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Sie gab Clewell ein Signal, den Sender zu aktivieren. „Ich kann Sie verstehen, MacWong. Und ich bin sehr beeindruckt. Sind Sie wirklich nur so weit gereist, um mein Schiff zu zerstören? Sie können uns nicht mehr in Ihre Hände bekommen, Sie können uns nur noch im Vorbeiflug vernichten…“ Sie zögerte. MacWongs verblüffend blaue Augen betrachteten sie immer noch nichtssagend. Dann erkannte sie, daß die Schiffe des Demarchy, obwohl sie sich mit achthundert Kilometern pro Sekunden näherten, immer noch Millionen Kilometer entfernt waren; sogar das Licht brauchte eine halbe Minute, um die Distanz zu überbrücken.

Schließlich reagierte MacWong, indem er an ihr vorbei zu Abdhiamal blickte. Einen Augenblick lang sah sie Bedauern und Entschuldigung, doch dann nur wieder Triumph. „Ganz im Gegenteil, Kapitän Torgussen. Wir haben nicht den Wunsch, Ihr Sternenschiff zu vernichten — wenn Sie unseren Befehlen Folge leisten. Unsere Schiffe werden in etwa viertausend Sekunden an Ihnen vorüberziehen. Diese Zeit haben Sie zur Verfügung, ihren Antrieb lahmzulegen. Können Sie mir zu diesem Zeitpunkt nicht zufriedenstellend beweisen, daß Ihr Schiff bis zu unserer Rückkehr bewegungsunfähig ist, werden wir das Feuer eröffnen und es zerstören. Das Volk will Ihr Schiff intakt in die Hände bekommen. Sollte dies aber nicht möglich sein, werden wir es lieber zerstören als zulassen, daß es jemand anderem in die Hände fällt.“

Bertha stieß sich ein wenig von der Konsole zurück. „Wadie… er ist doch kein Narr.“ Die Ranger lag im Zentrum zweier Kiefer, von denen keiner etwas vom anderen wußte. Wenn sie sich um ihr Schiff schlossen, dann mußten sie sich auch gegenseitig vernichten. Sie ließ die Konsole los und zwang sich zu einem Lächeln. „Es tut mir leid, es Ihnen sagen zu müssen, aber Sie haben ebenfalls ein Problem, MacWong. Wir wären schon vor Ihrer Ankunft hier verschwunden, würde uns nicht ein anderer festhalten… Hand Nakamore, Sie hören doch sicher mit. Würden Sie bitte auch einen Kommentar abgeben?“ Sie wartete und genoß ihre bittere, vergebliche Befriedigung.

Clewell grunzte. „Die Ringschiffe veranstalten eine Bildübertragung, die wir uns nicht entgehen lassen sollten…“ Auf einem weiteren Abschnitt des Schirms erschien ein Schwarzweißbild. Der Kontrollraum des Ringschiffes war klein, die Männer lagen auf Liegen angeschnallt, neben denen es vor Instrumenten wimmelte: ein Bild aus den Kindertagen der Raumfahrt. Ein untersetzter Gürtelbewohner, auf dessen Helm als Insignien die diskanischen Ringe zu erkennen waren, saß direkt vor der Kamera. Sein Gesicht war grimmig, Bartstoppeln verunzierten es. „Hier spricht Hand Nakamore von der Großen Harmonie. Meine Flotte hat das Sternenschiff in ihre Gewalt gebracht. Wenn es Ihren Befehlen gehorcht, werden wir es zerstören. In unserem Besitz befinden sich mehrere Fusionsbomben aus der Zeit vor dem Krieg. Sollten Sie uns davon abhalten wollen, das Schiff zu übernehmen, werden wir Sie ebenfalls bombardieren.“

Bertha sah fragend zu Wadie.

„Er könnte die Bomben haben. Überbleibsel vom Krieg.“ Wadie musterte die gestickte Verzierung seines Jacketts. „Wenn er sie in MacWongs Flugrichtung dirigieren könnte, müßte er nicht mal sehr genau zielen, auch wenn die Männer des Demarchy erst nach einer Megasek an den Folgen der Strahlung zugrunde gingen. Solche Dinge kamen während des Krieges vor… todgeweihte Männer, die ihren letzten Kampf ausfochten. Auf diese Weise bekamen wir drei intakte Fusionsschiffe…“ Er hob den Blick. „Nakamore wird niemals zulassen, daß das Demarchy die Ranger bekommt — und wenn er selbst dabei sterben müßte.“

Bertha sah Anzeichen der Verblüffung auf MacWongs Gesicht, die ihn verrieten, sah offensichtlichen Unglauben im Gesicht des Kommandanten und in dem von Esrom Tiriki. Während sie zusah, wurden sie von Haß und Zorn verdrängt, und sie hörte, wie MacWong zu einer zornigen Antwort ansetzte.

„Und daher werden wir alle sterben, wie sie auch… wie ganz Himmel.“ Ihre Stimme wurde lauter. „Und wofür? Das ist Irrsinn…“

„Glauben Sie, das wissen sie nicht?“ Wadie kam auf sie zu und berührte sie fast wieder. „Sie wissen das so gut wie wir. Aber sie sind genauso hier gefangen wie wir. Alles, was in den letzten zweieinhalb Gigasekunden seit dem Krieg passiert ist, die ganze Furcht und die Frustration, hat darauf hingesteuert… Es mußte so enden. Ihr eigenes Lied sagt es auch: ,Niemand verändert die Welt geschwind.’“

Sie wich vor ihm zurück. „Das Volk muß zu einer Veränderung bereit sein! Es hätte nicht so enden müssen. Wenn es möglich gewesen wäre, ihnen zu zeigen, daß es immer weitergeht, daß es eine Zukunft gibt… Es könnte immer noch eine geben, aber nicht einmal Sie wollen das erkennen. Sie haben ganz recht, sie wollen den Tod… Selbstmord ist die ultimative Selbstsüchtigkeit, und ich habe selten ein Volk gesehen, das dazu mehr bereit gewesen wäre.“ Sie löste ihren Sicherheitsgurt und wich vor ihm zurück, ihr Atem ging keuchend. Die heftige Bewegung hatte ihr Schmerzen verursacht. „Ihr verdient es nicht besser! Zum Teufel mit euch allen!“

Er umklammerte ihr Handgelenk. Rasend vor Zorn bemerkte sie, wie Shadow Jack ihr aus dem Weg ging und herüberstarrte, während Wadie sie wieder zurück zum Schirm zerrte. „MacWong, Raul, hier ist Wadie Abdhiamal. Ich möchte mit Ihnen reden.“

Nakamore begrüßte ihn, und Bertha glaubte, ein Lächeln gesehen zu haben. MacWong brach seine Rede ab: „Tut mir leid, Abdhiamal. Sie sind ein toter Mann. Sie haben dem Demarchy nichts mehr zu sagen.“ MacWong wandte mit einer kaum sichtbaren Drehung seines Kopfes den Blick ab. Bertha sah an ihm vorbei und betrachtete Tiriki.

„Wenn Sie mir nicht zuhören, werden wir über kurz oder lang alle tot sein! Und nur wegen dieses Schiffes, auf das Sie ebensowenig ein Recht haben wie Nakamore oder ich. Um Gottes willen, MacWong, in diesem Schiff befanden sich sieben Personen, die dreihundert Lichtjahre von einem anderen System hierhergereist sind, und fünf von ihnen sind bereits tot, nur seinetwegen. Und jetzt wollen Sie auch noch den Rest vernichten, zusammen mit den besten Schiffen, über die das Demarchy und die Ringe noch verfügen? Ihr seid alles, was von Himmels Gürtel noch übriggeblieben ist, und eure eigene Gier entzieht euch die Lebensgrundlage. Ihr tötet euch selbst, weil ihr Angst vor dem Sterben habt. Wenn wir das Sternenschiff übernehmen, werden wir Himmels Gürtel damit nicht retten, sondern es wird unseren Untergang nur noch beschleunigen. Aber das muß nicht geschehen.“ Er nickte Bertha zu, die an seiner Seite wartete und ihn überrascht ansah. „Diese Menschen kamen, um mit uns zu verhandeln, weil sie sich davon selbst ein besseres Leben versprachen. Und ungeachtet aller Dinge, die wir ihnen angetan haben, sind sie dazu immer noch bereit. Dort draußen existiert ein ganzer Weltenverbund, der durch Handelsbande miteinander verknüpft ist, damit keine einzige Welt jemals in die Falle gerät, in die Himmel getappt ist. Sie könnten uns retten. Himmels Gürtel kann wieder zu seiner einstigen Größe gelangen — wenn wir uns ihnen anschließen.“ Er suchte den Schirm nach Anzeichen beginnender Reaktionen ab. „Laßt das Sternenschiff Himmel verlassen, anstatt es zu zerstören. Das Ziel ist dann zwar immer noch in weiter Ferne, aber wir haben nichts zu verlieren und alles zu gewinnen.“

„Du hast Djem fast davon überzeugen können, daß kalt heiß ist, Wadie.“ Bertha suchte nach Spuren des Spotts in Nakamores Gesicht und war überrascht, keine zu finden. „Aber dieses Mal klingen deine Worte sogar für mich vernünftig… Ich will das Sternenschiff nicht vernichten, ebensowenig wie meine eigenen Schiffe. Wenn ich aus meiner Zwickmühle kommen könnte, indem ich das Schiff verschwinden ließe, würde ich es tun. Wie die Dinge sich entwickelt haben, sehe ich es als das beste an, das Schiff außerhalb der Reichweite von uns allen zu schaffen… Dabei ist mir nicht entgangen, daß wir euch nur aus dem Grund in unserer Gewalt haben, weil diese Frau, Kapitän Torgussen, wie sie es versprochen hatte, nach Lansing zurückgekommen ist.“ Nakamore bedachte Bertha mit einem Blick überzeugten Respekts. „Ich glaube, sie wird auch wiederkommen, um uns allen zu helfen.“