Выбрать главу

Die Wirkung war sensationell. Der Flugverkehr kam zum Stillstand, und in der sommerlichen Wärme, die uns zu um­schmeicheln begann, schliefen wir alsbald ein, wie zwei Spio­ne, die aus der Kälte kamen.

Gleich am Morgen rief ich Schlomo an. »Hören Sie«, sagte ich. »Diese Klimaanlage -«

»Schon gut, schon gut.« Er ließ mich gar nicht ausreden. »Wir nehmen sie zurück und refundieren Ihnen den vollen Kaufpreis.«

Eine halbe Stunde nach diesem Gespräch erschienen die bei­den Vierschröter, montierten die Höllenmaschine ab und er­klärten sich bereit, das himmelblaue Loch, das in der Mauer zurückgeblieben war, gegen Erlag von 1000 Shekel zuzumau­ern. Ich feilschte nicht. Ich bin ein guter Verlierer.

Es brauchte einige Zeit, ehe wir uns an die Ruhe ringsum gewöhnten. Aber, wie schon gesagt: Der Mensch gewöhnt sich an alles.

Als wir bald darauf ein mit uns befreundetes Ehepaar besuch­ten, schlug uns beim Betreten der angenehm kühlen Wohnung das vertraute Dröhnen einer startfertigen Boeing 747 an die Ohren.

»Das Ding ist erst heute vormittag montiert worden«, schrie mir die Frau des Hauses entgegen. »Aber wir haben die Firma Pronto bereits verständigt, daß wir's zurückgeben. Wir verlie­ren eben die Installationsgebühr. Immer noch besser.«

Ich trat an die Maschine heran. Der Besänftigungshebel war abgebrochen.

Als Fachmann erkannte ich das auf den ersten Blick. War mir doch erst vor wenigen Absätzen ein gleiches widerfahren.

Schlomo retirierte gegen die Rückwand des Büros und mach­te verzweifelte Anstrengungen, sich aus meinem Würgegriff zu befreien. Aber ich ließ erst locker, als er zu seinem Ge­ständnis ansetzte.

«Mit den Klimaanlagen läßt sich ja nichts verdienen«, stöhn­te er. »Die Einfuhrzölle und die Steuern sind zu hoch. Das einzige, was Geld bringt, ist die Installation und das Zumauern der Löcher.«Ich drehte ihm den Arm auf den Rücken und drängte ihn in den Lagerraum. Mein Verdacht bestätigte sich: Das ganze Inventar bestand aus einer alten Boeing. Daneben hockten die beiden Vierschröter und kauten an je einem Sala­mibrot.

Schlomo senkte den Kopf.

»Jawohl, wir verkaufen immer denselben Apparat, und am nächsten Tag wird er abmontiert. Ich gebe es zu. Aber schließ­lich muß ich ja von irgend etwas leben. Ich habe eine Frau. Ich habe Kinder. Ich habe eine Freundin...«

Warum die »Pronto Klima-Anlagen Ges.m.b.H.« trotz anhal­tend gutem Geschäftsgang plötzlich Konkurs ansagte, konnte sich zunächst niemand erklären, auch der Eingeweihte nicht. Keinesfalls lag es daran, daß der potentielle Käuferkreis be­reits erschöpft gewesen wäre. Das geht nicht so schnell.

Geduldige Nachforschungen ergaben folgenden Tatbestand: Schlomo hatte seinen Flüsterkasten nach Bat Jam verkauft, an den Nestor der Siedlung, einen der ältesten noch lebenden Einwanderer überhaupt, und hatte am nächsten Tag vergebens auf den üblichen Anruf gewartet. Als auch tags darauf nichts dergleichen geschah, wurde er von Panik erfaßt und rief sei­nerseits an.

»Ist der Apparat nicht ein wenig lärmend?« erkundigte er sich.

»Leider«, antwortete der greise Pionier. »Für Freitag abend bin ich schon vergeben.«

Der Mann war stocktaub. Und Schlomos Boeing, die einzige ihrer Art, war aus dem Verkehr gezogen.

Der Kampf mit dem Installateur

Eines friedlichen Vormittags wurde der Wasserhahn in unse­rer Küche undicht und begann zu tropfen. Ich eilte sofort zu Stucks, dem einzigen Installateur in der Gegend, um ihn an das Krankenlager unseres Hahns zu bitten. Es war jedoch nur Frau Stucks zu Hause, die mir versprach, daß Stucks zu Mittag kommen würde. Als Stucks auch am frühen Nachmittag nicht gekommen war, ging ich wieder zu ihm. Zu Hause war nur Frau Stucks. Sie sagte mir, sie hätte Herrn Stucks gesagt, daß er zu uns kommen solle, aber Herr Stucks hätte nicht zu uns kommen können, weil er zu jemandem anderen gehen mußte. Er würde jedoch am frühen Abend zu uns kommen.

Stucks kam am frühen Abend nicht und nicht am späten, und als ich zu ihm kam, war niemand zu Hause. Von den Nachbarn erfuhr ich, daß das Ehepaar Stucks ins Kino gegangen sei. Ich steckte einen Zettel ins Schlüsselloch: Herr Stucks möchte bitte am nächsten Morgen zu uns kommen, weil unser Was­serhahn einer Reparatur bedürfe.

Als ich am Morgen aufwachte und Stucks noch nicht da war, ging ich zu ihm. Ich erwischte ihn beim Verlassen seiner Wohnung. Er behauptete, daß er sich gerade auf den Weg zu mir machen wollte, aber da er mich jetzt sowieso getroffen hätte, wäre ich vielleicht damit einverstanden, daß er erst mit­tags zu mir käme, weil er vorher noch zu jemandem andern gehen müsse. Er würde um eins kommen, sagte er. Ich fragte ihn, ob er nicht um halb zwei kommen könnte, da ich um eins noch auswärts zu tun hätte. Nein, antwortete er, leider, seine Zeit sei zu knapp, entweder um eins oder gar nicht.

Ich wartete bis drei, und als er nicht kam, ging ich zu ihm. Er war nicht zu Hause. Seine Frau versprach mir, nach seiner Rückkehr dafür zu sorgen, daß er am nächsten Morgen oder spätestens gegen Mittag kommen würde.

Stucks kam weder am nächsten Morgen noch gegen Mittag.

Als ich zu ihm kam, saß er beim Mittagessen und sagte, er hätte nicht kommen können, weil er so viel zu tun hatte, aber jetzt sei es endlich soweit, er würde nur noch rasch etwas es­sen und käme in einer Stunde.

Ich wartete bis zum Abend. Stucks kam nicht. Deshalb ging ich zu Stucks. Diesmal war niemand zu Hause. Ich setzte mich auf die Türschwelle, um zu warten. Gegen Mitternacht er­schienen Herr und Frau Stucks. Ich fragte ihn, warum er mich bis in die Abendstunden vergebens hatte warten lassen. Weil er bis jetzt beschäftigt gewesen sei, sagte Stucks. Aber ich sollte mir, sagte Stucks, keine Sorgen machen, er käme ganz bestimmt morgen früh um halb sieben. Ich fragte ihn, ob er nicht um sieben kommen könnte. Nein, sagte er, völlig ausge­schlossen, halb sieben oder gar nicht. Schließlich einigten wir uns auf 6 Uhr 45.

Um zehn war er noch immer nicht da. Was tun? Ich ging zu ihm. Seine Frau - er selbst war nicht zu Hause - versprach mir, zu meinen Gunsten bei ihm zu intervenieren. Als ich fortging, lief sie mir nach und erkundigte sich, wer ich sei und was ich wolle. Ich sagte, daß unser Wasserhahn in der Küche ständig tropfe und ob Herr Stucks nicht endlich kommen könnte, um ihn zu reparieren. Wenn Herr Stucks versprochen hätte, zu kommen, sagte Frau Stucks, dann käme er ganz bestimmt.

Da er bis zum Mittag nicht kam, suchte ich ihn auf. Er saß gerade beim Mittagessen und stellte mir sein Kommen in Aus­sicht, sobald er fertig wäre.

»Wissen Sie was?« sagte ich. »Ich warte hier auf Sie.«

Stucks beendete in aller Ruhe seine umfängliche Mahlzeit, stand auf, gähnte und streckte sich. Es täte ihm leid, sagte er, aber er sei gewohnt, nach dem Essen ein wenig zu schlafen. Damit verschwand er im Nebenzimmer. Ich blieb sitzen.

Um sieben Uhr abends gab mir Frau Stucks auf Anfrage be­kannt, daß ihr Gatte schon längst das Haus verlassen habe, durch die Hintertüre. Aber wenn er zurückkäme, würde sie ihm sagen, ich hätte auf ihn gewartet.

Allmählich wurde mir bewußt, daß dieses ewige Hin und Her zwischen meinem und seinem Haus zwecklos war. Ich be­schloß, bei Stucks sitzen zu bleiben. Um neun Uhr abends kam er und bedauerte, infolge der Hitze völlig vergessen zu haben, daß es mich überhaupt gab.

»Was wünschen Sie von mir?« fragte er.

»Herr Stucks«, sagte ich, »wenn Sie nicht zu uns kommen wollen, dann sagen Sie's doch. Ich kann meinen tropfenden Wasserhahn ja auch von einem anderen Installateur reparieren lassen.« Stucks war betroffen.