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Lander drehte den Kopf wieder nach vorn und sah die alte

Frau, die auf ihn zuhumpelte. Als sie die Machete schwang, hechtete er zur Seite. Er hörte, wie die Klinge durch die Luft sauste, sah sie an seiner Wange vorbeischnellen, spürte den Luftzug. Lander stolperte und fiel. Die Vettel eilte mit schwingenden Armen hinter ihm her. Sie stand über ihm. Und hob die Machete an.

Wimmernd presste Lander die Augen zu.

Die Klinge stieß nicht herab.

»Lander!«

Er schaute auf. Ruth befand sich hinter der Alten, um­klammerte deren erhobenen Arm und zerrte sie rückwärts.

Lander rappelte sich auf die Beine und rammte ein Knie in den schlaffen Bauch. Fauliger Atem blies ihm ins Gesicht. Er fasste mit beiden Händen nach oben und entwand der Frau die Machete.

Sogleich hackte er damit seitwärts, achtete darauf, nicht Ruths um die Kehle der Alten geschlungenen Arm zu tref­fen. Die Klinge hieb in eine der herabhängenden Brüste. Voll Grauen beobachtete er, wie der bleiche Fleischsack vom Körper abfiel.

Ruth ließ los, als die Frau brüllend auf die Knie fiel. Lander schwang die Machete kerzengerade nach unten. Sie verfehlte die Kopfmitte, glitt ab, riss die Hälfte der Kopf­haut weg und grub sich in eine Schulter. Er versuchte es erneut, und diesmal spaltete er den Schädel.

Mit einem schnellen Ruck zog er die Klinge heraus. Er rannte zu der Stelle, wo Ben und Cordelia gegen drei Männer kämpften. Einer hatte die Arme um Cordelias Mitte geschlungen und versuchte, sie hochzuheben. Sie trat nach hinten aus und wand sich. Lander umkreiste den Mann, allerdings drehte sich dieser ebenfalls, sodass Cordelia im Weg blieb. Schließlich warf sich Lander gegen seine Toch­ter. Der Mann taumelte rücklings und fiel. Als er auf dem

Boden landete, befreite sich Cordelia von ihm, und Lander schlug zu. Die Klinge stieß in einen emporgestreckten Arm. Der Mann brüllte vor Schmerz. Er rollte sich zur Seite, und Landers nächster Hieb ging daneben. Dann sprang der Ver­wundete auf die Beine und rannte weg.

Lander drehte sich zu Ben um. Der Junge saß rittlings auf einem der Angreifer und schlug ihm ins Gesicht. Ein zweiter Mann befand sich hinter Ben und war im Begriff, einen Knüppel gegen ihn zu schwingen. Lander traf den Stehen­den in die Wirbelsäule. Mit einem Aufschrei versteifte sich der Körper des Mannes, und er ließ den Knüppel fallen. Einen weißen Knüppel. Einen Knochen mit einem Kugel­gelenk an einem Ende.

»Dad!«, rief Cordelia.

Lander versuchte, die Machete zu befreien. Sie steckte im Rücken des Mannes fest.

»Dad! Großer Gott!«

Ruth war bereits weit entfernt, 40 oder 50 Meter, fast am Waldrand - über der Schulter einer großen, bleichen Gestalt hängend.

Lander wirbelte herum. »Ben, runter!«

Ben rollte sich weg. Der halb bewusstlose Mann hob den Kopf. Lander trat hart zu und der Mann erschlaffte.

Er drehte sich um und sah gerade noch, wie Ruth im Wald verschwand.

»Bleibt dicht bei mir!«, rief er und nahm die Verfolgung auf.

Etwas rechts kamen drei Leute zwischen den Bäumen hervorgerannt.

»Da drüben!«, brüllte Lander ihnen zu. »Da drüben! Sie haben meine Frau!«

Die beiden Gruppen begegneten sich und betraten den Wald. 

KAPITEL 9

Nealas Füße pochten vor Schmerz. Dutzende Male ver­fluchte sie diesen kleinen Scheißer Timmy dafür, dass er ihr die Schuhe gestohlen hatte. Die Schmerzen und die Wut halfen ihr, an der Realität festzuhalten, als sie dem Mann namens Robbins zu dessen Auto folgte, das Fahrzeug voll mit Krulls vorfand wie eine seltsame Familie bei Urlaubs­antritt, dabei zusah, wie er zwei davon erschoss, und um ihr Leben von dem Wagen wegrannte.

Anfangs hatte sie Erleichterung darüber verspürt, wieder mit der anderen Gruppe vereint zu sein. Gemeinsam waren sie stärker. Allerdings hielt der Mann, Lander, nichts davon, sich leise zu verhalten und zu verstecken. Er wollte nur seine Frau finden, selbst wenn der Rest von ihnen dabei draufginge.

»Wir finden sie nie«, sagte Robbins, nachdem sie 10 Minuten durch den dichten Wald geirrt waren. »Wir sollten

es besser aufgeben und versuchen, uns zur Hauptstraße durchzuschlagen.«

»Nur zu«, herrschte Lander ihn an. »Wer braucht dich schon?«

»So bringen Sie noch ihre Kinder um.«

»Ich muss meine Frau finden.«

»Verdammt, wahrscheinlich ist sie schon tot.«

»Nein.«

»Wie sollen wir sie je finden?«, fragte das Mädchen und hörte sich dabei verzweifelt, den Tränen nahe an.

»Wenn wir es nicht versuchen, gar nicht«, antwortete Lander. »Wenn wir nichts tun und nur im Gebüsch kauern wie geprügelte Hunde, dann gar nicht.«

»Das ist unsere einzige Chance«, beharrte Robbins.

»>Der Feige stirbt schon vielmal, eh er stirbt, die Tapfern kosten einmal nur den Tod.<«

»Ich gebe Mr. Dills recht«, meldete sich der Junge zu Wort. »Wir müssen sie retten, auch wenn es ein zusätzliches Risiko ist.«

»Drauf geschissen«, fauchte Sherri. »Ich setze meinen Arsch nicht dafür aufs Spiel, eine ...«

Lander schrie auf, als eine bleiche Gestalt von einem Baum herabfiel. Die Knie erwischten seine Schultern und schleuderten ihn zu Boden. Neala erblickte ein Messer in einer erhobenen Hand. Robbins feuerte. Ein Loch erschien zwischen den kleinen Brüsten. Das Mädchen kippte vor­wärts und landete mit dem Gesicht auf dem Boden.

»Verdammte Scheiße!«, stieß Sherri hervor.

Neala starrte auf die Leiche hinab. Das Mädchen war nackt. Blut schoss aus einem unregelmäßigen Loch im Rücken.

»Weg hier«, zischte Robbins. »Der Schuss lockt sie im Laufschritt an.«

Er ergriff Nealas Hand.

Sie rannten los und liefen eine weite Strecke. Nealas Füße brannten vor Schmerz, während sie mit Robbins Schritt hielt, aber sie beklagte sich nicht und wurde auch nicht lang­samer. Zum ersten Mal seit ihrer Gefangennahme in dem Restaurant verspürte sie so etwas wie Hoffnung. Sie war niemandes Gefangene mehr, Robbins schien fest entschlos­sen zu sein, sie zu retten, und die Knills waren außer Sicht verschwunden. Vielleicht würde sie die Nacht doch über­leben.

Als sie letztlich glaubte, nicht mehr weiterzukönnen, hielt Robbins an.

»Wir ... schnaufen nur kurz durch«, erklärte er keuchend.

Neala nickte.

Sherri, die ein wenig hinter ihnen gelaufen war, schloss zu ihnen auf. Sie sackte gegen einen Baumstamm.

»Wo sind die anderen?«, fragte Robbins.

»Kommen gleich.« Sherri deutete mit einem Arm zur Seite. »Irgendwo da hinten. Heilige Scheiße!«

Neala hörte die knirschenden Geräusche rennender Füße. Von links. »Hier -« Robbins presste ihr eine Hand vor den Mund.

»Pst.«

Seine Hand roch durchdringend nach Schießpulver.

»Vielleicht sind sie das nicht«, flüsterte er.

»He!«, rief eine Stimme. Die des Jungen. »Wo seid ihr alle hin?«

Robbins nickte und senkte die Hand.

»Hier drüben«, rief Neala zurück.

Kurz darauf stießen der Junge und das Mädchen zu ihnen.

»Tut mir leid«, sagte der Junge keuchend. »Sind etwas vom Weg abgekommen.«

»Dad?« Das Mädchen taumelte, als irre es durch einen

dunklen Raum. »Dad? Wo bist du?« Sie sah Robbins an. »Wo ist mein Dad?«

»Ich hab ihn nicht gesehen.«

Sie drehte sich dem Jungen zu. »O Gott, Ben, was sollen wir tun?«

»Er wird schon auftauchen. Wir warten einfach.«

»Fünf Minuten«, warf Robbins ein. »Wer hat eine Uhr?«

Das Mädchen hob die Hand. Neala erblickte ein goldenes Armband an ihrem Handgelenk. Einen Moment lang fragte sie sich, weshalb ihr die Uhr in der Ortschaft nicht gestohlen worden war. Dann erinnerte sie sich an Rosenblüte. Eigent­lich kein Wunder, dass sich die alte Hexe für Beute solcher Art nicht interessierte. Dafür war sie zu durchgeknallt. Für sie bestand der große Reiz darin, mit ihrem Hammer auf Schädel einzuschlagen. Und was ihren Sohn anging, diesen sadistischen ...