Выбрать главу

Sie benötigten eine Stunde, um den Pass zu erreichen, der breit genug war, um zwei Wagen aneinander vorbeizulassen, ohne dass sie die Wand dabei berührten. Es war logisch, hier die meisten Soldaten zu stationieren. Allerdings nur, wenn die Orcs nach Norden statt nach Süden gezogen wären.

Trollbane erblickte Hath, der sich mit mehreren jungen Offizieren unterhielt. Er wartete, bis der Soldat, der sie hierher gebracht hatte, den stämmigen General grüßte.

»General Hath!«, rief der Mann auch schon. »Besucher aus Stromgarde, die Euch sehen wollen!«

Hath sah auf und runzelte die Stirn, als er Trollbane bemerkte. »Danke, Sergeant«, sagte er, kam zu ihnen und grüßte respektvoll.

»Euer Majestät« sagte er feierlich.

Trollbane nickte. »General.« Trollbane hatte Hath immer gemocht. Der Mann war ein tüchtiger Soldat, ein guter Taktiker und anständig. Er hatte stets ungern gegen ihn gekämpft und hoffte, dass es dieses Mal nicht dazu kommen würde. »Die Orcs dringen durch eure südlichen Pässe«, sagte er. »Wir haben sie für euch aufgehalten.«

Hath wurde bleich. »Unsere südlichen Pässe? Seid Ihr sicher? Natürlich seid Ihr das. Aber wie kann das sein? Der König hat mir persönlich versichert, dass sie von Norden kommen würden. Deshalb bewachen wir diese Pässe ja.«

Trollbane sah sich um. Keiner der Soldaten von Alterac stand nah genug, um verstehen zu können, was er sagte. Er senkte seine Stimme. »Ihr seid ein guter Soldat und ein guter Kommandeur, Hath«, begann er leise. »Aber Ihr wart immer schon ein grauenhafter Lügner. Ihr wusstet, dass die Orcs südwärts ziehen, nicht wahr?«

Der General von Alterac seufzte und nickte. »Perenolde hat sich irgendwie mit der Horde arrangiert«, gab er zu. »Freie Durchreise im Tausch gegen Immunität.«

Trollbane nickte. Er hatte so etwas vermutet. »Und Ihr habt da mitgemacht?«, wollte er wissen.

Hath versteifte sich. »Uns drohte die Vernichtung!«, erwiderte er scharf. »Wir wären alle getötet worden. Die Horde hätte unsere Leute hingemetzelt! Und niemand war da, der uns half!« Er schüttelte den Kopf. »Perenolde traf die Entscheidung, weil er Alterac schützen wollte. Vielleicht war das nicht ehrenhaft, aber dadurch wurden Leben gerettet!«

»Und was ist mit den Leben in Lordaeron?«, fragte Trollbane leise. »Dort sterben Menschen, weil ihr der Horde freies Geleit gewährt habt.«

Hath sah ihn an. »Das sind Soldaten! Sie kennen das Risiko! Die Horde hätte unsere Familien getötet, unsere Kinder! Das ist nicht dasselbe!«

Trollbane empfand Sympathie für den alten Mann. »Nein, ist es nicht«, sagte er. »Und Eure Loyalität zu Euren Leuten ist lobenswert. Doch wenn die Horde erst einmal Lordaeron erobert hat, wird sie den ganzen Kontinent einnehmen. Wie könnt Ihr da glauben, sicher zu sein?«

Hath seufzte. »Ich weiß es nicht«, gab er zu. »Ihr Anführer gab Perenolde sein Wort. Aber ich weiß nicht, inwieweit man solch einer Kreatur trauen kann.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe Perenolde gedrängt, unseren Bund mit den anderen Nationen aufrechtzuerhalten. Doch er widerrief ihn. Ich habe Perenolde Treue geschworen und musste deshalb gehorchen. Außerdem dachte ich, er könnte vielleicht Recht haben. Vielleicht war das unsere einzige Chance aufs Überleben.« Er furchte die Stirn. »Aber das Überleben unseres Volkes ist wichtiger als das eines Königreichs. Und wenn wir unsere Ehre verlieren, haben wir gar nichts mehr.« Er reckte sein Kinn, sein Gesicht blickte ernst. »Nun, ich werde unsere Ehre zurückfordern«, erklärte er. Dann wandte er sich seinen Männern zu. »Korporal! Sammelt Eure Männer und begebt Euch mit ihnen schnellstmöglich zu den südlichen Pässen! Wir helfen unseren Freunden aus Stromgarde bei der Verteidigung dieser Durchgänge!«

»Aber…« wollte der Offizier widersprechen.

Doch Hath brüllte ihn nieder. »Sofort, Soldat!«

Der Offizier salutierte eilig und gehorchte. Daraufhin wandte sich Hath an Trollbane. »Er ist im Schloss«, sagte der General knapp. Er musste nicht erklären, wen er meinte. »Seine Leibwache wird noch dort sein, aber das sind höchstens zwanzig Mann. Ich kann ihn absetzen.«

Trollbane schüttelte den Kopf. »Wir haben keine Zeit, uns um ihn zu kümmern. Außerdem gibt es folgendes Problem: Wenn ich ihn absetze, ist es eine Invasion. Und wenn Ihr es tut, ist es Hochverrat.« Er runzelte die Stirn. »Die Allianz wird sich später um Perenolde kümmern. Im Moment ist nur wichtig, dass wir die Horde stoppen.«

Der General nickte. »Danke.« Damit wandte er sich ab und kümmerte sich um die Offiziere, die damit beschäftigt waren, die Männer zusammenzutrommeln.

»Verdammt, wir sind zu spät!« Turalyon zügelte sein Pferd und schaute über das Tal unter ihm. Er, Khadgar und die anderen Kavalleristen hatten ein scharfes Tempo vorgelegt, während die Truppen weiter hinter ihnen marschierten. Sie waren westlich durch die Hügel von Hearthglen gezogen, um dann nördlich der Hauptstadt herauszukommen. Dadurch erreichten sie die Stadt aus der Gegenrichtung, wo sich die Haupttore befanden.

Die Idee hatte gut geklungen. Aber jetzt war er sich nicht mehr sicher, ob die bessere Positionierung die zusätzliche Reisezeit wert gewesen war.

Turalyon hatte auch auf weitere Truppen von Thoras Trollbane gehofft. Doch Stromgarde lag einfach zu weit ab vom Weg. Turalyon hatte überlegt, einen Umweg dorthin einzuschlagen. Aber die Nachricht, dass die Horde vor ihnen durch die Berge gezogen war, hatte ihn zur Eile gemahnt. Sie mussten die Hauptstadt unbedingt rechtzeitig erreichen!

Und jetzt blickte er eine abfallende Bergflanke hinunter über das Tal nach Lordaeron und den See dahinter. Er hatte versagt. Die Horde war bereits da, hatte sich über das Tal und um die stolze Stadt wie Blätter um einen Herbstbaum verteilt.

»Sie sind noch nicht durch die Mauern gebrochen«, rief ihm Alleria, die neben ihm stand, ins Bewusstsein. Die Elfen, Krieger und Waldläufer hatten leicht mit den Pferden mitgehalten. Alleria und Lor’themar Theron hatten ihn begleitet. »Es ist noch nicht zu spät.«

»Ja, du hast Recht«, erkannte Turalyon. Er schob seine Enttäuschung beiseite und studierte die Lage nüchterner. »Diese Schlacht ist noch nicht verloren, und mit unserer Hilfe wird die Hauptstadt nicht fallen.« Er rieb sich am Kinn. »Es könnte sogar unser Vorteil sein«, sagte er leise und überdachte die Lage genauer. »Die Horde ahnt nicht, dass wir hier sind. Deshalb können wir die Grünhäute zwischen uns in die Zange nehmen.« Er furchte die Stirn. »Wir sollten Terenas wissen lassen, dass wir hier sind. Dann können wir unsere Aktionen koordinieren.«

Theron nickte und beäugte die Masse von Orcs unter sich.

»Ein guter Plan«, stimmte er zu. »Aber wie sollen wir die Stadt erreichen? Niemand kommt unbeschadet an diesen Kriegern vorbei. Nicht einmal ein Elf.«

Alleria nickte. »Wenn dies ein Wald wäre, könnte ich es schaffen«, erklärte sie. »Doch hier auf der offenen Ebene gibt es keine Deckung. Jeder Versuch käme einem Selbstmord gleich.«

Khadgar setzte sich gerade auf seinem Pferd auf und lachte den dreien zu. »Ich werde es wagen – und schaffen«, versicherte er ihnen und quittierte ihre ungläubigen Gesichter mit einem spöttischen Lächeln. »Mit ein wenig Unterstützung natürlich«, fügte er hinzu und blickte zu der kleinen tätowierten Gestalt, die sich auf dem Felsen neben ihnen niedergelassen hatte.

»Sire!«

Terenas sah auf und fand einen Soldaten, der hinter die Mauern wies. Einen Moment lang glaubte der König, dass die Orcs sich für einen neuen Angriff zusammengezogen hatten. Er folgte dem ausgestreckten Arm des Mannes mit seinem Blick. Aber der Soldat zeigte hoch, statt nach unten. Terenas keuchte entsetzt, als er die dunkle Gestalt auf sich zufliegen sah.

»Bogenschützen bereit«, rief er, nachdem er sich wieder gefangen hatte, und starrte auf den Umriss. »Aber schießt erst, wenn ich es befehle.«