Выбрать главу

»Natürlich nicht«, sagte er. »Sie sind in der Basis.«

»Hat Stone das gewußt?« fragte Charity, um die gefährliche Situation irgendwie zu entspannen.

Sie wußte, daß Skudder die Kontrolle über sich zu verlieren drohte. Natürlich wußte der Hopi so gut wie sie, daß Kyle keine Schuld traf. Wenn überhaupt, dann gehörte er zu den Opfern, nicht zu den Tätern. Aber der Indianer suchte einfach ein Objekt, an dem er seine Wut auslassen konnte.

Mit einem raschen Schritt trat sie zwischen Kyle und Skudder. »Hat er gewußt, wohin dieser Transmitter führt?« fragte sie noch einmal.

Wieder nickte Kyle wortlos.

»Aber er hat Sie trotzdem gezwungen, uns zu folgen«, fuhr Charity mit einem nervösen Blick in Skudders Richtung fort. »Ich meine, er hat genau gewußt, daß es Ihren Tod bedeutet, wenn Sie durch diesen Transmitter gehen. Aber er hat trotzdem darauf bestanden.«

»Er hat mich hineingestoßen«, sagte Kyle.

»Anscheinend muß er wirklich großen Wert darauf legen, dich wieder in die Finger zu bekommen«, sagte Skudder und starrte Kyle weiter haßerfüllt an.

»Oder jemand anderen loszuwerden«, fügte Charity sehr ernst hinzu. Der Megamann reagierte auch auf diese Bemerkung nicht, aber das kurze Flackern in seinem Blick verriet Charity, daß sie der Wahrheit ziemlich nahe gekommen sein mußte.

»Es ist Ihnen verboten, diesen Ort zu betreten«, fuhr sie fort. »Was passiert, wenn wir es trotzdem tun, Kyle?«

»Sie eliminieren mich«, antwortete Kyle. »Jede Dienerkreatur wird sofort das Feuer eröffnen.«

»Dienerkreatur?«

Kyle lächelte flüchtig.

»Sie nennen sie Ameisen«, sagte er. »Und nicht nur sie. Auch die anderen werden mich jagen.«

»Welche anderen?« fragte Skudder alarmiert.

»Andere wie ich«, antwortete Kyle.

Skudder wurde bleich und riß ungläubig die Augen auf.

»Soll das heißen, es ... es gibt hier noch ... noch mehr wie dich?« ächzte er.

Kyle sah ihn ernst an und nickte. »Dies hier ist der Planet, auf dem wir aufwachsen und ausgebildet werden«, sagte er. »Shai.«

»Was soll das heißen?« mischte sich Net ein. »Dieser Planet.«

Charity brachte sie mit einer raschen Geste zum Verstummen. Dann wandte sie sich wieder an Kyle. »Sie meinen, Sie sind hier aufgewachsen? Hier in diesem Dschungel?«

»Nicht im Dschungel.« Kyle machte eine vage Handbewegung nach Norden. »In der Basis. Aber sie ist nicht sehr weit entfernt.«

»Und wie viele von ... von euch gibt es?« fragte Skudder stockend.

Kyle zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Hier sind es nicht sehr viele. Aber es gibt mehr als dieses eine Shai-Taan. Es ist lange her, seit ich hier war. Damals waren wir fünfzig oder sechzig. Ich erinnere mich nicht mehr genau.«

»Oh«, entfuhr es Skudder. Er schluckte ein paarmal und versuchte zu lächeln, aber er brachte nur eine häßliche Grimasse zustande.

Auch Charity spürte einen eisigen Schauer. »Fünfzig oder sechzig ...« Sie hatten gesehen, was ein einziger dieser Männer anrichten konnte; fünfzig von ihnen waren genug, es mit einem ganzen Planeten aufzunehmen. »Ich schätze«, sagte sie, »damit haben Sie ein paar neue Partner gewonnen, Kyle. Ob es Ihnen gefällt oder nicht.«

Kyle schüttelte langsam den Kopf. Seine Stimme klang fast traurig. »So einfach ist das nicht, Captain Laird«, sagte er. »Ich kann nicht bei Ihnen bleiben.«

»Warum nicht?« fragte Charity. »Was sind Sie Daniel noch schuldig?«

»Es geht nicht um ihn«, antwortete Kyle. »Stone hat versucht, mich zu töten. Warum, weiß ich nicht. Aber es hat auch keinerlei Einfluß auf Ihre und meine momentane Situation. Ich kann nicht bei Ihnen und Ihren Freunden bleiben, ganz egal, ob ich will oder nicht. Ich wäre nur eine Gefahr für Sie. Und ich ... kann hier nicht leben.«

»Bisher tun Sie es«, antwortete Charity.

»Die erste und einzige Regel ist verletzt worden«, antwortete Kyle mit großem Ernst. »Kein Megakrieger darf nach seiner Ausbildung nach Shai zurückkehren. Unter gar keinen Umständen. Ich bin verpflichtet, mich selbst zu töten. Und vielleicht werde ich es noch tun.«

»Das ist der erste vernünftige Satz, den ich heute von dir höre«, sagte Gurk giftig. »Gib Bescheid, wenn du irgendwelche Hilfe brauchst, mein Freund.«

Seltsamerweise lächelte Kyle einen Moment lang.

Dann wandte er sich wieder Charity zu. »Ich kann nicht bei Ihnen bleiben«, sagte er. »Lassen Sie mich gehen. Ich gebe Ihnen mein Wort, Sie und Ihre Freunde nicht zu verraten.«

»Und dann?«

Kyle hob hilflos die Schultern. »Ich weiß es nicht«, gestand er. »Es ist ...« Er stockte, suchte einen Moment lang sichtlich nach Worten und blickte nacheinander Skudder, Net und dann Charity beinahe flehend an.

»Ich verstehe das nicht«, flüsterte er. »Ich müßte Sie gefangennehmen. Ich müßte die ... die anderen töten und Sie zu Stone zurückbringen. Und ich müßte mich ... mich selbst ... eliminieren. Die erste und einzige Regel ist gebrochen worden, und ich ...« Wieder brach er ab, und wieder machte sich eine Mischung aus Hilflosigkeit und Verzweiflung auf seinem Gesicht breit.

Es war ein beinahe erschütternder Anblick. Charity hatte mit eigenen Augen gesehen, wie dieser äußerlich so ganz normal erscheinende junge Mann mit dem Kindergesicht und den sanften Augen eine ganze Armee von Monstern besiegt hatte. Sie hatte am eigenen Leib gespürt, was es hieß, von einem Wesen wie ihm gejagt zu werden, einen Geschöpf, das ihre Spur mit der Unerbittlichkeit einer Maschine verfolgte und dabei seinerseits eine Spur aus Tod und Vernichtung hinterließ. Aber im Moment verspürte sie nichts als Mitleid mit Kyle. Der kalte Zorn war noch in ihr, aber sie begriff erst jetzt, daß er gar nicht Kyle galt, daß er ihm niemals gegolten hatte. Er hatte immer nur denen gegolten, die diesen Mann auf sie angesetzt hatten; Geschöpfe, die Menschen wie Schachfiguren behandelten, die sie nach Belieben hin- und herschoben und opferten.

»In Ordnung«, sagte sie.

Skudder blickte sie leicht verwirrt an, während Gurk wie unter einem Schlag zusammenfuhr und nach Luft japste. »Was soll das heißen - in Ordnung?!« kreischte er.

Charity achtete nicht auf sein Geschrei. »Gehen Sie, Kyle«, sagte sie. »Sie haben Ihr Wort gehalten. Die Frist, die ich von Ihnen verlangt habe, ist längst vorüber.«

»Bist du wahnsinnig geworden?« brüllte Gurk. »Er wird uns verraten! Er wird uns sofort an seine Brüder ausliefern!«

»Halt endlich den Mund, du Giftzwerg«, sagte Skudder. »Wenn er das wirklich gewollt hätte, hätte er uns längst erledigen können.«

Charity war ein wenig überrascht, denn sie hatte eher damit gerechnet, daß Skudder sich ihr widersetzte. »Sie können gehen, Kyle«, sagte sie noch einmal. »Aber Sie können auch bei uns bleiben. Ich vertraue Ihnen. Zusammen haben wir vielleicht eine größere Chance, hier herauszukommen.«

Kyle schüttelte traurig den Kopf. »Es gibt nur einen Ort, an dem Sie sicher sind«, sagte er. »Die Freie Zone. Es ist nicht mehr sehr weit bis dorthin. Mit ein wenig Glück schaffen Sie es.«

»Dann begleite uns«, sagte Net. »Zusammen schaffen wir es bestimmt!«

Kyle schüttelte abermals den Kopf. »Das kann ich nicht«, sagte er. »Ich kann ebensowenig dorthin, wie ihr dorthin könntet, wo ich hingehe.«

»Und wo ist das?« fragte Skudder.

Wieder deutete Kyle hinter sich. »Zur Basis«, antwortete er.

»Aber das bedeutet deinen Tod!« sagte Net erschrocken. »Du hast selbst gesagt, daß sie dich umbringen werden.«

Charity brachte sie mit einem raschen Blick zum Schweigen. »Genau das will er, Net.«

Kyle blickte sie fast verzweifelt an. Und Charity fuhr leise fort: »Ich habe doch recht, Kyle? Sie wollen zurück, um dort zu sterben. Nicht hier, in unserer Nähe, wo Sie uns gefährden würden, sondern möglichst weit entfernt von uns. Und wissen Sie auch, warum Sie das wollen, Kyle?«