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Hinter Helen und den anderen war ein halbes Dutzend Ameisen erschienen. Und es waren keine gehorsamen Arbeiter mehr, sondern Krieger, die mit angelegten Waffen herangestürmt kamen!

Einer von Barlers Männern trat den Kreaturen entgegen, hob die Hand und brach mit einem überraschten Keuchen in die Knie, als das Geschöpf seine Laserwaffe auf ihn richtete und abdrückte.

Helen schrie entsetzt auf, während sich Net gedankenschnell auf Jean warf und ihn zu Boden riß und Gurk schreiend im Gebüsch verschwand. Charity warf Skudder ihren Laser zu, fuhr herum und nahm die Waffe an sich, die Barler sich über die Schulter gehängt hatte.

Plötzlich wimmelte es überall von Ameisen. Während Skudder, Charity und die Handvoll von Barlers Männern, die den unerwarteten Angriff überlebt hatten, das Feuer erwiderten und die Ameisen niederstreckten, stürmten aus dem Botschaftsgebäude immer mehr und mehr schwerbewaffnete Insektenkreaturen heran.

»Zurück!« schrie Charity. »Verteilt euch!«

Hastig zogen sie sich in den Schutz des Dschungels zurück. Auch drüben, auf dem Botschaftsgelände, blitzte plötzlich grelles Laserfeuer auf, als sich einige von Barlers Männern, die das Anwesen noch nicht verlassen hatten, plötzlich ebenfalls von den Ameisen angegriffen sahen.

Ein hohes, rasend schnell näherkommendes Heulen ließ sie aufschauen. Der Flammenteppich, den der explodierende Gleiter über dem Himmel ausgebreitet hatte, war erloschen, aber an seiner Stelle raste jetzt die zweite Flugscheibe direkt auf den Wald zu, wo Charity und die anderen Deckung gesucht hatten. Instinktiv preßte sie sich gegen den Boden und wartete darauf, daß der Gleiter das Feuer eröffnete. Aber statt dessen kippte die Flugscheibe über die linke Flanke ab und vollführte eine Drehung. Ein grellweißer Energieblitz schnitt dort durch die Luft und ließ eines der Häuser am Ende der Straße explodieren. Und eine Sekunde später jagte eine zweite, dreißig Meter durchmessende Flugscheibe über die Straße!

Ihr Anblick war so bizarr, daß Charity für einen Moment aufhörte, auf die heranstürmenden Ameisen zu feuern, und voller ungläubigem Staunen zusah, wie der zweite Gleiter die erste Scheibe verfolgte und auf sie schoß - und schließlich traf.

Der Treffer reichte nicht aus, das Schiff explodieren zu lassen, aber es wurde herumgewirbelt, trudelte einen Moment lang hilflos durch die Luft und begann schließlich mit immer schriller kreischenden Maschinen zu Boden zu sinken.

Charity wandte hastig den Kopf und schloß die Augen, als der Gleiter zwei oder drei Straßenzüge entfernt aufschlug und in einer ungeheuerlichen Explosion auseinanderflog. Eine Druckwelle fegte über den Wald, gefolgt von einer Woge kochender, glühendheißer Luft, die überall in den Häusern kleine, flackernde Brände entfachte. Charity preßte sich mit angehaltenem Atem gegen den Boden, dann sah sie auf und blinzelte aus tränenden Augen zur Botschaft hinüber.

Die Druckwelle hatte auch dort alles von den Füßen gefegt. Doch die Ameisen erhoben sich bereits wieder - und setzten ihren unterbrochenen Angriff fort, als wäre nichts geschehen!

Die wenigsten von ihnen erreichten die Straße. Wieder zerriß ein schrilles Heulen die Nacht, und plötzlich schwebte der Gleiter wieder über der Straße. Seine Laserkanonen blitzten auf und verwandelten das Botschaftsgebäude und die meisten Ameisen in kochende Lava.

Charity begriff, daß sie vielleicht doch noch eine letzte Chance hatten. Schnell sprang sie auf die Füße, rannte zu Skudder und Net hinüber und gab einen einzelnen Schuß auf eine Ameise ab, die den Angriff irgendwie überlebt hatte. Das Wesen verging in einem grellen Blitz, und fast im gleichen Augenblick feuerte auch Skudder und tötete die letzte verbliebene Ameise.

Dann war der Kampf vorüber. Die Straße und ein großer Teil des Botschaftsgeländes hatten sich in einen weißglühenden Teppich aus Flammen verwandelt, und die wenigen Gestalten, die sich im zuckenden Feuerschein erhoben, hatten eindeutig menschliche Umrisse. Trotzdem blieb Charity noch einige weitere Sekunden stehen und überzeugte sich davon, daß wirklich keine Gefahr mehr drohte, ehe sie ihre Waffe senkte und sich nach Helen umsah.

Das Mädchen hatte seine Deckung verlassen und war zu Barler hinübergeeilt. Als Charity sich ihr näherte, bemerkte sie, wie Barler sich zu regen begann. Aber sie verzichtete darauf, noch einmal auf ihn zu schießen, sondern ließ sich neben seiner Tochter niedersinken und richtete nur drohend die Waffe auf seine Brust.

Barler öffnete die Augen. Im ersten Moment war sein Blick leer, aber dann kehrte das Leben in ihn zurück, und er sah Charity mit einer Mischung aus Enttäuschung und Zorn an.

»Was ist passiert?« fragte er. Seine Stimme klang matt.

Charity zuckte mit den Achseln. »Das weiß ich nicht«, antwortete sie. »Aber irgend etwas scheint bei Ihren Freunden drüben auf der anderen Seite ziemlich schiefgelaufen zu sein.«

Das schrille Heulen des Gleiters, der abermals näher kam, ließ sie alle wieder aufschauen. Die riesige Flugscheibe glitt langsam über die Straße, schlug einen engen Kreis über den in Flammen stehenden Botschaftshof und gab noch einen letzten, einzelnen Laserschuß ab, der die Tür des Gebäudes traf und irgendwo in seinem Inneren etwas explodieren ließ. Dann schwebte der Gleiter tiefer.

Vielleicht war Charity die einzige, die nicht wirklich überrascht war, als die Tür des Gleiters aufglitt und eine Gestalt heraustrat. Gurk stieß ein überraschtes Keuchen aus, und auch Skudder fuhr zusammen und riß seine Waffe in die Höhe, aber Charity streckte rasch den Arm aus und drückte den Lauf des Gewehres wieder herunter.

»Nicht«, sagte sie.

Die Gestalt trat langsam die Metallrampe herunter, sah sich um und kam schließlich auf Charity zu.

Plötzlich fuhr Jean wie unter einem Hieb zusammen und stieß ein überraschtes Krächzen aus. »Der Kerl ist ... ein Jäger!« schrie er, während er anklagend auf die schlanke, dunkelhaarige Gestalt vor sich deutete. Auch einige der anderen Männer fuhren überrascht zusammen, und zwei, drei Waffen richteten sich auf Kyle, aber plötzlich erwachte auch Helen aus ihrer Reglosigkeit.

»Nein!« rief sie. »Schießt nicht. Ihr könnt ihm vertrauen!«

Charity sah das Mädchen überrascht an. Helen trat mit einem Schritt zwischen Kyle und die Männer, die auf ihn zielten, und sagte noch einmaclass="underline" »Schießt nicht.«

»Der Kerl ist ein Jäger!« wiederholte Jean.

»Aber er wird uns nichts tun«, erwiderte Helen. »Bitte glaubt mir!«

»Geh zur Seite, Helen«, verlangte einer der anderen Männer und hob seine Waffe.

Helen schüttelte den Kopf und machte ganz im Gegenteil eine Bewegung, die sie vollends in die Schußlinie brachte. »Wir können ihm vertrauen!« sagte sie.

»Einem Jäger?« antwortete Jean schrill.

»Ich kenne ihn«, erwiderte Helen. »Er hat mir schon einmal das Leben gerettet.«

Charity blickte das Mädchen verblüfft an. »Sie hat recht«, sagte sie dann. »Er wird uns nichts tun.«

Zögernd senkten auch die anderen ihre Waffen. Aber das tiefe Mißtrauen spiegelte sich deutlich auf ihren Gesichtern.

»Bitte beeilen Sie sich, Captain Laird«, sagte Kyle ruhig. »Wir haben nicht sehr viel Zeit. Wahrscheinlich sind jetzt schon ein paar Kampfschiffe unterwegs.«

»Du traust dem Kerl doch nicht etwa?!« kreischte Gurk mit überschnappender Stimme. »Das ist doch nur ein neuer Trick!«

»Ich glaube nicht, daß wir eine große Wahl haben«, antwortete Charity. Gurk wollte auffahren, aber Charity gab Skudder einen Wink, und obwohl der Hopi alles andere als überzeugt zu sein schien, daß sie recht hatte, packte er den Gnom, klemmte ihn sich kurzerhand unter den Arm und lief an Kyle und Helen vorbei die Rampe hinauf. Dann folgte ihm auch Net.