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Er schlug mit der flachen Hand auf den Kolben der Waffe, die aus seinem Gürtel ragte. »Nehmen Sie diese Pistole hier. Sie wissen, wie sie funktioniert?«

Charity nickte wortlos. Sie hatte diese kleinen, mörderischen Insekten kurz nach ihrem Erwachen kennengelernt. Aber sie hatte bisher niemals Zeit gefunden, sich wirklich darüber Gedanken zu machen, woher sie stammten.

»Natürlich ist ein Laserstrahler effektiver«, sagte Barler. »Er ist wirkungsvoller, er reicht weiter, er hat eine größere Treffsicherheit - aber er hat einen kleinen, doch entscheidenden Nachteiclass="underline" Seine Munition vermehrt sich nicht von selbst. Sie brauchen eine ungeheure Technologie, um eine einzige dieser Waffen herzustellen. Diese Waffe wartet sich selbst. Vielleicht funktioniert die gesamte Technik auf ihrem Heimatplaneten so.«

Er zuckte mit den Schultern.

»Vielleicht benutzen sie keine Fahrzeuge, um von einem Ort zum anderen zu kommen, sondern große Tiere, in deren Körper sich entsprechende Höhlungen befinden. Vielleicht wohnen sie nicht in Häusern, sondern in riesigen Pflanzen, die nicht instandgehalten werden müssen, sondern sich selbst regenerieren. Vielleicht benutzen sie keine Funkgeräte, sondern telepathisch begabte Kreaturen ... Die Idee hat etwas Reizvolles, nicht wahr?«

»Sie hat etwas Entsetzliches«, murmelte Charity.

»Warum?« fragte Barler.

»Weil es entsetzlich ist, das Leben zu manipulieren«, antwortete Charity. »Es gibt gewisse Dinge, an die niemand rühren sollte.«

»Aber waren Sie denn nicht auf demselben Weg?« erkundigte sich Barler. »Nach allem, was ich gehört habe, gab es entsprechende Forschungen. Und erstaunliche Fortschritte.«

»Viele von uns waren der Meinung, daß man in dieser Richtung nicht weiter forschen sollte«, antwortete Charity.

Barler zuckte mit den Achseln. »Nun, die Ameisen scheinen es getan zu haben. Ich glaube, daß wir in dieser Hinsicht eine Menge von ihnen lernen können.«

»Um sie zu bekämpfen?« fragte Charity.

Barler seufzte. »Nein«, sagte er. »Ich bin froh, daß Sie das Thema ansprechen, Captain Laird. Sehen Sie, gestern abend, als wir diese Station fanden ...« Er brach ab und suchte einen Moment nach Worten. »Ich habe ein paar Dinge gesagt, die ich vielleicht besser nicht gesagt hätte.«

»Sie meinen, daß Sie sich jetzt endlich gegen sie wehren können?«

Barler nickte. »Ja. Es war falsch. Es ... tut mir leid.«

»Das heißt, Sie haben aufgegeben«, sagte Charity bitter.

Zu ihrer Überraschung lächelte Barler. »Es ist seltsam, nicht wahr?« fragte er. »Jetzt sind die Rollen vertauscht. Gestern haben Sie versucht, mich zurückzuhalten. Und Sie hatten recht. Wir können diesen Krieg nicht gewinnen. Vielleicht hätten wir es vor fünfzig Jahren gekonnt, aber jetzt nicht mehr.«

»Haben Sie mit Gurk gesprochen?« fragte Charity.

»Ja«, gestand Barler, »wir haben heute morgen miteinander geredet. Er ist ein komischer kleiner Kerl, aber in vielen Punkten hat er recht.«

»Wir sind nicht immer einer Meinung«, sagte Charity.

»Ich weiß«, antwortete Barler. »Und ich will auch nicht versuchen, Sie von irgend etwas zu überzeugen oder von irgend etwas abzubringen. Überlegen Sie sich nur sehr gut, ob Sie bei uns bleiben oder gehen wollen. Ich werde nicht versuchen, Sie irgendwie zu beeinflussen. Aber wenn Sie hierbleiben, dann akzeptieren Sie unsere Welt, so wie sie ist. Die Menschen hier sind glücklich. Und sie sollen es bleiben.« Er hob die Hand, als Charity ihn unterbrechen wollte. »Ich weiß, was Sie sagen wollen, Captain Laird. Und Sie haben mit jedem Wort recht. Aber auch ich habe recht, bitte, versuchen Sie das zu verstehen. Die meisten von uns sind hier aufgewachsen, und sie haben nie etwas anderes kennengelernt.«

»Dann werden wir sie verlassen, Barler«, entgegnete Charity ruhig. »Ich weiß noch nicht wie, aber irgendwie werden wir diese Mauer überwinden.«

»Ich glaube sogar, daß Sie es schaffen«, antwortete Barler. »Aber Sie sollten es sich gut überlegen. Dort draußen erwartet Sie nichts anderes als der Tod. Hier wären Sie in Sicherheit.«

»Aber ich kann so nicht leben«, sagte Charity. »Und die anderen auch nicht.«

»Ist es hier so schlimm?« fragte Barler.

»Nein«, antwortete Charity bitter. »Nicht, wenn es einem nichts ausmacht, als ... als Spielzeug behandelt zu werden.«

»Es tut mir leid, daß Sie das so sehen.« Barler wirkte betroffen, fast traurig.

»Helen hat mir von dem erzählt, was Sie die Jagd nennen«, sagte Charity.

»Sie ist der Preis für unsere Freiheit.«

»Ein Preis, der zu hoch ist!« sagte Charity.

»Das ist Ihre Meinung«, erwiderte Barler ruhig. »Aber sie ist falsch. Ich glaube, eure Verkehrsunfälle damals haben mehr Menschenleben gefordert als unsere Jagden.«

»Aber wir haben diese Welt erschaffen! Vielleicht war sie nicht perfekt, vielleicht war sie nicht einmal gerecht - aber es war unsere Welt. Ihr seid nichts als Spielzeuge für sie! Sie bringen euch die, die sie für ihre Zwecke nicht gebrauchen können, und ihr päppelt sie hoch, damit sie ...« Charitys Stimme versagte. Sie atmete ein paarmal tief ein und aus, ehe sie fortfuhr: »Ihr seid nichts als lebende Zielscheiben! Dummys, an denen sie üben können!«

Barler starrte an ihr vorbei ins Leere. Ein sonderbar melancholisches Lächeln glitt über seine Züge, aber sein Blick war von Trauer erfüllt. »Wenn Sie wirklich so denken, Captain Laird«, sagte er leise, »dann ist es vielleicht besser, wenn Sie gehen.«

13

Kälte war das erste, was er spürte. Er öffnete die Augen, ohne etwas zu sehen, und im allerersten Moment überkam ihn ein Gefühl von Panik bei dem Gedanken, vielleicht nie mehr sehen zu können. Dann wurde ihm klar, wie albern diese Vorstellung war. Der Raum hatte keine Fenster, und die Beleuchtung war nicht eingeschaltet. Er senkte die Lider, konzentrierte sich für eine Sekunde, um sein Sehvermögen auf den Infrarotbereich einzustellen, und fand sich in einer Welt aus allen nur denkbaren Schattierungen wieder. Er lag noch immer auf dem Untersuchungstisch. Der große Bildschirm über ihm war ausgeschaltet. Kyle lauschte. Draußen auf dem Gang hörte er die regelmäßigen Atemzüge einer Dienerkreatur, die offensichtlich vor der Tür postiert war, ansonsten umgab ihn nur Stille.

Er war verwirrt. Seine Hand- und Fußgelenke waren mit dünnen Eisenringen an eine Metallplatte gefesselt; aber sie mußten wissen, wie wenig Widerstand ihm diese Fesseln entgegensetzen konnten. Trotzdem hatten sie keinen Wächter zurückgelassen. Und das konnte nur bedeuten, daß sie nicht damit gerechnet hatten, daß er erwachte.

Wieso war er dann wach? Die Maschinen der Herren begingen keine Fehler; so wenig wie die, die sie gebaut hatten und sie bedienten. Er versuchte, den Kopf zu heben, aber auch in seiner Kopfhaut steckten zahllose, dünne Nadeln, die ihn mit den Geräten, die den Untersuchungstisch an drei Seiten umstanden, verbanden. Kyle zögerte noch einmal einen Moment, dann ballte er die rechte Hand zur Faust und spannte prüfend die Muskeln an. Die dünne Stahlfessel an seinem Gelenk knirschte, und er spürte, wie das Metall zu zerbrechen begann. Kyle wußte, daß es kein Zurück mehr für ihn gab, wenn er jetzt seine Fesseln löste und von dem Tisch aufstand. Die Wahrscheinlichkeit, daß man ihn töten würde, war groß. Und trotzdem erschien die bloße Vorstellung, sich diesem Tod zu widersetzen oder gar einen Fluchtversuch zu unternehmen, im ersten Moment absurd. Für alles, was er bisher getan hatte, ließ sich eine Begründung finden, Stones Mordversuch an ihm, seine Verwirrung und sein Schrecken, als er sich an diesem verbotenen Ort wiederfand ... Wenn er sich aber jetzt von seinen Fesseln befreite, dann gab es dafür keine Erklärung mehr. Dann wurde er endgültig zu einem Verräter.