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Das handelte ihm einen zornigen Blick ein – ganz wie er es erhofft hatte. Sie knurrte ihn an, wandte sich aber ab. Mit ein paar Worten an die anderen Elfen und einem schnellen Ruck, um den Bogen zu richten, den sie über dem Rücken trug, lief sie los. Sie rannte schnell wie ein Pfeil den Hügel hinunter in den Schutz der Bäume und tauchte in die Schatten ein.

»Möge das Heilige Licht Euch beschützen«, flüsterte Turalyon.

»Möge es uns alle beschützen«, sagte Khadgar rau. »Wir können es sicher brauchen.«

13

»Ruhe jetzt. Kein Laut«, befahl Zul’jin seinen Leuten. Sie waren gut zwischen den Bäumen vorangekommen und tief ins Herz von Quel’Thalas vorgestoßen. Aber jetzt warnte ihn sein Näschen, dass irgendwo in der Nähe Elfen waren.

Er verlangsamte das Tempo, setzte einen Fuß vorsichtig vor den anderen und balancierte auf dem Ast. Die Äxte hielt er fest in seinen Händen, um zu verhindern, dass sie gegeneinanderschlugen. Er wollte nicht, dass die Elfen sie bemerkten. Noch nicht.

Um ihn herum bewegten sich die anderen Amani-Trolle ebenso leise und die Waffen bereit. Die meisten grinsten breit und zeigten ihre dreieckigen Zähne. Zul’jin konnte sie gut verstehen. Sie befanden sich in der Heimat der Elfen und bereiteten einen Angriff an dem Ort vor, an dem diese sich völlig sicher fühlten. Die Vorfreude auf das Bevorstehende ließ ihn innerlich jubilieren.

Die Elfen hatten sie viel zu lange heimgesucht. Seit die bleichhäutigen, spitzohrigen Eindringlinge zum ersten Mal vor Jahrtausenden erschienen waren und die Gebiete vom großem Amanireich gestohlen hatten, hatten sie die Herrschaft über die Wälder beansprucht.

Als wenn sie es mit einem Troll in Sachen Geschwindigkeit, Unsichtbarkeit und Geschicklichkeit hätten aufnehmen können!

Aber die Elfen besaßen durchaus eigene Vorzüge. Der größte war ihre verdammte Magie. Die Trolle hatten nie zuvor mit solchen Zaubern zu tun gehabt. Sie wussten deshalb nicht, was sie dieser Kunst entgegensetzen sollten.

Glücklicherweise waren die Trolle ihnen aber zahlenmäßig überlegen und hatten die verhassten Elfen zunächst einfach überrennen können.

Doch dann hatten sich die Elfen mit den Menschen verbündet.

Gemeinsam hatten die fahlen Völker das Amanireich zerstört. Sie hatten Trollfestungen geschleift und Tausende seiner Vorfahren getötet.

Zul’jin knurrte bei dem Gedanken daran. Der Laut wurde von seinem dicken Schal aufgesogen.

Vor dem Krieg waren seine Leute zahlreich und mächtig gewesen und hatten große Teile des Landes beherrscht. Danach waren sie über das ganze Land verstreut, ein Schatten ihrer selbst, und wurden auch nie wieder zahlreich genug, um ihr gestohlenes Erbe zurückfordern zu können.

Bis heute.

Die Horde hatte ihnen versprochen, dass sie ihre Rache bekommen würden. Und Zul’jin glaubte ihnen. Der Anführer der Orcs, Doomhammer, besaß das Ehrgefühl eines großen Anführers, der sich seiner Macht bewusst war. Er würde kein falsches Spiel mit ihnen treiben. Er würde ihnen helfen, das versunkene Amanireich neu erstehen zu lassen.

Zul’jin hatte mit dieser Aufgabe bereits begonnen. Er war der erste Troll seit jenen fürchterlichen Kriegen, der die Stämme wieder vereinigen konnte. Einen nach dem anderen hatte er die anderen Stammesführer herausgefordert und sie geschlagen, entweder im Kampf, beim Wettkampf oder einer anderen Aufgabe. Und alle hatten sich vor ihm verneigt, hatten sich und ihre Stämme seiner Herrschaft unterworfen.

Die Waldtrolle waren wieder ein gemeinsames Volk. Und mit der Hilfe der Horde würden sie die Welt von Menschen und Elfen befreien und wieder die Wälder regieren.

Die Orcs hatten keinerlei Interesse an Bäumen. Zul’jin vermutete, dass sie die Täler und die Ebenen der Welt besetzen würden. Sollten sie ruhig. Alles, was er wollte, waren die Wälder.

Aber die mussten sie erst den Elfen wegnehmen. Und das würde ihm das pure Vergnügen sein.

Seine Nase juckte und warnte ihn, dass sie ihrem Ziel nahe waren. Zul’jin blieb stehen und hob eine Hand, damit auch die anderen innehielten.

Er spürte seine Brüder mehr, als dass er sie hörte. Er spähte durch die Blätter nach unten, und seine scharfen Augen durchdrangen die Dunkelheit mit Leichtigkeit.

Er wartete.

Da! Ein Hauch von Bewegung unter ihm. Etwas auf dem Waldboden kam in Sichtweite. Was auch immer es war, es war in Braun und Grün gekleidet wie die Bäume, aber er erhaschte auch den Hauch einer helleren Farbe. Es verursachte kein Geräusch, als es sich über die Blätter bewegte, als bestünden sie aus festem Boden.

Ein Elf!

Ein weiterer erschien hinter dem ersten, dann ein dritter und vierter. Bald passierte sie eine komplette Jagdgruppe, alles in allem zehn Elfen. Sie sahen nicht hoch, fühlten sich sicher in ihrem eigenen Wald. Es kam den Elfen gar nicht in den Sinn, auf der Hut zu sein.

Zul’jin grinste. Das würde leichter werden, als er gedacht hatte.

Er gab seinen Leuten ein Zeichen und steckte die Äxte wieder in ihre Schlaufen. Dann sprang er lautlos auf einen tieferen Ast und schwang sich von dort aus weiter nach unten.

Jetzt war er weniger als drei, vier Elfenlängen über ihnen und konnte sie gut erkennen. Ihre Umhänge wehten hinter ihnen her.

Sie trugen die verfluchten Bögen und Pfeile geschultert, ihre Hände waren leer. Sie hatten keine Ahnung, was über ihnen lauerte.

Zul’jin sprang vom Baum und zog noch im Fallen seine Äxte. Er landete direkt zwischen zwei Elfen und schlug zu, bevor sie überhaupt reagieren konnten.

Sein erster Schlag erwischte den Elfen, der ihn ansah, an der Kehle, während der zweite Schlag tief in den Schädel eines zweiten drang. Blut spritzte über die Blätter.

Die anderen Elfen drehten sich überrascht um und griffen nach ihren Waffen. Doch jetzt fielen Zul’jins Brüder über sie her, Äxte, Dolche oder Knüppel in den Händen.

Die Elfen fingen sich und schlugen zurück. Sie versuchten verzweifelt, genug Raum zu gewinnen, damit sie ihre Schwerter ziehen oder ihre Bögen in Position bringen konnten.

Aber die Trolle ließen ihnen keine Chance. Die Elfen mochten schnell sein, doch die Trolle waren größer und stärker und kamen wie das personifizierte Unheil über die Waldläufer, bevor sie fliehen konnte.

Ein Elf jedoch schaffte es, sich loszureißen. Er taumelte zwei Schritte nach hinten, dann drehte er sich um und nutzte einen Baum als Deckung. Zul’jin erwartete, dass der Elf seinen Bogen in Anschlag bringen würde – stattdessen griffen seine Hände nach einem Horn, das an seinem Gürtel hing. Der Waldläufer hob das Horn an seine Lippen und blies kräftig hinein.

Aber das Geräusch erstarb, als einer der anderen Trolle dem Elf in den Bauch schlug. Nur noch ein ersterbendes Keuchen war vernehmbar, während der Waldläufer zusammenbrach. Blut quoll aus seinem Mund und seinen Eingeweiden.

Das Gefecht war vorbei. Zul’jin griff nach unten und schnitt dem ersten Elf, den er erschlagen hatte, ein Ohr ab. Er steckte es in einen Beutel an seiner Hüfte. Später würde er das Ohr trocknen und zusammen mit den anderen Trophäen an einer Kette aufreihen, um seinen Mut zu demonstrieren.

Doch zuerst warteten andere Aufgaben auf ihn.

»Kommt«, rief er seinen Brüdern zu, die lachten und sich damit vergnügten, selbst Ohren, Haare und andere Körperteile von den toten Elfen abzuschneiden. Einige hatten die langen Schwerter der Elfen als Trophäen aufgesammelt. Solche Waffen waren hübsch anzusehen, aber beileibe nicht robust genug für die kräftigen Schläge der Trolle.

»Wir werden noch mehr Elfen töten«, versprach Zul’jin. »Doch jetzt zurück in die Bäume. Wir locken sie auf unsere Fährte. Wir müssen sie beschäftigt halten.« Er grinste, und seine Leute antworteten mit wildem Grunzen. »Und dann töten wir sie alle.«

Schnell sprangen die Waldtrolle hoch, packten niedrig hängende Äste mit ihren langfingrigen Händen und zogen sich in den Schutz der Blätter. Sie schwangen sich hoch und ließen die Leichen und das Blut hinter sich. Ihre Augen waren wachsam, und ihre Nasen versuchten, jeden Hinweis auf Elfen zu erschnuppern.