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„Bertha…“ Wadie wandte den Blick nicht vom Schirm ab. „Ich habe keine Ahnung, wie ich dieses Schiff retten kann. Aber ich kenne einen Weg, uns selbst zu retten. Wir können die Ranger verlassen und mit der Lansing 04 auf Lansing landen. Nakamore will nur, daß dieses Schiff vernichtet wird, er will nicht unser Leben. Wenn wir unsere Anzüge anlegen, können wir es alle schaffen.“

„Nein.“ Bertha preßte die Arme gegen die schmerzenden Muskeln ihres Magens. „Ich werde die Ranger nicht verlassen. Aber ihr anderen könnt gehen. Ihr habt keinen Grund zu bleiben. Rettet euch.“

„Was meinen Sie damit. Sie wollen dieses Schiff nicht verlassen?“ Wadie wandle sich vom Schirm ab und umklammerte die Lehne ihres Stuhls. „Es ist nur ein Schiff, Bertha, es kann nicht Ihr Leben kontrollieren. Sie sind nicht daran gekettet.“

„Sie verstehen immer noch nicht, nicht wahr? Nach all der Zeit. Das ist mein Schiff. Ich habe es mitkonstruiert und mitgebaut. Seine Mannschaft waren Leute, die ich liebte… und diese Reise bedeutete alles für uns — die Zukunft unserer Welt. Alles darin verbindet mich mit meinem Volk, meiner Vergangenheit, meiner Heimat. Ich will nicht alles verlieren, ich will nicht ewig an dem Ort leben, an dem dies alles passiert ist. Ich will so nicht leben.“

„Wer offenbart nun ultimative Selbstsüchtigkeit?“

Sie preßte die Lippen aufeinander. „Außer mir wird es niemandem weh tun…“ Doch als sie sein Gesicht sah, erkannte sie, daß das nicht stimmte.

„Nun, was ist mit… mit Clewell?“

„Was ist mit mir?“ Clewell hob fahrig den Kopf von der Funkkonsole. „Ich habe keine Lust, die Ranger wegen dieses überdimensionalen Schlackehäufchens dort unten zu verlassen.“

„Verdammt, Sie machen sie nur noch störrischer. Warum sagen Sie ihr nicht, daß sie unrecht hat?“

„Sie ist meine Frau, nicht mein Kind. Sie hat das Recht, ihre eigene Entscheidung zu treffen. Wie ich auch. Ich… ich habe schon zu lange gelebt, wenn ich das herbeigesehnt hätte. Mein Körper kennt die Wahrheit bereits.“ Er schloß wieder die Augen. „Und jetzt laßt mich in Ruhe, auf diese Entfernung ist es auch ohne euch schwer genug, den Funkverkehr des Demarchy zu empfangen.“

„Hoffentlich hilft es uns wenigstens.“ Wadie zog sich zur Konsole zurück und massierte seine verkrampften Nackenmuskeln. „Nun gut, dann… werde ich auch bleiben. Ich glaube, ich habe das Recht dazu. Ich habe wegen dieses Schiffes alles verloren, was mir lieb und teuer war.“

Bertha erstarrte und zwang gewaltsam jegliche Emotionen aus ihrer Stimme. „Sie können mich nicht erpressen, meine Meinung zu ändern, Wadie.“

Er verbeugte sich feierlich. „Das ist auch nicht meine Absicht. Aber gestatten Sie mir das Privileg, meine eigene Entscheidung treffen zu dürfen, wo Sie von mir schon erwarten, daß ich Ihre akzeptiere. Ich sterbe lieber als Märtyrer denn als Verräter.“

Sie grub die Fingernägel in das Fleisch ihrer Handflächen. Danke. „Nun gut. Also werden nur zwei auf Lansing landen.“

Bird Alyn hob den Kopf von Shadow Jacks Schulter, in dessen Arme sie sich geschmiegt hatte. „Nein, Bertha. Wir gehen nicht.“

„Hört zu…“

„Nein“, sagte Shadow Jack. „Wir haben für Lansing getan, was wir konnten. Aber für uns kann niemand mehr etwas tun. Wir würden gerne eine Weile zusammen sein… bevor man uns endgültig trennt.“ Er warf einen Blick zur Tür.

„Ich verstehe.“ Sie nickte. Als sie zu sprechen begann, hörte sie ihre eigene Stimme kaum. „Dann kommt her, ihr beiden.“ Sie schwebten gehorsam zu ihr hin. Bertha nahm einen goldenen Reif von einem Finger jeder Hand. Dann nahm sie ihre beiden linken Hände und streifte sie über dünne, ausgestreckte Finger, einen geraden und einen gekrümmten. Sie legte ihre Hände ineinander, um zu verhindern, daß die Ringe wieder davonschwebten. „Kraft meiner Autorität als Kapitän dieses Schiffes erkläre ich euch hiermit rechtmäßig zu Mann und Frau… Möge eure Liebe so tief sein wie die Dunkelheit und so strahlend wie die Sonne.“

Ihre Hände umklammerten ihre eigene einen Augenblick, und sie spürte Shadow Jacks Zittern. Sie wandte sich ab und hörte nur noch, wie sie den Raum verließen. Clewells Augen glitten zärtlich über ihr Gesicht. „Pappy, laß das Funkgerät einen Augenblick in Ruhe. Wir müssen diesen Leuten einigen Wasserstoff hierlassen.“

Noch siebzehnhundert Sekunden bis zum Zusammentreffen.

Aus dreihundert Kilometern Entfernung war Lansing ein grünlich schimmernder Halbmond in der Schwärze. Weit genug entfernt, hoffte Bertha, daß die verheerenden Feuer ihm nichts anhaben konnten. Nach allen Seiten hin breitete sich Leere aus, die die Lichtjahre bis zu den fernen Sternen erfüllte. Die Ranger war erbaut worden, solche Entfernungen zu überwinden, mit einer Geschwindigkeit, die der des Lichts sehr nahe kam. Nun würde das Schiff sie niemals mehr überwinden können… es war wie eine leckgeschlagene Barke an den finsteren Gestaden Himmels gestrandet, gefangen von primitiven Schiffen mit primitiven Waffen — letzte Ironie des Schicksals.

„Fünfhundert Sekunden“, sagte Wadie. Rusty hatte sich gemütlich in seiner Armbeuge zusammengerollt und wusch einen ausgestreckten Fuß.

Bertha zündete ihre Pfeife an und inhalierte das vertraute, beruhigende Aroma des Rauches. „Dann wird das erste Schiff an uns vorbeiziehen… die anderen werden in Hundert-Sekunden-Intervallen folgen… Aber das spielt keine Rolle, wir können MacWongs Forderung jetzt ohnehin nicht mehr nachkommen.“

Plötzlich kicherte Clewell selbstvergessen.

„Großer Gott, Pappy, worüber lachst du denn?“

Er schüttelte entschuldigend den Kopf. „Über die Reaktion des Demarchy auf Nakamores Rede — über ihren Zorn, so genannt zu werden, wie sie es verdienen.“

„Übertragen Sie es“, sagte Wadie seltsam gespannt. „Ich möchte es hören.“

Statische Störgeräusche, vermischt mit einzelnen, zusammenhanglosen Wortfetzen, kamen aus dem Lautsprecher. Clewell drehte die Lautstärke kleiner. „Tut mir leid, auch mit einiger Übung bedarf es einiger Anstrengung, einen Sinn darin zu erkennen.“

Vierhundert Sekunden.

Er nahm den Kopfhörer ab. „Mein Gott, Bertha. Ich glaube, sie wollen tatsächlich eine Abstimmung durchführen! Eine Abstimmung… ob sie uns ziehen lassen sollen!“

Bertha stieß sich aus ihrem Stuhl ab und konnte sich gerade noch an der Kante der Konsole festhalten. „Pappy!“ keuchte sie. „Kannst du den Empfang verbessern?“

„Ich versucht. MacWongs Schiffe sind inzwischen nahe genug, wir könnten im Funkbereich des Demarchy sein.“ Bertha sah ein Bild, das man infolge der Störung kaum erkennen konnte, erkannte das Symbol einer bedeutenden Entscheidung. Ein hellgelbes Band war am unteren Bildrand zu sehen.