bäume und dort weiter von Ast zu Ast. Der Rest seiner Leute folgte ihm und verschwand aus der Sicht. Nur das Rascheln des Laubs und ein gelegentliches Knurren zeugte noch von ihrer Gegenwart.

Doch Doomhammer wusste, dass sie sich tief in den Wald hineinarbeiten, Elfen suchen und sie töten würden, wann immer sie sie fanden. Bald schon würden die Verteidiger des Waldes Bescheid wissen, dass die Trolle angriffen, und sich ihnen entgegenstellen. Und das würde die Elfen beschäftigt halten – zu beschäftigt, um ihre Grenzen auf noch andere Bedrohungen hin zu überprüfen.

Auf ein Zeichen von Doomhammer strömte der Rest der Horde über den Hügel. Sie marschierten über den engen Streifen Grasland und erreichten bald die ersten Baumreihen.