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Kurdran flog über das größte Schiff. »Wir helfen Euch!«, rief er dem großen älteren Mann zu, der auf der Brücke stand. Der nickte und grüßte mit dem Schwert in der Hand. »Wir nehmen uns diese Bestien vor«, versicherte ihm Kurdran. »Kümmert ihr Euch um die Schiffe.«

Admiral Proudmoore nickte wieder und gewährte ihm ein verschmitztes Grinsen. »Oh ja, wir werden uns um sie kümmern«, versprach er dem Zwerg. Dann wandte er sich an den Steuermann. »Fahr weiter«, befahl er. »Wir schneiden ihnen den Weg wie geplant ab, und dann schnappt die Falle zu. Ich will nicht, dass auch nur ein einziges Schiff der Orcs entkommt!«

Die Wildhammerzwerge griffen die Drachen an, töteten mehrere und vertrieben den Rest. Proudmoores verbliebene Schiffe kreisten die Orcs ein und begannen sie von allen Seiten anzugreifen.

Er büßte ein weiteres Schiff ein. Es war den Grünhäuten, die von dem eigenen sinkenden Schiff flohen, zu nahe gekommen. Sie töteten den größten Teil der Besatzung, bevor der sterbende Kapitän ein Pulverfass zünden konnte und so sein Schiff versenkte.

Außerdem hatte die Allianz die dritte Gruppe und ein paar weitere Boote an die Drachen verloren. Doch die Verluste der Orcs lagen beträchtlich höher. Eine Handvoll ihrer Schiffe schaffte es außer Reichweite, aber der Rest fiel Proudmoores Zorn zum Opfer.

Ein paar Horden-Krieger versuchten zu schwimmen oder ergriffen treibende Planken. Die meisten jedoch ertranken, verbrannten oder wurden erschossen. Ihre Leichen trieben auf den Wellen.

Nachdem die letzten Orc-Schiffe außer Sichtweite geraten waren, entschieden die restlichen Drachenreiter, dass sie hier nichts mehr ausrichten konnten. Sie wendeten und flohen nach Osten, nach Khaz Modan. Die Wildhammerzwerge verfolgten sie mit Rufen und Gebrüll.

Proudmoore nahm müde, aber siegreich den Rest seiner Flotte in Augenschein – ein Sieg, der teuer erkauft worden war.

»Sire!«, rief einer der Seeleute. Er hatte sich weit über die Reling gebeugt und zeigte auf etwas, das im Wasser treiben musste.

»Was ist denn?«, zischte Proudmoore und trat neben den Mann.

Aber sein Arger verwandelte sich in Hoffnung, als er sah, was der Seemann ausgemacht hatte.

Jemanden, der sich an einer Planke festhielt – ein Mensch!

»Werft ihm ein Seil zu!«, befahl Proudmoore, und die Seeleute gehorchten hastig. »Und sucht das Wasser nach weiteren Überlebenden ab!« Er hatte keine Ahnung, wie jemand aus der dritten Gruppe so weit geschwommen sein konnte. Aber offenbar hatte es jemand geschafft. Und das bedeutete, dass auch noch andere das Massaker überlebt haben konnten.

Ein Hoffnungsfunken glomm auf, dass Derek einer von ihnen sein könnte. Diese Hoffnung verwandelte sich zunächst in Verwirrung, dann in Wut, als der Mann schließlich an Bord geholt wurde. Statt der grünen Kleidung von Kul Tiras trug der Halbertrunkene das mit Wasser vollgesogene Hemd von Alterac. Und es gab nur eine Möglichkeit, wie Perenoldes Männer auf die Große See gekommen sein konnten: mit der Orc-Flotte.

»Was hast du auf einem Orc-Boot gemacht?«, wollte Proudmoore wissen und setzte dem Mann sein Knie auf die Brust.

Bereits geschwächt, schnappte der Mann nach Luft und wurde bleich.

»Sprich!«

»Fürst Perenolde… hat uns geschickt«, sagte der Mann. »Wir… führten die Orcs zu ihren… Schiffen. Er befahl… uns… ihnen… jede nötige… Hilfe zu gewähren.«

»Verräter!« Proudmoore zog seinen Dolch und presste ihn an den Hals des Mannes. »Verbrüderung mit der Horde! Ich sollte dich wie ein Tier ausweiden und deine Innereien im Meer verstreuen!« Er verstärkte den Druck auf die Klinge und beobachtete, wie eine dünne rote Linie auf der Haut des Mannes sichtbar wurde. Die scharfe Klinge schnitt überaus leicht in sein Fleisch.

Aber dann zog Proudmoore sie zurück und stand wieder auf. »Ein solcher Tod wäre zu gut für dich«, verkündete er und steckte seinen Dolch weg. »Und lebendig kannst du Perenoldes Verrat bezeugen.« Er wandte sich an einen der Seeleute. »Fesselt ihn und werft ihn in die Brigg! Und sucht nach weiteren Überlebenden. Je mehr Beweise wir haben, desto schneller wird Perenolde hängen.«

»Jawohl, Sire!« Der Mann salutierte und eilte davon. Es dauerte eine weitere Stunde, bevor sie die Wasseroberfläche in der Umgebung vollständig abgesucht hatten. Sie fanden drei weitere Männer, die alle die Geschichte des Ersten bestätigten. Es befanden sich auch zahllose Orcs im Wasser, aber diese ließ man ertrinken.

»Kurs setzen nach Southshore«, befahl Proudmoore seinem Steuermann, nachdem auch der letzte überlebende Verräter aus Alterac an Bord geholt worden war. »Wir werden uns mit der Armee der Allianz treffen und unseren Erfolg und Alteracs Verrat verkünden.«

Damit drehte er sich um und stapfte in seine Kabine, wo er sich seiner Trauer hingeben konnte. Später würde er einen Brief an seine Frau schreiben, um ihr mitzuteilen, was ihrem ältesten Sohn widerfahren war.

19

»Sie kommen nicht mehr.«

Der junge Tharbek wandte sich Doomhammer zu. Er war verwirrt von der unerwarteten Aussage seines Anführers. »Was meinst du damit?«, wollte er wissen.

Doomhammer verzog das Gesicht. »Der Rest der Horde… Sie kommen nicht mehr.«

Tharbek sah sich um. »Du hast sie den langen Weg zur Großen See hinuntergeschickt«, sagte er mit Bedacht und versuchte dabei, nicht den Zorn seines Vorgesetzten zu erregen. »Es wird viele Tage dauern, bis sie zurückkehren.«

»Sie haben Drachen, du Dummkopf!« Doomhammers Faust flog vor und erwischte Tharbek an der Wange. Der jüngere Orc taumelte zurück. »Die Drachenreiter hätten uns schon vor Tagen informieren müssen… Irgendetwas ist passiert! Die Flotte ist weg, und der Hauptteil unserer Truppen mit ihr!«

Tharbek nickte und rieb sich mürrisch die Wange. Er sagte nichts. Er musste es auch nicht. Doomhammer wusste, was sein Stellvertreter dachte.

Hätte er die anderen Clans nicht hinter Gul’dan hergeschickt, wäre das jetzt gar kein Thema.

Doomhammer biss die Zähne zusammen. Warum verstand niemand seine Beweggründe? Tharbek schaute genauso misstrauisch wie jeder andere Orc, den er in den letzten paar Tagen gesehen hatte – seit er ihren Rückzug anordnete.

Die Tore hatten bereits erste Risse gezeigt und immer mehr unter dem Rammbock nachgegeben. Die Stadtwachen hatten ihr Öl schon lange aufgebraucht und mussten jetzt kochendes Wasser zum Einsatz bringen. Die Streitkräfte der Allianz waren über den See zurückgetrieben und an der Brücke aufgehalten worden.

Sie hatten fast schon den Sieg in der Tasche gehabt… und dann hatte er die Armee weggeschickt. Der Rest war zu schwach gewesen, um weiter zu trotzen.

Die Allianz hatte die Zeit zu nutzen gewusst und Kapital aus dem plötzlichen Rückzug geschlagen. Die Menschen waren sofort über die Brücke gestürmt, kaum dass die Blackhands ihren Clan davon geführt hatten. Sie waren durch die wenigen zurückbleibenden Orcs förmlich hindurchgerannt und so wieder zurück aufs Schlachtfeld gelangt. Und die Orcs waren plötzlich eingekeilt gewesen zwischen den Reitern und Fußsoldaten auf der einen Seite und den verschanzten Wachen auf der anderen.

Hilfe war nicht in Sicht. Wie Tharbek gesagt hatte, würde es Tage, wenn nicht gar Wochen dauern, bis der Rest der Horde zurückkehrte. Und das auch nur, wenn sie Gul’dan, seine Hexenmeister, seine Oger und was auch immer er sonst noch beschworen haben mochte, vernichten konnten.

Die Krieger, die in den Bergen in die Falle gegangen waren, konnte er völlig abschreiben. Sie waren den Menschen zum Opfer gefallen, die die Pässe zurückerobert und den Weg verbarrikadiert hatten. Die Orcs, die vor der Stadt standen, waren alles, was ihm für den Angriff noch zur Verfügung stand.

Und das war zu wenig. Deshalb hatte er den Rückzug befohlen. Er hatte gehofft, schnell wieder auf die anderen Clans zu treffen. Zumindest die Drachen hätten schon längst wieder hier sein müssen.