Выбрать главу

Perenolde dagegen mochte keine Kämpfe. Trollbane hatte seinen Nachbarn immer für einen Feigling und Tyrannen gehalten. Perenolde war nur zum Kampf bereit, wenn er sicher wusste, dass er den Sieg davontrug. Doch er ging nie ein Risiko ein. Außerdem hatte Perenolde Verhandlungen vorgeschlagen.

»Dieser Narr! Dieser verräterische kleine Bastard!« Trollbane trat so fest gegen seinen Stuhl, dass dieser über den Steinboden rutschte.

Er hatte es getan – oder; nicht? Er hatte mit der Horde verhandelt!

Trollbane wusste, dass er Recht hatte. Perenolde interessierten andere nicht. Ihm ging es immer nur um sich selbst. Er würde jederzeit einen Handel mit den Dämonen eingehen, wenn es ihm und seinem Land einen Nutzen brachte.

Es passte alles zusammen. So war die Horde durch die Berge gelangt, ohne Alarm auszulösen. Und das war auch der Grund, warum Perenolde nicht geantwortet und niemanden gewarnt hatte. Er hatte sie unbehelligt passieren lassen. Wahrscheinlich im Austausch gegen Privilegien nach dem Krieg.

»Waaah!« Wütend riss Trollbane seine Axt aus der Halterung und trieb die Klinge in den Tisch vor sich. Er zerschmetterte ihn mit einem einzigen Hieb. »Ich werde ihn töten«, brüllte er.

Seine Krieger und Adeligen zuckten zusammen, und Trollbane erinnerte sich daran, dass er nicht allein war. Und dass seine persönliche Rache warten musste. Der Krieg hatte Vorrang.

»Sammelt die Truppen« instruierte er seine aufgeschreckten Wachen. »Wir ziehen nach Alterac.«

»Aber Sire«, antwortete der Hauptmann der Wache, »wir haben bereits die Hälfte unserer Truppen mit der Armee der Allianz ausgeschickt!«

Trollbane runzelte die Stirn. »Gut, daran kann man nichts ändern. Nehmt jeden, den Ihr finden könnt.«

»Kommen wir Alterac zu Hilfe, Sire?«, fragte einer der Adeligen.

»Gewissermaßen«, antwortete Trollbane, der seine Axt wieder zurücksteckte und den Mann angrinste. »Gewissermaßen.«

Anduin Lothar hob sein Visier und blickte sich um. Mit dem Handrücken wischte er sich Dreck und Schweiß aus den Augen, während er sein Schwert über den Körper eines gefallenen Orcs zog und so die Klinge vom Blut reinigte.

»War das der Letzte?«, fragte einer der Soldaten.

»Ich weiß es nicht«, antwortete Lothar ehrlich und beobachtete die Bäume. »Ich hoffe es mal, aber ich würde mich nicht darauf verlassen.«

»Wie viele davon sind denn hier?«, wollte ein anderer Soldat wissen. Er zog seine Axt aus dem Orc zu seinen Füßen.

Die kleine Lichtung war übersät mit Leichen, und nicht alle waren Orcs. Es war eine hässliche kleine Schlacht gewesen, und die Äste hingen zu niedrig. Die Wildhammerzwerge konnten deshalb ihre Greifen nicht einsetzen. Deshalb hatten Lothar und seine Männer sich darum kümmern müssen. Sie hatten gewonnen, doch nur weil diese kleine Gruppe Orcs sich weit vom Hauptverband entfernt hatte.

»Zu viele«, antwortete Lothar und grinste seine Männer geistesabwesend an. Dann fing er sich. »Aber zumindest sind es jetzt ein paar weniger, was?«

Sie lachten zurück. Lothar war stolz. Einige dieser Männer stammten aus Lordaeron oder Stromgarde, andere kamen aus Gilneas und selbst aus Alterac. Und einige waren mit ihm von Stormwind hierhergekommen. Aber während der letzten paar Wochen hatten sie alle lokalen Streitigkeiten beiseitegelassen. Sie waren jetzt Soldaten der Allianz und kämpften zusammen, fast wie Brüder.

Ja, er war stolz auf sie. Wenn der Rest der Armee sich auch derart durchmischte wie diese eine Gruppe, bestand Hoffnung für sie alle. Sowohl im Krieg als auch in den Friedenszeiten, die, wie er hoffte, folgen würden.

Dann sah er eine Bewegung und warnte: »Vorsicht!« Er ließ sein Visier sinken und ging in die Hocke, sein Schwert erhoben und in Richtung der Bewegung weisend. Aber die Gestalt, die durch die Bäume brach, war kein Orc, sondern ein Mensch – einer seiner eigenen Soldaten.

»Sire!«, keuchte der Mann ganz außer Atem. Er sah unverletzt aus, und sein Schwert steckte noch in der Scheide. »Nachrichten, Sire!«

Jetzt erst erkannte Lothar, dass der Mann ein Pergament in der Hand hielt, das er ihm reichte.

»Danke«, sagte er und nahm es entgegen. Ein Soldat gab dem Boten einen prall gefüllten Wasserschlauch, den der dankbar annahm.

Indessen war Lothar bereits damit beschäftigt, die Worte zu lesen, die auf dem kleinen Papierstück standen. Die Krieger um ihn herum wurden nervös, als sie sahen, wie seine Kiefer zu mahlen begannen.

»Was ist los?«, fragte schließlich einer, weil Lothar aufsah, das Pergament zwischen den Händen zerknüllte und wie ein lästiges Insekt wegwarf. »Gibt es ein Problem?«

Lothar nickte und versuchte immer noch die Informationen zu verdauen, die er gerade erhalten hatte. »Die Horde ist in Lordaeron aufgetaucht«, sagte er leise. Mehrere Soldaten schnappten nach Luft. »Die Orcs greifen die Hauptstadt vielleicht schon in diesem Moment an.«

»Was können wir dagegen tun?«, fragte einer der Männer, der aus Lordaeron stammte, wie Lothar sich erinnerte. »Wir müssen uns unverzüglich auf den Weg machen!«

Lothar schüttelte den Kopf. »Die Strecke ist viel zu weit«, antwortete er traurig. »Wir würden niemals rechtzeitig ankommen.« Dann seufzte er. »Nein. Wir müssen unsere Arbeit hier erledigen, um sicherzustellen, dass die Orcs im Hinterland tot oder vertrieben sind. Wir können der Horde nicht erlauben, sich hier festzusetzen, wo sie sich neu gruppieren und auf dem Kontinent nach überall hin ausbreiten könnten.«

Seine Männer nickten, obwohl sie nicht von dem Gedanken begeistert waren, durch die Wälder zu streifen, während ihre Freunde und Familien sich der Horde allein gegenüber stellen mussten. Lothar konnte es ihnen nicht verdenken. »Turalyon und der Rest der Allianz-Armee sind bereits unterwegs«, versicherte er ihnen, und einige Krieger schauten ihn hoffnungsvoll an. »Er wird der Hauptstadt helfen.« Er umfasste fest sein Schwert. »Und wenn wir hier fertig sind, werden wir zur Hauptstadt marschieren und uns aller Orcs annehmen, die dann vor dem Angriff geflohen sind.«

Die Männer jubelten, und Lothar lächelte, obwohl er immer noch fror. Er wusste, dass ihnen der Gedanke gefiel, die Allianz könnte so siegreich sein, dass für sie selbst nur noch das letzte Aufräumen blieb.

Er hoffte nur, dass es auch tatsächlich so kommen würde.

»Genug der Ablenkung!«, sagte er nach ein paar Momenten. »Lasst uns sicherstellen, dass keine weiteren Orcs in der Gegend sind, und dann geht es zurück zum Nistgipfel, wo wir uns neu gruppieren.«

Die Soldaten nickten gehorsam, hoben ihre Waffen auf und begaben sich zurück in die Formation. Lothar übernahm die Führung. Gemeinsam traten sie wieder unter die Bäume. Der Bote blieb in ihrer Mitte.

»Sie kommen!«

König Terenas spähte nach unten und verzog das Gesicht. Die Orc-Horde hatte den See überquert.

Seine scharfsichtigen Bogenschützen erklärten, dass die Grünhäute primitive Brücken gebaut hatten. Aber von hier aus wirkte es, als würden sie über das Wasser laufen. Gerade erreichten die Ersten die Stadtmauern.

Er war immer noch von ihrer Statur und Zahl überwältigt. So wie er es hier vom Wall aus beurteilen konnte, waren sie grobschlächtige Kämpfer. Etwas größer als der größte Mann – und breiter, mit kräftigen Muskeln und wuchtigen brutalen Köpfen. Immerhin schienen sie keinerlei Belagerungsvorrichtungen zu besitzen, mit Ausnahme eines dicken Stamms, der offenbar als Rammbock dienen sollte. Dafür führten die Orcs große Hämmer, Äxte und breite Schwerter mit sich, und er war sicher, dass sie auch Seile und Kletterhaken dabei hatten.

Nun, die Mauern der Hauptstadt waren solide gebaut und dick. Kein Feind hatte sie je überwunden, und Terenas war fest entschlossen, das auch künftig so zu belassen.

Die Menschen hatten sich nicht mehr optimal auf die Konfrontation vorbereiten können. Die Leute in Sicherheit zu bringen war einfach gewesen, weil die meisten ohnehin innerhalb der Mauern lebten. Beim Vieh war es problematischer gewesen, und einige Tiere hatten sie auch draußen ihrem Schicksal überlassen müssen. Jedermann hatten nur kleinere und wertvolle Dinge mitgenommen. Die Wachen hatten ihr Bestes dazu beigetragen, dass alles und jedermann im Innern war, als die Tore geschlossen und verrammelt wurden.