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»Die Tore geben nach!«

Terenas schüttelte den Kopf, als könnte er den Angriff auf diese Weise ungeschehen machen. Er war zu beschäftigt, um auf sich selbst zu achten. Ein Orc war auf die Mauer geklettert, nicht weit von der Stelle entfernt, wo Terenas stand und die Schlacht beobachtete. Die Grünhaut kam auf ihn zu. Sie grinste breit, fletschte ihre scharfen Hauer und ließ ihren Kriegshammer langsam kreisen.

Terenas wurde aufmerksam, nahm widerwillig ein fallen gelassenes Schwert auf und wurde sich schmerzhaft bewusst, dass er kein Kämpfer war.

Jemand tauchte an seiner Seite auf, und zu seiner Erleichterung erkannte er Morev. Der Kommandant der Wache trug eine Lanze und stach damit nach dem Orc. So trieb er ihn zurück.

»Ihr müsst zum Tor, Sire«, sagte er ruhig und stach erneut auf den Orc ein. »Ich kümmere mich hierum.«

Terenas bemerkte, dass auch noch weitere Wachen heranstürmten, von denen zwei ebenfalls mit Lanzen bewaffnet waren.

Terenas akzeptierte, dass er hier nicht länger gebraucht wurde.

Erleichtert legte er das Schwert ab. Dann stürmte er eine Treppenflucht innerhalb der Wälle hinab, die nahe einer kleinen Waffenkammer der Wache endete. Von hier aus führte ein schmaler Weg über mehrere Etagen und die Brustwehr an der Mauer entlang und endete vor einer Treppe direkt über dem Haupttor.

Terenas spürte das schwere Pochen, bevor er das Ende der Brustwehr erreichte. Seine Zähne klapperten, und der Stein erbebte.

Er sah, wie sie mit einem schweren Stamm die Vordertore rammten. Selbst von hier aus konnte Terenas erkennen, dass die Tore bei jedem Treffer heftiger erschüttert wurden.

»Verstärkt es«, befahl er einem jungen Offizier, der in der Nähe stand. »Nehmt Euch ein paar Männer und verstärkt das Vordertor.«

»Womit?«, fragte der Mann.

»Mit allem, was Ihr finden könnt«, antwortete Terenas. Er blickte über die Mauern, wo sich eine unglaubliche Zahl von Orcs sammelte, die gegen ihn und die Stadt zog. Dahinter sah er das Glitzern von Metall auf der Brücke und wusste, dass Turalyon und seine Streitkräfte sich zurückgezogen hatten, um ihren nächsten Schritt zu planen.

Terenas hoffte nur, dass er Wirkung zeigen würde.

17

»Wir haben sie!«, rief ein Orc, und Doomhammer grinste. Der Sieg war nicht mehr fern. Die Mauern der Stadt hielten noch immer stand, wie viele Krieger sich auch dagegen warfen. Aber die Tore begannen dank des ständigen Ansturms nachzugeben. Und wenn sie erst fielen, würden seine Krieger hineinströmen, jeden Verteidiger niedermachen und die Stadt plündern.

Mit der Stadt und dem Elfenwald als Basis konnten sie sich schnell über den Rest des Kontinents ausbreiten, die Menschen an die Küsten treiben und schließlich ins Meer jagen.

Und dann würde das Land der Horde gehören. Sie konnten diesen Krieg beenden und endlich ein neues Leben beginnen.

Wenn doch nur die Oger hier wären, dachte Doomhammer erneut. Er stützte sich auf seinen Hammer und beobachtete, wie seine Leute wieder gegen die robusten Tore aus Holz und Eisen anrannten. Die Oger wären in der Lage gewesen, die Mauern zu überklettern – oder noch besser, mit ihren Knüppeln Löcher hineinzuschlagen. Er fragte sich, warum Gul’dan und Cho’gall und ihre Clans noch nicht eingetroffen waren. Er war sehr schnell über die Berge gezogen, das wusste er. Trotzdem hätten sie mittlerweile hier eingetroffen sein müssen.

»Doomhammer!«

Er sah, wie einer seiner Krieger zum Himmel wies. Waren es weitere Greifen? Er verzog das Gesicht. Die gefiederten Flugtiere hatten sich in den Wäldern des Hinterlands und Quel’Thalas als tödliche Gegner erwiesen. Er hatte bislang nur eine Handvoll der fliegenden Bestien zu Gesicht bekommen. Eine war zur Burg und wieder zurück geflogen, hatte aber sonst nicht an der Schlacht teilgenommen. Doch Doomhammer war immer noch vorsichtig. Die Wildhammerzwerge waren stark und zäh, ihre Reittiere schnell… und ihre Sturmhämmer so tödlich wie die Kriegshämmer seines eigenen Volkes. Diesen Feind durfte man nicht auf die leichte Schulter nehmen, trotz der kleinen Statur. Und wenn weitere Zwerge eintrafen, musste er darauf vorbereitet sein.

Aber die dunkle Silhouette vor den Wolken wurde größer und größer – zu lang und geschmeidig für einen Greifen. Doomhammer hörte, wie viele seiner Krieger jubelten, als der Schatten auf sie fiel.

Ein Drache!

Das waren gute Neuigkeiten! Das schwere Tier konnte seine Flammen gegen die Tore einsetzen und die Burgmauern von Verteidigern säubern. Die Stadt gehörte so gut wie ihnen!

Der Drache landete in der Nähe des Sees. Ein großer Orc stieg aus dem Sattel, kaum dass der Leviathan aufsetzte. Doomhammer lief ihm entgegen und verstaute seinen Hammer auf dem Rücken.

»Wo ist Doomhammer?«, wollte der Drachenreiter wissen. »Ich muss mit ihm sprechen!«

»Ich bin hier«, antwortete Doomhammer, und seine Krieger ließen den Reiter durch. »Was gibt es?«

Der Reiter sah ihn an, und Doomhammer erkannte, dass er ihm schon früher einmal begegnet war. Er war einer von Zuluheds Lieblingen, ein mächtiger Krieger, der den Berichten zufolge der Erste gewesen war, der es gewagt hatte, die rebellischen Drachen zu reiten. Sein Name war Torgus.

»Ich bringe eine Nachricht von Zuluhed«, verkündete Torgus mit einem merkwürdigen Ausdruck auf dem breiten Gesicht. Doomhammer las darin Wut, Verwirrung, vielleicht Scham und sogar Angst.

»Fang an«, antwortete Doomhammer und trat so nah an ihn heran, dass er in die Reichweite des Drachenschwanzes kam, der zusammengerollt auf dem Schlachtfeld lag. Die Orcs in der Nähe begriffen, was von ihnen erwartet wurde, und traten zurück, damit sich beide ungestört unterhalten konnten.

»Es geht um Gul’dan«, begann Torgus. Er war ein großer Orc, so groß wie Doomhammer, mied aber den Augenkontakt. »Der Hexenmeister ist geflohen.«

»Was?« Jetzt verstand Doomhammer die Furcht im Gesicht des Drachenreiters. Er spürte, wie sein Blut vor Wut fast kochte und seine Hände den Hammer fester umschlossen. Der hölzerne Stiel knackte protestierend. »Wann? Und wie?«

»Kurz, nachdem du weg warst«, erzählte Torgus. »Cho’gall ist auch mit dabei. Sie haben den Schattenhammer-Clan und die Sturmrächer mitgenommen und sind mit den Schiffen nach Süden hinaus auf die Große See gefahren.« Jetzt erst blickte er auf, und die Angst dominierte über die Wut. »Einer meiner Clansbrüder hat sie gesehen und flog ihnen nach, um sie zu fragen, warum sie in die falsche Richtung unterwegs seien. Gul’dan tötete ihn. Er benutzte dazu seine böse Magie. Ich habe es selbst gesehen! Ich wollte sie weiter verfolgen, aber ich musste ja auch Zuluhed davon berichten. Und der hat mich sofort hierher geschickt.«

Doomhammer nickte. »Das war völlig richtig«, versicherte er dem Drachenreiter. »Wenn Gul’dan deinen Clansbruder getötet hat, hätte er nicht gezögert, auch dich umzubringen – und dann hätten wir nicht von seinem Verrat erfahren.« Er fletschte die Zähne. »Verdammt sei er! Ich wusste, dass man ihm nicht trauen kann! Und jetzt hat er auch noch die Schiffe mitgenommen!«

»Wir können ihn verfolgen«, bot Torgus an. »Zuluhed meint, dass die anderen Drachenreiter bereit sind. Wir könnten die Schiffe in Asche verwandeln – und jeden Orc, der sich darauf befindet.«

Doomhammer furchte die Stirn. »Ja, aber nur, wenn ihr nahe genug herankommt. Gul’dans Magie ist stark, und Cho’gall ist ebenfalls sehr mächtig.« Er ließ seinen Hammer auf den Boden krachen. »Ich wusste, dass diese Altäre zum Problem werden würden! Und ich habe auch noch zugelassen, dass er die Oger in neue Krieger verwandelt hat, die seine Reihen verstärken!« Doomhammer biss sich auf die Lippe – zur Strafe für so viel eigene Dummheit. Er war so begierig auf neue Waffen im Krieg gegen die Menschen gewesen, dass er seinen eigenen Instinkten misstraut hatte.