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Während Doomhammer regungslos zuschaute, lehnte sich die Gestalt gegen einen der Steine, keuchte und streckte sich dann. »Hallo?«, rief der vermummte Mann leise.

»Ich bin hier«, antwortete Doomhammer, straffte sich und trat zwischen den Felsen hervor. Der Fremde keuchte, als er sich näherte. Doomhammer konnte erkennen, dass der Mann ein Langschwert trug, das fachmännisch gearbeitet und makellos war. Er wusste, dass der Fremde es nie benutzt hatte. Warum musste er es immer mit Feiglingen, Schwächlingen und Intriganten zu tun haben? Warum nicht mit Kriegern, die viel direkter und geradeheraus waren? Jemand wie der Mann, der die Armee der Allianz bei Quel’Thalas angeführt hatte. Oder jener andere, der sie im Hügelland befehligte.

Diese beiden konnte er respektieren. Beide waren Kämpfer, die einem Ehrenkodex folgten, Stärke und Ehre respektierten. Aber solche Männer würden auch niemals ein Treffen wie dieses vorschlagen.

»S-seid Ihr Fürst Doomhammer?«, stammelte der Mann und zuckte leicht vor ihm zurück. »Sprecht Ihr meine Sprache?«

»Ich bin Orgrim Doomhammer, Oberhaupt des Blackrock-Clans und Kriegshäuptling der Horde, und ich spreche deine Sprache«, bestätigte Doomhammer. »Und du, Mensch? Hast du mir die Botschaft geschickt?«

»Ja«, antwortete der Mann und zupfte an seiner Kapuze, als wollte er dafür Sorge tragen, dass sie immer noch sein Gesicht bedeckte. Es war ein feiner Stoff, wie Doomhammer sah, und elegant entlang des Saums verziert. »Ich dachte, es wäre das Beste, wenn wir uns treffen, bevor etwas… Unangenehmes passiert.« Er sprach so langsam, als hätte er ein Kind vor sich.

»Sehr gut.« Doomhammer sah sich um, um herauszufinden, ob der Mensch Attentäter mitgebracht hatte. Aber falls dem so war, konnte er sie weder riechen noch hören. Er musste das Risiko eingehen und annehmen, dass dieser Mensch tatsächlich allein gekommen war, wie er es in seiner merkwürdigen Botschaft behauptet hatte.

»Ich hatte nicht erwartet, dass mich ein Mensch kontaktieren würde«, sagte Doomhammer leise und hockte sich hin, damit er den Mann leichter beobachten konnte. »Besonders auf diese Art und Weise. Kommuniziert ihr Menschen so? Durch abgerichtete Vögel?«

»Das ist eine unserer Methoden, ja«, antwortete der Mann. »Ich wusste, dass keiner meiner Leute nah genug an Euch herankommen würde, um Euch eine Botschaft zu überbringen, und wusste nicht, wie ich Euch sonst erreichen sollte. Habt Ihr den Vogel getötet?«

Doomhammer nickte und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Der Mann begann zu schwitzen. »Wir wussten nicht, dass er ein Bote war, bis wir das Pergament fanden, das an sein Bein gebunden war. Aber da war es schon zu spät. Ich hoffe, du wolltest ihn nicht zurück haben.«

Sein Gegenüber winkte die Entschuldigung mit seiner schlanken, behandschuhten Hand ab. Sie zitterte dabei leicht, aber die Stimme klang ruhig und beherrscht. »Es war nur ein Vogel«, sagte er. »Ich bin viel mehr daran interessiert, eine größere Zahl von bedauerlichen Todesfällen zu verhindern.«

Doomhammer nickte. »Das stand in deiner Botschaft. Was willst du von mir?«

»Eine Zusicherung«, antwortete der Mann.

»Welcher Art?«

»Ich möchte Euer Wort darauf als Krieger und Anführer, dass Ihr Eure Krieger von uns fernhaltet«, sagte der Mann. »Kein Töten, Plündern, Schleifen oder Schlimmeres hier in den Bergen. Lasst unsere Städte und Dörfer heil und unsere Leute unbehelligt.«

Doomhammer bedachte es und rieb über den Kopf seines Hammers. »Und was bekommen wir dafür?«

Jetzt lächelte der Mann. Ein kaltes Lächeln, das zwar Freundlichkeit vortäuschen sollte, aber nur intrigant wirkte. »Freien Durchzug«, antwortete er langsam und ließ die beiden Worte in der Nachtluft schweben.

»Ach?« Doomhammer neigte seinen Kopf und deutete dem Mann an, fortzufahren.

»Ihr und Eure Krieger wollt durch diese Berge, um in Lordaeron einzumarschieren«, führte der Mann aus. »Diese Gipfel sind tückisch, und jemand, der sich hier auskennt, kann leicht eine große Übermacht bekämpfen. Eure Horde würde wahrscheinlich trotzdem gewinnen, aber nur mit schweren Verlusten. Und dann wärt Ihr für Euren Kampf gegen Lordaeron geschwächt.« Er lächelte wieder und lehnte sich gegen den Stein, sichtlich zufrieden, wie sich die Situation entwickelte. »Ich kann sicherstellen, dass die Verteidiger dieser Region sich von Euch fernhalten«, bot er an. »Ich würde Euch sogar zeigen, welche Pfade Ihr nehmen solltet, um die Strecke schneller zu schaffen. Eure Horde kann schnell und sicher durch unsere Heimat gelangen.«

Doomhammer überlegte. »Du willst den Weg für uns ebnen«, sagte er laut, »wenn wir dein Land unangetastet lassen?«

Der Mann nickte. »Exakt.«

Doomhammer stand auf und trat vor, bis er nur noch einen Schritt von dem Mann entfernt war. Aus der Nähe konnte er vage die Gesichtszüge unter der Kapuze erkennen. Sie waren verschlagen und berechnend, trotz der offensichtlichen Gefahr. Der Mann erinnerte ihn ein wenig an Gul’dan, clever und stets auf seinen eigenen Vorteil bedacht, aber wahrscheinlich zu feige, um eine überlegene Macht zu betrügen.

»Sehr gut«, sagte er schließlich. »Ich stimme zu. Zeig mir den schnellsten Weg durch diese Berge, und ich werde meine Krieger hindurchführen, ohne anzuhalten, um zu plündern. Wenn wir das besagte Gebiet erobern, genießt du meinen Schutz in diesen Bergen. Du und die deinen sind dann in Sicherheit.«

»Ausgezeichnet.« Der vermummte Mann lächelte und klatschte wie ein Kind in die Hände. »Ich wusste, dass man vernünftig mit Euch reden kann.« Er zog ein zusammengerolltes Pergament aus seinem Gürtel und reichte es Doomhammer. »Hier ist eine Karte dieser Region«, erklärte er. »Ich habe dieses Tal markiert, damit Ihr Euch leichter orientieren könnt.«

Doomhammer entrollte die Karte und studierte sie. »Ja, das ist leicht verständlich«, sagte er einen Moment später.

»Gut.« Der Mann musterte ihn. »Ich gehe jetzt zurück zu meinen Leuten…«, sagte er nach einer kurzen Pause.

Doomhammer nickte, antwortete aber nicht. Der Mann wartete noch einen Moment, dann wandte er sich ab und entfernte sich schnell. Er ging geduckt zwischen den Felsen und arbeitete sich vorsichtig den Weg die Klippe hinunter.

Doomhammer überlegte, hinter ihm herzugehen. Ein einziger Schlag würde das Leben des Mannes auslöschen, und er hatte die Karte ja schon. Aber das wäre unehrenhaft gewesen, und er missbilligte den Mangel an Ehre bei seinem Volk. Früher, auf Draenor, waren sie edel gewesen. Doch Gul’dans Verrat hatte alles verändert. Sie waren nicht nur blutdurstig geworden, sondern es hatte sich einiges mehr zum Schlechten hin gewandelt.

Doomhammer war entschlossen, den Stolz und die Reinheit seines Volkes wiederherzustellen. Und das bedeutete, dass man einem strikten Kodex folgen musste. Der andere Mann hatte in gutem Glauben gehandelt, und Doomhammer würde dieses Vertrauen nicht verraten. Er würde dem Pfad folgen, den der Mann markiert hatte. Wenn er sich als schnell erwies und die Menschen sich ihnen tatsächlich nicht in den Weg stellten, würde er seine Seite des Abkommens einhalten.

Kopfschüttelnd rollte Doomhammer die Karte wieder zusammen und schob sie hinter seinen Gürtel. Dann ging er den Pfad, den er gekommen war, wieder zurück. Im Lager würde er seine Offiziere zusammenrufen und ihnen den schnellsten aller Wege erklären.

»Ihr habt uns gerufen, Euer Majestät?« General Hath, der Oberkommandierende von Alteracs Streitkräften stand an der halb geöffneten Tür zum Kartenraum. Perenolde erkannte hinter dem stämmigen General die anderen Armeebefehlshaber.

»Ja, tretet ein«, sagte Perenolde und versuchte ruhig zu klingen. »Ich habe gerade neue Informationen über die Horde und ihre Bewegungen erhalten.«

Er sah, wie Hath und ein paar andere sich anblickten, aber sie sagten nichts, als sie ihm zur Teppichkarte folgten, die Alterac zeigte. Städte und Forts waren aus silbernem Garn gewirkt, und goldene Fäden symbolisierten das Schloss.